Der Kreis der Sechs

Roman 112

Der erste von zwei Bänden, welche die Vorgeschichte und den Hintergrund der Drachenchronik näher erläutern, zeigt auf dem Cover das Haupt eines verhüllten goldengeschuppten Echsenwesens, vermutlich in Anlehnung an die goldenen Masken, wie man sie vielleicht aus dem Abenteuer Kult der goldenen Masken oder auch dem Computerspiel Drakensang kennt, die sich beide mit einem ähnlichen Thema beschäftigen.

Der Roman enthält zwei Handlungsstränge deren Erzählungen sich immer wieder abwechseln. Zum einen ist dies die Geschichte der jungen Magierin Avesa und ihrer Freunde in Kuslik zur Jetztzeit (1032 BF), zum anderen die von einem Magier aus Punin namens Killgorn in der Vergangenheit (1009 BF). Zwecks Übersichtlichkeit der Rezension werden die beiden Handlungsstränge einzeln aufgeführt.

Avesas Geschichte
Diese Geschichte ist wieder zweigeteilt. Zum einen Avesas Handlungen, zum anderen die des jungen Draconiters Borson und auch diese beiden werden der Übersichtlichkeit halber hier getrennt beschrieben.

Eines Morgens betritt Avesa, eine junge Magierin des Lehrmeisters Valberto, das Haus ihres Meisters, findet ihn aber ermordet und zu ihrem Schrecken auch seinen vermeintlichen Mörder (ein Magier) vor, kann diesen aber nicht an seiner Flucht hindern.
Trotz ihrer Trauer wagt sie eine magische Analyse der Leiche ihres Oheims, erkennt aber zunächst nichts Sinnergebendes. Sie ruft die Garde, der auch ihr Geliebter Horadan angehört, doch dieser wird der Mordfall recht schnell von der Magierakademie und der Präzeptorin der Halle des Drachen aus den Händen genommen.
Nur wenig später trifft ein alter Freund Avesas in Kuslik ein – Dartan – der Avesa wieder sehen wollte und zudem gleichzeitig einen Auftrag der Unterwelt aus Vinsalt erfüllen soll und verspricht Avesa bei ihrer Suche nach dem Mörder zu helfen. Ebenso verspricht dies auch Horadan.
Avesa versucht dann im Hesindetempel herauszufinden, welcher Art der Zauber war, mit dem Valberto getötet wurden und kommt zu der Erkenntnis, dass es sich um Drachenmagie handelt und versucht dann über die Magierakademie an weiter Informationen zu kommen, scheitert allerdings zunächst.
Ein Fund im Zimmer ihres Lehrmeisters bringen sie darauf, dass die Ermordung etwas mit einem Drachenstein zu tun hatte, und so versucht sie sich den Umbilicus, ein Artefakt der Hesindekirche, für den ihr Meister ein gewisses Interesse zeigte, aufzusuchen, aber der Zugang für alle zur Halle in welcher er aufbewahrt wird, ist gesperrt, da der Umbilicus in der Nacht vor dem Mord entwendet wurde.
Dartan versucht unter dessen über die Unterwelt den Aufenthaltsort des Mörders zu erfahren und kann ihn auch aufspüren. Allerdings ist Avesa inzwischen mehr oder weniger der Meinung, dass der Magier nicht der Mörder von Valberto gewesen sein kann, sondern aus einem anderen Grund dort war und so unterhält sie sich zunächst mit ihm. Ihre Unterhaltung wird durch das Auftauchen von Draconitern unterbrochen, die den Dieb des Umbilicus stellen wollen. Der Magier, der sich selbst Gorodez nennt, kann mit Avesa fliehen, Dartan hingegen wird festgenommen.
Da sowohl Horadan, als auch Dartan sich Sorgen um Avesa machen, diese aber nun die einzig bekannte Verbindung zum Dieb des Umbilicus und Mörder Valbertos darstellt, versuchen die Draconiter über diese beiden an Avesa und den Magier und damit an das Artefakt zu gelangen. Avesa ist indes von Gorodez überzeugt worden, dass er nur gutes mit dem Raub erreichen wollte, weil der Umbilicus für finsteres Echsenwerk Verwendung finden sollte und so versuchen beide unterstützt von Horadan im Gewirr von Misstrauen, falschen Götterdienern und Verrat ihre Zukunft und vielleicht die des ganzen Kontinents zu bestimmen.

