Das Leben eines Gezeichneten – Teil 111

Shafirs Schwur - Finale

28 Travia
Die Praiosscheibe brach ihre ersten Strahlen in den Scheiben des Palastschlafzimmers und ich erhob mich schwerfällig um mir meine Stiefel vom nahen Boden zu klauben und über zuziehen, bevor ich die von der Nacht zerknitterte Robe zurecht rückt und zu den anderen hinüber sah.
Auch Baduin schien gerade erst wach geworden zu sein. Er saß auf seinem Bett und hatte sich gerade seinen letzten Stiefel angezogen als er meine Bewegungen bemerkte.
Er nickte mir zu und deutete an das er schon einmal raus gehen würde “Ich werde noch einmal einen Medikus über meine Brandwunden schauen lassen.”
Dann verschwand er leise aus dem Zimmer.
“Ich dachte wir wollten uns beraten….” murmelte ich leise hinterher.
“Der kommt schon wieder…” brummte der noch etwas steife Geweihte. “…und ich auch. Brauch erst mal ne Bürste und Wasser um diesen ganzen Ruß von meiner Rüstung zu bekommen.” Mühsam richtete Leowulf sich auf und gurtete sein Schwert.
“Toll.” Ich schaute etwas pikiert auf Leowulf. “Soll ich mich jetzt etwa alleine beraten?” Dann folgte ein Blick auf Darken und Adaque, die wohl noch zu schlafen schienen.
“Freu dich einfach darüber dass dein Kopf nicht mehr weh tut.” Leowulf schaute etwas mitleidig auf seine Rüstung hinab. “Erst Wasser und dann Feuer… du musst ja ne Laune haben. Komm, wir bringen uns erst mal wieder zum Glänzen.”
“Und die Leute sagen ich sei verrückt… ” flüsterte ich zu mir selbst offensichtlich Bezug nehmend auf Leos Gespräch mit seiner Rüstung.
Darken öffnete die Augen und gähnte herzhaft. “Praios zum Gruße”, begrüßte er den neuen Tag und alle Anwesenden. Dann schwang er sich aus dem Bett und schaute sich um. “Wir brauchen dringend eine Waschschüssel. Gibt es hier denn kein Personal?”
Ich schaute ihn skeptisch an. “Oh mit Sicherheit gibt es hier Personal. Wohl nur nicht für uns… vielleicht sind wir einfach nicht wichtig genug für so etwas. Oder sie haben Angst etwas falsch zu machen.” Ich grinste.
“Was soll man mit einer Waschschüssel falsch machen?” Darken schüttelte den Kopf. “Besser wäre ein Badezuber, nach dem Bad im See gestern. Aber auf jeden Fall brauche ich eine Rasur.” Er zog sich seine Stiefel an und ging zur Tür. “Ich bin gleich zurück.”
“Tja… fein.. wenn alle gehen… rede ich eben mit mir selbst… ist ja egal…” brummelte ich vor mich hin.
“Nichts”, schimpfte Darken nachdem er zurückgekehrt war, während er sein Rasierzeug und Waschzeug zusammenpackte. “Dann wird es wohl der Brunnen im Hof tun müssen”, verkündete er und stapfte wieder nach draußen.
Leicht irritiert schaute ich mir Darkens Hinein- und Hinausgerenne an.

