P steht für Passiv

Ein Buchstabensalat mit Infernal Teddy

Heute gibt es mal wieder um etwas, das ich – wenn ich ganz ehrlich sein soll – zum Kotzen finde. Etwas, das mich ärgert, und aufregt, und mich dazu bringt den Kopf mit der Tischplatte bekannt zu machen. Worum es geht? Passive Spieler. Spieler die zum Spieltermin erscheinen um sich berieseln, bespaßen zu lassen, ohne sich einzubringen. Spieler die nur dazu da sind um sich eine Show bieten zu lassen. So was macht. Mich. Rasend. Willkommen bei Teddys Rant der Woche.

Reden wir mal drüber wie ich leite. Als Spielleiter arbeite ich am liebsten mit dem, was mir die Spieler vorgeben. Ich stelle eine Grundsituation vor, bringe den Ball ins rollen, und schaue zu wie die Spieler darauf reagieren, um dann darauf wiederum zu reagieren… wie ihr wahrscheinlich gemerkt habt bin ich als Spielleiter jemand der gerne improvisiert. Ich leite gerne, und mit Spielern die sich auf diese Weise zu leiten einlassen ist das eine großartige Sache. Was ich als Spielleiter allerdings fürchte wie sonst nur Ebola oder elektrischen Strom sind eben passive Spieler. Spieler die da sitzen, und warten das der Spielleiter ihnen schritt für schritt die Story präsentiert, das der Spielleiter ihnen das Abenteuer vorliest so das sie an den richtigen Stellen nicken dürfen, an den richtigen Stellen Würfeln, und sie selbst möglichst nichts einbringen müssen, sondern sich bespaßen lassen können. Der Spielleiter als Ersatz für den nächsten beschissenen Teil der Dragon Age-Reihe (Und ja, ich finde die Dragon Age-Reihe überschätzt und ein Rückschritt für das CRPG-Genre, aber das ist ein anderer Rant), und das kotzt mich an. Rollenspiele sind, wie es so schön heißt, ein interaktives Hobby, und meiner Meinung nach kann das nur funktionieren wenn ALLE interagieren. Spieler, die sich nur berieseln lassen schwächen in meinen Augen ihre Gruppen – sie nehmen die Energie und die Ideen auf, welche ihre Mitspieler abgeben, ohne selbst etwas zurückzugeben. Mal etwas ruhiger sein, in Ordnung. Nicht extrovertiert sein, kann ich mit leben. Aber einfach nur da sitzen und eine soziale, eine gesellige Veranstaltung behandeln als sei es der neuste Uwe Boll-Film? Nicht mit mir.

Woher kommen denn diese passiven Spieler? Das ist ja das was ich mich immer frage, wie kommen diese Berieslungsspieler zu unserem Hobby? Ich habe lange gedacht das wäre das Ergebnis einer DSA-Sozialisierung mit den Plot-Eisenbahn-Abenteuern. Dann dachte ich, das waren bestimmt die ganzen Metaplot-Rollenspiele wie Vampire oder Shadowrun – solche Spiele als Einsteigsdroge, da kann ja nur so ein Zuhörspieler dabei herauskommen. Der nächste Schuldige war die Kaufabenteuerhörigkeit, welche man vor allem bei Rollenspielern aus Deutschland beobachten kann. Oder sind es doch die Computerspiele, mit ihren sehr linearen Storylines und den minimalistischen Auswahlmöglichkeiten? Ich weiß es nicht, und ich verstehe es auch nicht. Ich verstehe nicht, wie man sich in diesem unheimlich kreativen Hobby wiederfinden kann, in dem man wirklich, wirklich alles machen kann, wenn man nur seine Mitspieler überzeugen kann, und sich dann drauf beschränken kann seine Auswahlmöglichkeiten von einem Spielleiter einschränken zu lassen. Wie man sich drauf beschränken kann zuzuhören wie jemand einem eine Geschichte erzählt – wenn ich das will gucke ich einen Film.

Vielleicht liegt es ja an mir. Ich möchte das gar nicht ausschließen. Ich habe sehr früh angefangen zu leiten, und als Spielleiter fast sofort angefangen, mir selbst Abenteuer auszudenken – vielleicht erwarte ich deswegen mehr Spielerinput. Aber bei den Göttern, ich wünsche mir nun mal Spieler, die nicht nur an den „rtichtigen Stellen“ nicken und ja oder nein sagen, und ansonsten nur ihren ruhigen, passiven Zuckerbäcker ausspielen – ich will Spieler die aktiv vorgeben wo es lang gehen soll, die selbst die Ziele setzen wollen und können, denen ihre Charaktere nachgehen, und die direkt oder indirekt auch die Spielwelt mit beeinflussen. Ich brauche kein FATE, um mit „ja“ antworten zu können wenn der Spieler nicht angrinst und meint, der Ratgeber sei doch bestimmt jemand aus dem selben Magierorden wie er, oder? Ich brauche einfach nur Spieler, die solche Fragen stellen! Ich habe an dieser Stelle schon mal darüber gesprochen das ein Spielleiter nicht nur ja, sondern auch nein sagen können muss, aber meiner Erfahrung nach ist es ca. eine Million mal besser, man sagt einem aktiven Spieler auch dann ja, wenn es einem gerade nicht passt, als wenn man einen passiven Spieler hat, der gar nichts sagt. Wenn ich sage, ich brauche Spieler die mir sagen was ihre Charaktere wollen, und wo es hingehen soll, dann heißt es nicht das die Spieler die Abenteuer vorgeben, oder das ich keinen Plan für die Kampagne habe. Aber es heißt das ich ohne den Input der Spieler keine Chance habe, das Ganze so zu gestalten das die Spieler auf jeden Fall Spaß haben, und das die Charaktere eingebunden werden in eine lebendige Spielwelt.

Gut, genug getobt und geschimpft. Falls ihr, werte Leser, zu den passiven Spielern gehört, dann möchte ich hören warum das so ist, warum ihr nicht geneigt seid euch mehr ins Spiel einzubringen, warum ihr nicht gewillt seid, die Story zu lenken, statt euch von der Story lenken zu lassen. Helft mir, euch zu verstehen.

Damit niemand mit der Tischplatte bekannt gemacht werden muss.

1 Kommentar zu P steht für Passiv

  1. Den Frust über zu passive Spieler kann ich verstehen. Manchmal, wenn ich nicht so gut drauf bin oder keine Ahnung habe wie ein Problem zu lösen ist, dann schwimme ich zwar auch mal nur mit, meist hab ich aber genug dumme Ideen und will da auch was mit machen. Was ich als Erinnerung aus diesem Beitrag mitnehmen werde ist die Sache mit der Suggestivfrage: Wenn ich dem SL eine „Ja/Nein“-Frage stelle – woher soll der wissen worauf ich hinaus will? Ist ja eigentlich nichts Neues, verliert man aber doch schnell aus den Augen. Also werde ich ab sofort in meine Fragen verpacken was ich gerne hätte (oder eben nicht) :)

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