Labyrinth Lord: Herr der Labyrinthe
Ziemlich alt und nicht verstaubt!
Jetzt wird es ein wenig kompliziert. Das Problem bei der Sache ist nämlich: Wo fängt man hierbei an? Vieles ist bereits gesagt worden, manches ist mehr oder weniger erahnbar. Labyrinth Lord (von hier an weiter LabLord) ist eine Geschichte für sich, die einige Ecken und Kanten vorweist.
Ende 2008 gab es im Internet einen von Moritz Mehlem (ansonsten unter dem Pseudonym glgnfz geläufig) gestarteten Aufruf, der durch mehrere Internetanlaufstellen ging, ein bis dahin vollständig unbekanntes System zu übersetzen. Hierbei handelte es sich um LabLord. Die erste Übersetzung erschien noch unter dem PoD-Siegel bei Lulu. Mittlerweile hat das Spiel mit dem Mantikore Verlag in Form einer überarbeiteten Edition mit neuem Cover eine feste Heimat gefunden, die auch in den normalen Laden gelangen kann. Um diese neue Auflage geht es in dieser Rezension.
Und genau da beginnen die Probleme für diese Rezension: Was ist LabLord denn jetzt eigentlich? Kurz gesagt: Neu ist die Idee hinter LabLord nicht. Will es auch gar nicht sein. Wenn man in Computersprache spricht und dabei ein Bild aus dem Grundregelwerk benutzen will: LabLord ist die Emulation eines älteren Spieles. Es handelt sich hierbei um den Nachbau einer der ersten D&D-Fassungen, wie sie Anfang der 80er als Boxen verkauft worden sein sollen.
Und damit stolpert man dann in Urzeiten, die von niemandem so überhaupt erlebt worden sind. (Oder irgendwie in der Art.) Die Charaktererschaffung klingt zumindest bereits nach den entsprechenden Untiefen, die man selbst nur aus Legenden kennt.
Aber genug der schmückenden Worte. Für die Charaktererschaffung wirft man sechs Mal 3W6 und ordnet diese anschließend in der entsprechenden Reihenfolge den dazugehörigen Attributen zu. Daraufhin folgt die Auswahl einer Klasse, für die gewisse Attributs-Voraussetzungen erfüllt sein müssen. Hier hat man die hübsche Auswahl aus solch vielschichtigen Möglichkeiten wie Dieb, Elf, Halbling, Kämpfer, Kleriker, Magier und Zwerg. (Das System setzt also Rassen und Klassen auf die gleiche Stufe. Dabei werden bestimmte Klischee-Eigenschaften den entsprechenden „Rassenklassen“ von Anfang an zu geschrieben und der Rest muss durch entsprechendes Spiel rübergebracht werden.) Seltsam ist nur, dass die jeweiligen Klassen unter verschiedenen Stufenbeschränkungen leiden. (Elfen gehen bis Stufen 10, Halblinge bis Stufe 8, wohingegen „normale Menschen“ bis Stufe 20 abgebildet sind.)
Der Rest ist danach dann Prinzipiell nur noch Gesinnung und Ausrüstung. (Sowie im Zusammenhang mit entsprechenden Eigenschaften noch Sprüche bei den Zauberwirkern.) Der Rest ist danach, wie man so schön sagt, bekannt. Ein simples Regelsystem, wie man es zu einem Großteil bereits aus anderen Bereichen auch kennt. (Oder dessen Nachfolger man bereits erahnen kann.) Was ein wenig Verwirrung stiftet ist hierbei die Angriffstabelle mit ihren Eigenheiten. Man bestimmt hierbei aus einer Tabelle, die sich aus Klasse und Rüstungsklasse ergibt einen Trefferwurf um festzustellen, wann Schaden überhaupt verursacht wird.
Was darauf noch folgt sind solche netten Dinge wie Monster, die einem begegnen können und ihre Werte. (Sowie Tabellen dafür.) Schätze, die es zu erlangen gilt und natürlich eine mehr oder weniger ausführliche Beschreibungen, die man Labyrinthe erschaffen kann.
Fazit:
Fest steht zumindest schon mal, dass es ein sehr simples System ist, das durchaus seine Macken vorweist. Zeitgleich ist es aber auch ein System, dass sehr schnell erlernt werden kann und dadurch ein paar Stärken vorweist, die nicht zu verachten sind.
Viele der Regeln sind obskur, nach heutigen Begriffen eher vorsintflutlich. Man muss sich also der Tatsache stellen, dass man keine gänzlich durchdachten Regeln aus einem Guss, sondern ein paar kleinere Untersysteme hier und da bekommt, die aufgrund des Umfangs übersichtlich bleiben.
LabLord sollte man also in diesem Bereich auf jeden Fall unter die Liebhaber-Systeme packen, für den Fall dass man ältere Abenteuer „von Damals“ noch einmal auspacken will (oder sich auch zulegen möchte). Oder auch einfach nur in Erinnerungen schwelgen möchte.
Ansonsten sollte man sich auf ein sehr stark vereinfachtes Regelsystem einstellen können und keine größeren Ansprüche an ausgebuffte Charakterkonzepte legen. (Zufalls-Charaktererschaffung kann in dem Bereich immer seltsame Ergebnisse ausspucken.) Und man sollte nicht zu stark mit dem verwöhnten Auge einer heutigen Illustrationskultur im Rollenspielbereich an die Sache herangehen.
Insgesamt erfüllt Lablord also durchaus die selbst gestellten Voraussetzungen und schafft ein Bindeglied mit dem „alte Hasen“ den Nachwuchs auf ihre Seite bringen können.
Was man hierbei bekommt ist also ein Anfänger-Rollenspiel, das Anfänger für das Hobby anziehen soll. Ein simples Spiel für einfache, kurzweilige Momente. Man sollte mit dem Grundregelwerk zumindest in One-Shots und kürzeren Kampagnen seinen Spaß haben. Allerdings, wie bereits erwähnt, endet alles je nach Gruppenzusammenstellung dann und wann rätselhafterweise urplötzlich bei Erreichung bestimmter Stufen. Ich gehe hier für den Anfang einfach davon aus, dass der mit LabLord hochgehaltene Spielstil des Dungeoncrawlings davon ausgeht, dass entsprechende Helden keine höheren Klassen überhaupt erreichen. Es hinterlässt trotzdem ein seltsames Gefühl von unbeantworteten Fragen im Hinterkopf. Für den Zweck, den LabLord erfüllen will, ist es geeignet und damit brauchbar. Der Rest muss sich am Spieltisch zeigen.
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