Das Leben eines Gezeichneten – Teil 76

Winter des Wolfes - Teil 5

8 Efferd – 11 Efferd
Nach einer Rondramesse, die mal wieder alle außer mir erfreute, bestiegen wir unsere neuen Pferde und zogen los. Den Teppich hatte ich wohlweißlich einfach in der Herberge vergessen.
Wir wollten die Tobimora nördlich von Eslamsbrück überqueren um dann von dort in die Stadt zu gelangen und nicht über die Brücke reiten zu müssen. Soweit jedenfalls der Plan. Also bogen wir am neunten Efferd auf den kleinen Seitenweg in Richtung Mundtbach ab und zogen dort durch die schlammigen Pfützen weiter. Wir erreichten das Dorf gegen die Abenddämmerung und fanden es verlassen und niedergebrannt vor, was nicht so geplant gewesen war. Wir schlugen trotz allem unser Lager dort auf.
Nachdem wir gemütlich – im Regen – gegessen hatten und uns gerade zur Ruhe begeben wollten, tauchten zuerst einige und dann immer mehr Wölfe aus den Schatten und Nebeln, die das Dorf umgaben, auf. Ein besonders großer trat weiter nach vorne, reagiert auf Undus Versuche mit ihm zu sprechen jedoch nicht, sondern verwandelte sich in einen Mann und wollte von uns wissen, warum wir da waren. Irgendetwas hier war komisch und so berichtete ich von der Aufgabe die Hauer zu besorgen in der Hoffnung, dass wenn es sich um einen Feind handele, er dadurch so sehr in Unwissenheit gestürzt würde, dass er einen Fehler beginge, und sollte es ein Verbündeter sein, spielte es eh keine Rolle. Leider verstanden, nachdem er sich als Feind herausgestellt hatte, die anderen meinen genialen Plan nicht und brummelten vor sich hin. Die Wölfe verschwanden aufgrund eines weiteren, weißen Tieres das am Horizont auftauchte und wir begaben uns zur Nachtruhe.
Am nächsten Morgen berichtete Leowulf von einem Alptraum über ihn und fragte ob er die Möglichkeit besäße in Träume einzudringen, welche ich natürlich bestätigte. Vermutlich war er inzwischen wichtig geworden und bei mir hielt ihn jene Aktion neulich Nacht wohl fern.
Wir packten also unsere Sachen zusammen und zogen weiter Richtung Fluss, den Undu mit einem Zauber zu queren gedachte, welcher aber nicht funktionierte, da sich der Fluss mittels Odem als dämonisch verseucht heraus stellte, und Elfen wohl nicht über dämonisches Wasser wandeln können. Wir mussten also am Fluss entlang zu Pferde weiter und wohl oder übel, die Brücke verwenden, die ja angeblich nicht mehr von der gegnerischen Armee benutzt würde, da sie laut Wolf die Stadt nicht mehr belagerten.
Im Verlauf des elften Efferd erreichten wir die Brücke, die sich als unpassierbar, da überflutet, präsentierte. Wunderbar. Also war doch Schwimmen angesagt. Leider stellte sich das als schwieriger heraus als ich dachte, da die Pferde nicht nur mit den Fluten, sondern auch noch mit einigen Untoten Dingen zu kämpfen hatten, welche sich sehr negativ auf den Gemütszustände der Pferdchen auswirkte. Zwar gelangte Undu heile auf die andere Seite, aber Leo wurde immer wieder abgeworfen und als ich ihn auf mein Pferd mitnehmen wollte, scheute es ebenfalls und fiel in die Fluten ohne das ich es hätte halten können. Ich musste auf Undu warten, der mich ans andere Ufer setzte und konnte dabei in der Ferne ein seltsam blaues Leuchten erkennen, dass langsam näher kam. Ich erfuhr nicht um was es sich handelte, denn Undu war auch mit Leo recht bald zurück und so zogen wir über das Schlachtfeld gen Eslamsbrück.
Am Stadttor wollten sie uns zunächst nicht einlassen, aber augenscheinlich erkannten sie die Zeichen und entschlossen sich dann wohl doch eher uns herein zu bitten… wie naiv. Wir hätten ja sonst wer mit einer Illusion drüber sein können… aber nun ja. In der Stadt brachte man uns zum Stadtvogt, der uns wiederum zu den Golgariten führte wegen denen wir ja eigentlich hier waren und die um ein kleines Lagerfeuer am Rande der Stadt saßen und sich anschwiegen…
na, ganz so schlimm vielleicht nicht, aber es waren schließlich noch immer Boronanhänger.
Adaque hatte es auch in die Stadt gebracht und sie versuchte just in dem Moment in den wir ans Feuer traten, den Golgariten eine kleine Geschichte zu erzählen, die sie aber mit unbewegten Mienen zur Kenntnis nahmen. Der Führer der Gruppe wollte uns erst morgen das Artefakt überlassen und hatte sogar einige Kleidungsstücke und Rüstungsteile der Gegenseite mit denen wir uns tarnen könnten. Immerhin mussten wir sie dann nicht selber suchen.

