Das Leben eines Gezeichneten – Teil 97

Rohals Versprechen - Teil 19

9 Rondra
Wir erreichten – inzwischen wieder mit einem halbwegs klarem Kopf, der hoffte, dass es den anderen meine Schweigsamkeit nicht aufgefallen war – das Osttor Gareths etwa zur Mittagszeit und mussten mitten durch die Innenstadt reiten um zur Stadt des Lichts zu gelangen. Es musste irgendein Feiertag sein, denn obwohl ich mir viel Gedränge vorgestellt hatte, war es doch vermutlich ungewöhnlich voller Händler und Stände.
Am Tor der Tempelstadt ließ man uns ohne große Probleme ein, und teilte uns mit, dass wir sogar erwartet wurde. Wenn man mal ignorierte, dass sie das Ganze zu Ehren eines Gottes gebaut hatten, war es ein wirklich prachtvolles Gelände, wenn auch für meinen Geschmack etwas zu glänzend. Wir wurden zunächst in Richtung Haupttempel geführt und ich fürchtete schon das Schlimmste, aber bogen dann kurz vorher zum Archiv ab. Dort empfing uns eine absolut unsympathische Bibliothekarin, die uns zu dem Schriftstück führte in dem der vermeintliche Kelch Erwähnung gefunden hatte. Ich durfte mir nichtmal die restlichen Gänge ansehen! Im Text stand nicht wirklich etwas genaues drin, aber es musste sich wohl um Ereignisse zur Zeit der ersten Dämonenschlacht handeln, bzw. kurz davor, da es sich bei demjenigen, der die Autorin vor einem Magier gerettet hatte, wohl um Hlutar handeln musste. Aber wirklich neue Erkenntnisse ergaben sich nicht aus dem Schriftstück. Ich wagte es dann zaghaft anzufragen, ob ich auch andere Bücher begutachten könnte – dachte dabei natürlich an jene von der Praioskirche als zu gefährlich eingestufte – aber auch das wurde mir – gut es wunderte mich jetzt nicht sehr – verwehrt.
Also blieb uns nichts anderes übrig als zu hoffen, dass die Rondrageweihten hier mehr über Hlutar wussten und vielleicht sein Grab sogar kannten, so dass wir dort suchen konnten. Gerade aus der Tür des Archivs geschritten trat uns ein gänzlich grauer Mann entgegen, welcher wohl auch etwas nachlesen wollte.
Am Rondratempel angelangt konnte man uns allerdings nur sagen, dass wir dazu die erste Tempelvorsteherin befragen müssten, weil sie diejenige war, welche sich mit dem Thema beschäftigt hatte, und gerade beim Stadtarchiv weilte, so dass wir uns schon wieder auf den Weg durch die Innenstadt machen mussten.
Am Archiv angelangt – der Archivar öffnete erstaunlich schnell seine Tür – musste ich feststellen, dass es jener Mann gewesen war, den wir zuvor schon in der Stadt des Lichts gesehen hatten. Er führte uns in die Eingangshalle in der einige Bilder von früheren Archivaren hingen. Was an sich schon merkwürdig war. Weit merkwürdiger allerdings waren die Augen der Leute auf den Bildern, die alle irgendwie seltsam zu starren schienen. Ob es dem jetzigen ebenfalls so ging konnte ich nicht sehen, da er eine dunkel gefärbte Lesebrille trug. Auf meine Frage hin behauptete er jedoch, dass es eine erblich bedingte Augenkrankheit sei.
Auf eine Frage Leowulfs bezüglich der Geweihten entgegnete er, dass sie schon wieder zurück zum Tempel sei, er uns aber vielleicht dennoch weiterhelfen könnte. Ich fragte darauf hin nach einem Buch über die erste Dämonenschlacht und er überreichte mir eines über die Dämonenbrache in dem aber leider auch nichts wirklich wichtiges stand, so dass wir das Archiv wieder in Richtung Rondratempel verließen.
Aber dort war die Geweihte nicht angekommen was an sich nur den Schluß zu ließ, dass sie von uns fern gehalten werden sollte und von daher entweder auf dem Weg oder im Archiv abhanden gekommen war.
Also machten wir uns wieder auf den Weg. Dieses Mal mit etwas mehr Blick für kleinere Sachen, denn vielleicht fand sich ja eine Spur der vermissten Geweihten. Allerdings war es in dem Gewühle auf den Straßen beinahe unmöglich irgendetwas zu finden, zumal jegliche Spur letztlich von hunderten Füßen innerhalb der nächsten Stunde davongetragen wurde. Der Dieb fand dennoch etwas, wenn gleich es auch komisch wirkte. Eine Art Blutfleck auf dem Boden neben einer Seitengasse auf den er uns aufmerksam machte und den ich aus lauter Verzweiflung mit einem Umgebungsodem bewarf. Was ich damit zu sehen bekam, wunderte mich dann allerdings doch leicht. Etwa fünf fliegende Gestalten in der näheren Umgebung, vermutlich Gotongi. Also wollte hier wohl doch wer was ausspionieren. Ich teilte es den anderen in einem Nebensatz mit und versuchte einen von ihnen zu übernehmen. Was wieder nicht gelang. Ärgerlicherer Weise. Worauf ich zunächst einmal etwas zu Essen in der vollen Hauptgasse suchen ging. Wobei ich mich dann schon etwas irritiert fragte warum, denn immerhin schmeckte es mir in letzter Zeit eh nicht mehr wirklich und dieses Brot war überteuert und zusätzlich wie alte Sandalen.. obskur. Aber so konnte ich den Dämonen jedenfalls nicht begegnen und ich beschloß einen eigenen zu rufen um ihn für mich suchen zu lassen. Die anderen waren mir etwas verwirrt gefolgt und ich erklärte ihnen, dass ich kurz einige Augenblicke alleine benötigte und mich ihnen dann wieder anschließen würde.
