Das Leben eines Gezeichneten – Teil 45

Bastrabuns Bann - Teil1

21 Rondra
Gegen Mittag erreichten wir den Hafen von Khunchom und ich machte mich ohne weitere Umschweife auf den Weg zur Akademie. Die anderen folgten mir und an dieser angelangt, wurden wir tatsächlich schon erwartet. Offensichtlich hatten in letzter Zeit viele schmutzige Leute die Akademie besucht, denn die Akademieleitung hatte veranlasst an der Pforte einen Sapefacta anzubringen, der den gröbsten Schmutz – und das muss wirklich eine Menge gewesen sein, immerhin hatte ich auf Maraskan nicht die Zeit für ausgiebige Bäder nutzen können und auch der Borontempel hatte keine besonders angenehme Möglichkeit sich zu säubern geboten – von uns abfallen ließ.
Von einem der Angestellten wurden wir in einen extra Raum geführt in dem sich einer der dienstbaren Dschinne der Akademie zeigte und uns weiter führte. Seltsame Angewohnheit. Muss auch neu sein. Oder sie wollten ein bisschen Eindruck schinden. Wir passierten eine weitere Sapefactaschwelle und erreichten zunächst einen Speiseraum, in dem wir zu Mittag essen konnte, bevor uns der Dschinn weiter nach oben zum Zimmer Okharims führte.
In diesem Raum hatte sich nicht so viel verändert. Es befanden sich noch immer Sitzkissen auf dem  Boden und Wasserpfeifen im Raum verteilt. Allerdings waren außer Okharim auch Muntagonus und Jassafer anwesend und betrachteten uns jeder auf seine Weise. Okharim ergriff das Wort und wollte zunächst erfahren was genau sich auf dem maraskanischen Eiland abgespielt hatte, bevor er uns erklärte das Jassafer in seinem dicken Wälzer, der wohl aus der Dracheneiakademie stammte – obwohl er uns damals gesagt hatte, dass es sein Buch sei – eine Formel gefunden hätte, die vor vielen Jahren als Schutz gegen Echsen verwendet worden war und man diese Formel möglicherweise umgestalten könnte um damit Dämonen fern zu halten.
Eine an sich sehr interessante Entdeckung, aber es fehlten einige Gegenstände um die Formel exerzieren zu können und so wollten sie uns beauftragen diese Gegenstände ausfindig zu machen. Sowohl Taruk als auch Greifwin schienen überhaupt nicht erpicht auf diese Aktion zu sein, und wollten erst einmal darüber nachdenken. Okharim fragte uns auch nach Endurium und ich verwies ihn auf später wenn wir unter uns waren.
Um die Aufgabe besser durchführen zu können, überreichte uns Ohkarim noch einige Artefakte, die seine Schüler hergestellt hatten, allerdings hatte ich mehr den Eindruck als suche er Testpersonen für nicht ganz einwandfreie Objekte, denn wenn jemand geizig ist mit Artefakten, wird das wohl Ohkarim sein. Die Ausführungen von Jassafer waren so undurchsichtig und verworren wie jegliches
was ich von ihm gehört hatte und ich wunderte mich, dass er es überhaupt aus Weiden wieder bis hierher geschafft hatte. Immerhin überreichte er mir einen Schlüssel zu einem geheimen Gang in die Akademie in Rashdul. Sicherlich wollte er seiner Tochter damit eins Auswischen.
Wir sollten zunächst nach Anchopal aufbrechen und uns mit Tarlisin treffen, der wohl mehr über einige der gesuchten Gegenstände wusste.
Nachdem die anderen den Raum verlassen hatten – wir hatten Zimmer im besten Gasthaus bekommen, aber ich nahm mir lieber einen Raum in der Akademie, weil ich gedachte noch etwas in der Bibliothek zu lesen – überreichte ich Ohkarim meine Kugel Endurium mit dem Auftrag mir daraus eine Art Brustplatte zu fertigen, die mit einem Armatrutz versehen ist. Als Bezahlung konnte er den Rest des Metalls behalten.
Den Rest des Tages verbrachte ich in der Bibliothek und bei einem Abendessen mit Muntagonus, bei dem ich ihm von den Echsen auf Maraskan erzählte. Wirklich informatives konnte ich allerdings nicht finden. Weder eine Auflistung welche Gegenstände gesucht wurden, noch wo einige zu finden sein könnten. Zudem auch andere Gruppen losgeschickt worden waren um diese Gegenstände zu finden. Das einzige was wir tun könnten ist den ursprünglichen Radius des Schutzwalles ablaufen und sehen ob wir dort irgendetwas Brauchbares entdecken konnten. Dieses Unterfangen schien mir jedoch von Anfang an zum Scheitern verurteilt.