Nachdem alle verschwunden waren wollte Adaque unbedingt das wir uns wuschen, also lief ich in Ermangelung anderer Tätigkeiten mit. Es wurde mir dann allerdings doch zu viel als sie auf die Idee kam mich zu waschen, anstatt sich und so trat ich lieber ein paar Schritte beiseite.
Wir trafen uns in der Herberge von gestern Abend wieder um zu besprechen was wir nun machen wollten und entschlossen uns dafür alleine mit den Ratsmitgliedern zu reisen und zwar noch heute. Darken machte sich auf dem Rat Bescheid zu geben und ich vertrieb mir die Zeit mit einem Spaziergang. Wir ritten vom Osttor aus los und ich versucht möglichst Abstand zu den beiden Hesindegeweihten zu halten und wählte eine Position ganz vorne.
Als wir in einem Wäldchen um eine Ecke bogen, stand plötzlich ein abgerissener Mann auf dem Weg und ich hielt an, auf dass ich fragen konnte was das denn nun sollte. Er beschimpfte mich für sein Elend, da er der ehemalige Knappe von Dom Phrenos sei, denn ich zusammen mit Adaque vor einigen Jahren ins Gefängnis gebracht hatte und jetzt wollte er gerne Rache nehmen. Das entlockte mir allerdings nur ein müdes Lächeln und auch als einige weitere Straßenkämpfer aus dem umliegenden Gebüsch hervortraten, sah ich nicht wirklich ein Problem darin, sondern wirkte einen Fulminictus auf den Kerl und Darken, der ebenfalls mit mir vorne geritten war, hatte sich im selben Moment entschieden ihm ebenfalls eine Lektion zu erteilen. Das ließ die anderen auch schon wieder zurück in ihre Gebüsche fliehen, so dass wir weiter reiten konnten.
Am Abend erreichten wir ein kleines Dorf und zur Sicherheit ließ ich meinen Gotongi draußen im Stall bei den Pferden schweben, und begab mich in die gute Stube. Adaque hatte sich entschlossen uns alle mit einem Reisesegen zu bedenken und versicherte mir aber im Stillen, dass sie mich nicht mit einbeziehen würde – nach ob ihr Gott das gutheißen würde? – und so stand ich stumm dabei, während die anderen warme Kohlen hielten. Plötzlich erklang von draußen ein Heulen und ich befahl dem Gotongi mir ein Bild zu schicken – es zeigte sich, dass etwa 20 Koramsbhestien durch die Stadt schlichen – aber ganz plötzlich wieder verschwanden. Ich trat vor die Tür, konnte aber außer einigen Fußspuren im Schlamm nichts sehen und ging wieder rein. Adaque meinte es würde beben und nachdem sie es erwähnt hatte, merkte ich es ebenfalls. Ich konnte mir nicht erklären woher das kommen sollte, als wieder ein plötzliches Geräusch auftrat und mich herumfahren ließ. Ein Vogel war gegen das Fenster geflogen und ihm folgten viele weitere und als ich nachdem die Geräusche aufgehört hatten wieder aus der Tür trat, konnte ich der Spur toter Vögel bis in den Wald folgen, aber nicht ergründen warum sie das getan hatten.

