Das Leben eines Gezeichneten – Teil 117

Brogars Blut - Teil 1

23 Phex
Ich erwachte mit noch immer brennenden Gliedern, aber einer seltsamen Ruhe um mich herum. Langsam öffnete ich erst das rechte, dann das linke Auge und sah, dass ich mich wieder in der Trollburg befinden musste. Vermutlich hatte mich Leowulf hierher geschleppt und jetzt wo ich mir meiner Umgebung gewahr war, verebbten die Schmerzen ganz langsam und ich zog vorsichtig meinen linken Arm unter der Felldecke hervor. Er wirkte klobiger als vorher und auf den zweiten Blick merkte ich auch woran das lag. Ein großer ziemlich harter Gegenstand befand sich halb in den Knochen gebohrt im Unterarm. Seltsamerweise hatte sich schon neue Haut über den kleinen Eindringling gezogen und von außen sah es aus, als hätte ich einen Stein im Unterarm stecken. Langsam schob ich die Decke weiter runter und musste zu meinem leichten Entsetzen bemerken, dass noch weitere Stücke in meinem Köper steckten, aber mich zum Glück nicht behinderten. Einzig mein rechter Unterarm war völlig ohne Stück, fast schien es als wolle das Ding nicht in Kontakt mit den roten Adern kommen. Es wirkte äußerst merkwürdig mit den Zahyadzeichen auf der Haut, die sich langsam über die großen Beulen schoben und bei einigen fast ein wenig Zurückhaltung aufwiesen.
Gerade rechtzeitig zog ich die Decke wieder über mich, als die anderen den Raum betraten und Leowulf eine altes Hemd und einen Hose aufs Bett und mir einen mitleidigen Blick zuwarf. Dann verzogen sie sich wieder ohne ein Wort zu sagen und ich zog mir die Sachen an, die wirklich erbärmlich nach Troll rochen. Aus der Tür hinaus wurde ich mit den Worten empfangen, dass wir uns auf dem Weg zu den Brilliantzwergen in den Beilunker Bergen machen sollten um dort das letzte Teil zu suchen und bei dieser Erwähnung verspürte ich wieder einen leichten Schmerz im Körper, der mit Worten nicht zu fassen war. Aber ich wusste, dass ich das letzte Teil finden musste.
Sie erwähnten nicht weiter was in der Höhle passiert war, nahmen das Geschehene hin und ich hatte auch keine Lust, sie nach ihrer Meinung darüber auszufragen. Dazu musste ich mir zunächst einmal selbst darüber klar werden.
Wir nahmen also noch ein wenig Proviant von den Trollen mit – die Abstimmung war im übrigen für uns verlaufen – und machten uns per Dschinn auf den Weg in Richtung Beilunk. Kein guter Ort für einen wie mich. Angeblich hatten sie dort ein Arcanum Interdictum ausgerufen, und dass würde nicht nur keine Magie, sondern vor allem eine komplett geweihte Stadt bedeuten. Und ich hatte eigentlich nicht vor, so kurz vor dem Ende meine Identität allen zu offenbaren. Da würde ich mir etwas einfallen lassen müssen.
Musste ich nicht, denn kurz hinter den Trollzacken hielten die Elementare an und landeten ohne unseren Befehl, angeblich weil jemand uns zu sprechen wünsche und tatsächlich saß dort mal wieder einer jener Beilunker Reiter und überreichte Darken einen Brief, der vom Zwergenhochkönig stammte, der uns auf seinen kleine Jahrmarkt einlud um etwas mit uns zu besprechen.
Da wir eh zu den Zwergen wollten und vielleicht in der Richtung in die wir unterwegs waren keine finden würden, erklärte es sich fast von selbst, dass wir die Einladung annahmen und unseren Elementaren befahlen uns zu Burg Silz zu bringen, was bis in die Abendstunden dauerte. Dort angelangt meinten die Elementare ihren Dienst vorerst quittieren zu müssen, da sie sich verausgabt hätten… sicher…
Ich konnten schon von weitem die kleine Zelte des Jahrmarktes erkennen und auch das es sich bei den Besuchern hauptsächlich um Zwerge handelte. Wenige Menschen und Elfen waren ebenfalls zugegen. Und ich hatte irgendwie das komische Gefühl das plötzlich neben mir etwas war und als ich nachsah, saß dort ein kleiner scheckiger Hund, den ich versuchte weg zu scheuchen, was mir einen seltsamen Blick meiner Kameraden ein fing.
Da wir eine Ladung des Hochkönigs hatten und nicht wirklich zum Vergnügen hier waren, liefen wir direkt in die Mitte des Platzes auf dem ein riesiges Zelt mit einigen zwergischen Wachen stand. Etwa auf der Hälfte der Strecke lag eine kleine Bühne auf der ein Zwerg den kommenden Untergang predigte. Irgendetwas mit Drachen, die uns verschlingen würden und wieder tauchten einige Hunde auf und meinten sich an meine Fersen heften zu müssen.
Am Zelt erklärte uns die Wache, nachdem wir die Einladung vorgezeigt hatten, dass sich der Hochkönig in einer wichtigen Besprechung befand, aber man nach uns schicken würde, wenn er fertig wäre und wir uns so lange amüsieren sollten. Also zogen wir los über den Jahrmarkt. Leo und ich hatten vorher einen Sternenkundler gesehen, der das Schicksal vorraussagte und wir wollten ihm mal einen Schrecken einjagen, wenn er unseres sehen würde. Leider hatte er keinen Funken Talent in sich und so zogen wir wieder ab und ich ging mir ordentliche Anziehsachen kaufen. Ich konnte schließlich nicht den Rest meines Lebens mit diesen
