V20 Kompendium

Eine Rezension aus der klassischen Welt der Dunkelheit von Infernal Teddy

Eines der Finanzierungsziele, die beim Crowdfunding der Jubiläumsausgabe von Vampire: die Maskerade erreicht wurden, war das V20 Kompendium. Eine Sammlung von ergänzendem Material zur V20, welches seinen Weg nicht mehr in den dicken grünen Wälzer fand – ich muss zugeben das ich die Entstehungsgeschichte der Zusatzmaterialien zur V20 nicht ganz verfolgt habe, aber meines Wissens nach wurde dieses Buch auch im englischen über Crowdfunding finanziert. Es gab einen offenen Entwicklungsprozess für das Material, mit Input von den Fans, worauf auch in der Einleitung eingegangen wird, aber für das Endprodukt ist das eigentlich uninteressant. Schauen wir uns mal das Kompendium mal an.

Das Kompendium, welches uns von Ulisses Spiele als PDF zur Verfügung gestellt wurde, ist 17,1 MB groß, und 82 Seiten lang. Mir erscheint das als eine recht geringe Seitenzahl, zumal zum Zeitpunkt, zu dem der Rezensent diese Besprechung verfasst, der Preis der Druckfassung noch nicht bekannt ist. Die Illustrationen des Kompendiums sind zum Teil in Schwarz Weiß, zum Teil in Farbe, und sind ebenso durchmischt bei der Herkunft – bei manchen handelt es sich um Bilder aus älteren Editionen und Quellen, bei anderen handelt es sich um ganz neue Stücke. Das Cover dürfte das beste neue Cover der V20 sein. Vom Layout her gilt für das Kompendium alles, was bereits schon für die Jubiläumsausgabe gesagt wurde.

Das V20 Kompendium besteht neben der Einleitung aus vier Kapitel und einem etwas nervigen Anhang. Das erste dieser Kapitel beschäftigt sich mit den verschiedenen Titeln, die ein Kainit erwerben kann, und was diese Titel denn bedeuten. Eröffnet wird dieser Abschnitt mit einem erfrischend angenehmen Aufsatz über Titel und in welchem Zusammenhang diese mit Status stehen – bloß weil ein Vampir einen tollen Titel hat heißt das nicht, das er auch einen hohen Status innerhalb der Gesellschaft der Verdammten hat, und umgekehrt. Danach werden die Titel der verschiedenen Sekten beleuchtet, zusammen mit den Kosten zu denen sich diese Titel erwerben lassen. Einige dieser Titel sind natürlich alte bekannte, wie den Hüter des Elysiums, oder dem Paladin, andere sind neu und zum Teil sehr interessant, wie dem Dux Bellorum (Die Kriegsherrn der Camarilla), die Eques der Inconnu, oder die neuen, allgemeinen Titel die jedem Charakter – mit Zustimmung des Erzählers – offen stehen, wie dem Konsul oder dem Eschatologen (Der hätte meinem LARP-Charakter gut zu Gesicht gestanden, verdammt…). Als letztes bekommen wir hier eine Vorstellung der Caitiff in der Art, wie die Clans es in der V20 selbst bekommen hatten – wobei hier die Kainiten gemeint sind, welche keine Ahnung haben wo sie herkommen, nicht die “politischen” Caitiff die von ihrem Clan ausgestoßen wurden.

Kapitel Zwei trägt den Titel “Eine Hand wäscht die andere”, und beleuchtet ein Thema das in vielen Runden eigentlich viel zu kurz kommt: das komplexe System der eigentlichen Währung unter den Verdammten: den Gefallen. Das Gefallen zwischen Kainiten hin und her geschoben werden ist gerade uns alten Hasen ja schon länger bekannt, aber was es denn genau mit dem Gefallen als Währung auf sich hat, wie diese Gefallen als Währung verwendet werden – indem man zum Beispiel einen Gefallen “weiterverkauft” – oder welche Rolle die Harpien bei der Einhaltung der Schuld erfüllen ist nach der Erfahrung des Rezensenten bei den meisten neueren Spielern bestenfalls als nebulöses Konzept vorhanden. Da kommt dieses Kapitel gerade Recht, in dem nicht nur dieses System erklärt und an einigen Stellen mit optionalen Regelmechanismen untermauert, sondern auch betrachtet, wie die einzelnen Sekten dieses Konzept im Alltag ausleben.