Die Geschichte um Borson beginnt mit den nächtlichen Erfahrungen Borsons, der den Dieb des Umbilicus bei seiner Tat beobachtet hat, ihn jedoch nicht stoppen konnte. Zunächst niedergeschlagen, sieht er es aber bald als Prüfung von Hesinde selbst, den Dieb zu schnappen und den Umbilicus zurück zu gewinnen.
An die Seite gestellt bekommt er dabei ein Mitglied des Bundes der eisernen Schlange, des Kriegerordens der Draconiter. Er erfährt zwar wo der Dieb sich aufhält und kann ihn auch stellen, als dieser sich gerade mit Avesa unterhält, aber schafft es nicht ihn auch festzusetzen und so kann dieser mit Avesa entkommen. Dies stürzt Borson wiederum in Zweifel ob seiner Taten, doch Hesinde hält andere Aufgaben für ihn bereit.

Killgorns Geschichte:
Killgorns Geschichte beginnt mit einem Gespräch zwischen ihm und Dexter Nemrod darüber, dass der Magier sich beim Zirkel von Taphîrel ‚ar Ralahan einschleichen und für Nemrod herausfinden soll, was genau der verhüllte Meister plant. Killgorn stimmt zu, weil Nemrod ihm eine Möglichkeit offenbart seine Akten von einem Vorfall vor einigen Jahren zu säubern, und wird von einem alten Bekannten, Aleya Ambareth, schon wenig später mit zu Taphîrels Turm genommen. Dort trifft er auf eine alte Geliebte namens Kiranya von Kutaki und ihren neuen Gefährten Salandrion Farnion Finkenfarn, sowie Tudhentana und Jariel von den Nordmarken. Außerdem hausen im Turm noch zwei Schüler Taphîrels, Damiano und Aralea.
Nachdem alle sechs Magier im Turm sind, erläutert Taphîrel ihnen grob, dass er den verschollen Ort Malugin im Limbus suchen möchte, und diese sich an der Suche beteiligen sollen, worin auch alle zunächst zustimmen.
Einige Wochen später machen Killgorn, Kiranya, Salandrion, Jariel und Damiano einen Ausflug nach Vallusa, werden dort aber in einer Gaststätte von Praiodana Almira Werckenfels aufgegriffen, die noch eine Rechnung mit Killgorn offen hat, und können nur durch Magie der Verhaftung entgehen.
Wieder etwas später sollen Killgorn, Ambareth und Tudhentana ein Buch aus der Akademie der magischen Rüstung zu Gareth entwenden, welches Taphîrel unter anderem für seine Experimente benötigt. Bei dem geplanten Einbruch werden sie jedoch wieder von Werckenfels gestellt und Tudhentana in Eisen geschlagen. Killgorn gelingt es jedoch durch einen Trick Tudhentana zu retten und entkommt mit diesem durch einen Auge des Limbus. Im Limbus sieht er seltsame Wesen und Orte, welche er nicht ganz zuweisen kann und wird schließlich von Ambareth, der sich dort augenscheinlich besser auskennt, gerettet.
Wieder im Turm nagen Zweifel an Killgorn, der hinter einem der Gruppe einen Verräter vermutet und sich auch nicht sicher ist, welche Ziele Taphîrel tatsächlich verfolgt, und so beginnt er im Inneren der Gruppe Nachforschungen anzustellen und wird auch bald fündig.

