Guide to the Technocracy

Eine Besprechung aus der Welt der Dunkelheit, von Infernal Teddy

Veröffentlicht am Dezember 3, 2019 von Infernal_Teddy in Klassische Welt der Dunkelheit, Rezensionen, Rollenspiele, Welt der Dunkelheit // 0 Kommentare

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In einer Welt in der in jedem Schatten, in jeder dunklen Gasse ein Monster lauert, in der nicht nur die Nacht sondern die ganze verdammte Welt denen gehört die nicht menschlich sind, wie nennt man da die Männer und Frauen die dafür kämpfen das die ganzen normalen Leute ruhig in ihren Betten schlafen können ohne Angst zu haben das sie im Schlaf aufgefressen werden? Richtig. Man nennt sie die Technokratische Union.

Willkommen zum neusten Teil unserer Betrachtung von Mage: the Ascension, und heute schauen wir uns ein Buch an das man ohne Frage als einer der wichtigsten Bücher der ganzen Reihe bezeichnen könnte, ein Buch mit dem die Mage-Spielerschaft für immer geteilt werden sollte: Guide to the Technocracy, Band 25 der Reihe. Wir haben die fünf Conventions der Technokratie in der Vergangenheit beleuchtet, doch bisher nur als Antagonisten. Doch dieses Mal schauen wir uns die Technokratische Union nicht aus der Sicht dieser perversen Realitätsabweichler an, sondern so wie sie sich selbst sehen: als Helden.

Guide to the Technocracy ist das erste Buch der Mage-Reihe das kein Grundregelwerk ist aber dennoch als Hardcover erscheint, und für ein reines Quellenbuch sind die 246 Seiten eine durchaus beeindruckende Hausnummer. Optisch passt das Buch ganz klar zur späten Second Edition, und wenn ich mich nicht arg täusche haben wir hier auch zum ersten Mal Arbeiten von Christopher Shy beim Artwork dabei – der wird vor allem in der Revised-Ära der Welt der Dunkelheit nochmal sehr prominent werden.

Acht Kapitel, ein Anhang, die Einleitung und die obligatorische Kurzgeschichte – die ausnahmsweise tatsächlich lesenswert ist – ist die interne Aufteilung des Guide to the Technocracy. Die Einleitung bietet die üblichen Hilfestellungen für das Buch, was sich in welchen Kapiteln findet, Thema und Stimmungen des Buches, und so weiter, und auch Hinweise darauf wo wir uns innerhalb des Metaplots befinden (Doissetep, einer der wichtigsten Chantries der Traditionen, ist kürzlich gefallen). Das erste Kapitel ist eine kurze Einführung in die Technokratie aus der Sicht ihrer Mitglieder, eine Organisation von besonderen Männern und Frauen, welche durch ein besonderes Verständnis für Wissenschaften, „enlightend Science“, dazu ausersehen sind, die ungewaschenen Massen zu einer besseren Zukunft zu führen.

Das erste Kapitel trägt den Titel „Indoctrination“, und ist quasi eine Einführung in die Sichtweise der Technokratie auf den Erleuchtungskrieg – und auf sich selbst. Die Technokratie sieht sich gerne als die Mauer, die zwischen den Schläfern und dem völligem Chaos steht, übersieht dabei aber das sie das Ideal, die Erleuchtung der Massen, längst aus den Augen verloren hat. Wir bekommen erste Hineise darauf das die Union auch in sich selbst gespalten ist, und zwar nicht nur zwischen den Conventions sondern auch zwischen den Field Agents die den Erleuchtungskrieg auch tatsächlich ausführen und den oberen Etagen die den Bezug zur Wirklichkeit längst aus den Augen verloren haben. Außerdem gibt es eine Sammlung von Begriffen die innerhalb der Union Verwendung finden, und eine Übersicht über einige der wichtigsten Fraktionen innerhalb der Technokratie. Kapitel zwei setzt sich dann mit der „Enlightened Science“ auseinander und wie Technokraten mit dem arbeiten was die fehlgeleiteten Traditionalisten als „Magick“ bezeichnen. Quintessence, Avatar, Sphären – alles wird gemäß des Paradigmas der Union umdefiniert und beschrieben. So wird aus der Correspondence-Sphäre „Dimensional Science“, welche hauptsächlich von den Void Engineers studiert wird, aus dem Avatar wird Genie, und Mind-Migick ist offensichtlich eine psionische Begabung. Kapitel Drei wendet sich dann der Vergangenheit der Technokratie zu, und betrachtet ihre Wurzeln, wie sich bestimmte magische Gruppen zunächst gebildet haben, sich zum Orden der Vernunft zusammengefunden haben, und wie dann unter Königin Victoria aus dem Orden die Union wurde, und dann weiter bis zur „Gegenwart“ der späten Neunzigern. Wer den Metaplot genauer verfolgt: hier wird wenn ich mich recht erinnere zum ersten Mal innerhalb von Mage über den „Roten Stern“ gesprochen, der später eine noch viel größere Rolle spielen wird… Die Gegenwart ist auch das passende Thema für Kapitel vier, in dem die aktuellen Vorgehensweisen, Werkzeuge und Methoden der Union besprochen werden, welche Rangstufen es gibt und welche Ziele die einzelnen Conventions verfolgen.

