Almanach der Fernen Welten

Eine Pathfinder-Rezension von Infernal Teddy

Paizo hat über die Jahre immer mal wieder gesagt das sich Pathfinder in der Tradition der klassischen Pulp- und Sword & Sorcery-Fantasy bewegt, und im dritten Adventure Path, Second Darkness, kamen sogar Kreaturen von jenseits von Golarion vor – warum es mich also überraschte das Paizo ein Buch über die anderen Welten des Sonnensystems veröffentlichte in dem sich Golarion befindet bleibt mir schleierhaft. Jedenfalls hat uns Ulisses ein PDF ihrer deutschen Ausgabe dieses Hefts zur Verfügung gestellt, dem Almanach der Fernen Welten. Eine Bereicherung des Settings, oder unnötiger Krams den keiner braucht, das ist wohl die Frage die man sich angesichts einer solchen Veröffentlichung stellen muss.

Das PDF ist 18,4 MB groß, schlägt vom Umfang her mit 68 Seiten zu, und ist komplett in Farbe, mit dem für Pathfinder üblichem Layout und Artwork. In den 68 Seiten sind wie immer die „Umschlagseiten“ enthalten, bei diesem Band sind die Innenumschlagseiten eine Abbildung des Sonnensystems und wie üblich das Coverbild ohne die störenden Schriftzüge. Eigentlich gibt es hier nur noch wenig zu sagen das nicht schon bei allen anderen Pathfinder-Produkten gesagt worden ist, weswegen wir uns direkt dem Inhalt zuwenden wollen.

Der Almanach eröffnet mit einer Einleitung, in welcher als erstes grob angerissen wird worum es bei diesem Text geht und wie man die Werte für die einzelnen Planeten zu lesen hat. Außerdem geht es kurz darauf ein, wie sich diese anderen Welten des Sonnensystems zu den Göttern und Ebenen der bisher vorgestellten Kosmologie verhalten. Nach dieser Einführung geht es direkt an die Beschreibung des Sonnensystems. Neben Golarion und der Sonne um die sich das System dreht werden hier elf Himmelskörper näher beschrieben, wobei tatsächlich als erstes die Sonne beschrieben wird, und zwar als ein Ort der von alle außer den höchststufigen Abenteurern vermieden werden sollte, weil es ein Ball aus nuklear brennendem Gas ist. Allerdings gibt es selbst hier ein paar wenige interessante Orte, die für eine Gruppe verlockend sein könnten. Die erste tatsächliche Welt, die beschrieben wird, ist dann Aballon, welches den Beinahmen „Das Pferd“ trägt. Dieser heiße Felsbrocken wird von einem Volk von merkwürdigen Maschinenwesen bewohnt (Welche später im Monsterkapitel beschrieben werden). Auch diese Welt ist eher lebensfeindlich, bietet aber dennoch ein paar interessante Orte, die man besuchen kann, vor allem wenn die Charaktere auf der Suche nach dem Ursprung des Lebens in diesem Sonnensystem sind. Die nächste Welt ist quasi das Gegenstück dazu: der grüne Planet Castrovel. Diese Welt ist ein dampfender Dschungel, mit urzeitlichen Ozeanen, Dinosauriern, Rieseninsekten – und Elfen. Wer sich gefragt hat wohin die Elfen geflohen sind als sie wegen dem Himmelsfall Golarion verlassen hatten – die wenigsten Gelehrten wissen es noch, aber die Zuflucht Sovyrian lag hier. Als dritte Welt des Sonnensystems folgt dann Golarion, wobei hier eher auf Golarions Mond eingegangen wird.
Nach Golarion folgt Akiton, ein kalter, roter Wüstenplanet, welcher bei unseren Lesern bestimmt Erinnerungen an Mars wecken wird – das kommt nicht von Ungefähr, denn tatsächlich soll dieser Planet auch Erinnerungen an Pulpgeschichten wecken, welche auf dem roten Planeten spielten. Hier wird zwar keine Marsprinzessin erwähnt, aber es würde mich nicht wundern wenn John Carter sich hier wie zuhause fühlen würde. Der nächste Planet, Verces, erfüllt ein weiteres Pulp-Klischee, nämlich die Welt die ihrer Sonne immer die selbe Seite zuwendet und auf der das Leben nur in einem schmalen Streifen möglich ist, weswegen die Welt auch den Beinamen „Die Linie“ trägt. Das hier beheimatete Volk der Verciten ist, so erzählt man uns, technologisch hochstehend, und beherrscht die Raumfahrt – aber was dieses Volk damit genau macht wird offen gelassen. Die nächste „Welt“ ist keine Welt mehr, sondern ein Asteroidengürtel, „Die Diaspora“, ehemals zwei technologisch hochentwickelte Welten die sich möglicherweise gegenseitig gesprengt haben und deren Trümmer nur noch Piraten, Schatzsucher und anderes Gesocks ein Zuhause bieten. Der Planet jenseits dieses Gürtels, Eox, wird als der tote Planet bezeichnet. Diese Welt bewegt sich entgegengesetzt zu den restlichen Welten des Systems, und wird von den meisten Gelehrten als Unheilvoll angesehen – nachvollziehbarer weise, denn die Bevölkerung von Eox wurde durch eine unbekannte Katastrophe in Untote verwandelt. Triaxus ist nur manchmal die nächste Welt nach Eox, denn dieser Planet folgt ähnlich wie unser Pluto einer Umlaufbahn, welche diese Welt bisweilen an den Rand des Sonnensystems bringt. Dadurch kommt es zu extremen Unterschieden in den Jahreszeiten, weswegen man fast von zwei verschiedenen Welten und Ökosystemen sprechen kann, je nachdem wie weit draußen die Welt ist. Als nächstes folgen zwei Gasriesen mit ihren Monden, Liavara (welcher sogar Ringe hat) und Bretheda. Nach diesen Riesen folgen noch zwei Welten: Apostae, ein winziger Felsbrocken der möglicherweise aus dem interstellaren Raum stammt, völlig durchtunnelt ist und von sehr merkwürdigen Wesen bewohnt wird; und Aucturn, welcher als einzige Welt nicht durch das Netzwerk von Portalen verbunden ist über das man die anderen Welten erreichen kann, und welcher von merkwürdigen Wesen bewohnt wird, welche die Großen Alten und die Äußeren Götter anbeten. Ja, der Mythos ist gesund und lebendig im Pathfinder-Setting. Abgeschlossen wird dieses Kapitel durch eine Betrachtung der Konstellationen um Golarions Sonnensystem, und eine kurze Beschreibung des Dunklen Firmaments, der Leere zwischen den Sternen, und die Großen Alten und die Äußeren Götter die dort hausen, wie Azathoth, Shub-Niggurrath oder Nyarlathotep.
Das zweite Kapitel trägt die Überschrift Abenteuer zwischen den Sternen, und behandelt einerseits die Regeln, die für das Spielen zwischen den Sternen und auf fremden Welten notwendig sind. Ebenfalls werden hier kurz Raumschiffe angesprochen, das Portalnetzwerk, das weiter oben erwähnt wurde, und zwei neue Zauber. Dieser Abschnitt ist neben der Einleitung der kürzeste im ganzen Almanach. Abgerundet wird der Almanach von sechs neuen Kreaturen, und einer Liste von bereits veröffentlichen Wesen die der geneigte Spielleiter in Verbindung mit diesem Almanach nutzen kann.

