Das Leben eines Gezeichneten – Teil 64

Goldene Blüten auf blauem Grund - Teil 3

8 Rahja
Da nun überhaupt nicht klar war, wann dieses Ereignis stattfinden würde und was wir überhaupt suchten, beschlossen wir schnellstmöglich aufzubrechen und zumindest den Versuch zu unternehmen, was auch immer zu verhindern. Schon praktisch zu Pferde taumelte uns jedoch eine angeschlagene Amazone vor die Füße, die – nachdem Greifwin ihr aufgeholfen hatte – erklärte, dass sie auf dem Weg nach Kurkum war um ihren Schwestern vom Fall Mendenas zu erzählen. Außerdem sei eine ganze Armee auf dem Weg in Richtung Dorf – die bedeutend wichtigere Information, was interessieren mich schon Amazonen.
Die Dorfbewohner, die das ganze mit angehört hatten, liefen unruhig durcheinander, fanden aber schließlich eine Sprecherin, die das ganze etwas sortierte und den Bewohner riet alles zusammen zu packen und in den Ogerbusch zu fliehen. Wiederum dieser merkwürdige Fluchtinstinkt. Und wir sollten als Begleitschutz dienen. Als hätten wir nicht andere Aufgaben! Aber Greifwin und Undurael hatten schneller zugesagt, als ich absagen konnte und das Argument, dass sich die Bewohner vielleicht besser auskannten dort und wir ja doch nicht
wussten was wir suchten erschloss sich auch mir.
Also brachen wir etwa gegen Nachmittag auf – die wollten doch tatsächlich einen weiteren Tag warten, aber wir hatten sie davon abgehalten – und als es dunkelte und wir unser Lager aufschlage wollten, sahen wir uns plötzlich von mehr als einem Dutzend Oger umzingelt… die aber nur mit uns reden wollten. Irgendwie hatte ihnen die Elfe wohl auf den Fuß getreten und jetzt mussten sie unbedingt ihre große Ogerkeule wieder haben, die zurzeit in einem der Häuser im Dorf versteckt lag, weil da jemand Schuldgefühle gegenüber dieser Tempelabfackelgeschichte hatte. Natürlich dauerte es etwa eine Stunde bis wir diese Sache aus den Ogern herausbekommen hatten, da sie nicht wirklich sinnvoll Worte benutzen konnten.
Undurael – von den Ogern liebevoll Undu genannt – bot sich an zum Dorf zu reiten und sie zu holen. Ich hingegen hielt das für keine so gute Idee. Was wenn diese Keule ein so mächtiges Artefakt wäre, dass wir es im Kampf gut gebrauchen könnten? Dafür diese Dorfbewohner verlieren? Tja, der Krieg ist grausam.
Leider wollten die Oger mitkommen und zusehen. Vermutlich trauten sie Menschen nicht über den Weg. Und so zogen wir also zu dritt – Greifwin wollte auf die Leute aufpassen – zurück zum Dorf.