Kapitel fünf präsentiert die fünf Conventions dann auf jeweils vier Seiten, mit allem was man wissen muss um die jeweilige Convention zu spielen, mit Hintergrund, den Unterfraktionen und den bekanntesten Vertretern – und den Schwachstellen der jeweiligen Methodik. Für diejenigen von euch die bisher nicht aufgepasst haben, die COnventions sind Iteration X (Cyborgs, Computer, Maschinen und Statistiker), New World Order (Manipulation, Überwachung, Informationskontrolle, Agenten), Progenitors (Medizin, Genetik, Clone, Botechnologie), Syndiacte (Geld, Politik, Medien, Korruption) und Void Engineers (Weltraum, andere Dimensionen, Realitätsabweichler, Monsterjäger). Außerdem enthält dieses Kapitel eine Auswahl an fertigen NSCs zum Einsatz im Spiel. Das darauf folgende Kapitel präsentiert dann die Charaktererschaffung. Es gibt keine großen Abweichungen gegenüber den Regeln aus dem Grundregelwerk, aber hier finden außerdem noch nee Vor- und Nachteile, neue Hintergründe und neue Fertigkeiten – hier finden sich beispielsweise Regeln für die Upgrades die man von Iteration X oder den Progenitoren bekommen kann. Außerdem werden hier einige alte Vor- un Nachteile bzw. Hintergründe auch aus Sicht der Union umdefiniert. Danach wendet sich das siebte Kapitel an die Spielleitung, und beschreibt wie man eine Technokraten-Kampagne aufbauen sollte, welche Themen für diese Charaktere wichtig sind, und welche Konflikte in einer solchen Kampagne in den Vordergrund treten sollten. Abgerundet wird das Buch durch das Arsenal, eine Sammlung an Gerätschaften und Enlightened Science-Prozeduren, und durch einen Anhang mit empfohlener Literatur und sehenswerten Filmen (Mittlerweile aber mehr als ein wenig veraltet). Den Abschluss bilden der Index und der vierseitige Charakterbogen.

Fazit:
Ich glaube, es ist keine Untertreibung wenn ich sage das sich mit diesem Buch die komplette Mage-Reihe veränderte. Guide to the Technocracy veränderte die Art und Weise wie über die Technokratie und dem Erleuchtungskreig gesprochen wurde – plötzlich ging es nicht mehr um Magie gegen Wissenschaft, sondern um Freiheit gegen Kontrolle. Plötzlich gab es die Diskussion darüber ob nicht die Technokraten eigentlich die „Guten“ in der Welt der Dunkelheit seien. Und es bot nicht nur mehr Hintergrund für die Union, machte sie nicht nur zu mehr als einfach nur die bösen Typen in schwarzen Anzügen, sondern gab ihnen Gründe warum sie so handelten wie sie handelten, und machte sie zu einer spielbaren Option. Wer sich vorher die Technocracy-Bücher zugelegt hatte kann sie problemlos mit diesem Buch ersetzen – die älteren Bücher sind nicht annähernd so gut wie dieser Hardcover.

Verwendbarkeit mit M20:
Auf der einen Seite ist Guide to the Technocracy eines der großartigsten Bücher der ganze Reihe, auf der anderen Seite ist es definitiv eines der Bücher zu Mage: the Ascension die nicht gut gealtert sind. Dafür haben sich Wissenschaft, Technik und unser Umgang mit beidem zu sehr und zu schnell entwickelt, so das sich der Guide wie ein Relikt aus einer anderen Welt anfühlt. Außerdem hat Onyx Path mittlerweile The Technocracy Reloaded auf dem Fahrplan, wodurch dieses Buch wohl bald ersetzt werden dürfte. Wenn ihr es euch erlauben könnt abzuwarten würde ich dieses Buch erstmal überspringen – oder zumindest schauen ob ich es irgendwo günstig bekommen kann, bzw. als PDF von DrivethruRPG. Dennoch zusammen mit dem Book of Worlds eines der besten Bücher der Second Editon.

Das nächste Mal wenn wir uns hier unterhalten geht unser Blick wieder weiter zurück als bis zu den Neunzigern – wir wenden uns den Verdammten der Renaissance zu, und schauen uns Infernalism an.

1st Edition:
1: Mage: the Ascension
3: The Book of Chantries
5: Technocracy: Progentiors
6: Digital Web
7: The Book of Shadows
9: Technocracy: Iteration X
10: The Book of Madness
11: Technocracy: New World Order
12: Ascension’s Right Hand