Pathfinder Handbuch Gewölbeforscher und Drachentöter
Eine Rezension von Orakel
Ihr erinnert euch daran, dass Pathfinder ursprünglich auf einem Rollenspiel Namens Dungeons & Dragons (in der Übersetzung „Gewölbe & Drachen“) basierte? Scheinbar hat sich die deutsche Pathfinder-Redaktion gedacht, dass man einen besonderen Witz erzeugen könnte, indem man aus zwei Büchern, deren Namen entfernt etwas damit zu tun haben, zu einem Buch zusammenfast. Herauskommt das Pathfinder Handbuch Gewölbeforscher und Drachentöter. (Im englischen Original sind das die beiden Titel des „Dungeneer’s Handbook“ und des „Dragonslayer’s Handbook“.) Und wer jetzt „Aua“ denkt: Herzlich willkommen im Club.
Genug des sarkastischen Ersteindrucks: Was haben wir hier?
Das PDF-Dokument des Handbuchs zu den Gewölbeforschern und Drachentötern umfasst insgesamt 68 Seiten, die im üblichen Pathfinder-Stil gehalten sind, was die weniger verspielten Elemente anbelangt. Ein grüner Rahmen umfasst eine graue Fläche. Das erstaunliche dabei aber ist, das bei diesen Beiden Bänden wieder einmal ausnamslos nach Pathfinder-Stil gute illustrationen zum Einsatz kamen. Stilistisch bewegen sich die einzelnen Illustrationen an einem entfernt realistisch orientiertem Stil, der weder in durch malerische noch zeichnerische Qualitäten gesondert auffällt.
Inhalt dieses Sammelbandes sind dabei jeweils die Frage nach dem speziellen Umstand, wie man sich auf ein spezifisches Ziel vernünftig Vorbereiten kann. (In dem einen Fall der klassische Dungeoncrawl, in dem anderen Fall das aufeinandertreffen mit den Drachen Golarions, wobei das Ziel dahinter offensichtlich ist: Den Tod der Echse.)
Der Gewölbeforscher-Teil ist dabei eine kleine Ansammlung von neuen Ausrüstungsgegenständen, sowie Ratschlägen über die „bessere“ Planung im Umgang mit Fallen, Monstern und eventuellen Schätzen. Außerdem wird im Falle von Mietlingen mit dem Fackelträger eine besondere NSC-Art vorgestellt, die eventuell nützlich für den Einsatz in dem entsprechenden Gebieten sind. Unabhängig davon werden auch ein paar neue Archetypen für die Stadart-Charakterklassen präsentiert, die ganz besonders auf die Tätigkeit der Gewölbeforscher abgestimmt sind.
Und jetzt kommt ein abstruser Aspekt dabei herum: Es gibt in Golarion anscheinend tatsächlich einen Dungeon-Tourismus. Das bedeutet folgendes: Zusätzlich Ausrüstung in Form von Gewölbeführern (welche sich auf die Aufzeichnungen berühmt-berüchtigter Abenteurer beruft.) Der Sinn dahinter ist, dass Abenteurer sich in den berühmtesten Gewölben Golarions tummeln könnten, um die noch nicht erforschten Bereiche zu erforschen. Und zum anderen werden einige der berühmtesten Dungeons Golarions aus alten Pathfinder-Abenteuern noch einmal mit Grundrissen vorgestellt.
Ich will dies erst einmal so unkommentiert hier stehen lassen und mich später dazu äußern.
Denn den zweiten Teil, der sich um die Drachentöter beschäftigt habe ich noch gar nicht kommentiert.
Hierbei wird es nämlich tatsächlich etwas halbwegs Sinnvolles vorgenommen. Die Drachentöter enthalten nämlich einen Bereich, der so gesehen mit ein paar allgemeineren Dinge rund um das Thema Drachenjagdt ergänzend aufgerüstet, was die Vorstellungswelt einer professionellen Gruppe an Abenteurern betrifft.
