Travia Vademecum
Bodenständig
Und hier ist auch schon das letzte Vademecum der Zwölfgötter – für die Göttin Travia. Im Sinne der Göttin natürlich in Gelb-Orange gehalten, versehen mit dem Zeichen der Gans über einem stilisierten Herdfeuer. Auf der Rückseite ist wie bei den restlichen Vademeci auch „Das schwarze Auge“ und „Ulisses Spiele“ aufgedruckt.
Das OT-Vorwort erklärt dem Leser, dass dieser Band nicht nur für Spieler oder potentielle Spieler von Traviageweihten gedacht ist, sondern besonders auch um den Spielleitern die Familie näher zu bringen – wie die Gemeinschaft rund um Travia auch genannt wird – damit sie diese zahlreiche Gemeinschaft besser darstellen können. Ingame-Autor ist ein erfahrener Traviageweihter (Cordovan von Rabenmund), der hier sein angesammeltes Wissen an alle neuen Mitglieder der Kirche weitergeben möchte.
Das erste Kapitel befasst sich direkt, ganz wie die Geweihten selbst auch sind, mit der handwerlichen Seite, nämlich den Gebeten der Traviakirche. Dabei finden sich nicht nur die Gebetstexte selbst, sondern auch Erklärungen wann das Gebet angemessen ist. Die Auswahl erstreckt sich einmal quer Beet über mögliche Themen. Direkt weiter geht es dann mit den Liedern und Chorälen. Hier wird der kundige Leser einige Anspielungen auch ohne die Hinweise am Ende des Büchleins erkennen, mit welcher Musik das Ganze gesungen werden soll. Allerdings mag dies auch die Gemüter spalten, denn für ein wenig albern könnte man ein Lied zu Ehren Travias auf „alle meine Entchen“ schon halten.. ist halt Geschmackssache. Und weil wir, respektive der Geweihte, noch nicht genug Worte im Namen Travias von uns gegeben haben, ist das folgende Kapitel dann eines über das liturgische Wirken. Dabei geht es aber weniger darum dem Leser zu erklären welchen Satz er bei welcher Liturgie aufsagen muss, sondern wie im Ganzen das liturgische Wirken ist. Wie wird das mit dem Hausfrieden gehandhabt, oder welche Anwendung finde ich für einen Reisesegen. Jene Liturgien, die im besonderen Travias Gebote widerspiegeln sind hier ausführlich erfasst. Da aber neben diesem liturgischen Wirken vor allem bestimmte Rituale wichtig sind, haben diese – auch wenn sie mit Liturgien unterstützt werden – ein eigenes Kapitel bekommen. Das sorgt natürlich dafür, dass man unter Umständen nicht gleich findet was man sucht – „ist eine Segnung des Heimsteins jetzt liturgisches Wirken oder ein Ritual?“ – lustigerweise ist es sowohl als auch, die kleine im einen, die große im anderen Kapitel. Erfasst im zweiten Liturgiekapitel sind solche Rituale wie etwa der Traviabund – der natürlich in einem Abenteuer einen Höhepunkt darstellen kann – der Schwur oder die Speisung der Armen. Jeweils mit ausführlicher Beschreibung und einigen an Ingame-Texten zum Thema. Auch erfasst sind hier die Feiertage und Opfergaben der Göttin.
Danach ist aber auch genug „geredet“ worden und es wird sich der Traviakirche ansich zugewendet. Zunächst einmal darum welches Wesen Travia besitzt, aber auch um ihre Alveraniare Yalsicor, Tamano und Domara. Unterstützt wird das Kapitel wieder durch Ingame-Texte. Außerdem gibt es einen Abschnitt, der darauf hinweist, dass es noch jede Menge mehr Mitglieder in der Familie gibt, diese aber nicht unbedingt einen extra Namen haben. So werden auch die anderen Tugenden Travias von Alveraniaren verkörpert – etwa dem der Bescheidenheit, oder der Verlässlichkeit. Eine schöne Möglichkeit für den Spielleiter einen traviaeigenen Plot ins Spiel zu bringen.
Von eben jenen Tugenden handelt das nächste Kapitel. Dabei handelt es nicht nur von den „offensichtlichen“ Tugenden, wie etwa der Gastfreundschaft und dem Herdfrieden, sondern auch nochmals vom Traviabund – dieses Mal mit dem Fokus darauf, was man drum herum beachten muss, wie das ist, wenn zwei gleichgeschlechtliche Wesen sich trauen lassen wollen, etc. Aber auch die Adoption, welche von den Geweihten bestätigt werden kann und durchaus auch selbst von Geweihten vorgenommen wird, oder die Pilgerfahrten werden erläutert. Somit bildet dieses Kapitel einen guten Überblick darüber was Traviageweihte so treiben und dem Spielleiter die Möglichkeit bei bestimmten Situationen auf dieses Buch zurückgreifen zu können um eben jene überzeugender darzustellen.