22 Rondra
Wir hatten uns für die 10te Stunde am Südwesttor verabredet und als ich meine Sachen packte fiel mir Muntagonus auf, der nach etwas zu suchen schien. Auf meine Frage hin antwortete er, dass er all seine Aufzeichnungen verlegt hätte in denen die ganze Aktion stehen würde. Wunderbar! Entweder hatte er sie wirklich verlegt, oder jemand hatte sie ihm entwendet! Und dieser Gedanke gefiel mir überhaupt nicht. Denn dann könnten wir die ganze Sache vermutlich vergessen…
leider hatten wir auch keine Zeit, als das ich mich näher mit dieser Sache beschäftigen könnte.
Am Tor angelangt fiel mir auf, dass Taruk kein Pferd hatte, alle anderen jedoch schon. Ich hieß ihn an sich eines zu besorgen und nach einigem Widerstreben lief er los… und kehrte mit einem wütenden Pferdebesitzer zurück. Er hatte sich einfach ein Pferd gestohlen. Allerdings etwas ungeschickt, wenn der Besitzer daneben steht… Ich überzeugte den Besitzer uns das Pferd bis zum Ende unserer Suche auszuborgen und er zog von dannen.
Wir ritten den ganzen Tag durch die Steppe – ich musste Taruk zeigen wie man am besten das Pferd benutzte, offensichtlich hatte er keinerlei Erfahrung darin – und errichteten gegen Abend ein Lager am Wegesrand. Taruk zog los um uns etwas zu essen zu besorgen und kehrte mit einer ansehnlichen Antilope wieder zurück, die ich – ebenfalls ansehnlich – zubereite. Die Nacht verlief ohne weitere Zwischenfälle.

23 Rondra
Gegen Mittag erreichten wir eines der Dörfer und aßen zu Mittag bevor wir uns wieder auf den Weg machten. Gegen Abend schlugen wir unser Lager wieder auf und ich übernahm die erste Nachtwache. Irgendwann, es musste so etwa die Hälfte der Wachzeit vorbei sein, sah ich Fackeln einige hundert Schritt weit entfernt über dem Gras tanzen. Ich weckte Leowulf und sagte ihm, dass ich nachsehen werde und er weiter wachen sollte. Zuerst verstand er nicht was ich wollte, aber dann
blieb er doch am Lager sitzen und ich lief auf die Lichter zu.
Sie stellten sich als Beleuchtung für ein großes Lager heraus. Neben einem Haufen alter Ruinen. Also wohl eine Art Ausgrabung. Ich trat auf den Hauptplatz vor ohne mich groß um die Söldner zu kümmern, die um das Lager Wache standen. Der Leiter der Ausgrabung schien ein Horasier zu sein, der dieses Unternehmen im Auftrag von jemand anderem führte und die Stücke später ausstellen wollte. Allerdings waren die meisten Gegenstände liegen gelassen worden, als würden sie entweder etwas ganz bestimmtes suchen, oder hätten keine Ahnung was wertvoll ist und was nicht.
Meine Überlegungen wurden rüde von einer Frau unterbrochen, die dem Leiter der Expedition mitteilte, dass sie es gefunden hätten. Was auch immer es war. Aber es schien meine erste Theorie zu bestätigen. Als sie uns zu dem Es führte, wusste ich auch warum ich gleich ein so ungutes Gefühl gehabt hatte. Vor uns lag ein kleiner Stein von dem ich in der Dracheneiakademie gelesen hatte. Diese Steine waren Paraphernalien für den Zauber. Und hier suchte eine andere Gruppe danach. Und offensichtlich nicht im Auftrag der Akademie. Sehr merkwürdiger Zufall für meinen Geschmack.
Ich erklärte den Stein für beschlagnahmt und wurde natürlich nicht ernst genommen. Der Expeditionsleiter wollte mich sogar aus dem Lager entfernen lassen, so dass ich tatsächlich gezwungen war ihm den Befehl zu geben. Leider intervenierte die Frau, hinderte ihn an der Ausführung und ließ mich aus dem Lager werfen.
Da reichte es mir endgültig. Ich ging einige hundert Schritt in die entgegengesetzte Richtung und begann eine Beschwörung vorzubereiten. Und wenn es die ganze Nacht dauern würde! Die üblichen Vorbereitungen waren gerade fertig als Leowulf und Taruk des Weges kamen… ausgerechnet jetzt! Ich fuhr fort mit dem Zeichnen des letzten Namenssigil und störte mich nicht weiter an den beiden. Taruk fragte ob ich Geister rufen würde und ich nickte einfach und begann die
Kerzen aufzustellen.
Irgendwann müssen beide eingeschlafen sein, denn als der Dämon schließlich erschien erhoben sie sich und Leowulf wollte sich schon auf ihn stürzen. Sehr unangenehm. Er war nur mit Mühe davon abzubringen den Dämon direkt wieder in die Niederhöllen zu schicken und unterließ es auch nur unter der Prämisse, dass ich ihn direkt wieder zurückschicken würde.
Ich erteilte dem Dämon seinen Auftrag geistig und sprach nur die letzten Worte, mit denen er zurückkehren sollte, laut aus. Daraufhin verschwand er in Richtung Lager und kehrte kurz drauf ungesehen wieder zurück. Mit dem Stein. Ich war höchst zufrieden und wartete mit einem Lächeln auf den Lippen bis der Dämon in einem hellen Lichtblitz verschwunden war. Dann kehrten wir zurück zu unserem Lager und machten uns für die Abreise bereit. Sicherlich hatten sie jetzt gemerkt, dass der Stein fehlte und da sollte man besser nicht zu nahe sein.
Am Lager trafen wir auf den schon wachen Greifwin, der versuchte mit den Füßen eine Linienzeichnung im Boden zu verwischen. Eine Linienzeichnung die mich an mein eigenes Heptagramm erinnerte… und Greifwin, der uns dann strahlend ebenfalls einen Stein vor die Nase hielt. Die andere Hälfte um genau zu sein. Taruk fragte unverfroren ob Greifwin jetzt auch ein Geisterrufer wäre, worauf ich in die Runde warf, dass er das wohl nur mittels Dämonenpakt vonstatten bringen können, welches Leowulf wieder aufregte und Taruk nur eine weiter Frage
aussprechen ließ, auf die ich ihm erst einmal erklären musste was der Unterschied zwischen den Dämonen ist und warum ich jene rufen darf, Greifwin hingegen nicht.
Wir ließen die Diskussion erstmal Diskussion sein und packten eiligst unsere Sachen um von dem Lager weg zu kommen.