Hier gibt es neben einem Einblick zum Umgang mit Drachen. (Sprich: Ein paar Ratschläge zur Etickette.) Auch eine Art biologisches Schemata zum Aufbau von Drachen und einen Überblick über allerlei drachenartiges Viehzeug, welches auf Golarion anzutreffen ist. (Also nicht nur die direkten, altbekannten Drachenarten der Marke Farbe und Metall, sondern auch noch anderes, was in irgendeiner Form eine Echse sein kann, die in diese Kathegorie gehört.)
Abgerundet wird das mit einer Beschreibung an Gebieten besonders Namhafter NSCs Golarions, die einen Drachenhintergrund besitzen. Das sind entweder tatsächlich richtige Drachen, oder aber Nachfahren von Drachen, die sich mit Humanoiden eingelassen haben.
Darüber hinaus gibt es auch noch allgemein neue Regelergänzungen für Charakter, welche aller Art in diesem Bereich gehören. Egal ob jetzt Talente oder Waffen. Aber ebenfalls kommen hier neue Archetypen für die jeweiligen Grundklassen vor, welche sich auf das entsprechende Konzept des Drachentöters besser platziert haben. Den Schluss bilden dann Bereits existierende Gilden von Drachentötern, oder aber die groben Regeln, wie man selbst einen solchen Zusammenschluss bildest und welche Eigenschaften so etwas Regelseitig haben kann.
Fazit
Dieser Band enthält genau das, was der Titel verspricht. Aber: Der Nutzen dieser beiden Handbücher, welche hier in der deutschen Übersetzung zusammengefasst wurden könnte Fragwürdiger vom Sinn her nicht sein.
Wenn man den Teil über den Gewölbeforscher zusammenstreicht auf die sinnvollen Inhalte, dann bleibt am Ende einfach nur die Frage übrig, warum man diese Sonderregeln nicht einfach in einem normalen Spielerband zusammengefasst hätte, der allgemeinerer Natur gewesen wäre.
Der Drachentöter-Teil hingegen ist zwar durchaus Nützlich, fällt aber unter die Kathegorie „special Interrests“, so das zumindest ich mich im Moment frage, ob dessen Inhalt nicht eventuell im Großen und Ganzen in einem allgemeinen Band über das Thema „Drachen“ so oder so besser aufgehoben gewesen wäre. Versteht mich jetzt nicht falsch: Ich finde diesen Teil von der aufgestellten Zielsetzung her sogar sehr gelungen umgesetzt, aber es handelt sich um eine dermaßen spezielle Abenteuerzielgattung, das ich mich dann doch Frage, ob das wirklich so Sinnig für einen eigenen Band gewesen ist.
Alles in Allem lässt Gewölbeforscher und Drachentöter den Leser also mit einem sehr schalen Beigeschmack zurück, da die eine Hälfte als Nutzlos zu betrachten ist, die andere dann aber als nützlich in einem zu speziellem Rahmen. Ich wünsche wirklich allen Spielern da draußen, die einen Heidenspaß mit Drachenjäger-Kampagnen haben alles Gute und auch weiterhin viel Spaß, nur: Ich kann mir aus meiner Perspektive nicht wirklich vorstellen, das ihr existiert. Meldet euch doch bitte.
Insofern haben wir hier also leider das Schrottbuch der Pathfinder-Welt: Wirklich tolle Aufmachung und absolut gelungene Illustrationen… aber (leider) mistiger Inhalt.
Ich kenne das Buch nicht, aber die Idee der Gewölbeführer finde ich irgendwie cool.
Hi purpletentacle.
Wir haben das Problem ja schon weitestgehend auf twitter besprochen. Irgendwie finde ich die Idee vom Ansatz her halt einfach nur absurd, wenn man das alles Zusammengefasst mal betrachtet. (Und in letzter Konsequenz zu Ende denkt.) Sicherlich sehr Lohnenswert, solange man sich mal nur den Meta-Witz als solchen ansieht, aber im Ganzen dann doch eher Absurd. :)