The Dresden Files RPG – Volume One: Your Story (Teil 1)
Eine Fate-Besprechung von Infernal Teddy
Wir probieren gerade mal wieder etwas aus: diese Rezension ist das Ergebnis einer Abstimmung in einer der großen Facebook-Gruppen über Rollenspiele. Wir werden auch in Zukunft immer mal wieder fünf Bücher zur Abstimmung aufstellen, und schauen was euch, unsere Leser, interessiert.
Wenn es um Rollenspiele geht kann ich, glaube ich, ganz klar sagen die mein Lieblingsgenre die Urban Fantasy ist. Was merkwürdig ist, wenn man sich anschaut wie wenig ich in diesem literarischem Genre unterwegs bin. Aber eine Romanreihe aus diesem Genre hat es mir angetan, die Dresden Files, von Jim Butcher (Auf deutsch erschienen als “Die Unheimlichen Fälle des Harry Dresden”). Wie man vielleicht an den Romanbesprechungen erkennen kann sind wir beide große Fans der Romane, und ich zumindest war sehr gespannt als ich das erste Mal hörte das es dazu ein Rollenspiel geben würde. “Basiert auf eine komische Fudge-Variante,” hieß es damals. Nun, die “komische Fudge-Variante” stellte sich als Fate heraus, und aus einem dicken Buch wurden zwei dicke, vollfarbige Bücher. Das erste davon, “Your Story”, werden wir heute besprechen. Allerdings, das möchte ich vorweg sagen, geht es hierbei nicht um die (zu diesem Zeitpunkt noch nicht erschienene) deutsche Übersetzung von Prometheus Games, sondern der Originalausgabe von Evil Hat Productions, und wir werden auch kein weiteres Wort über die dazugehörige Kontroverse verlieren.
Der erste Band des Dresden Files Rollenspiels ist ein schweres Werk, mit 402 Seiten, plus Index, Werbung für andere Produkte von Evil Hat, und den Kopiervorlagen für Charakterbögen und ähnlichem. Der Umschlag ist aus dickem, stabilem Pappe, wie es zwischendurch Verlage wie Ulisses, Uhrwerk oder White Wolf für Spielleiterschirme verwendet haben, und das Papier ist auch entsprechend dick und stabil. Die Coverillustration ist von David Seidman, und mein eiziger Kritikpunkt ist das Harry ein etwas affenartiges Gesicht bekommen hat. Das Artwork im Buch selbst entstammt den Comics zu den Romanen und ist… Es ist okay. Ich bin nicht so sonderlich der Comicfan, es ist passend, aber “gut” finde ich es jetzt nicht. Layouttechnisch dagegen… Aufgemacht ist das Buch als Produkt der Welt der Romane (Des “Dresdenverse”), und zwar als Vorabversion eines Spiels, das Billy Borden, der Werwolf, erstellt hat, und zu dem Harry Dresden und Bob der Totenschädel ihre Kommentare abgeben sollen. Mit dem Ergebnis das es gestaltet ist, als hätte man es hier mit einem Spiralblock zu tun, in dem Textpassagen mit blauem Textmarker angestrichen worden sind, mit Kommentaren und Anmerkungen in drei verschiedenen “Handschriften”, in denen verschiedene Anmerkungen, Beispiele und Klarifizierungen enthalten sind. Alles in allem sehr stimmungsvoll, und sehr unterhaltsam zu lesen (Der Indexeintrag mit den meisten Seitenverweisen ist übrigens “Shut up Bob”…).