Allgemein kann man zunächst sagen, dass es der Autor auf wunderbare Weise schafft zeitgleich den Leser zum weiterlesen zu animieren, aber doch auch wenn man das Buch weg legt nicht unbefriedigt zurück zu lassen, weil man meint, man hätte auf den letzten Seiten überhaupt nichts neues erfahren.
Avesas (und Borsons) Geschichte lesen sich zunächst wie eine normale Detektivgeschichte mit Leiche und Nachforschungen zum Mörder. Erst nach und nach wird den handelnden Personen und dem Leser klar, welcher Art die Verstrickungen wirklich sind und wie weit die Kreise der Echsenkulte wirklich reichen. Die beschriebenen Charaktere sind mit Liebe ausgestaltet worden und weisen zum Teil trotz wenig Beschreibung viel Tiefe auf und vermeintlich böse Charaktere sind hinterher doch die guten oder zumindest nicht die allerschlechtesten. Ein bisschen schade ist, dass die Unterhaltung zwischen Avesa und Gorodez, in der er ihr seine Pläne scheinbar darlegt nicht direkt miterlebt werden kann, sondern nur später von Avesa das Ergebnis berichtet wird.
Killgorns Geschichte, welche ja schon längere Zeit in der bespielten Vergangenheit liegt, ist gerade für jene, die sich in der aventurischen Geschichte und vor allem den Personen nicht genau auskennen, nicht ganz einfach. Bei den meisten auftretenden Handlungsträgern wird maximal der gesamte Name genannt, ein Hintergrund oder eine Einordnung in die Geschehnisse sucht man jedoch vergeblich. Entweder man weiß mit dem Namen etwas anzufangen, oder man muss ohne diese Erkenntnis leben.
Zunächst wirkt diese Geschichte auch recht losgelöst von derjenigen um Avesa in Kuslik und Drachenkulte im Allgemeinen, wenn man nicht vorher schon in Drachenschatten gelesen hat, dass die Heldengruppe dort sowohl auf Damiano, als auch Tapîrel in seinem Turm trifft und dieser eine wichtigere Rolle spielt. Und wenn dann letztlich Taphîrel seinen eigentlichen Plan offenbart, für den er den Umbilicus benutzen will, ist der Zusammenhang natürlich offensichtlich. Es stellt sich im Verlauf der Geschichte dann noch die Frage ob der geheimnisvolle Magier Gorodez aus dem Kuslik 1032 vielleicht in einem näheren Zusammenhang mit dem Bund steht.
Trotz der eher geringen Informationsdichte, was den Hintergrund der Personen anbetrifft, formt sich aus den über das Buch verstreuten Kapiteln eine äußerst spannende Handlung, bei der der Leser immer mehr wissen will worum es eigentlich geht.
Was dem Roman mit seinen vielen Personen nicht geschadet hätte, wäre ein Personenverzeichnis gewesen, aber zumindest ist ein Index der verwendeten Begriffe und bosparanischen Wörter am Ende zu finden.
Das Ende des ersten Teils ist in beiden Geschichten offen und man würde schon jetzt gerne erfahren was weiter mit dem Umbilicus passiert, ob Avesa überleben und ob die Gruppe um Taphîrel Malugin finden wird.

Fazit:
Der Roman ist auf jeden Fall äußerst lesenswert. Nicht nur für jene, die planen die Drachenchronik zu leiten (für diese praktisch ein Muss um die Charaktere besser zeichnen zu können – allerdings sollten Spieler jener lieber zunächst Abstand davon nehmen, da zwar (noch) keine direkten Geheimnisse preisgegeben werden, aber doch die allgemeine Stimmung, der Zusammenhang mit Drachen und Kulten um die Erweckung des einen und einige Personen sonst keine Überraschung beim Spielen mehr bieten werden) sondern auch für sonstig aventurien Interessierte Leser. Jene mit weniger Hintergrundwissen werden unter Umständen leichte Schwierigkeiten haben, da die Personen doch zu wenig für den unwissenden Leser in den Hintergrund eingeordnet werden. Solche Leser finden schlicht eine schöne rätselhaftere Geschichte vor.
4/5 Punkten

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