Das Leben eines Gezeichneten – Teil 101
Rohals Versprechen - Teil 23
19 Rondra – 22 Rondra
Als wir am Abend in Perricum eintrafen, war das Schiff schon bereit Anker zu lichten und so verbrachte ich zwei weitere Tage auf See, in meinem Fall hauptsächlich an Deck des Schiffes und möglichst weit entfernt von Adaque.
Kurz vor der Küste Araniens trafen wir auf drei Schiffe die uns aus Zorgan entgegen kamen und offensichtlich wissen wollten was wir hier zu suchen hatten, denn Aranien hatte seine Grenzen dem Mittelreich gegenüber gesperrt. Etwa zwei Stunden lang warfen sich die Leute Flaggenzeichen um die Ohren und letztlich durften wir im Hafen landen.Allerdings wollten sie, dass wir ohne Waffen von Bord gingen, und da waren weder Leowulf noch Odius, oder ich dafür. Nur Adaque ging vom Schiff um im Hesindetempel zu klären, dass wir einen Auftrag hatten und sie uns gewähren lassen mussten. Nach etwa weiteren zwei Stunden wurden wir dann abgeholt und ebenfalls zum Tempel gebracht, den ich natürlich nicht betrat, sondern lieber von außen Steine dagegen schnippte. Der Dieb trat als erster wieder aus dem Tempel und erklärte, dass der Schrein wohl zwei Stunden weg wäre, aber da es schon dunkelte, beschlossen wir erst morgen weiter zu ziehen.
Wir quartierten uns in einem kleinen Gasthof ein, aßen zu Abend und legten uns schlafen… bis mich Adaque mitten in der Nacht weckte und meinte sie müsste dem Schmetterling folgen – den ich nicht sah – und bevor ich ihr das sagen konnte, war sie schon aus dem Fenster geklettert. Ich weckte die anderen und wir folgten ihr bis zu einem kleine See auf dem Seerosen in voller Blüte standen und um den leichter Nebel wallte. Die Hand leuchtete schwach, aber es war nicht ersichtlich wovor sie uns warnen wollte und dann begann auch noch Adaque davon zu erzählen, dass sie mich im Traum auf diesen Seerosen hatte stehen sehen – ich tippte eine vorsichtig an und sie ging unter, wie ich vermutete hatte – und dann hätten mich viele Schmetterlinge umschwebt… ah ja… ich wirkte zur Sicherheit einen Odem auf den Teich, der leider weitaus stärker magisch war, als ich gedacht hatte und mir daher für kurze Zeit die Sicht nahm.
Als ich wieder sehen konnte, hatten sich die anderen umgewandt und starrten eine Elfe an, die auf einer Mauer hinter uns saß und die den Teich von der Stadt abgrenzte. Sie meinte, dass wir uns in Acht nehmen sollten, sagte aber natürlich nicht wo vor und so trat ich einige Schritte rückwärts ins Wasser hinein. Irgendetwas umspielte meine Füße, aber ich ignorierte es krampfhaft, bis sich letztlich eine Art Schlingpflanze fast freundlich um mein Bein gewickelt hatte und sich um mich jede Menge, der natürlich nachts geschlossenen Blumen öffneten. Es wurde immer merkwürdiger und rein aus einem völlig unlogischen Grund kniff ich Adaque in die Schulter, die darauf hin einfach verschwand. Also musste es sich wohl um einen Traum handeln. Allerdings funktionierte es bei mir und Leowulf nicht. Und da Adaque schon etwas von übers Wasser laufen gesagt hatte, probierte ich es jetzt einfach und die Blätter trugen mich wirklich. In der Mitte des Sees angelangt konnte ich tief unter mir eine Art Kelch entdecken, der je länger ich ihn betrachtete, näher kam.