Trollsachen herumlaufen. Vermutlich verfolgten mich deshalb die Hunde.
Gerade fertig mit dem anprobieren und abmessen, trat der Hochkönig vor sein Zelt und verkündete, dass jedes nächste Getränk auf seine Kosten ging nur um gleich darauf wieder hinter der zuschwingenden Plane zu verschwinden. Ich wanderte also zurück zum Bierzelt an dem ich Leowulf gelassen hatte und bestellte einen kleinen Krug Wein. Während wir weiter warteten und Darken seinen zweiten Humpen Bier trank – ich saß mit dem Rücken zum Innenraum um außen alles betrachten zu können – erkannte ich einen Zwerg in der Menge. Saldor Foslarin. Das hatte mir gerade noch gefehlt. Was machte dieser Störenfried hier? Hoffentlich wollte er
bloß auch den Jahrmarkt besuchen und hatte nichts mit dem zu tun, weshalb wir hergerufen worden waren.
Dann erklang Tumult von draußen und ein Beilunker Reiter preschte vorbei. Ein besonderer Reiter, den es handelte sich um eine Zwerg auf einem für ihn mit Sicherheit riesigen Pferd. Er stoppte vor dem Zelt des Hochkönigs und lief dann, mehr vom Pferd gefallen, hinein um wenig später wieder heraus zu rennen. Wir warteten weitere zwei Stunden und dann endlich trat eine Wache auf uns zu und bat uns ins Zelt.
Drinnen saßen jede Menge Zwerge, die ich nicht kannte und dieser verdammte Magier. Ich versuchte ihn nicht auf mich aufmerksam zu machen und hielt mich im Hintergrund. Dummerweise waren diese blöden Hunde mit hinein gefolgt und dann ignorierten die anderen auch noch ihre Anwesenheit, als ich darauf hinwies. Dreist. Der Zwergenkönig stellte sich und die anderen vor und kam dann direkt darauf zu sprechen was wir hier eigentlich sollten. Er fürchtete, dass die Brilliantzwerge, völlig vom Feind eingeschlossen, nicht mehr lange überleben würden und hatte daher den Plan gefasst das gesamte Volk zu retten. Und zwar mit Hilfe eines Zwergengeoden, der einen Feuerherren beschwören würde um sie alle in Sicherheit zu bringen. Um ihn allerdings zu den Zwergen zu bekommen, brauchte er unsere Hilfe. Wir sollten uns als Feinde ausgeben, die einen Gefangenen zu den Zwergen brachten und er hoffte, dass wir nicht weiter auffallen würden. Darken sah alles andere als glücklich über diesen Vorschlag aus, aber mir gefiel die Idee. Ich hatte aber auch schon genügend Erfahrung auf der anderen Seite gesammelt um eine grobe Idee davon zu haben, wie das zu bewerkstelligen sei.
Der Hochkönig hatte für uns vorsorglich Kleidung und Ausweise zum ODL in Perricum schaffen lassen – wir sollten als Spezialtruppe Irrlicht auftreten, der Name gefiel mir – und erklärte, dass im Grunde schon Eile geboten wäre, es aber zu gefährlich war über die offiziellen Straßen in die schwarzen Lande einzudringen und uns der Geode daher durch die unterirdischen Gänge unter den Trollzacken führen wollte. Jene Gänge, die wir vor ein paar Tagen ebenfalls besucht hatten – zumindest dürften sie ein Teil davon gewesen sein.
Wir brauchte ein bisschen um Darken zu überzeugen, das das alles für eine gute Sache war – ja ich weiß, war es in meinem Fall nicht wirklich, aber was anderes hätte er kaum verstanden. Letztlich lenkte er ein, und bestand darauf der Anführer der Truppe zu sein, weil er dann am wenigsten in Verlegenheit geraten würde zu lügen. Soll er meinetwegen den Militärischen Anführer spielen. Den wirklichen würden sie eh sofort erkennen. Er würde sich allerdings einige Mühe geben müssen Siebenstreich zu verstecken, von dem eigentlich alle sagten er solle es besser nicht mitnehmen. Auch Leowulf sollte sein Schwert lieber hier lassen und stimmte dem sogar zu. Er würde als Kampfechse auftreten und meinen Beschützer miemen.
Nachdem wir dann zugestimmt hatten, bot uns der Zwerg einen Platz in seinem Zelt zum übernachten an.

24 Phex – 5 Peraine
Uns war angeboten worden, dass wir uns an den Ständen mit Kleidung und Waffen bedienen konnten um uns für unsere Mission zu rüsten und so gingen die andere Waren einkaufen und ich meine neue Robe abholen. Etwa zwei Stunden später trafen wir uns alle nochmals vor dem Zelt des Hochkönigs und verabschiedeten uns von ihm – der Geode bekam eine Verabschiedung von einer Elfe mit der er offensichtlich befreundet war – und dann machten wir uns auf den Weg zur Kutsche die uns der Zwerg extra besorgt hatte um uns bis nach Perricum zu bringen.
Während der Fahrt passierte rein gar nichts und ich begann mich immer mehr darauf zu freuen endlich auf die andere Seite des Gebirges zu gelangen.

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