De Bello Britannico
Eine Rezension aus den Chroniken der Engel von Infernal Teddy
Rollenspiel
Engel 2.0
Traumsaat
Mater Ecclesia
Himmel über Aachen (Caninus)
Romane:
Hiobs Botschaft
Terra Nova – Der Schwur des Sommerkönigs 1
Terra Incognita – Der Schwur des Sommerkönigs II
Homini Lupus (Caninus)
Deus Vult (Caninus)
Apocalyptica (Caninus)
Apocalyptica
Sonstiges:
Pandoramicum
In The Nursery – Engel
Nachdem wir zuletzt uns mit den beiden Romanen beschäftigt haben, welche die Invasion der Britannischen Inseln durch die Angelitische Kirche aus der Sicht angelitscher Spione und Engeln betrachtet, wenden wir uns heute dem dritten Teil der „Britannischen Trilogie“ zu, dem Quellenbuch De Bello Britannico, welcher die Invasion aus spielerischer Sicht von Anfang bis zum Ende beleuchtet. Schauen wir also, was zum Schlag gegen die Inselen geführt hat, wie der Krieg auf beiden Seiten geführt wurde, und welche Folgen sich aus der Invasion für die Chroniken der Engel ergeben.
Das Buch liegt als Softcover vor, eines von zweien in der ganzen Reihe, wenn man die Ordensbücher außen vor lässt. Optisch ähnelt es den anderen Büchern der Chroniken, mit einer Kombination aus weißen und goldenen Flächen auf dem Umschlag, mit dezent eingesetzter schwarzer Schrift. Auf dem Cover wurde außerdem keltisches Knotenwerk als Zierelement eingesetzt, inklusive etwas, das man je nach Interpretation als Kreuz sehen könnte, oder als Engelsdarstellung, ebenfalls in Knotenwerk. Vom layout her entspricht dieses Buch dem Standard, den Feder & Schwert innerhalb der ganzen Reihe gehalten hat, mit sehr vielem Weißraum und stimmungsvollem Artwork. Einziger Kritikpunkt, den ich hier habe sind die beiden Karten, welche im Buch enthalten sind, und für wenig mehr als einen sehr, sehr groben Überblick taugen, aber das ist ja ein Vorwurf, den ich bei Engel immer wieder erhebe.
De Bello Britannico unterteilt sich in fünf Kapitel, zu denen sich noch die Einleitung und ein Anhang gesellen. Die Einleitung bietet eine grobe Übersicht über den Inhalt der einzelnen Kapitel, und weist darauf hin das sich das Buch zwar an Spieler und Spielleiter richtet, Spieler aber nur bestimmte Kapitel lesen sollten. Ich überspringe bei diesem Buch wie auch bei den bisherigen Engel-Büchern die kurzen Fiktionsfragmente, so das wir uns direkt mit dem ersten Kapitel beschäftigen können. Dieses präsentiert uns die Britannische Kultur, und ihre Religion, und schon sind wir auch an der ersten Stelle, an der ich als Exilbrite etwas… angefressen werde. Das die Gesellschaft in Stände aufgeteilt ist, macht mir weniger Gedanken, schließlich kann man das sehr schön als Weiterführung des Konzepts der „Social Class“ betrachten, welche auch heute noch vieles vom sozialen Miteinander auf den Inseln prägt. Womit ich ein wesentlich größeres Problem habe ist die Religion, welche hier präsentiert wird. Das vereinigte Königreich sit ein christliches Land, mit der Anglican Church als die Staatskirche. Man hätte also sehr schön einen Religionskrieg aufziehen können, mit zwei „Sekten“ der Angelitischen Kirche im Widerstreit gegeneinander. Aber statt dessen hat man entschieden das aus irgend einem Grund man einen neuen Druidenkult aufgebaut hat, welcher geleitet wird von Hexenzirkeln.
This is, politely speaking, stupid.
Jedenfalls ist Britannien aufgeteilt in Thanedomes, welche jeweils von einer Doppelspitze gelenkt werden, einem Thane und einer Dru. Zwar entsprechen die Thanedoms in etwa den heutigen Shires, aber da sich die Thanes als Stellvertreter des Sommerkönigs verstehen ist der Titel durchaus angemessen. Worin sich die Britannier außerdem von den Bewohnern des Festlands unterscheiden sind ihrer eher kapitalistische Ausrichtung – die Britannier haben sogar eigenes Papiergeld! – ihre ketzerische, demokratische Mitbestimmung und, was für die Angelitische Kirche möglicherweise das Schlimmste sein dürfte, die weite Verbreitung der Fähigkeit zu Lesen und Schreiben. Ebenfalls in diesem Kapitel bekommen wir vieles über die Religion der Dru und damit der Britannier erzählt. Im Prinzip ist das neue Druidentum eine schamanistische Religion, welche überall Geister sieht. Kern des Kultes sind aber vier mythologische Figuren, der Sommerkönig, welcher zurückkehren soll, wenn die Inseln seines Schutzes wieder bedürfen, und die Winterkönigin, die in ihren drei Aspekten Maid, Mutter und Vettel von den Dru in ihren heiligen Hainen verkörpert wird.
