Das Leben eines Gezeichneten – Teil 87

Rohals Versprechen - Teil 9

10 Rahja
Früh morgens suchten wir den Hafen auf um von dort ein Schiff die Küste hoch zu nehmen und uns Weg zu sparen, wir fanden aber nur ein Schiff, welches nach Kuslik reisen sollte, aber immerhin etwa einen Tag würden wir einsparen. Auf dem Schiff machte uns Darken auf eine Thorwalerin aufmerksam, die er schon gestern Abend gesehen hatte und die ihm gefolgt war. Ob das nun stimmte oder nicht, sie machte jedenfalls keinen besonders auffälligen Eindruck.\\
Schon ein paar Stunden auf See – es ist wirklich furchtbar langweilig auf einem Schiff, zumal es beständig regnete – tauchten vor uns Höcker aus dem Wasser auf und die Mannschaft geriet in Panik. Sie fürchteten den Angriff einer Seeschlange, aber das Tier zog an uns vorbei und ließ uns unbehelligt. Noch immer auf diese Thorwalerin fixiert, suchte Darken das Gespräch wurde aber mit einigen anzüglichen Bemerkungen abgewiesen.
Da der Sturm immer weiter zunahm, sah der Kapitän kein weiteren Möglichkeiten mehr, als in den nächsten Hafen einzulaufen und dort das Ende des Sturms abzuwarten. Leowulf und Adaque hatten sich während des Sturms an Deck gestellt und wollten Adaques Waffe weihen, damit sie zukünftig bessere Chancen gegen Dämonen hätte und nachdem wir in den Hafen eingelaufen waren, erzählte mir Adaque das Leowulfs Schwert geleuchtet hätte als die Thorwalerin an ihnen einen Teil der Ladung Vorbeigetragen hatte. Das sprach eigentlich nicht für ein reines Gewissen. Andererseits leuchtet es auch nicht wenn ich in der Nähe stehe, aber
nachsehen sollten wir trotzdem. Nur war sie nicht mehr auffindbar, und die anderen Mitglieder der Mannschaft meinten, dass sie wohl schon an Land gegangen wäre.
Nachdem wir sie auch dort nicht antrafen und beschlossen hatten zurück zum Schiff zu gehen um sie dort nochmals zu suchen, sahen wir sie aus einer Seitengasse biegen und in Richtung Schiff gehen. Wir überholten sie, aber das Schwert zeigte keinerlei Reaktion. Sehr obskur. Wieder auf dem Schiff fasste ich das Schwert an um zu sehen was passierte und wie ich schon gedacht hatte war es der nun auf meine Hand konzentrierte Schmerz, den ich auch bei Tempeln
verspürte, so dass ich schnell wieder los ließ. Da also der Grund nicht die Person selbst gewesen war, konnte es ja nur noch an der getragenen Kiste gelegen haben und so begaben wir uns unter Deck um diese abzusuchen.
Ich weiß nicht warum ich den Geruch bemerkte, aber er wirkte so dermaßen penetrant, dass ich fast schon gezwungen war ihm zu folgen und so fand ich am Ende der Spur eine Kiste vor, die für die anderen keinerlei wahrnehmbaren Geruch absonderte. Wirklich merkwürdig und als ich gerade Leowulf das Brecheisen in die Hand legte, damit er die Kiste öffnen könnte um nachzusehen was den Geruch hervorgerufen hatte, trat die Thorwalerin den Gang heran und verbot uns, die Kiste zu öffnen. Natürlich störte mich das wenig und auch Leowulf wollte nun
wissen was es damit auf sich hatte. Die Frau verzog sich wieder und Leo öffnete die Kiste…
Es befand sich die Thorwalerin in der Kiste. Allerdings fein säuberlich in Einzelteile zerlegt. Da hatte wohl jemand die Chance genutzt uns zu begleiten. Warum die Leiche nicht vollständig entsorgt worden war, entzog sich jedoch meiner Vorstellung. Adaque und Leowulf liefen los um dem Kapitän Bescheid zu geben und ich machte mich daran die Todesursache der Person herauszufinden. Da es nur wenige große Teile waren, konnte ich die Person leicht wieder
zusammensetzten und sie war wohl erdolcht worden. Bestimmt keine angenehme Todesursache… Leowulf kehrte wieder zurück unter Deck und wollte die Nacht über für die Tote beten und ich begab mich zu meinem Schlafplatz.