Einige Vademici hatten eine Erklärung der Kirchengeschichte, bei einigen fehlte diese, aber das Traviavademecum geht hier sehr ausführlich drauf ein. Dabei wird nicht nur kurz mal ein Sprung durch die Zeiten gewagt, sondern praktisch zu allen wichtigen Abschnitt in der Geschichte Aventuriens (natürlich seit Travia mit den Auswanderern aus dem Güldenland auf den Kontinent gekommen ist) mehrere Sätze verloren. Ob diese Geschichte einem Spieler wirklich weiter hilft bleibt fraglich, aber es rundet das Bild natürlich ab.
Um dem Leser dann auch den weltlichen Teil näher zu bringen, befasst sich das nächste Kapitel mit eben jenem. Es beginnt mit dem Aufbau der Kirche – der nicht viel Hierarchie, aber eine grundsätzliche Ordnung innehat – den Gänslein – also den Novizen – und den Tempelgänsen und beschreibt dann wichtige Orte in ganz Aventurien sowie verschiedene Auslegungen des Glaubens im ganzen Land. Und das sehr, sehr ausführlich. So ausführlich, dass es auch wieder mehr für Spielleiter denn Spieler gedacht ist, aber diese einen schicken Überblick bekommen. Das Kapitel endet mit einer Beschreibung der Wildgänse, jener Geweihten, die umherreisen.
Fast rein aus Ingame-Texten besteht das vorletzte IT-Kapitel über Heilige und Artefakte der Kirche. Damit hat der Leser zwar etwas an der Hand um zu Wissen worum es geht, aber keine „richtigen“ Erklärungen. Die Texte sind jedoch so, dass man sie etwa im Spiel als Text herausgeben könnte, was zwar generell mit dem Text des Vademecum möglich ist, aber meist nicht ganz so hübsch klingt.
Das letzte Ingame Kapitel handelt nun von den Orden und Gemeinschaften in der Kirche. Dabei besitzt die Traviakirche nicht so viele davon. Eigentlich nur die Badilakaner. Erklärt wird aber auch der Drei-Schwestern-Orden – welcher ja ein Zusammenschluss von Travia, Tsa und Peraine ist – und die Gänseritter – die es inzwischen nicht mehr gibt, da sie wieder aufgelöst wurden.
Wie in allen Vademeci zuvor schließt sich das OT-Kapitel über die Ausgestaltung eines Traviageweihten an. Dabei werden hier weniger Konzepte vorgestellt, als vor allem darauf eingegangen wie man die Gebote Travias denn sinnvoll umsetzen kann. Denn ähnliche wie etwa bei einem Praiosgeweihten können diese der Gruppe doch manches Abenteuer erschweren. Denn eine Traviageweihte wird vermutlich nicht einfach so in ein Haus einbrechen. Worauf auch eingegangen wird sind die Strömungen in der Kirche und damit natürlich doch irgendwie auf Konzepte. Diese Strömungen werden nicht nur beschrieben, sondern danach auch nochmal erklärt, wie man sie im Spiel nutzen kann. Das führt zu einem leicht redundanten Text, wenn zum gefühlt zwanzigsten Mal gesagt wird, dass doch die Wildgänse ganz tolle Spielergeweihte abgeben, weil sie auch herumziehen.
Fazit
Hier haben wir ein Vademecum, welches sich gleichzeitig von den restlichen unterscheidet und doch irgendwo gleich ist. Es unterscheidet sich in der Form, dass sehr viel mehr Hintergrundmaterial geboten wird, mit dem vor allem der Spielleiter etwas anfangen kann. Material mit dem er in der Lage ist die Spielwelt besser auszugestalten, wie eben einer ausführlichen Beschreibung wie sich die Traviaansichten in den Regionen Aventuriens unterscheiden. Für den Spieler gibt es aber dennoch genügend Material um seinen Geweihten ebenso überzeugend spielen zu können, gerade was die Auslegungen von bestimmten Geboten, aber eben auch Liturgien anbetrifft. Somit ist das Büchlein ein in weiten Teilen gelungenes Werk für all jene, die sich Travia mal näher bringen lassen wollen.
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