Das Leben eines Gezeichneten – Teil 88
Rohals Versprechen - Teil 10
15 Rahja – 17 Rahja
Die folgenden Tage waren recht ruhig, bis auf den ersten Abend an dem sich eine Frau an den Nachbartisch setzte und behauptete sie sei Nahema persönlich… aber gut, wenn sie meint. Und als wir dann am Abend des 17 Rahja Brig-Lo erreichten erfuhren wir endlich wieder etwas von unseren Verfolgern, die ja inzwischen eigentlich Vorläufer geworden waren. Der Wirt der Schänke hatte eine Magierin gesehen, die sich nach den Hügeln, auf denen die Schlacht geschlagen worden war, erkundigt hatte und wohl dorthin aufgebrochen war und da wir nichts besseres zu tun hatten, begaben auch wir uns dort hin. Schon von weitem konnte man die schemenhaften Geister der Vergangenheit wabern sehen und nachdem wir näher gekommen waren auch einzelne flache Grabstätten, die jenem wohl vorbeugen sollten, aber gestern oder heute aufgewühlt worden waren – mit einem Skelletarius, wie mein Odem zeigte – und jetzt wohl niemanden mehr beherbergten.
Da aber von der Magierin nichts mehr zu sehen war, gingen Darken und Leo noch in den Schrein um ein bisschen zu beten und dann kehrten wir zurück zur Stadt und ginge schlafen
18 Rahja
Am Abend des nächsten Tages erreichten wir ein kleines Dörfchen in dem gerade ein Fest gefeiert wurde und gerade als wir durch die Tür des Gasthauses eintreten wollten, ertönte hinter uns lautes Geschrei und schon von weitem konnte man einen Haufen Untote erkennen, die die Straße entlang liefen und bei den Festteilnehmern für gewisse Aufruhe sorgten. Leo und Darken liefen los in die Richtung und auch ich bewegte mich ein bisschen weiter vor um die Lage zu
betrachten, als plötzlich ein Bolzen auf den Dieb, der noch vor dem Gasthaus stand, traf. Ich warf mich zur Seite und versuchte den Ursprung zu finden. Musste irgendein Dach sein und ich lief los in die grobe Richtung und dann in das Haus hinein, dass ich vermutete hatte.
Ich aktivierte meinen Widerwille und kletterte mit Hilfe eines Weiches erstarre ganz auf das Dach um dort den Zwerg mit einer großen Armbrust vorzufinden. Ich schloss ihn leise inmitten eines Halbrunds aus erstarrter Luft ein, zündete ihn dann mit einem Brenne an und sah zu wie er langsam verbrannte. Dann drang durch das Knistern ein Schrei an meine Ohren und ich sah wie Leowulf von einem Sperr durchbohrt wurde. Leider auf einem entfernten Dach und bis ich dort war, war die Verursacherin schon spurlos verschwunden und ich musste ihn mit einem Reversalis Fulminictus zusammen kitten. Dann wankte auch der Dieb auf dieses Dach dem ich
ebenfalls helfen musste, da ihn irgendeine Vergiftung getroffen hatte. Wenn das so weiterging hab ich echt ne Menge gut bei den Leuten.
Ich trat langsam zum Rand des Daches, wagte mich dann aber doch nicht weiter als zwei Schritt an den Abgrund heran, drehte mich wieder um und schlenderte in Richtung Leowulf. Hoffentlich war der Stein nicht kaputt gegnange. Schien ja doch ganz nützlich…
„Und jetzt? Was ist mit den anderen?“
Leowulf betrachtete das Loch in seinem Rumpf.
„Die hauen bestimmt ab und hoffen dass ihr Gift und was immer sie noch hinterlassen haben uns umbringt. Feige unehrenhafte Hunde!“
Mit einem lauten Rumms ließ Leowulf sich auf das Dach fallen und versuchte umständlich und kompliziert eine Sitzposition zu finden die nicht allzusehr weh tat. Blut sickerte aus den vielen Wunden.
„Ich hasse Schützen…“
„Hmm,“ kommentierte ich die Sache.
„Wir hatten mal noch jemanden hier. Wo ist Darken eigentlich abgeblieben? Bei den Untoten hängen?“
Dann begab ich mich daran Leowulfs Wunde großflächig mit Leowulfs Kleidung zu verbinden.