12 Rahja – 13 Rahja
Die Thorwalerin tauchte nicht wieder auf und als wir etwa um die Mittagsstunde Kuslik erreichten und von Bord gingen folgte uns auch niemand. Wir nahmen uns Pferde und ritten los in Richtung Vinsalt.
Noch vor der Stadt erklärte uns der Dieb, dass er uns am nächsten morgen nach Vinsalt auf der Straßenkreuzung erwarten würde, da er die Stadt nicht betreten wollte. Vermutlich hatte man ihn hier mal als Dieb erwischt… bei dem Talent auch kein Wunder. Wir ritten jedenfalls weiter in die Stadt hinein und ließen uns am nächstbesten Gasthaus nieder um zu Abend zu essen. Auch hier erzählte man uns von den Doppelgängern und Adaque fing wieder an alle Leute anzustarren und
nach verborgenen Geheimnissen zu suchen. Und musste natürlich wieder auf mich und mein Seelentier zu sprechen kommen. Als hätten wir nicht andere Sorgen, hmm? Leo und Darken verabschiedeten sich nach dem Essen – sie wollten den Rondratempel aufsuchen – und wir blieben noch ein wenig dort sitzen. Darken kehrte schon nach einer kurzen Zeit wieder zurück, aber Adaque machte seltsame Andeutungen über sein Seelentier und so gingen wir – wie schon vorher vorgehabt – nach oben auf unser Zimmer und Darken auf das Zimmer nebenan. Adaque machte  weiterhin merkwürdige Andeutungen und behauptete das es überhaupt nicht Darken
wäre und so gingen wir hinüber ins andere Zimmer um ihn ein paar Fragen zu stellen.
Diese konnte er auch nicht sonderlich sinnvoll beantworten, aber leider wirkte mein Paralysis Zauber nicht wirklich und er griff an. Ich schaffte es zwar sein Amulett, dass ich für die Ursache des hohen Magierwiderstandes hielt, zu ergreifen und in Flammen zu setzten, aber er attackierte mich mit Ausformungen aus seinem Körper, die ihn eindeutig Calin`jaar zuwiesen und schaffte es schließlich sich rückwärts durchs Fenster zu werfen – mit mir. Unten auf dem Boden angelangt – zum Glück war es bloß ein Stockwerk – verflüchtigte er sich in eine Art schillernde Wolke und verschwand.

Ich lag noch immer am Boden eine Hand in Richtung Himmel erhoben, starrt dem sich langsam auflösenden Etwas hinterher. Verdammt! Dann rappelte ich mich auf und klopfte mir den Schmutz von der Robe bevor ich mich zur umstehenden Menschenmasse umsah. Wo kamen die denn her?
Die Masse wich erschrocken vor mir zurück. Einige wenige Personen schlugen Praiossymbole mit den Fingern in die Luft oder zeigen mit dem Finger auf mich. Ich musste einige ersichtliche Wunden haben.
Adaque, die mir hinterhergesprungen war, hingegen klopfte sich den Schmutz von der Kleidung, stemmte sich auf ihren Hammer und schaut mich fragend an.
“So. Und was nun? Hättest du nicht auch was machen können?”
Ich ignorierte sowohl die Menge an Leuten, als auch Adaque und ging wieder auf das Gasthaus zu.
In der Schankstube wand ich mich in Richtung Treppe um die obere Etage zu erreichen und im Zimmer nach dem Amulett zu sehen, das der Kerl um den Hals getragen hatte.
Das Amulett, leicht angeschwärzt, lag wie vermutete in einem kleinem Brandloch auf dem Boden.
Hoffentlich ist es nicht vollkommen zerstört worden. Ich hob das Amulett vorsichtig vom Boden auf um es näher zu betrachten.
Langsam entfernt sich eine ölige Substanz vom Amulett und tropfte zu Boden. Das Amulett selber war verrußt und an einigen Stellen eingebrochen, der Edelstein in der Mitte aus seiner Fassung gefallen und lag am Boden.
Wie seltsam. Nicht geschmolzen?
Ich hob auch den Stein vom Boden auf und versuchte ihn wieder in die Fassung zu stecken.

Es war nicht mehr zu gebrauchen und so legte ich mich enttäuscht schlafen.

