Das Leben eines Gezeichneten – Teil 68

Goldene Blüten auf blauem Grund - Teil 7

26 Rahja
Während des Frühstücks wurden wir von einer Amazonen unterbrochen, die meinte, dass da wer auf die Burg zulaufen würde, den wir uns mal ansehen sollten. Hastig begaben wir uns auf die südliche Mauer und tatsächlich kam dort jemand leicht hüpfend auf die Burg zu.
Etwa 30 Schritt davor begann er irgendetwas von Gänsen – er schleifte eine tote Gans mit sich herum – und ihm zu rufen, aber mir war das zu lästig, so dass ich ihn mit einem Fulminictus unterbrach. Undu schoss einen Pfeil auf ihn ab und ich setzte einen zweiten Zauber nach. Einem dritten und mit Sicherheit tödlichen könnte er leider ins nichts entschwinden – merke: Gegner
vorher von so was abhalten!
Über Mittag zogen sich Adaque und Leowulf zurück um über diese Totensache von Adaque zu reden. Hoffentlich hat es was genützt. So ist das sehr unpraktisch, vor allem wenn man bedenkt, dass da draußen jede Menge Untote rumlaufen und mit Sicherheit irgendwann hier reinkommen werden.
Ich spazierte gerade auf der westlichen Mauer entlang als mir Brandgeruch in die Nase drang. Ich musste erst ein bisschen suchen, fand aber durch den Menschenauflauf dann den Grund des Geruches. Der linke Torturm brannte. Ich begab mich auf der Mauer zum rechten Torturm um mir die Sache näher anzusehen und kurz vorher gab die linke Seite der Zugbrücke, die inzwischen wieder leidlich repariert worden war, nach. Wenn da nicht jemand schnell etwas unternahm, würde die eine Seite vollständig lose hängen und das Gewicht von der anderen Seite vielleicht nicht mehr getragen werden können.
Ich konnte noch einen Blick auf Undu erhaschen, der in den Brunnen hineinsprang – warum auch immer war mir nicht ersichtlich – bevor ich in den rechten Turm lief um mir die Art und Weise der Befestigung der Torkette genauer anzusehen und sie zumindest auf dieser Seite zunächst zu verstärken.
Aber das würde nicht reichen und es war noch immer niemand mit Wasser in Richtung Turm unterwegs – vielleicht war das der Grund warum Undu in den Brunnen gesprungen war. Ich entschloss mich ohne groß darüber nachzudenken, die Kette auf der anderen, brennenden, Seite ebenso zu verstärken – warum auch immer ich so was machen muss! – und lief mit einer Eisenstange in den brennenden Turm. Die heiße Luft verschlug mir fast den Atem und als ich die Eisenstange endlich so manövriert hatte das sie die Kette fest verhakte, hatte mein linker Arm schon einige brennende Holzbalkensplitter von oben abbekommen und als ich dann wieder
vor den Turm trat – inzwischen hatte sich eine Eimerkette gebildet – fing mich Adaque auf, die wohl drauf und dran war mir hinterher zu rennen und mich beschimpfte warum ich so etwas dummes tun würde. Dabei müsste ihr doch klar sein, dass ohne mein Eingreifen, die Brück auf dieser Seite vollständig zerstört worden wäre. Schlimm genug das inzwischen das Gitter heruntergefallen war und wir die Burg so nicht mehr verlassen konnten.
Nachts meinte noch eine Amazone uns wecken zu müssen, weil jemand ihren schönen Baum im Innenhof angezündet hatte… aber es war mir dermaßen gleichgültig, dass ich direkt wieder schlafen ging.