„Grrrau…da hab ich ihn als letztes gesehen“ Leowulf biß die Zähne zusammen als ich weiter an und in seinen Wunden rumhantiert beim Verbinden. „Wenigstens ist den Bewohnern nicht viel passiert. Bei dem einen auhmpf muss ich mich noch entschuldigen.“
Ich schüttelte nur etwas irritiert den Kopf. „Wie hast du dir so eine Wunde zuziehen können? Du bist doch sonst nicht so langsam,“ und mit einem starken Ruck zog ich den Umhang um Leowulfs Brust zusammen. „Halt da mal die Hand drauf, dass ich einen Knoten machen kann.“
„Etwas muss diesen Speer und die Pfeile gelenkt haben… wahrscheinlich stand die Frau mit dem eisigen Jäger im Bunde.“
Leowulf ließ sich brav beinahe die Hand festknoten.
„Das war in phexverdammter Hinterhalt… wie ich sowas nicht leiden kann. Die sollen mir nochmal auf einem vernünftigen Schlachtfeld vor die Klinge kommen…“
„Wundert dich das wirklich, dass sie zu solchen Mitteln greifen?“ fragte ich bevor ich den letzten Knoten festzog und mein Werk begutachtete.
„Immerhin ist es jetzt einer weniger.“
„Ich wundere mich immer wieder wenn Menschen ihre Seele in die Verdammnis werfen und denken mit der geschenkten Macht wird alles besser.“ Leowulf zog sein Schwert an sich heran, so dass sein Bein die Klinge berührt. „Einer weniger, bleiben noch sechs oder? …und wen hast du da eigentlich verbrannt?“
Ich warf einen Blick über die Schulter zurück zum nun nur noch wenig erleuchteten Dach. Den ersten Satz zunächst geflissentlich überhörend, antwortete ich:
„Diesen Zwerg, der meinte sich seiner Rache hingeben zu müssen. Und weißt du was… wir habe ihn beide sogar schon mal vorher gesehen. Auf dem Turm bei Liscom, erinnerst du dich?“
„Nein, kann mich nicht erinnern. Was hatte der denn bei dem Turm verloren?“
„Ach ich glaube er war erst bei dieser Abenteurergruppe, die von dieser Praiosfunzel angeheuert worden ist und die wir danach in Einzelteilen gefunden haben. Und er fand wohl mehr gefallen an der anderen Seite… ich glaub er hat uns bloß Beschimpfungen an den Kopf geworfen damals.“
Ich ging hinüber zum zweiten Verletzten um auch diesen zu versorgen, wenn gleich ich außer der kleine Wunde, die mit einem Stoffstreifen gut zu verschließen war, nicht viel zu tun hatte.
„Ach DIE… verdammter Mistkerl. Trotzdem… was jetzt mit ihm passiert tut mir leid. Auch wenn er wohl nicht zugehört hätte, man hätte ihm die Chance geben sollen sein Seelenheil zu retten.“
Ein leichtes Lächeln schlich sich auf meine Züge. „Glaub mir, er hätte vermutlich eher versucht dich dabei umzubringen. Er kann auch nicht sonderlich hoch in der Gunst Tyakra’mans gestanden haben…“
Ich warf noch einen Blick auf den Verband vor mir und trat dann wieder zu Leowulf. „Glaubst du wirklich sie wollen gerettet werden?“
„Ja das glaube ich.“ Der Geweihte schien beinahe aus Erfahrung zu sprechen. „Tief in dem was von ihrer Seele übrig ist haben sie Angst vor dem was ihnen bevorsteht.“ Er überlegte kurz. „Aber du hast recht, er hätte es nicht zugegeben. Diese… armen Geschöpfe sind abhängig von der Macht der Erzdämonen. Und je mehr sie ihre Seele verpfänden und eintauschen desto mehr Angst haben sie davor diesen pervertierten Ersatz wieder zu verlieren. Was würde denn dann noch bleiben?“
Mein Blick richtete sich wieder auf den inzwischen verglühten Zwerg auf dem anderen Hausdach. „Ja.. was würde bleiben…“
Dann wandte ich mich wieder zu Leowulf um.
