Das Leben eines Gezeichneten – Teil 102

Rohals Versprechen - Teil 24

Wir gingen also draußen in Richtung Stall und fanden tatsächlich einen Diener vor, der gerade ein Pferd putzte. Er konnte uns allerdings nur auf die Rückseite des gegenüberliegenden Gebäudes verweisen, als ich ihn nach einem der ihren mit Narbe im Gesicht fragte. Da er sonst nichts vom Vorfall zu wissen meinte, liefen wir zu der Stelle, an die er uns verwiesen hatte und tatsächlich hingen da drei Ferkinas an einer Art Galgen. Ich fragte mich ob man vielleicht einen Geist herrufen könnte, aber Leowulf war, nachdem ich auch ihm den Vorschlag unterbreitete nicht besonders begeistert von der Idee. Zu allem Überfluss war uns auch noch ein Elf vom Schiff gefolgt um uns mitzuteilen, dass wir noch drei Tage hier hätte, falls wir mit dem Schiff wieder zurück wollten, da sie dann spätestens den Hafen verlassen mussten. Aber wenigstens sah Leo es ein, dass das mit dem Geist eine praktische Möglichkeit sein konnte. Gerade als ich bereit war entsprechende Dinge in den Boden zu zeichnen, tauchte einer von den Rondrianern auf,  welche gerade den Traviatempel in einen Rondratempel umbauten, weil der Geweihte der Travia vor sieben Jahren verstorben war und er seitdem leer stand. Natürlich wollte ich nicht während seiner Anwesenheit fortfahren und machte Leo eindeutige Gesten doch mit ihm in den Tempel zu verschwinden, was glücklicherweise auch nach einer Ewigkeit funktionierte.
Ich wirkte den Zauber um einen Geist, der noch hier verweilte, zu rufen und setzte mich vor die drei Leichen, deren Geruch selbst mir inzwischen fast als unangenehm auffiel – sie waren vor zwei Wochen gehängt worden und sahen bei weitem nicht mehr appetitlich aus – und den Elfen auf weiter Entfernung hielt – er hatte doch tatsächlich die Dreistigkeit besessen mich zu fragen, ob er sich uns nicht anschließen dürfe! Pah! -, aber es tauchte keiner auf. Da ich eh nichts besseres zu tun hatte untersuchte ich die Leichen ein wenig und stellte fest, dass sie zu Tode geschleift worden waren.
Als Leowulf von seinem Tempelbesuch zurückkehrte und noch immer kein Geist aufgekreuzt war beschloss ich die Baronin direkt aufzusuchen und mit der Sache zu konfrontieren. Würde uns Arbeit ersparen, aber sie war laut ihrer Dienerin zur Zeit in einer wichtigen Besprechung und nicht für uns zugänglich… und Leo hielt nicht viel davon in den Raum zu stürmen und sie vor allen anderen zu befragen und während wir draußen im Schatten eines großen Baumes noch überlegten, kehrte auch Adaque zurück um uns einige Überreste zu zeigen, welche sie im Kamin des Tempels gefunden hatte. Es handelte sich um die Reste eines Buchdeckels und goldene Lettern aus denen man jede Menge Wörter legen konnte und unter anderem den Namen der Geweihten die wir suchten, so dass es sich hierbei – sie hatte auch eine kleine goldene Schlange gefunden – vermutlich um das Buch der Schlange jener handelte, welches im Kamin verbrannt worden war. Und dann tauchte auch wieder dieser Elf auf und meinte er hätte Pardona gesehen… ja sicher …
Wir warteten noch ein bisschen länger – die Dame wollte sich nämlich noch immer nicht blicken lassen – und beschlossen dann nachdem auch der Dieb nichts gefunden hatte, was irgendwie auf diese Tat hinwies im Tempel suchen zu gehen.
Der Tempel war mehr oder weniger viereckig – und ziemlich sicher schon lange nicht mehr geweihter Boden! – um einen großen offenen Kamin in der Mitte angelegt worden und ich konnte nur aus einem der hinteren Räume Gelächter von Leuten vernehmen. Ich ging links herum und schaute mir die Zimmer an – es fand sich eine Vorratskammer mit versteckten Kriegsbögen, die allerdings dort auch schon länger liegen konnten. Odius suchte auf der anderen Seite fand aber nichts interessantes. Adaque war in den Keller voraus gegangen und wir folgten ihr, nachdem wir oben alles bis auf den Raum in dem die Rondrianer offensichtlich saßen, durchsucht hatten.
