Auf Avespfaden

Ein Ingame Reisebericht

Auf Avespfaden ist ein Büchlein (oder natürlich pdf) im selben Format wie die Vademecum Reihe, aber natürlich mit anderem Inhalt. Das Cover ist bräunlich und zeigt eine Kompassrose mit dem Schattenriss von Aventurien in der Mitte.

Das Büchlein enthält einzelne Tagebuchfragmente einer Reisegruppe, welche den neuen Aventurischen Atlas verfassen soll. Diese Reisegruppe setzt sich aus einer Avesgeweihten aus Gareth, einem Thorwaler Derographen und Kartenzeichner, einem Gelehrten und einer Hexe (für die Eindrücke aus der Luft) zusammen. Die Reise selbst startet in Gareth und geht dann mehr oder weniger willkürlich über den ganzen Kontinent. Zu verschiedenen Städten, Regionen und Landschaften enthält das Büchlein Kommentare von ein, zwei oder mehr der Reisegefährten, die durch ihre Augen beschreiben, was sie jeweils davon halten. (Die folgende Aufzählung entspricht nicht immer den Kapiteln!) Ein großer Teil des Bandes ist dem Mittelreich (+ Andergast/Nostria) gewidmet (fast 60 Seiten), darauf folgen in Kürze: das Horasreich (etwas mehr als 10 Seiten), die Novadi und Tulamidenlande (20 Seiten), die schwarzen Lande (6 Seiten), das Svelttal und Thorwal (6 Seiten), der Süden inklusive Altoum und Al’Anfa (etwas mehr als 10 Seiten), Maraskan (3 Seiten) und der hohe Norden mit Festum, Bjaldorn, Riva und nochmals Thorwal (mehr als 15 Seiten). Am Ende gibt es dann noch einen kurzen Abschlusstext über die Veröffentlichung bzw die Arbeit damit und ein “man könnte ja wieder zusammen los ziehen”.

Schon direkt zu Beginn des Bandes fragt sich der aufmerksame Leser, warum denn keine Karte abgebildet ist auf der die Reiseroute zu sehen ist. Zwar gibt es am Ende des Bandes eine gezeichnete Karte, aber da stehen lediglich ein paar wenige Namen drauf und eine Route schon mal gar nicht. Was dem bereits aventurienkundigen Leser auffallen wird (oder vielleicht hier in dieser Rezension schon ist), ist, dass die Route auch gar keinen großen Sinn ergibt. Es ist nicht irgendwie systematisch vorgegangen worden, sondern lustig kreuz und quer und jene Leser, die Aventurien eben noch nicht kennen, werden wohl äußerst verwirrt sein von dem was hier drin steht.
Die Kommentare selbst sind oftmals sehr stark gefärbt – was in Ordnung ist, es handelt sich schließlich um Auszüge aus persönlichen Tagebüchern – und eine zusammenhängende Geschichte wird so leider nicht wirklich erzählt. Dazu sind die Abstände zwischen den beschrieben Orten zu groß. Jedoch werden auch nicht nur Orte beschrieben, sondern auch persönliche Ereignisse unter den Gruppenmitgliedern, welche zwar auch wieder in ein persönliches Tagebuch gehören, aber irgendwo in einem Buch, welches inneraventurische Ansichten von Aventurien liefern soll, fehl am Platz sind. Ganz allgemein fragt man sich spätestens nach der vierten Seite wozu dieses Ding da in den eigenen Händen überhaupt gut sein soll. Ein Reisebericht? Ne, dazu ist es zu selektiv und beschreibt viel zu wenig. Eine nette Erzählung einer Reisegruppe? Dazu wiederum ist der Fokus der enthaltenen Texte zu sehr auf Örtlichkeiten beschränkt. Ein tatsächlich so existierendes Büchlein in Aventurien, wie es die Vademeci sind? Auch Fehlanzeige, da es sich ja um persönliche Tagebucheinträge handelt, die so natürlich nicht irgendwo gedruckt werden (was sogar am Ende relativ deutlich klar gemacht wird).
Und spätestens ab Seite 10 fragt man sich dann wohl, warum man Geld dafür hingeblättert hat.
Versteht es nicht falsch, die Texte sind durchaus nett und gut zu lesen, aber hätten in dieser Form so viel mehr Sinn innerhalb des sehr gelungenen Aventurischen Almanachs gemacht. Dort hätte man nämlich bei den entsprechenden Regionen jene Texte als IT Einleitung hinstellen können, auf das der Leser nicht nur einen Eindruck vom Ort bekommt, sondern auch eine kleine zusammenhängende Geschichte. Etwas das den Leser zusätzlich mit dem gesamten Kontinent verbindet. Und mit nochmal 200 Seiten mehr hätte man auch einen ordentlichen Reisebericht auf die Beine stellen können, so ist es aber nichts Halbes und nichts Ganzes.

Fazit:
Wer sich genötigt fühlt alles von DSA zu kaufen, wird dieses Buch wohl erwerben oder sich im Rollenspielladen seines Vertrauens mal anschauen, alle anderen sollten ihr Geld lieber für andere Dinge ausgeben, denn es gibt absolut keinen Spielgewinn durch Lesen dieses Buches, Spielanfänger werden eher verwirrt und für einen Roman ist es leider auch zu zerstückelt (es fehlen einfach 200+ Seiten. Das der Autor, Florian Don-Schauen Bücher ordentlich schreiben kann, ist ja durchaus bekannt).

Mit freundlicher Unterstützung in Form eines Rezensionsexemplars von der Ulisses-Spiele GmbH und dem F-Shop.

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