Nachdem wir aber einen brauchbaren Einblick in das Leben der Britannier erhalten haben, wird es Zeit sich der Inseln selbst anzunehmen, das Thema des zweiten Kapitels. Ich habe ja bisher von den Thanedoms gesprochen, aber die wichtigste Unterteilung der Inseln sind die „Terries“, der vier Territories, welche das heutige Vereinigte Königreich ausmachen: England, Wales, Schottland und Irland. Die einzeln Regionen werden inklusive ihrer jeweiligen Kulturen untersucht und beleuchtet, und es zeichnet sich hier eine interessante Alternative zum Rest Europas als Spielort ab, vor allem weil hier noch die Inseln gezeigt werden wie sie vor der Invasion waren – mit deutlich mehr Technologie als es das Festland noch hat, inklusive Eisenbahnen! Ich bin auch begeistert davon, das sich mal jemand daran erinnert hat das es Wales gibt, und das Wales eben NICHT ein Teil Englands ist, aber… „Wales liegt auf dem südöstlichen…“ Hat da jemand nicht aufgepasst? Kann da jemand keine Karten lesen? Hier findet sich auch eine Chronologie der Inseln vom Veitstanz bis zum Beginn der Angelitischen Invasion.
So, jetzt haben wir zwei Kapitel über die Inseln vor dem Krieg hinter uns, jetzt geht es an den Krieg selbst. Das dritte Kapitel beleuchtet wie beide Seiten an den Krieg herangehen, und welche Straegien und Streitkräfte hier zum Einsatz kommen. Der Krieg wird dabei nicht nur aus der Sicht der Armeen und Soldaten betrachtet, sondern es wird auch hinter den Schlachtreihen geschaut, um zu sehen wie die Zivilbevölkerung mit dem Krieg umgeht. Wichtigster Teil dieses Kapitels ist allerdings die detaillierte und umfassende Chronik, welche den Verlauf der Invasion betrachtet, von den beginnenden Vorbereitungen im Dezember des Jahres 2655 bis zum offiziellen Ende im Dezember 2657. Dabei wird jede Phase des Krieges Schritt für Schritt durchgesprochen, mit einer Betrachtung der wichtigsten „Schauplätze“ der Handlung, inklusive Abenteuerideen, wodurch dieses Kapitel nicht zu einer einfachen Chronik verkommt, sondern zu einem sinnvollen Outline für eine Kampagne. In einem der Seitentexte erfährt der geneigte Spielleiter auch den Grund für die Invasion: Einen großen Vorrat an neuer Tätowiertinte, welche für die Erschaffung neuer Engel verwendet werden könnte…
Wer sich an unsere Besprechungen zum Schwur des Sommerkönigs erinnert, weiß vermutlich noch das einer der Protagonisten, Joel, dem geheimnisvollen Engelsorden der Sarieliten angehörte. Wer darauf gehofft hat, Regeln für das Spielen dieser Sänger und Spione zu bekommen, wird an dieser Stelle fündig. Hier werden die Regeln – soweit man beim Arkana-System von „Regeln“ sprechen kann – präsentiert um diese Diener des Herren zu spielen, zusammen mit ihren Kräften, ihren Tätowierungen, und auch den Orden, welche diese Engel ausbilden und unterstützen. Ursprünglich dazu auserkoren, um auf den selten gewordenen Flugscheiben der Kirche als Chöre zu dienen, und um ihre kämpfenden Brüder und Schwestern zu unterstützen, werden sie heute eher als Spione und Agenten eingesetzt, um den Feinden der Kirche auf die Spur zu kommen. Wie man sich vorstellen kann basieren die Kräfte der Sarieliten auf ihren Stimmen, mit denen sie allerdings nicht nur ihre Verbündeten unterstützen oder Anwesende kontrollieren können – diese Engel können ihre Stimmen sogar als Waffen einsetzen.
Das fünfte Kapitel beschreibt dann alle Charaktere, welche im Buch erwähnt werden, inklusive Hintergrund, Motivationen, ihr Schicksal während und nach der Invasion, und natürlich auch mit Werten für das d20-System. Auch die Charaktere aus den beiden Romanen finden hier Einzug. Abgerundet wird das Buch durch einen Anhang mit den Regeln, welche benötigt werden um Charaktere während der Invasion zu spielen, inklusive der Werte für die Sarieliten.
Fazit:
Und wie findet der Exilbrite jetzt De Bello Britannico? Erstaunlich gut. Wie gesagt, ich finde den neuen Druidenkult langweilig und faul – man hätte hier sehr viel mehr mit einer „alternativen“ Kirche erreichen können, womit sich auch einige Geschichten hätten spielen lassen, die sich so in Engel eher schwer spielen lassen. Aber abgesehen von diesem Kritikpunkt haben Feder & Schwert mit diesem Band einen hervorragenden Rahmen für eine ausgedehnte Kampagne oder zwei geschaffen, mit fast allem, was man zum spielen benötigt – alles, was hier vielleicht noch gefehlt hätten, wären fertige Abenteuer gewesen. Gleichzeitig haben sie mit diesem Buch und den beiden dazugehörigen Romanen die Welt der Chroniken der Engel um eine interessante Facette erweitert.
Nächstes mal verlassen wir die Britanischen Inseln wieder, und wenden uns den Ereignissen am anderen Ende Europas zu…
Infernal Teddys Infinite Playlist: Anarchy in the UK – The Sex Pistols
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