12 Efferd
Sie hatten ihr komisches Artefakt im Borontempel versteckt… und mussten es natürlich in einer überragenden Zeremonie – die ich natürlich mal wieder nicht wirklich mitbekam – an Undu überreichen, der ihnen wohl am vertrauenswürdigsten erschien, selbst wenn es ein Elf war.
Dann zogen wir los – ich erhielt ein neues Pferd – in Richtung Osten immer neben dem großen Fluss direkt am Waldrand entlang. Gegen Abend suchten Undu und Adaque einen Lagerplatz und wir unterhielten uns etwas über den Plan um weiter vor zu dringen. Mitten in der Nacht jedoch – irgendetwas hatte sich vorher komisch angefühlt – weckte uns Adaque. Wie es aussah hatten sich einige Wölfe in den Weg gestellt und wollten uns… tja keine Ahnung was sie wollten. Wölfe machen so etwas glaub ich nicht einfach so. Sie griffen uns also an und ich konnte mich
den beiden die vor mir standen nicht wirklich erwehren, so dass mir Undu einen Heiltrank verabreichen musste… nachdem ich praktisch schon zu Beginn des Kampfes nichts mehr von ihm mitbekommen hatte. Adaque hatte mal wieder eine ihrer göttlichen Gaben ausgetestet, aber sie verstand noch immer nicht, dass das so keinen Sinn hatte und mir im Gegenteil nur noch mehr Schmerzen zufügte, wenn auch nur kurz.
Wir legten uns zwar wieder schlafen, aber ich lag bis zum Morgengrauen trotzdem wach.

13 Efferd
Undu wirkte nach dem er mich morgens sah einen Balsam auf mich, der wohl auch nicht so funktionierte wie er ihn sich vorgestellt hatte. Ich vermute, dass da auf meiner Seite jemand dran gezogen hat, und bin durchaus dankbar. Bevor wir wieder auf unsere Pferde stiegen, sammelte ich noch ein paar Zähne der toten Wölfe ein – man weiß nie wann sie nicht als Paraphernalien nützlich sein könnten.
Auf dem Weg weiter gen Küste kamen uns einige Flüchtlinge entgegen und ich wollte schon vorschlagen darum zu wetten ob sie Eslamsbrück auch erreichen würden, als mir einfiel, dass die anderen das vielleicht nicht ganz so interessant finden würden und wir vor allem keine Kontrolle über den Ausgang hätten. Als sie uns erblickten flohen sie regelrecht von der Straße. Ein durchaus gutes Gefühl!
Nachdem wir sie passiert hatten, fiel Leowulf auf, dass wir uns noch keine Ersatznamen ausgesucht hatten. Undu wollte seinen nicht ablegen und verstand nicht recht warum das wichtig sein sollte und Adaque war mit meiner Wahl – Iribaan – nicht einverstanden und als wir uns gerade weiter darüber unterhielten, ob es nun wahr sei, dass man einen Erzdämon mit dem Nennen seines Namens rufen könnte – was ich ihr glaubhaft wohl nur mit einem zeigen könnte,
und ansonsten natürlich völliger Schwachsinn ist – begannen Vögel vom Himmel auf uns herunter zu fallen. Ziemlich tot nachdem ich mir die Leiber dann ansah.  Natürlich interpretierte Adaque dieses Massensterben und vor allem das nachträgliche Zerfließen der toten Körper als Zeichen, dass man eben doch nicht den Namen eines Erzdämons nenne sollte… ts. Ich nahm ein wenig der zerflossenen Materie in der leeren Heiltrankflasche mit um sie dann später genauer zu untersuchen.
Abends kehrte Undu von der alltäglichen Jagd ohne Fleisch, aber ziemlich zerschunden zurück. Ihn hatten laut seinen Worten einige Eber angegriffen und davon abgehalten den Toten, den er geschossen hatte, mitzunehmen. Er zog noch mal los und brachte einige Pflanzen mit zurück, unter denen sich Rauschgurken befanden, welche er tatsächlich essen wollte! Ich nahm sie ihm, freundlich wie ich ja bin, ab und steckte sie für später ein.

