Das Leben eines Gezeichneten – Teil 15
Altraum ohne Ende - Teil 3
27 Ingerim
Am Morgen lag ich noch immer recht unbequem halb außerhalb des Bettes mit einer Hand nur wenige Millimeter nahe dem unter dem Kopfkissen versteckten Bannschwert entfernt. Niemand hatte mich in der Nacht weiter belästigt, aber um sicher zu gehen, warf ich dennoch einen Kontrollblick auf alle Orte, die mir als mögliches Versteck für etwas, dass ich nicht näher bestimmen konnte, erschienen.
Beim Frühstück sprachen wir wenig über das Ereignis des vergangenen Tages, da Greifwin noch immer darauf bestand, dass die Leiche in der Mühle lebendig gewesen sei, als sie im Mühlrad hing. Wie sie auf dem Weg in unsere Arme jedoch einen endgültigen Tod gefunden haben soll, konnte er mir nicht erklären.
Wir sammelten also Mutter Linai wieder ein, und nahmen unseren Weg durch die Klamm wieder auf. Dieser war hier oben etwas breiter und leichtgängiger und nach kurzer Zeit erreichten wir einen Abzweig, der wohl als Handelskarrenweg in einem seichten Bogen um den engeren Teil der Klamm herumführte. Der Leichnam jedoch war den Fluss hinuntergespült worden, also von geradeaus gekommen, wenn gleich ich nicht sagen konnte, an welchem Ort die Leiche in den Fluss gefallen war.
Sowohl Greifwin als auch Latu waren meiner Meinung den Fluss direkt weiter hinaufzugehen um zu sehen, ob wir vielleicht den Ursprung des Toten finden konnten. Mutter Linai war nicht gerade begeistert von der Idee, würde sie uns doch einige Stunden kosten. Aber letztlich ließ sie sich überzeugen und wir kehrten dem angenehmen Weg die linke Schulter und begannen auf
einem Holzsteg wieder durch einen äußerst engen Teil der Klamm zu wandern. Ich bemühte mich nicht vom Fell meines Pferdes weg zuschauen, auch als die anderen auf gewisse reizvolle Elemente der Natur unter uns hinwiesen.
Endlich außerhalb der Klamm, ich war mehrmals kurz davor doch den einfacheren Weg zu wählen, verlor sich der Pfad im Gebüsch. Zumindest für meine Augen. Latu jedoch schien eine Spur ausmachen zu können, die auf einen alten Stieg deutete. Wir folgten dem unsichtbaren Pfad hinein in den Wald, in dem einige Vögel um die Vorherrschaft des lautesten Sängers stritten und sanfte Lichtflecke über das satte Grün tanzten.
Die Wälder hier sind von einem deutlich dunkleren grün als in meiner Heimat, voller im Laubwerk, dennoch schienen mich aus den Gebüschen nahe unseres Pfades Gesichter anzusehen, die – natürlich – verschwanden sobald ich näher hinzuschauen begann. Bilde ich mir jetzt wieder Dinge ein? Fängt alles wieder von vorne an? Oder werden wir tatsächlich von halb unsichtbaren Mächten verfolgt? Etwa zwei Stunden später öffnete sich der Wald vor uns zu einer
natürlichen Lichtung, auf der etwas recht ungewöhnliches stattgefunden hatte. Die Mitte war teils verbrannt, teils wie unter grimmiger Kälte zu Boden gedrückt. Das Überbleibsel eines Pandaemoniums. Erstaunlich. Und das hier mitten im Nirgendwo. Stimmten also die Gerüchte über einen Schwarzmagier hier in der Gegend? Und war vielleicht er verantwortlich für den Toten den wir gefunden hatten?