Gerade am untersten Ende der Treppe angelangt ertönte von oben die Frage, was wir hier suchen würden. Einer der Rondrianer hatte uns wohl doch bemerkt und wollte jetzt sehen, dass wir auch nichts unanständiges in seinem Keller trieben – sagte er zumindest, vermutlich wollte er eher, dass wir nicht hinter sein Geheimnis kamen. Und unten stand ausgerechnet auch noch die letzte Tür von drei vorhandenen offen, so dass sich der Pseudogeweihte genötigt fühlte nachsehen zu gehen. Er erzählte etwas von Ratten, aber ich konnte eine Zipfel von Adaque hinter einem Fass erkennen, bevor die Tür plötzlich mit einem Knall zufiel. Der Rondrianer meinte, dass wir jetzt alle wieder nach oben gehen sollten, ich war hingegen der Ansicht doch besser hier noch ein wenig weiter zu untersuchen und so warfen wir uns ein bisschen Worte an den Kopf, als von drinnen ein merkwürdiges Geräusch ertönte. Leowulf öffnete die Tür und etwa zwanzig Ratten strömten daraus hervor von denen ich eine fing, die irgendwie magisch wirkte, aber dann wieder fallen ließ, weil ich nicht mit der Ratte in der Hand herumlaufen wollte. Innen drin hing Adaque unter der Decke – abgesehen von jeder Menge verdorbenem Fraß. Sah mir aus wie einer jener Zauber die Schelme wirken konnten… man musste lediglich warten, bis er wieder aufhörte.
Nach etwa einer viertel Stunde löste sich der Zauber und Adaque erzählte, dass da noch eine Person im Raum gewesen war, die sie wohl verzaubert hatte, aber da es dunkel war, hatte sie sie nicht sehen können. Vermutlich war sie die Ratten gewesen.
Und da wir jetzt eh schon fast alles gesehen hatten – und mir auch nicht plausibel war warum der Rondrianer meinte Wert auf verdorbenes Essen hinter Türen zu legen, anstatt es zu entfernen – ging ich auch noch den letzten Gang hinunter, der vor einer Steinwand endete und links von mir einen eingestürzten Gang aufwies. Ein Odem enthüllte leider nichts weiteres und da inzwischen das Fest oben in vollem Gang war, hatten wir vielleicht jetzt die Gelegenheit die Baronin zu fragen.
Wir liefen also wieder nach draußen und suchten im Garten ein bisschen herum ob wir einen Eingang von außen finden könnten, aber es offenbarte sich keiner. In der Haupthalle, welche wir anschließend betraten kündigte uns die Baronin laut an, so dass dann alle Gäste meinten uns die Hand geben zu müssen. Wie ich das nicht leiden kann. Die Leute kennen mich nicht und wenn würden sie mir mit Sicherheit nicht die Hand reichen, also warf ich auf den ersten einen Bösen Blick, der dann auch erwartungsgemäß verschwand, aber leider die restlichen wenig beeindruckte. Den zweiten stieß ich beiseite und das schien wohl genug Eindruck zu machen, denn danach kam niemand mehr heran… Glück für sie. Den nächsten hätte ich angezündet!
Nachdem sich auch die anderen losgesagt hatten, tanzte die Baronin schon wieder und ich sagte Adaque, dass sie sie hoch schicken sollte, wenn sie da fertig ist, damit wir alleine mit ihr reden könnten und verschwand schon mal nach oben. Dort fand ich nach einigem herum wandern eine Tür mit zwei Wachen davor vor, die mir verdächtig genug erschien mir Zutritt mittels Widerwille, Somnigravis und Foramen zu verschaffen.
Dahinter befand sich eine weitere Treppe an dessem oberem Ende eine weitere Tür lag, die leider mit einem Bolzen gegen unbefugtes Betreten gesichert worden war, wobei ich mich ernsthaft fragte, wie man es ohne den Bolzen auszulösen schaffen sollte, die Tür zu öffnen… Dahinter lagen jedenfalls wohl die privaten Gemächer der Baronin, die ich dann natürlich erstmal durchsuchte.
Ich fand nichts von Interesse – also musste es bei diesen Sicherheitsvorkehrungen entweder besser versteckt sein, oder sich absichtlich wo anders befinden um mich zu täuschen – und als Odius den Raum betrat, war ich gerade fertig mit der Sache. Ich ließ meinen Widerwille fallen und ging zusammen mit ihm nach unten. Adaque hatte mich missverstanden und die Baronin direkt nach oben geholt, wo sie natürlich nicht lange bleiben wollte… und war jetzt in der Menge nicht mehr auszumachen. Wir liefen also nach draußen um uns dort um zu sehen und Adaque meinte jetzt zum Tempel gehen zu müssen, aber nicht zu wollen und deshalb sollte ich jetzt etwas unternehmen. Ich hab es nicht ganz verstanden. Und oben auf dem Tempeldach hatte sich auch noch diese Elfe niedergelassen – welche neulich nachts im Traum war und vermutlich einfach zu viele Schläge auf den Kopf erhalten hatte… Schelme eben… – und meinte uns in Reimen erzählen zu müssen, dass wir in den Tempel gehen sollte und so… als lasse ich mir was von Elfen sagen!