23 Rondra
Leider wachte ich genau in diesem Moment auf und lag wieder neben Adaque – die am Abend meinte sich zusammen mit mir in ein Bett legen zu müssen und sah wie schon die ersten Strahlen der Praiosscheibe durchs Fenster fielen. Ich weckte die anderen beiden und wir gingen nach unten um zu frühstücken.
Dann machten wir uns auf den Weg zum Dorf mit dem Schrein, bei dem die Geweihte verschollen war. Das Dorf war recht klein und hatte außer einem für die Dorfgröße ungewöhnlichen Herrenhaus nichts weiter zu bieten, weshalb wir direkt den Schrein aufsuchten. Dort erklärten einige Kinder Adaque, dass ein Junge aus dem Dorf wohl gesehen hatte was da vorgefallen war und ich fand ein Stück eines lokalen Rondrabanners.
Zurück im Dorf wollte uns die Frau zuerst nicht zu ihrem Kind lassen, so dass ich leichte Gewalt anwenden musste. Der Junge lag abwesend in einem Bett und ich besah mir seine Erinnerungen zu diesem Thema. Sie enthielten eine Szene in der er aus einem Versteck heraus die Geweihte beobachtet und dann Ferkinas, die sie überfielen und mitnahmen. Dann wie er in eine Sack gesteckt wurde und dann fehlte ein großes Stück der Erinnerung. Es schien mir ebenfalls durch einen Zauber verändert worden zu sein. Sehr merkwürdig. Da verheimlichte jemand doch etwas!
Ich teilte es Adaque mit, die es zunächst mit Götterhilfe versuchen wollte, aber es funktionierte nicht wirklich, also wollte ich es mit einem Reversalis Memorabia versuchen, aber die Mutter hielt mich am Arm fest. Dreist! Und begann wild rumzubrüllen, dass das so in Ordnung wäre und wir alles nur schlimmer machen würden und so weiter. Von draußen wurden inzwischen Stimmen laut – offensichtlich hatte sich die Dorfbevölkerung versammelt um auch ihren Teil abzubekommen. Die Frau schrie immer weiter und es nervte ziemlich, so dass ich letztlich einen Paralysis auf sie wirkte damit sie endlich still war. Leowulf, der nach draußen gegangen war um die Bevölkerung zu informieren oder so, war von der Idee nicht begeistert und wollte, dass ich es wieder löste, was ich unwillig dann auch tat. Und natürlich schrie sie weiter, aber mir war inzwischen eine andere Möglichkeit eingefallen meinen Willen durchzusetzen. Ich hielt die Zeit an, wirkte den Reversalis Memorabia und schaute mir die Szenen an. Gut, sie enthielten tatsächlich nichts verwerfliches oder gar informatives, aber das weiß man ja nicht vorher, oder?
Ich – inzwischen wieder an meinem Platz – warf Leowulf einen Blick zu und murmelte: „Lass uns gehen, ich weiß was ich wissen wollte, “ bewegte mich aber keinen weiteren Schritt ehe nicht jemand dafür gesorgt hatte, dass der Mob aus der Tür verschwandt.
„Wassss?!“ flüsterte Leowulf in gut hörbarer Lautstärke zurück.
Etwas ungläubig schaute Leowulf in die versammelte Runde. Die vertrackte Situation frustrierte ihn und leichter Zorn über Menschen die bei der Rettung Deres im Weg stehen wallte in ihm auf.
„Im Namen Rondras und Travias… Alle Mann raus hier! Wer die Frau noch länger belästigt den knöpfe ich mir persönlich im Dha’churrisch vor!!!“
Grimmig und zu keinem Kompromiss bereit, machte Leowulf einen Schritt auf die Männer auf dem Flur zu.
Die Menge wich vor Leowulf zurück.
Na geht ja… auch wenn das wieder ewig gedauert hat hier und ich mal schwer hoffen will, dass diese merkwürdigen Rondrianer hier im Dörfchen das nicht mitbekommen haben und sich jetzt auf unsere Ankunft vorbereiten…
Ich folgte Leowulf nach draußen mit ebenfalls recht mürrischer Mine und schaute mich auf dem Dorfplatz nach dem großen Herrenhaus um.