Der Magier des Pandaemoniums wird dieses sicherlich nicht gerufen haben nur um es sich anzusehen; wobei, wenn ich recht überlege konnte ich mir schon vorstellen, dass die Wirkung auf bestimmte Naturelemente einen Blick wert ist, aber nicht jeder weiß die Schönheit in Zerstörung zu erkennen. Latu und Greifwin machten mich darauf aufmerksam, dass es doch für einen Kampf gedacht gewesen war, denn sie hatten Spuren jenes und einen Toten entdeckt. Latu hielt sich etwas fern des Toten. Ich muss unbedingt mit ihm über diese unnatürliche Scheu
vor tatsächlich Toten reden. Untote, ja. Da sollte man gewissen Respekt zeigen, aber allen anderen? Was konnten sie schon machen? Mit ihren blicklosen Augen zu Tode starren?
Der Tote schien ein Druide zu sein, und er war nicht an den Folgen des Pandaemoniums gestorben, sondern durch Schwerter. Schwerter? Und warum sollte man einen Druiden töten? Wenn man ihn nicht für irgendetwas verwenden wollte? Eine sehr merkwürdige Angelegenheit.
Die noch eine Spur schärfer wurde, als Latu einen Greifenring entdeckte. Ein Mann der KGIA. Vielleicht derjenige, der eine Gruppe gesucht hatte um ihn zu begleiten und von denen einer uns tot vor die Füße geschwommen war. Nein, sogar höchstwahrscheinlich genau jener Praiot. Aber nicht tot auf dieser Lichtung. Zumindest fanden wir keine weitere Leiche in der Nähe.
Am Rande der Lichtung, zu dem ich in unbestimmten Abständen immer einen kontrollierenden Blick warf, um auch ja sicher zu gehen, dass nicht plötzlich ein Etwas durch die Büsche brechen wurde, befand sich ein Stein auf dem ein schnörkeliger Buchstabe erkennbar war. Es wurmte mich, dass ich nicht lesen konnte was da stand, also musste ich abzeichnen was ich sah und hoffen, dass hier irgendwo noch mehr dieser Naturburschen herumliefen und mir erklären konnten, was da stand.
Ich stellte mich mitten auf die Lichtung in der Hoffnung möglichst weit weg von all jenem Uneinsehbaren zu sein, dass sich zwangsläufig auf Grund eines Waldes mit dichtem Unterholz in meiner Nähe befand. Die anderen waren dafür den toten Druiden zu bestatten. Ich machte einige Scherze über Befragungen des Druiden nach der Ursache seines Todes, aber niemand hörte mir mehr als mit einem halben Ohr zu, denn ich meinte es durchaus ein wenig ernst. Warum sollte man die Chance nicht nutzen und den sicherlich noch in der näheren Umgebung befindlichen Geist rufen um ihn einfach zu fragen was passiert war? Man konnte ihm ja hinterher immer noch den Gefallen tun und ihn bestatten. Aber nein. Sie verbuddelten ihn einfach und segneten ihn auch noch. Ts. Jegliche Chance auf Erhalt von weiterführenden Informationen dahin.
Ohne eine wirklich Erkenntnis bestiegen wir wieder unsere Pferde – Nachtsturm begann sich gerade an die ungewöhnliche Bodenbeschaffenheit der Lichtung zu gewöhnen, was mir mehr als nur ein wenig Freude bereitete, immerhin wäre ein Pferd das durch ein Pandaemonium reiten konnte einiges Wert – und ritten in eine Richtung auf die uns Latu wies, der verbrannte Hufspuren im Gras gefunden hatte.
Schon wenige fünftel Stunde später erreichten wir den Waldrand und fanden einen Weg vor unseren Füßen vor, der auf die Handelsstraße von vorher führte. Immer noch aufmerksam den Waldrand absuchend, erspähte ich eine Reiter, der in Richtung eines kleinen Hügels in der Nähe verschwand. Ich deutete auf ihn und hieß Nachtsturm an, in gegebene Richtung zu galoppieren. Vielleicht konnte uns jener einen Hinweis geben auf was auch immer passiert war, oder war gar der Verursacher selbst. Ich stoppte kurz vor dem Hügel abrupt ab, da zwei Männer auf die Straße traten und uns den Weg versperrten. Räuber vermutlich. Der eine stellte sich, in einer Art und Weise, die mir nicht wirklich behagte, als Baron soundso vor. Ich glaube es war der gleiche Namen den dieser kleine Junge erwähnte. Irgendein Räuber hier in der Gegend, der Wegezoll verlangte. Und dann auch noch solch eine lächerliche Summe, die er auf Nachfragen Latus nannte. Ein paar Heller pro Person.
