Phex Vademecum
Auf grauen Pfötchen
In klassischem grau kommt das Phex Vademecum, das nun achte Gebetsbuch für Das schwarze Auge daher mit einem Fuchskopf auf dem Cover. Auf der Rückseite ist wie bei den restlichen Vademeci auch „Das schwarze Auge“ und „Ulisses Spiele“ aufgedruckt.
Hier haben wir im Gegensatz zu den letzten beiden Vademeci (Firun und Tsa) wieder ein recht klassisches Büchlein, zumindest auf den ersten Blick mit den üblichen Inhalten zum entsprechenden Gott, geschrieben für einen jungen Anhänger der entsprechenden Kirche. Auf den zweiten Blick offenbart sich das Büchlein aber neben dem eigentlichen Inhalt auch als kleines Rätselheft mit kryptischen Buchstaben und Zahlenfolgen, die immer mal wieder im Text oder quer am Rand stehen.
Nach einem kurzen Vorwort beginnt das Buch mit Gebeten zu Ehren des Herrn Phex. Hierbei sind allerdings nicht nur textuelle Gebete, wie etwa ein Gebete aus dem Orden der Mada Basari oder ein norbadisches Handelsgebet, sondern auch ein Bild mit einem Gebet auf Atak und sogar ein Würfelspiel aus dem Svelltland zu finden und somit viele verschiedene Möglichkeiten auch für Charaktere, die nur phexensgläubig sind.
Weiter geht das Bändchen mit Hinweisen zu den Liturgien. Begonnen wird mit den klassischen 12 Segnungen und allgemeinen Liturgien und dann natürlich zu den Phexliturgien hinüber gewechselt. Mit 40 Seiten ist dies tatsächlich das längste Kapitel des Vademecum. Die Liturgien selbst sind nicht einfach nur blanke Texte, die man dann herunter beten sollte, sondern vor allem stehen dazu auch Informationen wie die Phexkirche diese einsetzt und was drum herum auch noch gemacht wird, so etwa beim Grabsegen, bei dem erklärt wird, wie ein Phexgeweihter den Toten seinem Gott nahe bringen kann, auf das er zu einem Stern werde. Für Spielleiter interessant dürfte der Abschnitt über ‚Göttliches Zeichen‘ sein. Denn dort stehen nette Beispiele von solch göttlichen Fingerzeigen, die man auch wunderbar im eigenen Abenteuer verwenden kann. Und auch zur Tiergestalt stehen hier einige Informationen drin, besonders eben, das es nicht „die“ Tiergestalt gibt, da Phex in vielen Gestalten auftritt. Somit ein wirklich praktisches Kapitel, sowohl für Spielleiter, als auch für Spieler, die danach sicherlich eher wissen was genau was macht und wie man das einsetzen kann.
Das dritte und ebenfalls sehr klassische Kapitel aus der Vademeci Reihe ist über das Gefolge und die Halbgötter von Phex. Natürlich mit Texten zu Nandus (und Rohal und Borbarad), Aves und Mada, aber eben auch zu bekannten Persönlichkeiten der Phexkirche, die durch eine bestimmte Tat oder ihr Verhalten eine Platz in den Erzählungen und Legenden der Phexgeweihten bekommen haben, wie etwa Jirtan Orbas, der Gründer Phexcaers, aber auch die Stoerrebrandts als Beispiel für ein Handelsimperium.
Als nächstes folgen die heiligen Artefakte des Phex und das Kapitel beginnt auch gleich mit einem oder vielleicht dem größten davon: Dem Schattenraum. Dieser Text ist allerdings verschlüsselt.. was er besagt.. man weiß es nicht. Es folgen dann noch weitere Artefakte, die Kennern des schwarzen Auges zu einem Großteil bekannt sein dürften, wie etwa die durch die Computerspiele berühmte Axt Sternenschweif oder Calamans Hand, welche der vierte Gezeichnete trug.
Der Aufbau der Phexkirche ist ein eher kurzes und prägnantes Kapitel, welches kurz die Ränge der Kirche vorstellt, die Ausbildung eines neuen Graulings, eine phexische Spätweihe und über die Tempel berichtet, welche ja offen und verborgen sein können. Zu letzteren werden Tipps gegeben, wie man diese finden kann (und somit natürlich zeitgleich Tipps für den Spielleiter, wie er seine Spieler darauf hinweisen kann).
Natürlich hat die Phexkirche auch verschiedene Orden und über diese handelt dann das sechste Kapitel. Die beiden bekanntesten davon wird der Kenner schon gehört haben: Die Mada Basari (jüngst eine wichtige Rolle in Schleiertanz und Schleierfall), oder die Nachrichtenagentur Nanduria (nicht zu verwechseln mit der irdischen Webseite..). Aber neben diesen bekannten gibt es auch noch geheime Untergruppen, welche allerdings lediglich mit Zitaten beschrieben werden und nicht durch Erklärungstexte.