Kaum waren wir aus dem Haus knallte auch schon die Eingangstür hinter uns zu und man hörte wie ein schwerer Riegel vorgeschoben wurde.
Ich zuckte bei dem plötzlichen Geräusch leicht zusammen, versuchte es dann aber mit weiteren Schritten vorwärts zu überspielen.
„Nun… zu den Rondrianern?“
Die Menge wich weiter vor uns zurück, ließ die Mistgabeln aber auf uns gerichtet.
Ich schaute etwas böse auf die Menge, dann wieder zu den anderen.
„Hallo? Was denn nun?“
Baduin blickte ebenfalls in Richtung Herrenhaus.
„Ähm ja, gehen wir. Schlimmer als diese Meute können Sie auch nicht sein“, entgegnete er.
„Ob wir klopfen oder uns unbemerkt Zutritt verschaffen sollten?“ murmelte er mehr zu sich selbst als zu seinen Gefährten
Ich nickte Odius zu und warf dann einen etwas schrägen Blick auf Leowulf und Adaque, ob diese auch gewillt waren in die – im wahrsten Sinne wohl – Höhle des Löwen zu gehen.
„Wir gehen hin und sagen mal Rondra zum Gruße!“ Leowulfs Blick wurde grimmiger, „und da dieses Haus wenn überhaupt unter Praios Schutz steht, verletzen wir nicht mal Travias Gebote wenn wir die Tür eintreten und uns einen passenden Auftritt verschaffen!“
Fragend schaute er uns Gefährten an.
Praios Schutz? Warum denn das?
Ich warf Leowulf einen zweifelnden Blick zu.
„Wenn du meinst… ich bin da ja eh etwas… du weißt schon…“
Dann ging ich ein paar Schritte in Richtung Haus, aber so langsam, dass ich nicht als erstes vor der Tür stehen würde.
Ich ließ meinen Blick über das große, weiß getünchte Anwesen schweifen und trat dann durch das Tor hindurch. Wenn ich ein fiese Verbrecher wäre, der Geweihte entführt, wo würde ich wohnen? Mein Blick wandert von einem Pfadende zum anderen.
„Wohin?“
Baduin blieb vor dem geöffnetem Tor kurz stehen „Wie wahrscheinlich ist es, dass das Tor offen steht? Ob wir erwartet werden?“ Dann trat auch er durch das Tor und ließ seinen Blick genauer über das Herrenhaus schweifen „Nette Hütte“, bemerkte er mit eine Funkeln in beiden Augen. „Vielleicht sollten wir im Stall nachsehen, bevor wir das Haus durchsuchen.“ Kurz drehte er sich um, um auf das Tor zu blicken. „Vielleicht werden wir aber auch gleich schon hier draußen empfangen.“ Baduin drehte sich zurück „Was meint ihr?“
Das Haus war schlichtweg riesig im Vergleich zum Dorf und bestand aus mehreren Einzelgebäuden, von denen wir zuerst auf das große Hauptgebäude zu hielten. Leowulf klopfte an die Tür und öffnete sie anschließend um eine etwas erstaunt drein blickende Dienerin dahinter vorzufinden, die sie gerade öffnen wollte. Er fragte nach der Hausherrin, die diese auch gerne bereit war zu holen.
Wir warteten fast ein drittel Stunde bis sie endlich am oberen Ende der Treppe erschien und Anstalten machte sich als Rahjamädchen beliebt zu machen. Zumindest wirkte es so auf mich… Adaque und Odius hingegen schienen von der Frau sehr beeindruckt zu sein und blieben in der großen Eingangshalle, als Leo und ich beschlossen lieber draußen ihre Ferkinadiener zu befragen, da sie uns zu dem Vorfall nichts sagen konnte, außer das sie einige bestraft hätte für etwas im Dorf getanes.
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