24 Rondra
Als wir wiederum gegen Mittag ein Dorf erreichten trat vor uns ein Mann auf die Straße und fuchtelte wild mit den Armen. Ihm sei eine Ziege abhanden gekommen. Auf dem heiligen Hügel, der eine Wand hätte die alles dahinter unsichtbar machen würde. Und eine Kanope hätte er da auch gesehen. Sehr wirres Reden, aber es interessierte mich und so ließ ich mir den Weg zum Hügel zeigen.
Der Hügel ragte aus der Landschaft hervor und schien an sich ein gewöhnlicher Hügel zu sein. Bis auf die Tatsache, dass der Bauer verschwand sobald er eine bestimmte Linie auf dem Hügel passiert hatte. Greifwin war ein bisschen schneller als ich und übertrat als erster die Linie. Als ich sie ebenfalls übertreten hatte, konnte ich den Bauer und Greifwin wieder sehen. Sie standen um
eine große Kanope herum und Greifwin betätigte gerade den Deckel um hineinzusehen.
Und dann explodierte das Tongefäß.
Ich wurde nach hinten geschleudert und erhielt einige Verzierungen in Form von Tonsplittern auf meinem Körper. Leowulf und Taruk traten ebenfalls in den Kreis hinein und dann erhob sich aus dem Trümmerhaufen, der die Kanope gewesen war, eine Mumie. Ich hatte noch nie eine gesehen, und es war recht beeindruckend sie im Kampf mit den anderen zu betrachten. Und die Theorie über abgeschlagene, sich selbst bewegende Körperteile bestätigt zu sehen. Der Bauer war ebenfalls schwer getroffen worden und lag etwas abseits im Gras, interessierte mich aber wenig.
Nachdem die Mumie zerstückelt worden war, trugen Leowulf und Greifwin den Bauer zurück zum Dorf und wir ritten weiter. Gegen Abend rasteten wir wieder im freien und Leowulf wollte ein ernsthaftes Gespräch mit Greifwin über Dämonen führen. Aber er wollte nicht darüber reden. Während meiner Nachtwache informierte mich die Blonde darüber, für wie dämlich sie das ganze halten würde, und ich stimmte ihr im Geiste zu.

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