Fazit:
Eingangs habe ich die Frage in den Raum gestellt ob der Almanach der fernen Welten für das Pathfinder-Setting denn nun eine Bereicherung darstellt, oder eher unnützer Krams. Um ehrlich zu sein fällt es mir nach wie vor schwer diese Frage zu beantworten. Der Almanach steht auf jeden Fall in der Tradition der Pulp-Hefte und der Planetary Romance – das sieht man sehr deutlich an den vielen Hommagen, die von der Redaktion hier untergebracht wurden. Und an vielen Stellen fühlt man sich unweigerlich an das AD&D-Setting Spelljammer erinnert, bei dem die Abenteurer mit fliegenden Schiffen zwischen den Welten reisten. Aber auf der anderen Seite bietet dieser Band dem ganz normalen Spielleiter, welcher nur auf seiner ganz normalen Fantasywelt spielen möchte keinen großen Zugewinn. Dementsprechend ist dieser Almanach ein reines Nischenprodukt, wer sich nicht für die genannten Genres erwärmen kann, darf diesen Band getrost beim Händler seines Vertrauens stehen lassen. Wer aber mal im Pathfinder-Setting eine Marsprinzesssin retten lassen möchte ist hier richtig – sollte aber vorher mit seinen Spielern drüber reden.

Mit freundlicher Unterstützung in Form eines Rezensionsexemplars von der Ulisses-Spiele GmbH und dem F-Shop.

1 Kommentar zu Almanach der Fernen Welten

  1. Obwohl ich nicht Golarion bespiele, bin ich schon ganz gespannt… siehe heutigen Beitrag auf meinem Blog. ;)

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