Das Leben eines Gezeichneten – Teil 108

Shafirs Schwur - Teil 3

17 Travia
Nach dem Frühstück holte ich mein Pferd von der Garnison – sie hatten einen gut aussehenden Hengst mit Namen Blitz für mich besorgt – und brachte ihn zu den Ställen in denen alle ihre Pferde unterstellen mussten. Darken hatte sich heute früh ebenfalls angemeldet und wollte wohl liebend gerne auch gewinnen. Nachdem ich mein Pferd untergebracht hatte mussten wir uns alle den Rondrageweihten vorstellen und ich sah zumersten Mal die anderen Teilnehmer des Rennens. Wir mussten alle unsere Waffen abgeben die länger als ein Kurzschwert waren – mein Stab würde mich eh nur behindern – und sollten dann vor dem anwesenden Volk – es stand wohl die ganze Stadt auf dem Platz und machte die Pferde ziemlich nervös – paradieren. Meine Farben ragten gar nicht so sehr raus wie ich befürchtete hatte, aber durch meine Robe fiel ich nun doch auf. Die Rondrageweihten appellierten nochmals an rondragefälliges Tun und wir ritten los. Ich hielt mich zunächst recht gut und als wir aus der Stadt hinaus ritten, sah ich direkt vor mir einen der anderen Reiter stürzen und im Vorbeireiten, dass er wohl von einem Bolzen getroffen worden war – definitiv nicht rondragefällig, ich würde vorsichtig sein müssen. Etwas weiter konnte ich zwei weitere Reiter sehen, die versuchten sich gegenseitig von der Straße abzudrängen, was einem von ihnen auch gelang und mich darin überzeugte auch etwas unfairer vorgehen zu dürfen. Ich wirkte eine Horriphobus auf das Pferd des anderen – er war einer jener, die auf jeden Fall nicht gewinnen durften – und ritt an seinem nun bockenden Pferd vorbei in Richtung Furt, die ich erstaunlich gut durchquerte. Wieder sah ich zwei Reiter vor mir um eine Kurve biegen und dann nachdem ich sie ebenfalls umrundet hatte, konnte ich nur noch einen sehen. Nicht gut. Wir erreichten eine Brücke – der andere war nur noch wenige Pferdelängen vor mir, aber Darken hatte aufgeholt und war fast gleichgezogen. Es war der Anführer der Gruppe, die nicht gewinnen sollte und vermutlich verantwortlich war für all diese Sachen. Ich warf einen Bösen Blick auf das Pferd so dass auch dieses nicht mehr in der Lage war weiter zu reiten und zog auch an ihm vorbei, wartete aber auf Darken. Das würde mir mit Sicherheit was einbringen, wen ich ihn gewinnen lassen würde! Und ritt in Richtung Marktplatz, als mich ein Bolzen von hinten in den Rücken traf. Ich versuchte es zu ignorieren und sprang vom Pferd um die Treppe hoch zu laufen – man musste oben das Band durchlaufen – aber Darken war schneller und kam als erster oben an und gewann das Rennen. Darken teilte mir mit, dass das wohl der rechte Zeitpunkt wäre um eine Rede zu halten und ich steigerte seine Ausstrahlung etwas durch einen Attributo, bevor ich mich zum Haus der Comtessa, dass nun wirklich leer stand, zurück zog.