Ich vermute ein äußerst gerissener Räuber, der immer nur so viel verlangt, wie die Leute bereit sind auch zu geben, und eine Summe um die es sich nicht lohnt zu kämpfen. Er begleitete uns sogar bis zur nächsten Stadt, und auf meine Fragen bezüglich dieses schwarzen Mannes gab er uns bereitwillig Auskunft. Nämlich das er noch nie so jemanden gesehen hatte. Ebenso wenig jene Bande, die der Inquisitor mitgenommen hatte. Aber auch er kannte die Geschichten, die uns der Inquisitor erzählt hatte, über jenen Schwarzmagier, der hier gelebt hatte und letztlich von der Inquisition gestellt worden war, aber laut des Praioten entkommen war.
Im nächsten recht kleinen Ort konnte man uns ebenfalls keine Auskunft über jene geben, aber der Kartoffelfahrer schien hier durch gekommen zu sein. Auch in Wolfsrath, dem nächsten Dorf konnte man uns nicht weiterhelfen, außer man zählt diverse Gerüchte über schreckliche Ungeheuer und Untaten als weiterführende Hilfe.
Am Abend erreichten wir Salthel, ein etwas größeres Dorf mit einer kleinen Trutzburg, die wir jedoch geflissentlich übersahen und uns im nächsten Gasthaus einquartierten.
Der Wirt hatte einzig ein Einzelzimmer anzubieten, dass ich mir – unter Protest von Greifwin – unter den Nagel riss. Man konnte nie wissen wer noch alles im Schlafsaal schlief und einem des nächstens nach dem Leben oder schlimmerem trachte.
Ich hatte noch immer das schreckliche Kribbeln auf meiner Wirbelsäule, dass man immer dann fühlt, wenn einen unsichtbare Augen mit stechendem Blick folgen.
28 Ingerimm
Die Nacht verlief glücklicherweise relativ ruhig, so dass ich am Morgen frohen Mutes für unsere weitere Reise war. Greifwin schien nicht so gut geschlafen zu haben, zumindest wirkte er im Licht der Praiosscheibe unausgeschlafen. Aber da er seine Nacht in der Scheune verbracht hatte war das vermutlich auch zu erwarten gewesen. Wie kann man nur absichtlich einen so unsicheren Schlafplatz wählen?
Hinter der Stadt gabelte sich die Straße und ein relativ neuer Wegweiser wies uns nach links in Richtung Gebirge – die Straße nach rechts führte laut Wegweiser zur Küste in Richtung Festum – das sich malerisch vor uns erhob. Die Straße war in den letzten Jahren gut ausgebaut worden und das Lager für die Fertigstellung war zurzeit die Stadt, die wir hinter uns gelassen hatten. Ebenso war sie Lager für all jene Arbeiter, die durch ihr ’sündhaftes‘ Leben irgendeines Verbrechen für schuldig befunden worden waren und so ihre Strafe abarbeiten durften. Ein wirklich großzügiger Herzog.
Drei Stunde nach der Wegkreuzung, der Wald auf den Hängen der Gebirge war näher an die Straße herangerückt, standen zwei Menschen auf der Straße über einen dritten gebeugt. Wir hielten an um zu sehen, ob es vielleicht ein erneuter Vorstoß des Magiers gewesen war und ich ging hinüber um den liegenden – offensichtlich tot – zu untersuchen.
Die beiden schienen der Meinung zu sein wir wären jetzt einfache Beute, denn einer von ihnen versuchte mich mit der Kette zwischen seinen Handgelenken zu erwürgen. Eine dumme Idee. Die Männer müssen wirklich verzweifelt sein, wenn sie eine Gruppe mit drei Geweihten und einem Magier überfallen wollten. Zu zweit mit Ketten an Händen und Füßen, die ich vorher übersehen hatte.