Die Prinzipien der Phexkirche mögen nicht so starr sein wie jene der Praioskirche, vorhanden sind sie aber dennoch und jeder Phexgläubige sollte sich an jene halten. Welche das sind, führt dem Leser das siebte Kapitel vor Augen und zeigt damit zunächst wie vielfältig eigentlich ein phexischer Charakter sein kann, da Phex eben nicht nur Dieb und Handel bedeutet, sondern etwa auch die Kunst die Sterne zu deuten oder mit Magie umzugehen. Am Ende gibt es noch einen Abschnitt über Verführungen durch den zwölfgöttlichen Widersacher, welcher die Verführungen dieses Erzdämons noch einmal klar und deutlich nennt.
Das vorletzte IT Kapitel beschreibt den Phexglauben auf dem gesamten Kontinent. Den Phex ist nicht gleich Phex. Wo er im Mittelreich als Händler und Diebesgott verehrt wird, steht der Witz und Schalk in Thorwal im Vordergrund und bei den Nivesen wird er mit Rotschweif, einem der Himmelswölfe gleichgesetzt. Dies ist also genau das richtige Kapitel für eine Übersicht, falls es nicht der Standard-Phexgeweihte-Mittelreicher sein soll, sondern eben vielleicht ein heimlicher Geweihter aus Mengbilla.
Das letzte IT Kapitel offenbart dann noch ein paar Geheimnisse der Phexkirche.. oder berichtet zumindest über diese, wie den berühmten Orkenhort oder die Schattenpfade, welche eine große Rolle im Abenteuer Steinerne Schwingen spielen. Auch über die Mystik der Zahlen wird berichtet und jeder Leser, welcher ein bisschen was mit Mathematik am Hut hat wird wohl schmunzeln über die abfälligen Bemerkungen über die sogenannte Zholvastik, welche versucht den Zufall zu berechnen, der doch eindeutig in Phexens Pfötchen liegt.
Aber wie spielt man denn nun einen Phexgeweihten? Wie in jedem Vademecum gibt es auch hier ein OT Kapitel, welches Spieler und Spielleiter diese Sache näher bringt. Und das ist bei Phexgeweihten gar nicht so einfach. So wird im Text auf die verschiedenen Formen eines Phexgeweihten (offen, versteckt IT, versteckt OT, pseudoversteckt OT) eingegangen und jeweils Beispielcharakterkonzepte genannte, aber auch Ideen gegeben wie man gerade dieses „versteckt“ ausgestalten kann, so das ein bisschen Mysterium um den Charakter bleibt. Auch wie man die Tugenden eigentlich im Abenteuer ausgestaltet und welche Ziele so ein Phexgeweihter haben kann, wird genannt. Außerdem gibt es noch zwei neue Liturgien (Phexens Verteidigung, Sechs Leben des Mungos – letztere erwähnt in der zweiten Kurzgeschichte des Aventurischen Boten 168) und den Hinweis wie man mit neuen Liturgien als Spielleiter umgehen soll (da neue Liturgien aus anderen Kulturen bei der Phexkirche nicht einfach zu erlernen sind).
Fazit:
Hier haben wir – im Gegensatz zum letzten Vademecum – wieder eines, welches sich vortrefflich dazu eignet von einem Phexgeweihten Spieler im PnP oder sogar LARP mit sich geführt zu werden. Die enthaltenen Texte sind (bis auf das letzte Kapitel natürlich) so gehalten, als hätte es ein Lehrer für seinen Schüler geschrieben, eben inklusive einiger Rätsel, die der junge Geweihte gefälligst irgendwann zu lösen hat. Diese sind es allerdings auch, die wohl die Lesermeinung spalten werden. Wo die eine Hälfte diese Idee sehr gelungen findet und vor allem passend, wird die andere wohl sagen, dass es eher schlechter Stil ist, dort Texte zu ‚verrätseln‘, welche der Leser eigentlich direkt lesen möchte – zumal es sehr einfach ist einen Text so zu verschlüsseln, dass keiner darauf kommt, aber eben weit schwieriger das so zu machen, dass es hart, aber erfolgsgekrönt ist.
Sieht man aber einmal davon ab, ist dieses Vademecum auf jeden Fall ein Gewinn für einen Phexgeweihtenspieler/ dessen Spielleiter, da viele nette Ideen enthalten sind um diesen lebendiger zu machen und durch das OT Kapitel auch sinnvolle OT Tipps gegeben werden (es wird sogar direkt dazu gesagt, dass viele Spieler es wohl nicht so dolle finden, wenn sie im Dunkeln gelassen werden als Spieler bei so etwas).
Großes Lob geht hier auch an die Illustratoren, welche wirklich passende und stimmungsvolle Bilder zum Vademecum beigesteuert haben.
Mit freundlicher Unterstützung in Form eines Rezensionsexemplars von der Ulisses-Spiele GmbH und dem F-Shop.
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