Ich betrat das Zimmer im Haus der Comtessa, Irgendwie war das ja ein bisschen wie stehlen, aber da uns niemand raus wirft schien das wohl in Ordnung, und begabt mich zu meinem Bett um mich dort zunächst einmal hin zu setzten.
Leowulf folgt mir und ließ sich schwer auf den wuchtigen Stuhl fallen der dies mit unterschwelligem Knacken quittierte.
“Da haben dir die Götter wohl doch noch einen Strich durch die Rechnung gemacht. Wie geht es deinem Rücken?”
Ich schüttelte den Kopf. “Haben sie nicht, ich hab ihn gewinnen lassen.”
Baduin hatte sich ebenfalls auf seinem Bett niedergelassen.
“Gewinnen lassen. Ja so nenne ich das auch immer,” bemerkte er mit einem Grinsen.
“Ts,” erwiderte ich. Dann schüttelte ich den Kopf, als wollte ich einen Gedanken mit Macht entfernen.
“Aber für euch interessanter dürfte wohl sein, dass es da beileibe nicht rondrianisch zuging.”
Im diffusen Licht dass durch die Gardinen fiel schienen Leowulfs Augen kurz aufzublitzen. “Du meinst etwas anderes als das Messer das nach dir geworfen wurde, oder?”
“Habt ihr wirklich geglaubt sie würden FAIR”, diese Wort sprach er mit unbehagen in der Stimme aus, “um den Rock streiten? Die Intrigen, die wir vor dem Rennen mitbekommen durften, liesen nicht darauf schließen.”
“Ja, ich meine etwas anderes, und nein, ich habe das nicht geglaubt. Mit Glaube ist es wohl heutzutage nicht mehr so wie früher.” Ein Lächeln stahl sich auf meine Lippen.
“Sie haben mit Armbrüsten auf uns geschossen. Und dafür gesorgt, dass die Pferde von einigen durchgegangen sind oder die Reiter abgefallen.”

Adaque weckte mich mitten in der Nacht, als sie zurück kam und sich Darkens Rock stahl um damit herum zu spielen und als Leo mit seiner Wache fertig war, ging auch er hinüber und es drangen Kampfgeräusche aus dem nun nicht mehr leeren Schlafzimmer der Comtessa.

18 Travia
Leo und Adaque kehrten erst nachdem die ersten Lichtstrahlen durchs Fenster drangen zurück und natürlich bemerkte Darken den Diebstahl seines Artefaktes und verlangte eine Erklärung. Sie wollte natürlich eigentlich bloß mal sehen wie es sich so an fühlt. Ja sicher. Deshalb hatte ich auch bevor Leo hinüber gegangen war ständig Kampfansagen gegen ihn erhalten.
Eine Bedienstete unterbrach das Gespräch und teilte uns mit, dass wir uns am Hafen einfinden sollten um die Prinzessin in Empfang zu nehmen. Hatte sie aber wohl falsch mitgekommen, oder absichtlich – wohl eher wenn man bedachte, dass wir ihre Herrin ins Gefängnis gebracht hatten – gesagt, da am Hafen zwar die Prinzessin in einem Boot weit entfernt ankam, aber ohne Worte direkt in eine Kutsche stieg und wir vom Kommandanten erfuhren, dass wir erst mittags im Schloss sein sollten. Also begaben wir uns zunächst einmal zu eine Frühstück – Adaque und Leowulf erst mal ins Bett, nicht zusammen – und Darken und Odius wollten dann direkt mit dem Mittagessen weitermachen, aber ich ging zurück zur Villa um das Pferd wieder abzugeben und traf dort auf Adaque die sie gerade verlassen wollte um beim Rondratempel vorbei zu sehen, weil sie auf einmal der Meinung war, Rondrageweihte werden zu müssen. Ts.
Ich brachte das Pferd zurück und begab mich zum Schloss. Dort warteten die anderen, bis auf Adaque, schon und nach wenigen Minuten wurden wir hereingebeten. Natürlich sollte man vor einer Prinzessin eines doch ziemlich großen Landes entsprechenden Respekt zollen, aber an dem hatte es mir ja schon immer gemangelt und als ich dann sah, dass es sich um eine Hesindegeweihte handelte, war eh das Maß voll. Also kniete ich mich als einziger nicht hin, auch nicht nach Aufforderung durch den Kommandanten, und siehe da, es folgten eh keine Strafen. Dann begann der Kommandant ohne große Worte einen Treueschwur von uns zu verlangen, mit dem tatsächlich alle – Adaque war inzwischen ebenfalls aufgetaucht – nicht einverstanden waren. Er schaute entschuldigend zur Prinzessin und änderte den Text ab, dass wir sie nur schützen und zum Ziel ihrer Reise begleiten sollen und nicht tun müssen was sie uns sagt. Damit konnte ich durchaus Leben.
Wir sollten sie von morgen an nach Tegun begleiten und verabschiedeten uns nachdem der morgige Treffpunkt genannt worden war und gingen zurück zur Villa. Leo und Adaque legten sich nochmals schlafen, ich in den Garten um wieder in den Himmel zu starren. Während des Abendessens fragte Adaque Leo wie das mit der Aufnahme in die Rondrakirche so sei – hatte sie also der Besuch im Tempel nicht abschrecken können.