Als ich mit dem Gotongi wieder in die Gasse kam – er warnte mich befehlsgemäß vor den anderen – versuchten sie immer noch die unsichtbaren Wesen irgendwie entdecken zu können und ich wiederum sie für sie sichtbar zu machen. Dann fiel mir das Auge ein und der Trick, den ich damals in Shamaham vollführt hatte. Ich wirkte also zunächst den Occulus aus dem Auge und dann einen Reversalis Blick in die Gedanken um die anderen – natürlich nur durch äußerste Konzentration und vielleicht durch die Hilfe der Artefakte aus Drakonia – sehen zu lassen was ich jetzt ganz deutlich sah. Leider brauchten sie etwas zu lange um sich mit der
neuen Perspektive auseinander zu setzten und die Dämonen war nicht so dumm, dass sie warteten, bis sie abgeschlachtet werden konnten. Einen erwischte der Dieb allerdings mit seinem Wurfdolch und Darken erledigte ihn dann – er platzte hässlich auf und besudelte Darken von oben bis unten und erklärte auch den Flecken den wir für Blut gehalten hatten… und sah dann dummerweise meinen Gotongi aus meinen Augenwinkeln und versuchte doch tatsächlich mit seinem großen Schwert direkt neben meinen Kopf zu stechen! Er erwischte ihn nicht, aber ich musste erläutern, dass ich ihn da hatte und dann auf Leos Bitten hin wegschicken.
Wieder auf der Hauptgasse überzeugte Darken einen der Händler davon ihm sein Tuch auszuleihen um sich zu säubern, während wir anderen uns schon mal auf den Weg weiter in Richtung Archiv machten.
Dort angelangt mussten wir feststellen, dass die Tür verschlossen war und auf unser klopfen hin niemand reagierte. Gut es war inzwischen dunkel, aber dennoch… Glücklicherweise sind verschlossen Türen selten ein Hindernis für Diebe und so konnten wir die Tür wenige Augenblicke später hinter uns schließen. Der Eingangsbereich lag dunkel und verlassen vor uns und wir teilten uns in zwei Gruppen auf um das Gebäude zu durchsuchen. Ich lief mit Darken die Treppe zu den Räumen hinauf, die anderen beiden wollten sich um den Rest unten kümmern. Die Räume oben waren bis auf einen recht unspektakulär, jener aber – wohl als Hauptwohnraum genutzt – war zum Großteil leer geräumt. Bis auf einen großen hölzernen Schrank. Der irgendwie komisch wirkte und bei näherer Betrachtung im Inneren einen Flecken aufwies an dem wohl mal ein Bild oder ein Spiegel gehangen haben musste. Nur um sicher zu gehen sah ich ihn mir mit einem Odem und Analys an um dann noch mehr irritiert ein paar Schritte zurück zu treten. Der Schrank war irgendwie mit Temporalmagie und der von Widharcal in Berührung gekommen, aber bevor ich dann noch weiter darüber nachdenken konnte hörte ich Schreie von unten. Ich rannte in Richtung der Geräusche und kam gerade rechtzeitig zwischen zwei Bücherregalen raus um zu sehen wie ein große Steinhaufen Leowulf zu Boden schlug. Gar nicht gut… Ich versuchte es mit einer Übernahme der Beherrschung, aber meine Kenntnisse die Golemmagie betreffend sind doch äußerst bescheiden – und für meinen Geschmack auch viel zu plump – als dass ich einen Erfolg hätte verbuchen können. Leider reagiert er wie alle anderen Wesen bisher auf meine Versuche und wollte nun mich angegriffen, war aber zum Glück langsamer als ich, so dass ich Zeit hatte nach oben zu laufen und mich dort im Schrank versteckt, zu paralysieren. Den er nach einigen Versuchen dann zwar zertrümmern konnte, aber mich zum Glück nicht und die anderen genug Zeit hatten um ihn in einen kleine Staubhaufen zu verwandeln. Ich hob meine Paralyse wieder auf und stellte entnervt die Frage wie es überhaupt dazu gekommen war und klar… natürlich hatte man mal wieder einfach irgendwas gemacht ohne jemanden mit Ahnung – mich – zu fragen. Sie hatten wohl den Eingang zum Keller des Hause gefunden auf dessen Falltür sich einige Symbole befunden hatten, die vom Dieb achtlos abgewischt worden waren und schon hatte sich das Dingen materialisiert und angegriffen… hoffentlich war es ihnen eine Lehre… und zumindest konnte man jetzt recht gefahrlos hoffte ich, nachsehen was den so furchtbar wichtig unten im Keller war.
Im Keller befand sich die Rondrageweihte, gefesselt und geknebelt – wie auch immer das geklappt hatte – die wir suchten. Sie wusste eigentlich auch nicht so recht warum das passiert war, konnte sich aber noch nicht so genau daran erinnern – lag vermutlich an der Kopfwunde – und wurde dann von uns zusammen mit Leowulf zurück zum Rondratempel geschleppt.

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