„Aber sie haben eine Wahl, immer. Sie haben sich bewusst dafür entschieden. Niemand kann dich zu einer solchen Entscheidung zwingen, und auch wenn du der Meinung bist mit den Göttern die bessere Wahl getroffen zu haben, so ist es doch so, dass jene selten eingreifen und das Leben verändern und man sich im Grunde selbst helfen muss und nicht jemand anders für einen. Das ist für viele die schlechtere Option.
„Oder stell dir Personen in unserer Situation vor. Die direkt von den Göttern verhöhnt werden.“
„Was ist passiert?“ murmelte Odius von hinten.
Durch den Ausspruch wurde ich in meinen Gedankengängen unterbrochen und drehte mich um. „Was passiert ist? Das frage ich mich auch… Vermutlich war hier mal wieder jemand sehr darauf bedacht sich ohne zu überlegen in einen Kampf zu stürzen… ach nein… dieses Mal waren es sogar zwei.“
„Vermutlich hast du recht“ Er blickte zum übel mitgenommen Leowulf.
„Wo ist eigentlich Oberst Darken?“
Langsam und vorsichtig versuchte Odius aufzustehen. Sein Körper schien ihm aber noch nicht ganz so zu gehorchen wie er wollte, sodass er zurück in die Sitzposition plumpste.
„Leowulf meinte, dass er ihn zuletzt dort vorne bei den Untoten gesehen hätte…“ entgegnete ich. Interessant das Leo mir nicht auf meine Kommentar antwortet.
„Vielleicht räumt er dort auf…“
Odius versuchte in die Richtung zu schauen wo die Untoten aufgekreuzt waren und Darken zu erspähen.
„So wird es wohl sein.“ Er zuckte mit den Achseln. „Er wird sicher gleich auftauchen. Lange kann er sich da ja eigentlich nicht aufhalten.“
Er schloß die Augen um Kräfte für einen neuen Versuch zu sammeln sich zu erheben.
„Vielleicht sollten wir hier von diesem Dach verschwinden ehe unangenehme Fragen auftauchen…“ bemerkt ich mit einem weiteren Blick auf das Dach gegenüber.
„Manchmal sind die Leute etwas komisch, wenn sie verbrannte Leichen finden.“
Leowulf lag mittlerweile bewusstlos und zusammengerollt auf dem Dach. Irgendwann schien auch ihn die Schwäche übermannt zu haben.
Ich bemerkte erst einige Augenblicke später das von Leowulf nicht einfach keine Reaktion kam, weil er kein Interesse hat sich zu beteiligen, sondern aus anderem Grunde und ich ging mit zwei schnellen Schritten zurück zu ihm um ihn zu untersuchen. Na wunderbar. Und wie soll ich ihn jetzt vom Dach bekommen?
Ich warft einen zweifelnden Blick auf die Treppe des Dachs.
„Meinst du, du kannst Leowulf tragen?“
„Leowulf tragen?“ Er blickte ebenfalls zweifelnd Richtung Treppe. „Wieso kann er die Stufen nicht mehr alleine laufen?“
Odius rappelte sich langsam aber sicher hoch. Er stand da als hätte er weiche Knie. Erst jetzt bemerkte er Leowulfs Bewustlosigkeit. Erneut blickte er zur Treppe. „Naja es wird eng, aber versuchen wir es.“
Er ging zu Leowulf und versuchte den leblosen Körper auf seinen Rücken zu verfrachten.
Ich ließ nochmals meinen Blik über die Dächer scheifen. Inzwischen konnte man deutlich eine Menschenmenge hören, die sich unten auf der Straße, wegen der toten Untoten und dem Brand auf dem anderen Dach, versammelt hatte und offensichtlich jetzt zusammen versuchte gegen dieses vorzugehen.
„Wir müssen uns beeilen.“ Ich habe wirklich keine Lust dafür zur Verantwortung gezogen zu werden.
Dann versucht auch ich Leowulf irgendwo zu greifen um ihn zur Treppe zu zerren.
In Anbetracht der stetig wachsenden Gefahr des wütenden Mobproblems, steigen wir langsam vom Dach hinunter und liefen zurück zum Gasthaus. Von Darken fehlte jedoch jede Spur. Am
Gasthaus braucht es ein bisschen bis der Wirt uns Einlass gewährte, aber Leo, inzwischen wieder wach, konnte ihn soweit beruhigen, dass er uns sogar seine teuren Schnaps hinterließ –
den Leo zum Wunden versorgen missbrauchen wollte.
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