Ich machte kurzen Prozess mit meinem und zündete schlicht und einfach die wenige Kleidung, die er am Leibe trug, an. Und wieder kam die Unberechenbarkeit jener Zauber, die einst den Vorstellungen eines großen Magiers entsprungen waren, in meinen Weg. Das Feuer verlosch viel zu schnell, als das es lehrreichen Schaden hatte anrichten können. Aber vielleicht war es auch ganz gut so, denn sonst hätten mich die Geweihten vielleicht noch böser angestarrt als sie es ohnehin schon taten.
Nach einem kurzen Gespräch mit dem zweiten Verbrecher ergab sich, dass sie zu dritt geflohen waren und versucht hatten eine andere Gruppe Reisender zu überfallen und ihre Pferde zu stehlen. Und wieder zeigte sich ihr außerordentlich scharfer Sinn für die richtige Wahl des Gegners, denn es schien als waren jene Reisende der gesuchte Magier und die restliche Gruppe um den Inquisitor. Die den Anführer töteten und weiter zogen. Immerhin konnten sie uns eine Beschreibung des Magiers liefern, der relativ groß und dunkelhaarig sein sollte. Und auf einem grün leuchtenden Pferd ritt.
Immer dieser überspitze Wahn sich selbst darzustellen, den ich bei anderen Mitgliedern der Bruderschaft der Wissenden erkenne konnte. Warum sollte man sich so auffällig verhalten? Als reiche es nicht einfach ein schwarzes Gewand zu tragen. Nein, man musste natürlich ein dämonisches Pferd nehmen, das macht dann auch Eindruck. Stümper. Wer die Magie beherrscht braucht sich auch nicht mit solchem Tand abzugeben.
Greifwin befreite beide von ihren Fesseln, aber ich bezweifele, dass sie weit kommen werden. Sie waren ausnahmslos dumme Menschen. Wir hätten sie einfach töten sollen, aber nein, schicken wir sie lieber los, damit sie ihren Tod später finden. Sicher, das ist natürlich viel moralischer. Gegen Mittag erreichten wir ein weiteres kleines Dorf. Wir wurden an unserem Weiterritt durch eine Bauersfrau gehindert, die uns bat ihren kleinen Sohn zurückzubringen, der beim Schafe hüten abhanden gekommen war. Da wir nicht wirklich die Zeit – in meinem Falle nicht die geringste Lust – hatten uns um solche Banalitäten zu kümmern, versprachen wir ihr einfach, dass falls wir ihn sehen sollten, ihn mitbringen würden. Ich sehe da keine große Hoffnung, entweder ist er von Tieren gefressen worden, oder der Magier hat ihn für irgendetwas mitgenommen.
In beiden Fallen kaum eine Überlebenschance. Die wilde Tiere Variante war sicherlich die angenehmere, denn ich mochte mir nicht vorstellen, was ein Magier, der Wohl Wert auf seinen Auftritt legt, bei der Opferung eines kleinen Jungen alles durchführen wird, nur damit der Dämon ihm hinterher Applaus klatschen kann.
Inzwischen waren wir mitten im Gebirge und die Bäume warfen lange Schatten auf die Straße. In der Ferne erkannte ich einen Hügel auf dem ein kleines Dorf lag. Das musste das Dorf Runlag sein, nahe dem die Druiden wohnen sollten, die man hier in der Gegend kannte und von denen man uns im letzten Dorf berichtet hatte.
Wir ritten den kleinen Pfad zum Dorf hinauf, dass sich vor der Wildnis hinter einer kleinen Palisade versteckte. Im Dorf lag nur ein einziges Gasthaus. Nicht einmal ein Tempel befand sich innerhalb der Holzmauern.