Leider lass ich mir von Kindern was sagen und irgendwie hatte sie ja auch recht, also trat ich etwas später als die anderen, doch ebenfalls in den alten Tempel und begann mir die hinteren Räume, die nun leer waren, bis auf einen schlafenden Kerl, genauer anzusehen.
Ich fand ein Kästchen, achtlos von einem der anderen auf einen Tisch gestellt, dass einige veritable Beschwörungsutensielien enthielt, die ich mir direkt einverleibte. Dann untersuchte ich ein bisschen den Kamin im Hauptraum und sah wie der ehemals schlafende Rondrageweihte die Treppe hinauf stieg um den von dort laut herunter dringenden Geräuschen auf den Grund zu gehen. Dort oben befand sich meiner Meinung nach nur noch Adaque, da die anderen in Richtung Keller verschwunden waren und so stieg ich ihm hinterher.
Oben konnte ich sehen, wie er versuchte Adaque anzufassen – vermutlich um eine Zauber zu wirken, immerhin beruhen die meisten seiner Zauber auf Körperkontakt – ich frage mich warum? Hat es mit einer Überlappung der persönlichen Nähe zu tun, die eine bessere Übertragungsmöglichkeit liefert, als die Luft? aber ich komm vom Thema ab… – so dass ich ihm, unsichtbar mit Widerwille, einen Eigene Ängste zu Fressen gab. Natürlich deutete sie es wieder falsch und meinte es sei eine Tat der Eifersucht. Als wäre ich darüber nicht schon längst erhaben. Sie hatte hier oben allerdings nichts gefunden, aber komische Stimmen gehört. Sehr interessant das.
Dann ertönte Kampfeslärm von unten und Adaque drängelte sich vorbei um mit zu helfen. Letztlich brachte sie den Rondrageweihten wieder zurück in den Tempel – er wollte feige fliehen – und wir gingen alle gemeinsam wieder in den Keller. Mit diesem Kerl hatte ich jetzt die Chance zu erfahren wie man da durch den Geheimgang konnte. Mittels Imperavi und ein bisschen Suchen entdeckte ich dann auch das Schloss für den Geheimgang und der Dieb hatte tatsächlich jene Schlüssel gefunden, die dafür auch passten. Es schob sich also die Steinwand am Ende des Ganges zur Seite und eröffnete einen weiteren Gang von dessen Ende Licht von einem Raum zeugte. Odius bestand darauf an dieser Stelle zu bleiben für den Fall, dass noch wer kommen sollte, oder sich die Tür plötzlich schlösse und wir gingen mit dem Gefangenen weiter den Gang entlang.
Der Raum wirkte wie eine Art Krypta mit Steinsarkophagen an den Seiten und sechs die Decke tragenden Säulen in der Mitte. An eine dieser Säulen war eine Boroni gefesselt und irgendwelche Dinge murmelnd und etwa drei Schritt vor ihr lag eine Hesindegeweihte – vermutlich die Hesindegeweihte – weinend am Boden. Adaque wollte sich gleich um die Hesindegeweihte kümmern und Leowulf wendete sich der Borongeweihten zu. Ich hingegen den weiteren Wänden, immerhin konnte man ja nie wissen was sich alles dahinter befinden könnte. Adaque jedoch hatte irgendwie Pech, denn die Hesindegeweihte rammte ihr den Rest eines Schwertes in den Bauch, so dass sie erschrocken wieder von ihr abließ und sich bei mir darüber beschwerte, dass sie jeden angreifen würde. Ich trat ebenfalls zu ihr hin, aber sie machte nichts weiter. Als sich Adaque jedoch wieder runterbeugt, packte sie sie und hielt sie fest, während sie versuchte Adaque ein Stück Fleisch aus der Schulter zu beißen. Ich versuchte die Geweihte wegzuzerren und auch Leowulf kam hinzu und zog am anderen Arm und dann erst fiel mir ein, dass ich ja eine bequemere Möglichkeit hatte und ich versuchte den Morcan, welcher sich recht schnell offenbarte und der in ihr drin saß zu übernehmen und schickt ihn dann, nachdem das erledigt war – die Sachen aus dem Kästen waren hilfreich dafür! – zurück in die siebte Sphäre.
Leowulf wendete sich wieder der Boroni zu und Adaque und ich suchten den Raum weiter ab. Ich konnte nur hoffen, dass die Boroni erstens wusste wie man dieses Ritual durchführte und zweitens auch noch technisch dazu in der Lage war…
Adaque entdeckte ein kleines Kästchen, in dem sich neben einigen Papieren, die unter anderem die Gefangennahme der Hesindegeweihten anordneten auch noch ein seltsames Pulver befand, dass Adaque bewusstlos zusammen brechen ließ und als ich dann den weiteren Ausgang hinauf wollte, öffneten sich drei der Sarkophage und entließen ihren untoten Inhalt. Toll…

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