29 Travia – 2 Boron
Am Morgen ritten wir weiter und erreichten Abends wiederum eine kleine Stadt, die dieses Mal sogar von einer Palisade umgeben war. Gegen Mittag des nächsten Tages – wir ritten noch immer durch den Wald – griffen uns einige der Koramsbestien an, die wir in den letzten Tagen schon gehört und ich auch gesehen hatte, aber sie waren keine Gegner für uns.
Die nächsten Tage wurde das Gelände zunehmend hügeliger und am ersten Boron erreichten wir jene Stelle an welcher der Pfad zu Shafirs Höhle von der eigentlichen Straße abwich. Etwa zwei Stunden danach griffen uns unvermittelt fünf Zantim an, die aber ebenfalls von uns dorthin zurück geschickt werden konnten, wo sie herkamen – wenn gleich einer mich kalt erwischte, und ein weiterer eines unserer Reisemitglieder sogar tötete. Ich schickte den Gotongi aus zu suchen wo die Dämonen hergekommen waren, sah aber nur seltsame Schwärze, bevor er wie auch jener in den Kanälen einfach verging.
Am zweiten Boron erreichten wir endlich Shafirs Höhle vor der sich etliche Skelette von Rindern, Schweinen und vielleicht auch Zweibeinern befand. Der Eingang war riesig und innen drin mit einigen Gwen-petrylsteinen erhellt. Der alte Draconiter führte uns drinnen bis zu einem weiteren Portal und hieß uns zu warten, während er den Drachen rief, der kurz darauf auch erschien. Er wirkte riesig, durch die Größe des Portals nochmal hervorgehoben und die Lichter der Fackeln ließen seine Schuppen glänzen. Wohl um uns zu testen, ließ er eine Feuerstrahl in unsere Richtung entweichen – ich paralysierte mich, man kann ja nie wissen – der uns aber nicht erreichte und wollte dann in der für Drachen üblichen Art wissen, was uns hierher führte.
Die Prinzessin erzählte darauf hin die Geschichte des Siegels und der Drache hörte sich ruhig ihre Erzählung an, forderte aber nachdem sie geendet hatte, als Preis für die Wacht die Prinzessin selbst. Nicht zum Fressen, sondern heiraten wollte er sie und zwar gleich. Die Prinzessin sagte zu und Eternenwacht erledigte das Ganze in einer Art Zeremonie bei der sich beider Blut vermischte – die Prinzessin musste recht viel Kraft aufwenden um überhaupt durch die Drachenschuppen zu kommen – und gerade als der Drache dann den Stein entgegen nehmen wollte begannen wieder jene grässlichen Kopfschmerzen, die auch schon vor einer Woche da gewesen waren und als ich mich zum Eingang umdrehte, sah ich eine Art riesiges schwarzes Ungetüm durch den Eingang kommen, die beiden von Shafir als Wache aufgestellten Westwinddrachen gegen die umliegenden Wände werfen und weiter auf uns zu zu rollen. Hinter ihm kamen mehrere Söldner und die Magierin, die diesen ganzen Ärger hier verursacht hatte!
Shafir wollte sich dem Monster zum Kampf stellen, und ich versuchte an ihm vorbei zu gelangen und die Magierin zu töten. Da ich davon ausging, dass das Siegel in diesem Fall bei mir deutlich besser aufgehoben wäre, als bei der Prinzessin und sie auf meine erste Anfrage nicht reagierte, befahl ich ihr die Herausgabe des Siegels mittels Imperavi, was Adaque dazu brachte mich zu schlagen – was auch immer ihr da einfiel, dass werde ich auf jeden Fall im Hinterkopf behalten! Ich rannte weiter auf die Frau zu, die einen Tlalucs Odem wirkte, aber ich war weit genug entfernt um nicht hinein zu geraten – Leowulf hatte sich alleine all der Soldaten angenommen und stand von ihnen umringt irgendwo hinter mir, während der Drache und das schwarze Ungetüm die Höhle zum erzittern brachten.
Ich versuchte es mit einem Tempus Stasis sobald ich nah genug dran war, aber er wurde einfach von dem Stein in den Händen der Magierin aufgezogen und verpuffte mit einem Blitz, ebenso erging es meinem Invocatio und einem ihrer Zauber, die von dem Siegel aufgesogen wurden. Ärgerlich gab ich der Prinzessin das Siegel zurück, dann würde ich sie eben mit meinem Magierschwert töten, wenn das mit den Zaubern nicht klappte. Das funktionierte allerdings auch nur mäßig, da sie eine erstaunliche Gewandtheit an den Tag legte und letztlich regte mich das alles dermaßen auf, dass ich sie – oder besser mein Auge – nieder streckte.
Als ich wieder zu mir kam, lag ich auf den Boden und konnte in einiger Entfernung Leowulf liegen sehen, für den die Söldner wohl doch zu viel gewesen waren. Ich rappelte mich auf und versuchte es mit einem Reversalis Fulminictus, aber es reichte nicht. Dann trat Shafir zu uns – Darken hatte ebenfalls dem schwarzen Ungetüm den Gar aus machen wollen und hatte es wohl dank seines Schwertes zusammen mit dem Drachen auch geschafft – und heilte Leowulf soweit, dass er wieder laufen konnte.
Anschließend wurde entsprechend gefeiert – davon zog ich mich jedoch zurück – und als wir uns später wieder auf den Weg machten, fand ich eine Drachenschuppe draußen vor der Höhle.

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