Nachdem wir im Gasthaus abgestiegen waren, fragten wir den Wirt, wo hier die Druiden wohnten, da es noch nicht zu dunkel war um sie zu besuchen, sollten wir sie finden. Er gab uns eher unwillig Auskunft, dass sie im Norden zu finden seien.
Eine Frau bat uns auch nach einem jungen Mädchen zu suchen, dass in den Wäldern abhanden gekommen war. Möglicherweise durch die selbe Ursache wie zuvor schon der Junge. Falls ja, so waren wir zumindest nicht völlig falsch hier. Auch hier versprachen wir, dass falls wir sie sehen sollten, sie mit zurücknehmen würden. Als ob… Ach lassen wir das.
Die Druiden sollten also im Norden des Dorfes leben. Norden kann ein sehr breiter Begriff sein, gerade für jemanden wie mich, der sich in einem Wald verirren würde, der nicht mal 10 x 10 Schritt Ausmaße hat. Glücklicherweise hatten wir aber Latu bei uns und leider auch Greifwin, der den ganzen Abend über schon absolut nicht lustige Witze reißen musste, die meine Konzentration beleidigten.
Wir irrten etwa eine Stunde im Wald umher, bevor wir auf eine Lichtung trafen auf der ein großer Stein stand. Solche Steine hatten wir vorher schon im Wald gefunden, sie sollten wohl irgendwem den Weg weisen. Vielleicht den Druiden selbst, die zuviel vergorenen Beerensaft getrunken hatten?
Auf der Lichtung war allerdings niemand zu sehen. Ich trat mitten ins fahle Licht des Madamals und rief laut, denn vermutlich hielten sie sich einfach versteckt. Wenige zehntel Stunde später traten zwei Männer auf die Lichtung. Einige der Druiden, zumindest ihrer Kleidung nach. Ich grüßte freundlich und stellte ihm die zwei Fragen, die mir am meisten auf der Seele brannten: Ob der Druide, den wir gefunden hatten, zu ihnen gehörte, und was das Schriftzeichen bedeutete das ich abgezeichnet hatte.
Zur ersten Frage gab er mir ausführlich Auskunft. Er gehörte tatsächlich zu ihrem Coven und hatte Untersuchungen an der Kraftlinie durchführen wollen, auf der wir gerade standen, die sich von Süden über Baliho und Dragenfeld bis ins Bornland zog. Ich hatte es vorher schon bemerkt, aber nicht näher beachtet. Greifwin und Latu sahen mich fragend an und ich erläuterte kurz was eine Kraftlinie ist. Weiterhin erklärte der Druide, dass sich die Veränderungen an der Kraftlinie schon seit einer geraumen Zeit gezeigt hatten, aber es erst jetzt wirklich auffällig geworden wäre. Irgendjemand schien Kraft abzuziehen, und das widerum schien dem Land nicht zu gefallen. Was auch immer mich das Land kümmern sollte, aber Druiden sind vermutlich so.
Ich versteh sowieso nicht wie man sich darauf verlassen kann, dass die Intuition einem schon den richtigen magischen Effekt in die Hand legen wird. Einzig die überlegen Intelligenz eines Gelehrten kann in Situationen wirklich ermessen welche Reaktion angemessen ist!
Das Zeichen steht in Druidensprache für die Markierung der Kraftlinie. Warum auch immer sie das aufschreiben mussten, jeder der sie benutzten kann wird merken, wenn er auf einer steht, allen andern dürfte es wohl egal sein. Und die Druiden, die ja die einzigen sind, die das lesen können, sind vermutlich aufmerksam genug um es zu spüren. So wie es jeder auch nur halbwegs intuitive Mensch sein dürfte, der auch nur ein bisschen was von solcherlei Dingen versteht.
Das verschwundene Mädchen hatten sie nicht gesehen, obwohl sie es kannten. Den Magier hatten sie ebenfalls nicht bemerkt. Wahrscheinlich hatte er einen großen Bogen um die Druiden gemacht. Sie mögen vielleicht nicht besonders vielseitig in ihrer Magie sein, aber in einem Wald ist es sicherlich nicht ganz einfach gegen einen Druiden anzugehen. Und da ich nicht wusste wie viele hier lebten, hielt auch ich es für klüger, sich nicht mit ihnen zu streiten.