27 Rahja
Beim Frühstück erfuhren wir, dass der Verbrecher gefasst worden war und zwar war es jener Bauer, der vor zwei Tagen versuchte hatte gegen die Amazonen aufzubegehren und daher in den Kerker gesperrt worden war. Nun saß er wieder drin – niemand konnte sich recht erklären warum er zwischendurch ausgebrochen war.
Nachdem wir zu Ende gegessen hatten ging ich mir den Mann mal ansehen, und er schien tatsächlich nicht aus ganz freien Stücken den Baum angezündet zu haben. Irgendein Beherrschungszauber lag auf ihm, aber kein gildenmagischer. Merkwürdig. Trieb sich dieser Narr hier irgendwo rum? Oder war noch jemand magisch? Kurz erwog ich mir die Leute alle mittels eines Odems anzusehen, aber da die Aussicht auf Erfolg eher gering war, ließ ich das bleiben – wer weiß wofür ich die Kräfte noch brauchen würde.
Der Rest des Tages verlief ruhig, aber mitten in der Nacht stürmte Adaque – die es sich zur Aufgabe gemacht hatte den Turm mit dem Essen zusätzlich zu den beiden Amazonen zu bewachen – in unser Quartier und weckte uns auf. Sie hätte Ayla belauscht und sie würde einen Anschlag auf die Königin plane. Bei genauer Nachfrage ging die Initiative wohl eher von einer unbekannten Bettlerin aus, die sich mit Ayla getroffen hatte. Und wir sollten uns das unbedingt ansehen gehen.
Draußen wollte Adaque in den Tempel gehen, aber Ayla betete vor dem Altar und schien nicht gestört werden zu wollen. Adaque wollte unbedingt, dass ich nachsah, ob sie magisch beeinfluss war, welches ich aber verneinen konnte. Dann tauchte Undu auf und faselte etwas von einem seltsamen Gefühl hinten beim leeren Stall, welchen er aber nicht so einfach öffnen konnte.
Also zunächst zu diesem Stall. Da war tatsächlich etwas, eine Art Bewusstsein dahinter. Sehr merkwürdig. Als Adaque dann das Tor offen hatte und Undu vorsichtig den Stall betrat – wir folgten ihm – trat aus dem von meiner Fackel erhellten Dunkel ein großes schwarzes Pferd mit Knubbeln auf dem Rücken, die sich nachträglich als Flügel herauskristallisierten.
Adaque fing einen Gespräch mit dem Tier an, aber natürlich antwortete es nicht und so gingen wir bis auf Undu wieder aus dem Stall hinaus und in Richtung Tempel. Jetzt wollte Adaque sie auch noch direkt konfrontieren. Brachte aber letztlich nichts, denn sie sagte kein Wort über das Gesprochene, so dass wir dann endlich wieder schlafen gehen konnten.

28 Rahja
Am Morgen gingen wir zur Königin, Adaque wollte unbedingt mitteilen was sie gehört hatte und wie ich erwartet hatte, reagierte die Königin nicht gerade erfreut, eigentlich eher uninteressiert, so als würde sie das alles nicht betreffen. Und als Undu sie auf das Pferd im Stall ansprach, wich sie ebenfalls damit aus, dass sie es geschenkt bekommen hatte, aber sagte nicht mehr. Wir gingen also wieder und ich beschloss dann später, wenn es dunkel geworden war, nach
draußen zu gehen und ein wenig Unruhe zu stiften.
Ich war schon fast beim Burgtor angelangt, als Adaques Ruf mich erreichte, die auf eine Leiche aufmerksam machen wollte, die in einer Ecke auf dem Boden lag. Mit einem Messer im Rücken. Von dem sich Eiskristalle ausgebreitet hatten. Was nicht normal war und ein Odem bestätigte. Ich zog den Dolch heraus, wog kurz ab ob ich nicht vielleicht einen der Bauern mal ritzen sollte um zu sehen was passierte, verschob das aber dann auf später.
Adaque war auf einmal der Meinung mich unbedingt begleiten zu müssen. Trotz ihre mehr als mangelhaften Schwimmkenntnis. Aber gut wenn sie wollte, würde ich ihr nicht im Wege stehen.
Ich musste tatsächlich noch mal in den Fluss, weil Adaque nicht ganz wusste wie sie rüber kommen sollte… ich hätte sie da lassen sollen. Der kalte Wind wurde etwas wärmer je weiter wir uns von der Burg entfernten und halb im abgebrannten Wald waren, aktivierte ich den Widerwille wieder und ging voraus auf zwei Wachen zu. Adaque blieb irgendwo hinter mir zurück – warum auch immer sie mich begleiten wollte.
Ich würde warten müssen bis eine der Wachen mal etwas abseits war, mit zweien war mir das Risiko zu hoch. Leider strichen zwei Karmanthi umher und ich musste einen Hellsicht trüben über mich legen um weiterhin unentdeckt zu bleiben. Adaque hatte weniger Glück. Die Dämonen strichen nahe an mir vorbei in ihre Richtung. Dämlich. Also erhob ich mich von meiner Position und tötete beide mittels eins Fulminictus. Das machte aber die Wachen aufmerksam, die nach
Verstärkung riefen, die in Form dreier Reiter auf uns zu kamen.
Ich blieb immer zwischen Adaque und den Reitern und warf etwa auf halber Strecke einen Bösen Blick auf das erste der Pferde in der Hoffnung es würde die anderen mit sich reißen. Und es klappte sogar recht gut. Zwei der Reiter fielen von ihren Pferden und nur der dritte verfolgte uns weiter bis in die Nähe der Burg, so dass ihn Undu mit einem Pfeil treffen konnte.
Wieder durch den Burggraben – ich musste wieder helfen – brüllte Adaque mich an, wie ich sie nur so ins Messer hätte laufen lassen und was für eine blöde Idee das überhaupt gewesen wäre, dabei hat sie ja niemand gezwungen mitzukommen.