9 Rahja
Als etwa die Praiosscheibe am höchsten stand, konnte ich zwischen den Bäumen die große Lichtung erkennen auf der in der Mitte das Dorf Shamaham lag. Leider war das Dorf mitnichten verlassen und einsam wie es hätte sein sollen, sondern beinahe überfüllt mit Soldaten in Rot-Schwarz. Hauptsächlich Fußvolk, aber auf den weiter entfernten Wiesen standen auch einige schwer gepanzerte Pferde. Da hatte es jemand wohl für wirklich dringend erachtet, dass das ganze ein Erfolg wird.
Und etwas näher am Waldrand konnte ich sogar sehen wer. Dort stand nämlich neben eben jener schwarzen Kutsche Galotta. Ziemlich offensichtlich hatte er eine Durchsuchung des Dorfes angeordnet und so würden sie früher oder später auch die Keule finden. Was war schon ein Wandschrank für ein tolles Versteck?
Wir fassten mehr oder weniger den Plan – nachdem die Oger abgelehnt hatten direkt anzugreifen, auch wenn das die beste Ablenkung gewesen wäre – dass Undu versuchen würde Galotta schwer zu treffen und ich mich während des folgenden Tumultes mit einem Widerwille ins Dorf schleichen würde um die Keule zu holen. Um zum günstigsten Startpunkt zu gelangen schlichen Leowulf und ich bis auf die andere Seite des Dorfes und ich fügte in Gedanken einen weiteren Zauber hinzu den ich würde ausführen müssen, da auch mindestens zwei Karmanthi durch das Dorf stromerten. Von der Straße die wir überqueren mussten konnte ich in der Ferne die brennenden Überreste eines Wagens sehen – vermutlich dieser Dorfbewohner, der sich am gestrigen Tag nicht hatte entscheiden könne, was er mitnehme wollte und was nicht und ohne den wir schließlich aufgebrochen waren.
Auf der anderen Seite warteten wir allerdings vergeblich auf den Tumult der hätte folgen sollen. Und so beschlossen wir, dass ich es einfach so versuchen würde, da im Normalfall mich niemand entdecken würde und das Haus auch nicht direkt in der Mitte stand. Ich wirkte also einen Widerwille und einen Hellsicht trüben gegen die Hunde und ging zum Haus hinüber. Und da natürlich irgendetwas ganz entscheidendes etwas gegen mich hat trat ich genau in dem Augenblick um die Hausecke in dem Galotta – offensichtlich bester Gesundheit – gefolgt von einem keulentragenden Soldaten aus dem Eingang trat.
Ich folgte ihnen möglichst unauffällig in die Mitte des Dorfes. Dort hat jemand einen großen Beschwörungskreis auf den Boden gemalt. Dann bemerkte ich die Pfähle um den Kreis… und die Dorfbewohner dran – die nicht hatten verschwinden wollen, vielleicht war in diesem Fall Flucht doch nicht so schlecht… und dann die Amazone, die nicht mehr wirklich gut aussah… und denn seltsamen Kerl der sie mit einer langen Peitsche schlug. Äußerst erniedrigend… für ihn
vermutlich. Wobei er fast aussah als hätte er Spaß an der Sache.
Bestimmt wurde sie hier festgehalten, um den Ort von dieser Amazonenburg hier zu erfahren. Vielleicht sollte ich sie einfach umbringen, damit sie das nicht tun könnte? Aber erstmal wand ich mich wieder dem Kreis zu in dem inzwischen Galotta, ebenso wie die Keule, Platz genommen hatten. Unweigerlich trat ich einige Schritte weiter an den Kreis heran um mir die Sache aus der Nähe zu betrachten. Der Kreis enthielt Elemente von Tyakra’man und eine Herrschaftskomponente. Klang auf alle Fälle nicht wirklich gut. Zu allem Überfluss musste sich natürlich auch die Stimmen in meinem Kopf melden und das schon vorhandene Misstrauen der Situation gegenüber zusätzlich steigern. Da die Oger selbst Späher losgeschickt hatten und einen schleichenden Oger eigentlich niemand übersehen konnte, mussten die hier Anwesenden von den Ogern wissen. Nicht zwangsläufig von uns, aber eben von der größeren Gefahr. Und dass hier alle so blieben, würde dann ja fast bedeuten, dass die Oger am Rande des Dorfes
zur Zeit gut aufgehoben wären und man sie nicht entfernen bräuchte. Auch keine gute Vorstellung die das weckte.
Und es bestand so gut wie keine Chance an die Keule zu gelangen. Selbst wenn ich sie mir vor Galottas Füßen wegschnappen könnte, würde ich kaum weit genug kommen mit dem unhandlichen Ding. Wirklich wundervolle Aussichten. Also blieb ja fast nur noch die Amazone zu töten…
Ich musste irgendeine Sicherheitsvorkehrung übertreten haben, denn als ich zurückweichen wollte um zu tun was nötig war, sprach mich Galotta an. Ich solle stehen bleiben und wir könnten ja zusammen arbeiten. Klar sicher. Nichts lieber als das. Ich lief also weiter rückwärts in Richtung der Amazone, während Galotta diese Elfe, die ich erst jetzt bemerkte anbrüllte, sie solle mich festhalten, woraufhin sie sich dann etwas dümmlich in der Gegend umsah. Wenigstens
funktionierte mein Zauber hier, so dass ich weiter versuchte den Rückzug anzutreten. Leider nicht für lange. Dämliche Beherrschungsmagier – andere natürlich, mich ausgeschlossen. Und dann musste er auch noch meinen Zauber zersetzten und mich bloßlegen vor allen anderen. Was natürlich letztlich dazu führte, dass ich mich auch an einem der Pfähle wieder fand und mich fragen musste, ob sie extra für eine solchen Fall einen übrig hatten.
Praktischerweise sprang mein Auge an und ich konnte trotz Augenbinde wenigsten die magische Umgebung sehen, auch wenn sie mir immer weniger gefiel. Eine große Kuppel um Galotta – erklärte warum er nicht selbst auf mich zugetreten war – dann die Elfe Scharlachkraut, die am Rande des Platzes stand und einige interessante Strömungen die in Richtung Beschwörungskreis verliefen, sowie natürlich die Keule im Kreis.
Irgendwann etliche Stunden später – man verliert irgendwie sein Zeitgefühl, wenn man nichts mehr sieht außer Magie und sich zudem auch nicht vernünftig rühren kann – gelangte Kampfeslärm an meine Ohren, sehen konnte ich jedoch noch nichts. Vermutlich war inzwischen die Sonne untergegangen und die Oger hatten beschlossen anzugreifen und liefen gerade in eine Falle. Warum mich inzwischen niemand gerettet hatte? Ich hätte mich da auch nicht gerettet, denn immerhin konnten Leowulf und Undu nicht einfach unsichtbar werden, sondern wären direkt entdeckt worden. Konnte ich also nur mal wieder auf mich selbst hoffen.
Der Lärm um die Dorfmitte wurde lauter – sehen konnte ich noch immer nichts davon, da ja Oger nicht gerade magischer Natur sind und die meisten Söldner hier anscheinend auch nicht. Was ich dann allerdings sehen konnte schien Leowulfs Schwert zu sein – die Aura war unverwechselbar – und vermutlich Leowulf der es führte, da er mit jemandem kämpfte, der den Schwertbewegungen nach einige interessante Manöver vollbrachte und zudem ein ähnliches Schwert benutzte. Vermutlich der Kerl mit der Peitsche.
Irgendwie musste ich Leowulf auf Galotta lenken, denn im Kreis sammelten sich die magischen Energien. Keine andere Möglichkeit in Sicht – ein Knebel behindert einen doch sehr im Rufen – warf ich einen reversalierten Blick in die Gedanken um mich herum und versuchte mit Bildern wie Leowulf Galotta tötet möglichst alles andere in meine Gedanken zu verstecken.
Es musste funktioniert haben, denn irgendwer meinte mich dafür erstechen zu müssen und Augenblicke nach dem Versuch – mein Blut leuchtete ein ganz kleines bisschen was recht amüsant aussah – konnte ich auch erkennen, wer es war – diese flüchtige Scharlachkraut. Also versuchte ich ihr mit dem Rest an astraler Energie die ich noch hatte einen Fulminictus nach dem anderen zu geben… Leider nicht für lange.
Sie fasste mich schlicht mit ihrer Hand an und versenkte mich in einer Welt voller Ängste.

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