Die Steine des Chaos

Die Welt der 1000 Abenteuer

Die Bewohner von Monravia können sich beileibe nicht über ein langweiliges Leben beklagen. Die idyllische aber durchaus gefahrvolle Fantasywelt gilt nicht um sonst als „Welt der 1000 Abenteuer“. Ging es in vorherigen Bänden um einen Ogerschatz oder mysteriösen „Spuk in der Zwergenmie“, steht diesmal ungleich mehr auf dem Spiel. Die „Steine des Chaos“ sind verschwunden, kurz bevor ihre schwarzmagischen Kräfte endgültig versiegelt werden sollten. Für uns als ständig mittelloser Wanderer bedeuten diese Steine eine Chance auf eine mehr als üppige Belohnung. Für Schwarzmagier Gularek bieten sie weitaus fürchterlichere Möglichkeiten…

Wir haben nur wenige Nächte haben wir Zeit um die Steine zurückzubringen und Minster, die Hauptstadt Scyvias vor größerem Unheil zu bewahren. Wie wir dabei genau vorgehen, bleibt ganz uns überlassen…

Die Welt der 1000 Abenteuer wird erwachsen

„Die Steine des Chaos“ schlagen einen – oder vielmehr zahlreiche  – unerwartete Wege ein. Waren die bisherigen Abenteuer in „Monravia“ eher gradlinig und jugendgerecht, wird der neueste Band deutlich erwachsener.  Auch wenn die Sprache und Welt immer noch eher leicht und etwas karikaturhaft funktioniert – so besuchen wir etwa das „Geldsackviertel“ und ein Trunkenbold ruft immer wieder verwirrt nach seiner „Omi“ –, ist das Abenteuer selber durchaus fordernd. Wir werden nicht mehr so sehr an die Hand genommen wie etwa noch bei der „Jagd auf den Ogerkönig“, sondern müssen uns selber unseren Weg durch die Stadt bahnen und die Steine und ihre Diebe finden. Welche Stadtviertel wir in welcher Reihenfolge besuchen und sogar welchem Auftraggeber wir uns anschließen ist allein unsere Entscheidung. Selbst die Wahl der Unterkunft die uns in den drei Tagen beherbergt ist ganz uns und unseren Finanzmitteln überlassen.

Auch wenn ab und an etwas notiert werden muss,  werden die Regeln dabei nicht allzu komplex. Weiterhin kommt eine Seite mit Runensteinen zum Einsatz, die wir ganz ohne Rechnen als Zufallsprinzip verwenden. Auch die Charaktererstellung ist nicht sonderlich fordernd. Wir wählen lediglich eines von 5 Talenten aus bevor wir ins Abenteuer springen. Neu ist außerdem ein innovatives Kampfsystem. Anstatt durch Kampfwerte wird jeder Gegner durch eine kleine vierzeilige Tabelle dargestellt in der sich je Zeile 5 Buchstaben-Zahlenkombinationen finden. Zufällig wählen wir nun Zeile für Zeile eine dieser Kombinationen aus, die in einer separaten Kampftabelle am Anfang des Buches aufgelöst werden. Hier erfahren wir ob wir Schaden nehmen, der Gegner stirbt oder es einfach in die nächste Zeile geht. Was in der knappen Beschreibung vielleicht umständlich klingt ist äußerst simpel und erlaubt es, Gegner unterschiedlich schwer zu gestalten ohne auf Würfel und Wertekolonnen zurüczugreifen. Insgesamt geht es dabei recht grobmaschig zu. Wir haben zwei Lebenspunkte bevor wir das zeitliche segnen und Ausrüstung spielt erst einmal auch keine Rolle.

Sucht man nach feinstufigem Charakterbau muss man also in die Welt von Destiny, nach Magnamund oder gleich Harkuna reisen. So eine offene Welt wollen „Die Steine des Chaos“ aber auch gar nicht bieten. Das Buch steht für sich und ist mit seinen 333 Abschnitten verhältnismäßig schnell durchgespielt. Dafür lädt es durch die unterschiedlichen Pfade zum erneuten Spielen ein. Wie schon erwähnt, können wir unterschiedliche Talente wählen, verschiedene Seiten unterstützen, die Viertel frei besuchen und auch innerhalb der Stadtviertel verschiedene Wege wählen. Kritisch gesagt, ist es aber auch kaum zu umgehen, das Abenteuer mehrmals zu spielen. Beim ersten Gang durch „Minster“ fehlt uns nämlich fast jede Orientierung. Wir haben erst einmal kein direktes Ziel vor Augen und können daher jedes Stadtviertel mehr oder minder mit gleich guten Gründen zuerst ansteuern. Auch innerhalb der Viertel fühlen wir uns – passend zu unserem streifenden Charakter – erst einmal als Fremde. Wir geraten im Endeffekt blindlings in Begegnungen und können uns immer mal wieder zwischen verschiedenen, interessanten Gebäuden entscheiden, haben aber nie so Recht einen Überblick wo es genau hingehen kann. Das ist insofern etwas ärgerlich, da viele Optionen voraussetzen das wir bestimmte Objekte besitzen. Erst im zweiten oder dritten Durchgang können wir also planen wo es zuerst hingehen soll um bestimmte Optionen freizuschalten. Ein kleines bisschen wie T.I.M.E.-Stories etwa. Tatsächlich ist das auch der Punkt an dem mich die „Steine“ nicht ganz überzeugen können. Auch wenn wir mit etwas klugen Mitdenken durchaus bessere oder schlechtere Optionen wählen können, sind wir oft entweder dem Zufall überlassen oder kennen die richtige Entscheidung bereits aus einem vorigem Durchgang.

Fazit

„Die Steine des Chaos“ führen uns in die gleiche, erfrischend jugendliche, Fantasywelt die wir auch in den Vorgängern bespielt haben. Der generell freundliche Ton und die liebevolle Charakterzeichnung finden wir auch im vorliegenden Band wieder. Mit wenigen neuen Regeln und einer relativ frei begehbaren Stadt ist das Abenteuer aber komplexer als die Vorgänger. Konnten diese durch eine recht gradlinige, dafür sehr einprägsame Haupthandlung überzeugen, sind wir in „Minster“ auf uns alleine gestellt. Der Stadtrundgang kann sich in den ersten Durchgängen etwas beliebig anfühlen, dafür bietet „Minster“ einen deutlich höheren Widerspielwert als die bisherigen Abenteuerspielbücher von Jens Schumacher. Dass die Reihe bei „Mantikore“ in guten Händen ist, zeigt übrigens die überzeugende Aufmachung inklusive Welt- und Stadtkarte, Illustrationen von Hauke Kock und tollem Cover. Gerne mehr davon!

„Die Steine des Chaos“ gibt es im Mantikore-Webshop.

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