Das Thema des dritten Kapitels ist die moderne Technik, und wie unsterbliche Monster mit dem ständigen Wandel umgehen. Um ehrlich zu sein habe ich mir von diesem Kapitel am wenigsten erwartet, und wurde am deutlichsten Überrascht – hier wird tatsächlich der Unterschied zwischen der Welt, in der Maskerade als Spiel entstand und unserer heutigen Welt am deutlichsten zu erkennen, mit vielen Hinweisen auf Dinge, die man als Spieler vielleicht nicht bedenken würde, aber auf die ein Kainit achten müsste, um die Maskerade zu wahren. Ich kann mir durchaus vorstellen das es einige Spieler geben wird, die bei der Lektüre dieses Kapitels sich denken werden “Aber so Sachen WEIß man doch, ist doch Alltag!”. Dem kann der Rezensent nur erwidern das es für den Leser vielleicht so sein mag, aber es gab ganz bestimmt keine Antiterrorgesetze, Massenvernichtungswaffen oder den größten Feind aller amerikanischer Vampire, die IRS, als dein Jahrhunderte alter Supervampir noch atmete, und das sind Dinge auf die auch ein Vampir achten sollte. Definitiv ein Kapitel das man sich zumindest als Spielleiter an lesen sollte.

Das letzte Kapitel trägt den Titel “Eine Welt der Dunkelheit”, und ist gewissermaßen eine Hommage an die beiden Bücher, die diesen Titel trugen – hier werden verschieden Orte vorgestellt, welche gewisse Bedeutungen für die Kinder Kains haben, wie Hunedoara, die Kathedrale des Fleisches, der Succubus Club, oder das Laboratorium des Dr. Netchurch. Dieses Kapitel fand ich eigentlich am wenigsten Interessant – klar, es ist eine nette Erinnerungshilfe für diejenigen von uns, die schon eine Weile dabei sind, aber für diese Locations sehe ich in der Praxis einfach zu wenig Anwendungsmöglichkeiten. Abgeschlossen wird der Band durch vier Seiten mit Hinweisen darauf, was denn hier geschnitten wurde, bevor es seinen endgültigen Weg in diesen Band finden konnte, und warum das der Fall war – und um ehrlich zu sein sehe ich hier nichts, das man sonderlich vermissen dürfte.

Fazit:
Puh. Okay, fangen wir mal an: Das V20 Kompendium enthält auf jeden Fall eine Reihe von sehr guten, interessanten und spielbereichernden Texten. Gerade bei den Kapiteln zwei und drei hätte ich mir gewünscht, das diese direkt ihren Weg in das V20 Grundregelwerk gefunden hätten. Wenn ich mir allerdings ansehe, das Ulisses hier für ein 82 Seiten starkes PDF 12,99 € haben wollen, dann finde ich das schon ein wenig… viel. Mir ist natürlich bewusst das die Lizenz bezahlt werden muss, der Übersetzer, das Korrektorat und Lektorat, und so weiter, aber es bleibt natürlich ein ungutes Gefühl dabei zurück. Also: Gut ist das V20 Kompendium auf jeden Fall – ob es sich lohnt muss man mit sich selbst ausmachen. Mir wäre es für den Inhalt und der Seitenzahl zu teuer gewesen.

Mit freundlicher Unterstützung in Form eines Rezensionsexemplars von der Ulisses-Spiele GmbH und dem F-Shop.

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