29 Rahja
Der Vormittag verlief recht ruhig, aber gegen die zweite Stunde tauchte Undu in unserem Zimmer auf und behauptete, er hätte die gleichen Personen belauscht, die auch schon Adaque belauscht hätte. Und sie hätten wieder davon gesprochen zur Königin zu gehen. Wenn sie alleine ist. Was im Grunde nur den Schluss zuließ, dass sie nichts Gutes im Schilde führten. Undu wollte die alte Bettlerin weiter beobachten und wir informierten die Königin über den möglichen Anschlag heute
Abend. Interessierte sie mal wieder herzlich wenig. Na muss sie ja wissen, wir würden auf jeden Fall dort sein.
Den nächtlichen Ausflug noch immer irgendwie in den Knochen ging ich erstmal wieder schlafen und danach dann in die Bibliothek des Haupthauses um in deren Aufzeichnungen nach dieser Sache zu suchen, weswegen ich hier war.
Ich fand darüber leider nur die Verweise auf die Burgmauern, die irgendwie noch keinen Sinn ergaben. Durch Zufall entdeckte ich aber einen Bericht über einen Prozess von vor einigen Jahre bei dem die Schwester der Königin aus der Burg geworfen worden war – und nicht mal den Namen der Löwin mehr sagen dürfte, was für ein dämliches Urteil. Da Undu sagte, Ayla hätte die Bettlerin Mutter genannt, aber eigentlich Yppolita doch ihre Mutter sein sollte, könnte da vielleicht irgendein Zusammenhang bestehen.
Bei einem weiteren Blättern fiel ein kleiner Zettel aus dem Buch, auf dem eine Art Horoskop vermerkt war, das Nahema – ich wiederhole Nahema – für die Königin angefertigt hatte. Bei näherer Betrachtung offenbarte sich, dass die Königin wohl eines frühen Todes sterben würde, zumindest konnte man das so interpretieren. Kein Wunder, dass sie sich so wenig dafür einsetzte, dass hier alle lebend raus kamen, wenn sie so ihr angebliches Schicksal erfüllen könnte. Ob die Amazonen wohl noch hier bleiben würden, wenn sie wüssten warum die Königin
so gehandelt hat? Eine andere Passage aus dem Text musste ich ja fast persönlich nehmen. Es sprach von einem Rubin und dem Sternbild des Gehörnten. Wunderbare Analogie für mich, oder? Und von Verrat und Intrige. Könnte man wohl so sehen. Immerhin war ich ja nicht hier um den Leuten zu helfen. Das ist bloß ein zusätzlicher Nebeneffekt, damit auch gelingt was soll.
Mit dem Horoskop und dem Bericht über die Schwester kehrte ich zurück zu Adaque und Leowulf – Greifwin vergnügte sich auf irgendeiner Bauerstochter und stand nicht zur Verfügung. Die beiden wussten allerdings auch nichts weiter mit dem Text anzufangen als ich und in Bezug auf die eine Stelle stellte auch niemand komische Fragen. Wir würden also weiterhin abwarten müssen was heute Abend geschah.
Nach Untergang des Praioslichtes, stellte ich mich, mittels Widerwille getarnt, direkt vor die königlichen Gemächer und den Thronsaal. Undu verfolgte die Bettlerin direkt und Leowulf wollte unten in der Halle warten. Warum Adaque an der Außenmauer warten wollte ergab für mich keinen Sinn, aber sollte sie machen was sie wollte.
Etwa drei Stunden später – ich war fast eingeschlafen – ertönten Geräusche von unten. Zwei Personen kamen die Treppe hinauf. Die eine war wohl die besagte Bettlerin und die andere Ayla, die versuchte die Alte von ihrem Vorhaben abzuhalten. Sie gingen direkt auf die Tür zu und traten hindurch. Ich zwischen ihnen um im Ernstfall im Raum zu sein.
Drinnen saß die Königin auf ihrem Thron flankiert von zwei Amazonen, die erstaunt aufblickten, als die beiden den Raum betraten. Offensichtlich war die Alte bekannt. Yppolita sprach sie mit Ulissa, dem Namen ihrer Schwester an und ließ dann sie und Ayla in den Kerker werfen auf das Morgen eine Gerichtsverhandlung über die beiden entscheiden sollte.

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