Sollte der Magier wirklich jener sein, den die Inquisition gefangen, seiner Magie beraubt und der dann entkommen war, dann würde es mich allerdings schon wundern, woher er wieder die Kraft nahm um Magie zu wirken. Oder er nutzte geschickt die Gerüchte und den Aberglauben der Menschen in dieser ländlichen Einode aus?
Zurück im Dorf legten wir uns schlafen. Latu blieb draußen um mit seiner Göttin Rücksprache zu halten und ich begann wieder zu träumen. Zu fallen um genau zu sein. Ich mag Fallen nicht. Schon gar nicht wenn man nicht sieht von wo und wohin. In den Himmel stürzen ist schon nicht besonders angenehm, aber in eine unbestimmte Tiefe und auf unbestimmte Art und Weise dahin zu gleiten – widerlich. Und es zeigte sich, dass es überhaupt kein Fall in Ungewissheit gewesen war, denn der Boden traf mich mit einer solchen Wucht, dass ich vor Schmerz nicht schreien konnte, sondern nur kraftlos Mitanfühlen musste wie alles in mir auf Ewigkeit zerbrach.
Greifwin weckte mich – ich lag nicht mal auf dem Boden, wie es bei Fallträumen meinerseits öfters der Fall gewesen war, so dass ich mich immer fragte ob der Fall den Traum oder der Traum den Fall ausgelöst hatte. Aber jetzt war es anders, so real im Traum. Ich starrte auf den großen Abgrund, den mein Bett zum Rest des Untergrundes bildete. Es war endlos und griff mit Schatten und Luftzügen nach meiner Haut, nach meinem Körper um mich nach unten zu ziehen, gleich des Traumes, den ich gehabt hatte.
Ich zog mich umständlich auf den Boden des Schlafraumes und schob alle erhöhten Gegenstande des Zimmers so weit weg von der Mitte wie möglich. Sie schienen mit ihrer Höhe auf mich herab zu blicken und mich höhnisch anzugrinsen, als würden sie mich in die Luft werfen wollen, nur damit ich wieder fallen kann. Ich zitterte am ganzen Körper, Nachwirkungen des Traumes sicherlich, denn mir war nicht im geringsten kalt, mehr als wenn ich meinen Körper so sehr angestrengt hatte, dass alle Muskeln ihren Dienst versagten und um Hilfe zittern würden.
Greifwin deutete es falsch und ich wollte ihn auch gar nicht korrigieren. Zuerst versuchte er mich zurück ins Bett zu bekommen, aber ich ließ mich in der Mitte des Zimmers nieder und versuchte Ruhe in meinen Körper zu bekommen. Die Aussichtslosigkeit mich wieder auf einen höheren Platz als den Boden zu bekommen vor Augen, hängte mir Greifwin meine Decke über. Aber da mir nicht kalt war, konnte es nicht besser werden. Greifwin versuchte es mit weiteren Decken ohne größeren Erfolg und zog sich nach einer skeptischen Frage, ob ich so verbleiben wollte bis zum Morgen, die ich mit Ja beantwortete, zurück in sein deckenloses Bett.
Ich hatte viel Zeit nachzudenken über das was hier passierte. Eine Kraftlinie, die in Aufregung geraten ist, ein Magier, der eine Gruppe um einen Inquisitor entführt und verschleppt hatte, der einen Druiden töten lässt, der wirklich wenig gefährlich aussah, und jetzt auch noch Dorfbewohner entführt. Wirklich sehr obskur. Hinzu kommen die seltsamen Traumstörungen hier. Es mag mit der gestörten Kraftlinie zusammen hängen, aber irgendwie zweifele ich da stark dran.
Sie haben zu viel Inhalt als das sie nicht irgendetwas bedeuten könnte.
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