Cybäria

Eine Anthologie um Plüschpunk, besprochen von Infernal Teddy

Cyberpunk ist in den letzten Jahren vermehrt im Gespräch gewesen, quasi eine Rückkehr in den Zeitgeist. Um so mehr freut es mich, wieder eine thematisch passende Anthologie aus dem Hause Begedia zu haben in der wir erneut… Moment… was? Die Anthologie heißt nicht Cyberia? Sondern Cybäria? Quasi “Plüschpunk”? Sehr cool! Also, reden wir über Cybäria. Nachdem die letzten beiden Anthologien die wir aus dem Hause Begedia ein paar Jahre zurückliegen war ich natürlich gespannt was die Herausgeber Frank Hebben, Andrè Skora und Armin Rößler aus dem Thema herausholen.

Die Anthologie kommt wieder als handliches Taschenbuch daher, mit angenehmen Papier, einer stabilen Bindung und gut lesbarem Schriftbild. Die neun Geschichten gesammelt wurden verteilen sich 247 Seiten,. Leider fehlen bei diesem Band die aus den Vorgängeranthologien bekannten Biographien der Autoren ebenso wie jegliche Illustrationen, die für mich immer eines der definierenden Elemente dieser Reihe waren.

Trotz des Titels orientiert sich Cybäria literarisch nicht nur am Cyberpunk, sondern auch am Noir, aber immer mit einem Twist: die Protagonisten sind Spielsachen. In der Regel Stofftiere – Plüschpunk. Wie immer bei diesen Besprechungen habe ich mir die drei Geschichten herausgesucht die mir aus der Anthologie am besten gefallen haben. Lasst uns als erstes über Schluss mit Niedlich reden, eine Geschichte aus der Feder von Heidrun Jänchen. Einhörner sind niedlich. Sprechende Robo-Plüscheinhörner sind selbstverständlich DAS In-Spielzeug für alle Liebhaber von Einhörnern. Aber was ist wenn die menschliche Persönlichkeit die kopiert wurde um das Spielzeug zu beleben sich versucht dagegen zur Wehr zu setzen nur ein austauschbares Spielzeug zu sein. Hat ein menschliches Bewusstsein Menschenrechte, auch wenn es nur eine Kopie ist? Der Autorin ist es mit dieser Geschichte gelungen eine persönliche Dystopie in klassischer Cyberpunk-Manier zu schreiben, welche ab und an durchaus an der Grenze zu Horror kratzt. Die zweite Geschichte die ich betonen möchte ist Das Janus Medallion von Ral Sandfuchs. Ein Plüschbär-Privatdetektiv, Samuel Spaten (Nur echt mit aufgenähtem Fedora) wird von einer schönen Plüschi-Dame damit beauftragt ein geheimnisvolles Medallion in der Unterwelt der Stadt zu suchen, welches angeblich einem mächtigen und gefährlichen Gangsterboss gehört, dessen Schergen ebenfalls auf der Suche nach dem guten Stück sind. Natürlich steckt hinter dem ganzen deutlich mehr als es den Anschein hat, und Parallelen zu gewissen Genreklassiker sind bestimmt nur Zufall… Als letztes habe ich mir die Geschite Roosevelt City Cuddle Blues von Thorsten Küper ausgesucht, in meinen Augen die beste Geschichte des Buchs. Ein Mord ist geschehen, in einer schwimmenden Stadt in der es kein Verbrechen gibt, die von Leuten bewohnt wird die sich aus welchen Gründen auch immer aus der Gesellschaft zurückgezogen haben und nun ihr Leben in ferngesteuerten Plüschtierdrohen leben, quasi das ultimative Furryerlebnis. Die Bewohner fordern Unterstützung vom LAPD an, doch der Detective der dem Fall zugewiesen wird ist nicht ganz was er zu sein scheint.

Fazit:

Im Vorwort verkündet Armin Rößler das es sich bei dieser Anthologie um die Letzte handelt, die von diesem Team zusammengestellt wird. Das finde ich extrem schade, denn auch wenn die Anthologien die ich aus dem Hause Begedia in der Hand hatte nicht immer meinen Geschmack getroffen haben – kreativ waren sie. Aber wenn Cybäria der Abgesang sein soll – es war auf jeden Fall ein großartiger. Die Mischung aus Plüschtiere und Spielzeug, vermischt mit Noir und Cyberpunk, ist einfach so unerwartet und doch so… so… it just works, damnit. Tatsächlich ist keine Geschichte in dieser Anthologie enthalten von der ich sagen könnte sie habe mir nicht gefallen. Klare Kaufempfehlung meinerseits.

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