19 Travia – 24 Travia
Am nächsten Morgen erschienen wir pünktlich am Treffpunkt und ich war etwas entsetzt. Man hatte uns wohl vergessen zu sagen, dass sie nicht alleine reisen würde, sondern mit einem riesigen Gefolge, so dass sich mir unwillkürlich die Frage stellte, warum sie uns überhaupt mitgenommen hatte… zumal die Reise auch noch sehr, sehr ruhig für unsere normalen Verhältnisse war und wir ohne weitere Zwischenfälle am Abend des 24 Travia Tegun erreichten.
Wir ritten weiter auf die Stadt zu, die in einer klein Senke lag und ich konnte erkennen, dass sich schon jetzt die Tore öffneten und drei Reiter uns entgegen ritten und hinter ihnen wohl die ganze Stadtbevölkerung her lief. Wie kann man nur so eine Unsinn wegen dem Besuch einer Person anstellen. Die drei Reiter stellten sich jedenfalls als der Führer des Adlerbanners, den wir ja in Vinsalt vergeblich gesucht hatten, ein hoher Draconiter und vermutlich der Stadtfürst heraus. Sie begrüßten die Prinzessin, aber irgendwas hier verursachte Kopfschmerzen, so dass ich nicht viel vom Gerede mitbekam. Als wir durchs Stadttor ritten erklärte Leo, dass wir im Tempel unter kommen würde. Ausgerechnet! Und das Ravendosa uns später noch zu sprechen wünscht. Ich ritt zunächst mit, bog dann aber ab zum Stall vor dem Tempel um die Pferde zu versorgen und erklärte es ein bisschen mit meinen Kopfschmerzen. Hoffentlich würde Darken das abnehmen.
Etwas später trat einen Bedienstete auf mich zu und meinte, dass wir drinnen in der Haupthalle erwartet würden, aber sie ging wieder als ich ihr mitteilte, dass ich da jetzt nicht hingehen würde, weil mir frische Luft wohl besser täte. Immerhin brachte sie mir später, als ich mich auf den Rasen vor dem Stall gelegt hatte und versuchte zu ergründen woher die plötzlichen Kopfschmerzen kamen, etwas zu essen.
Gerade als sie wieder im Inneren des Tempels verschwand, rann eine plötzliche Schmerzenswelle durch meinen Körper, die mich erstickt aufschreien ließ. Ich wirkte einen Oculus, nachdem die Schmerzen wieder auf das Maß von vorher gesunken waren und sah eine Art magische Linie sich von mir entfernen. Ähnlich der Wellen die auf einer Wasserfläche entstehen wenn man einen Stein hinein wirft.
Ich konnte grob ausmachen aus welcher Richtung das ganze gekommen war und stand mühsam auf um dorthin zu gehen und nachzusehen. Ich lief durch einige verwinkelte Gassen und stand letztlich vor einem ausgetrockneten Brunnen, der mir als guter Platz erschien um zu warten ob es nochmals auftrat um dann eventuell näher bestimmen zu können wo es her kam. Ich setzte mich mit dem Rücken zur Brunnenwand und lehnte mich dagegen, denn obwohl mir sehr, sehr kalt war, liefen mir Schweißfäden über die Stirn. Ich wartete und wartete, lauschte einer Koramsbestie draußen vor der Stadt und beobachtete drei Bettler die eine
Ratte fingen und aßen, bevor sie sie töteten.

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