14 Efferd
Den Tag über zogen wir weiter am riesigen Fluss entlang und langsam begann mich dieser Anblick zu langweilen, aber es ließ sich ja nicht wirklich ändern. Der Tag verlief ruhig und auch unser Abend wurde nicht durch etwas Unerwartetes unterbrochen. Nachts jedoch weckte mich Adaque unsanft und meinte wir würden von irgendetwas beobachtet werden. Undu hatte schon vorher einen weißen Wolf erwähnt, der manchmal aufgetaucht war und vielleicht auch hierfür verantwortlich war. Sehen konnte ich jedenfalls nichts. Vielleicht ein Geist…
Adaque war der Meinung jetzt Sex haben zu müssen und ich darauf hin der Meinung, dass das vielleicht den Beobachter näher zum Lager locken würde, wenn die Wache beschäftigt wäre. Als würde mir körperliche Nähe noch irgendetwas bedeuten.
Undu war aber von dem unheimlichen Beobachter ebenfalls nervös aufgewacht und nun der Meinung er müsse Wache halten, weil wir das so nicht könnten… und machte damit den Grund für unser Tun hinfällig weshalb ich mich auch wieder Schlafen legte.

15 Efferd
Auch dieser Tag verlief ohne weitere Zwischenfälle, sah man einmal davon ab, dass abends am Lagerfeuer ein Geist auf unsere kleine Lichtung trat und um etwas Wasser bat. Ich wollte mir einen Scherz erlauben und dem Geist den für ihn nicht mehr greifbaren Wasserschlauch hinhalten, aber leider verschwand er bei Berührung. Ersparrte mir aber die Kraft ihn persönlich zu bannen.

16 Efferd
Über Nacht war Nebel aufgezogen und die Sichtweite hatte sich stark verringert. Nicht das das bei der aufsehenserregend eintönigen Landschaft irgendwie von Bedeutung wäre. Kurz vor der Mittagsstunde erreichte uns ein Wimmern durch den Nebel, dass sich einige Schritt weiter als gefallener Soldat herausstellte, der neben seinem Kameraden zusammengebrochen war. Jener Kamerad war gestern Nacht als Geist an unserem Lager erschienen und auch der noch lebende sah nicht besonders gut aus. Er hatte schlimmste Verbrennungen und andere schwere Verletzungen. Er flehte uns an ihn zu töten und Leowulf erfüllte ihm den Wunsch… obwohl er uns sicher wichtige Informationen hätte geben können! Und dann mussten wir uns auch noch den Rest des Tages damit aufhalten ihn zu begraben! Ich konnte es aber abkürzen in dem ich eine Feuerbestattung vorschlug.
Etwas weiter den Weg entlang erreichten wir ein niedergebranntes Dorf und zogen direkt weiter um kurz dahinter einen Gefangenentransport zu treffen. Drei Gitterwagen begleitet von einem guten Dutzend Söldner, Goblins und zwei Magiern. Unsere erste Bewährungsprobe.
Wir ritten also einfach an den Wagen vorbei und ich warf einen Odem auf die im Wagen befindlichen Leute. Alle hatten eine magische Aura, wenn gleich sie wohl alle nicht ausgebildet waren. Höchst interessant. Vorne bei den Magiern angelangt, fragte uns der eine nach dem Grund unseres Hier seins. Leowulf antwortete wie besprochen, dass er und seine Begleiter mich nach Mendena eskortierten, worauf er sich dann mir zu wand und wir uns ein wenig unterheilten. Er kam aus Fasar, durchschaute meine Tarnung aber wohl nicht und erwähnte beiläufig wofür die Gefangenen wohl herhalten müssten, aber das hatte ich mir auch vorher schon denken können. Er fragte noch ob wir den Zug begleiten wollten, aber ich lehnte ab, da wir es eilig hatten.
Etwas weiter entfernt ertönten Geräusch hinter uns und als ich mich umdrehte sah ich, dass einer der Soldaten einen kleinen Jungen aus dem Wagen zerrte und vor den Wagen legte, so dass er Überrollt wurde. Einer weniger für ihn, aber es sollte uns wohl eigentlich provozieren und Undu und Leowulf waren auch fast soweit wieder umzudrehen. Als die Wagen hinter uns im Nebel verschwunden waren fragte ich, ob jemand eine Möglichkeit sah die Gefangenen zu befreien – natürlich wollte ich sie nicht retten, sondern lediglich seinem Einfluss entziehen, verstand mal wieder niemand – aber uns fiel keine Möglichkeit ein, die nicht auch uns ziemlich gefährdet hätte.
Wir zogen weiter und rasteten wie jeden Abend davor.

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