14 Rahja
Noch während wir am Frühstückstisch saßen, kamen Leo und Darken zurück und Adaque berichtete ihnen knapp von unseren Erlebnissen. Wir beschlossen nichts weiter zu unternehmen – was denn auch schon – und brachen auf der Straße weiter nach Norden zu folgen. Etwa eine Meile außerhalb trafen wir den Dieb wieder und wenig später verabschiedete sich Adaque von uns, da sie eine andere Aufgabe erfüllen müsste, von er wir nichts wissen durften. Meiner Meinung nach war sie es einfach Leid mit uns zu reisen und wollte lieber auf eigene Faust Erkundungen einziehen. Na sie würde ja sehen was sie davon hatte.
Wieder hielten wir abends in einem kleinen Dorf inne – das Horasreich besitzt da wirklich praktische Wegabschnitte – und besprachen für die Zukunft ein Passwort mit dem wir herausfinden könnten, ob wir auch wir sind. Und interessanterweise betraten nach uns drei Personen die Schenke, die ziemlich genau so aussahen wie drei von jenen die uns suchten. Ich machte die anderen darauf aufmerksam und sie versuchten einige Blicke zu erhaschen, die der Zwerg wohl bemerkt haben musste, da er sich von seinem Platz erhob und nach draußen ging. Darken folgte ihm bis zur Tür, konnte aber nicht berichten wohin er verschwunden war. Nach kurzer Zeit kehrte er zurück und dann nach wiederum kurzer Zeit erhoben sich alle drei und
verschwanden nach draußen.
Mir wurde die Sache zu bunt, da Leowulf sich beständig geweigert hatte auch nur nachzufragen was sie hier so treiben würden, geschweige denn handgreifliche Maßnahmen, die mit Sicherheit angebracht waren, zu ergreifen, begab ich mich nach oben in unseren Schlafraum nur um festzustellen, dass jemand unser Fenster geöffnet hatte, aber sonst nicht weiter zu sehen war. Ich aktivierte meinen Widerwille wieder und verschwand unter dem Bett um von dort aus Erkundungen ein zu ziehen. Mit einem Odem ließ sich nichts weiter erkennen und als dann die
anderen das Zimmer betraten und mich nicht direkt vor fanden, begannen sie offensichtlich zu fürchten man hätte mich geraubt… lächerlich.
Ich wartet bis sie den Raum wieder verlassen hatten und begab mich unter dem Bett hervor in eine sitzende Position um noch mal mit einem Odem zu suchen ob nicht jetzt etwas magisches erkennbar sei. Aber noch immer zeigte sich nichts. Ich versuchte die letzte Möglichkeiten, die mir einfiel und rief einfach nach dem vermeintlichen Attentäter, aber einzig die anderen kehrten ins Zimmer zurück und so legte ich mich innerlich aufgewühlt von den Möglichkeiten, die jetzt
jemand anderes hätte, schlafen.
Mich weckte eine Berührung am Bein und noch immer das offene Fenster vor Augen entzündete ich das Bett mittels Brenne toter Stoff! und rollte mich Augenblicke später selbst heraus um nicht Opfer der Flammen zu werden. Im selben Augenblick sprang Darken auf und hieb mit seinem Dolch auf sein Bett. Es muss recht merkwürdig für die anderen beiden ausgesehen haben und ich konnte zunächst auch nicht erkennen auf was genau Darken einstach, aber als er dann den Dolch wieder hob, steckte dort eine kleine einheimische Spinne fest, die uns wohl jemand als
Geschenk dagelassen hatte. Ich wusste, dass sie schwere Halluzinationen und Schmerzen hervorrufen konnten, wenn sie den ihr Gift einbringe konnten und jene hatte augenscheinlich Darken erwischt, denn er erzählte etwas von Hörnern auf meinem Kopf und wollte immer wieder zu einem Heiler. Er kam jedoch nicht weit und blieb in der Tür liegen, so dass ich doch gezwungen war einen Klarum Purum zu sprechen um nicht unnötige Aufmerksamkeit auf uns zu ziehen.
Nachdem er sich wider halbwegs erholt hatte und in sein Bett zurückkehren konnte, traf mich die sicherlich interessante Idee doch weiter nach Spinne zu suchen und diese wenn möglich ihres Giftes zu berauben um es für gewisse Zwecke einzusetzen, die sich mit meinen Intentionen und denen eines anderen mit Sicherheit decken würden. Ich fand zwei weitere Spinnen, eine in einem kleinen Beutel, die andere unter Leos Bett vor und molk ihr Gift in eine kleine Glasphiole, die ich unten vor dem Feuer zu einem kristallinen Brei destillierte bevor ich mich wieder ins Bett legte.

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