Die Einleitung lässt sich bei diesem Werk überspringen – wir haben hier keine In Game-Fiction (Die kommt im zweiten Band, ist dann aber auch aus der Feder von Jim Butcher selbst), sondern eine Seite auf der die drei oben erwähnte Charaktere sich über die Entstehung des Buches unterhalten, gefolgt von dem üblichen “Was ist ein Rollenspiel”, mit Verweisen, wo man die wichtigsten Informationen findet, und einer Liste der Romane, welche hier berücksichtigt wurden (Bis einschließlich Small Favor bzw. Kleine Gefallen). Wenden wir uns also dem ersten von sechszehn Kapiteln zu, “Harry’s World”. Dieses Kapitel fällt mit fünf Seiten ziemlich kurz aus, soll aber auch nur eine kurze und grobe Übersicht über die Welt präsentieren, in welche man spielen wird. Hier wird eine Sache schon klar, die mir an Dresden Files RPG (DFRPG in Zukunft) gefällt – Ja, es ist in der Welt der Romane angesiedelt, nein, es setzt nicht voraus das man die Romane schonmal gelesen hat (Es hilft natürlich, aber es ist kein muss). Wer erwartet hat, hier eine detaillierte Beschreibung des Settings zu bekommen wird enttäuscht werden – das kommt zum einen durch das ganze Buch hindurch, zum anderen ist dafür auch der zweite Band gedacht, “Our World”, den wir uns auch irgendwann ansehen werden. Nach der kurzen Einführung in die Spielwelt kommt auch die Erklärung des grundlegenden Würfelmechanismus, also mit den 4wF, der Leiter, und so weiter. Spieler, welche von Fate Core kommend sich mit DFRPG beschäftigen werden hier einige Unterschiede schon feststellen können, schließlich handelt es sich hier noch um Fate 3, aber um ehrlich zu sein, sooo gravierend sind die Unterschiede nicht das es ein Problem darstellen dürfte wenn man die Regeln durcheinander bringt.
Noch vor der Charaktererschaffung kommt beim DFRPG die Erschaffung des Settings, in dem die Kampagne stattfinden soll, womit wir auch schon im dritten Kapitel wären. Die “Erschaffung” – besser: Beschreibung – der Stadt in der gespielt werden soll wird als Gruppe durchgeführt, damit jeder am Spiel beteiligte die Möglichkeit hat, sich ins Spiel einzubringen. Das Buch beschreibt dabei zwei Methoden an die Stadt heranzugehen, und reißt eine dritte kurz an. Man kann natürlich eine Stadt erfinden, ähnlich wie DC es mit Gotham oder Metropolis gemacht hat, aber es wird dringend empfohlen, eine real existierende Stadt zu wählen, weil es damit leichter sein dürfte, einen gemeinsamen, glaubwürdigen Vorstellungsraum zu bilden. Dabei kann man ganz klassisch gemeinsam recherchieren, historische Ereignisse heraussuchen, die man innerhalb des Spiels mit okkulter Bedeutung füllen kann, und so eine Stadt schaffen, welche nicht nur glaubwürdig ist, sondern auch noch authentisch. Die andere Methode, die sogenannte “Vancouver-Method”, besteht darin, das man sich die ganzen Details einfach ausdenkt und dazu erfindet, ähnlich wie viele Fernsehserien nicht in den Städten gedreht werden in denen sie spielen, sondern eben in Städten wie Vancouver, wo es billiger ist. Hat man sich auf eine Stadt und eine Methode geeinigt geht es daran, die Stadt auszuarbeiten. Einen Beispiel für die Stadterschaffung haben wir auch schon auf diesem Blog präsentiert, und zwar HIER – Los Angeles damals auch nach der Vancouver-Methode. Hat man als Gruppe erstmal die Stadt entwickelt geht es dann an die Charaktererschaffung, welche auch gemeinschaftlich als Gruppe in Angriff nehmen sollte – schließlich baut man Fate 3 (und Fate Core)-typisch gemeinsam die Vorgeschichte der Charaktere auf, nachdem man sein Template und die beiden Kernaspekte entworfen hat. Auch hier haben wir ein Beispiel für die Charaktererschaffung, einen Werraben, den der Rezensent als “Ausweichcharakter” für Shadoms damalige Runde gebaut hatte.
Damit hätten wir den ersten Teil von Volume 1 – Your Story besprochen, nächstes Mal geht es hier weiter mit den verschiedenen Charaktertypen, welche man im DFRPG spielen kann, wie Charaktere sich verbessern können, und wie dieses Buch Aspekte erklärt.
Ein schooner Artikel! Da wir ja nun schon seit gut 7 Jahren eine Kampagne im Dresdenverse spielen, war ich natürlich besonders interessiert daran, wie das Regelwerk bei euch ankommt.
Zu den Unterschieden zwischen Fate Core und Fate 3 kann ich nur bestätigen: Die stören wirklich nicht. Wir haben damals ganz brav und regelgetreu mit den DFRPG-Regeln (also Fate 3) angefangen, sind aber allmählich in etlichen Punkten auf Fate Core hinübergewechselt, und keinen Mitspieler hat es gestört, ja, wir haben es teilweise noch nicht mal gemerkt, so organisch life das Ganze ab. Also alles kein Problem!