Das Leben eines Gezeichneten – Teil 94

Rohals Versprechen - Teil 16

Welch blöde Frage. Warum nur hab ich direkt das Dingen angefasst ohne zu überprüfen ob das überhaupt sinnvoll ist? So ein Ärgernis. Im Namen der Götter… klar, man hätte ja irgendwelche nehmen können, aber bei einem Spruch eines Erzmagier… wobei natürlich sein Zauber leicht zu brechen war, ungewöhnlich oder sollte ich bereits derart viel Macht angesammelt haben? Was wird nur Leowulf denken, was Adaque?
Das graue Wabern um mich wurde langsam schwarz, bis die Finsternis völlig Einzug hielt.
Ist es das gewesen? Wegen eines so dummen Fehlers?
Ich hörte Kinderlachen in der Ferne und etwas das klang als würde etwas hohles gegen eine Hauswand geworfen werden.
Fehler? War es das? Ein Fehler die Wahrheit zu sagen? Nicht zu lügen? Oder lügen zu können?
Ich versuchte mich auf die Geräusch um mich herum zu konzentrieren und sie nicht auch in dumpfer Schwärze versinken zu lassen.
Die Dunkelheit hielt an, aber dies lag vermutlich daran, dass ich Hände auf den Augen hatte. Das Kinderlachen wurde lauter und deutlicher und war vielmehr ein Kinderreigen als nur einfaches Lachen.
„…drum dreh dich nicht um, denn der Dämon geht rum, wer sich umdreht oder lacht, wird dem Dämon gleichgemacht, drum dreh dich nicht um sonst bringt wer dich um, sag nun wie es geht, sag mir wer hinter dir steht!“
Entnervt verdrehte ich meine Augen.
„Was soll das ganze jetzt? Hab ich nicht schon genug Probleme?“
Eine männliche Kinderstimme erklang von hinten.
„So könnte man es auch sehen. Weist du wo wir hier sind? Blick dich doch mal um.“
Dem Rat oder der Neugier folgend erblickte ich alles. Und zwar wortwörtlich. Ich sah blühende Wiesen und zerklüftete Felshänge, das Treiben von Menschen und den stillen Ozean. Jedes Bild ging in das andere hinüber um mit ihm zu verschmelzen und ein Neues zu ergeben. Ungeordnet chaotisch und doch irgendwie nachvollziehbar.
„Äh…“ war die einzige Erwiderung die über meine Lippen kam, während ich fasziniert die Bilder betrachtet.
In einem der vielen Bilder die ich erblickte, sah ich einen toten? halbtoten? jedenfalls ziemlich übel zugerichteten Connar bewusstlos? im Limbus treiben.
„Oh verdammt. Mach das nochmal zurück da!“ rief ich lautstark gegen den Strom der Bilder.
Das gewünschte Bild wurde stark vergrößert dargestellt, oder… war das überhaupt ein Bild? Er sah zum Anfassen echt aus.
„Was soll das? Warum zeigst du mir das?“
„Weil es etwas ist, das verändert werden kann.“ kam es immer noch von hinter mir.
„Ist es Vergangenheit? Zukunft?“ fragte ich mit inzwischen leicht aufkommender Panik in der Stimme.
„Es ist das Ist. Und vielleicht auch das War, es kann das War Sein und auch das Wird, was daraus wird ist allein von dir abhängig.
Ich blieb grübelnd in der Schwärze hängen.
„Was muss ich tun?“
„Ich will das du den Träger Siebenstreichs beschützt, denn er ist noch wichtig. Ausserdem habe ich für dich sowieso eine andere Zukunft ausersehen. Du bist recht nützlich, es wäre schade eine Ewigkeit auf dich verzichten zu müssen. Aber das ist nicht alles, ich will den Kelch der Magie, nicht für immer, nur für einen kurzen Augenblick,“ es folgte ein Moment von Kinderreigen und betretenem Schweigen, „also?“
„Hmm… und ich bekomm für all das nur mein Leben wieder?“ fragte ich etwas skeptisch und mit einer gewissen Forderung nach mehr in der Stimme.
„Wenn du es nicht haben willst…“ Ich hatte das Gefühl die Person in meinem Rücken würde sich abwenden, denn sie ließ den Satz unvollendet und ein elendig langes Schweigen trat ein.
Allerdings änderte sich die Szenerie der Bilder und nun zeigten sie verschiedene Szenen, die man als durchaus übel bezeichnen könnte. Eine heulende Adaque vor einem Grabstein auf dem Magister Magnus C. Zeel stand. Einen Leowulf, der wie ein Berserker auf dem Schlachtfeld alles niedermetzelte bis er selbst niedergemetzelt wurde und starb… einen Darken der von einem Karakil in die Luft gehoben und über dem Sschlachtfeld fallen gelassen wurde, Odius wie er von einem Zant besessen wird und Hörner aus ihm herausbrechen, während er wie ein Irrer schreit.
„Dies ist eine Möglichkeit, allerdings hat sie ca 90% Wahrscheinlichkeit im Moment,“ die Stimme klang fast schon traurig.
Man ich bin echt wichtig!
„Warte… ist schon gut, ich nehms.“ rief ich hinterher.
„Das freut mich zu hören, dann nimm dies mit in meinem Auftrag, mein Bote des Wissens.“
Ich spürte ein seltsames Kribbeln.
„Dies wird dich beschützen, vor allem wird es dir vieles erleichtern. Und dieser Avesgeweihten …. Kopfschmerzen verursachen, sollte sie versuchen…“
Ich sah wie das Bild meines treibenden Körpers sich vergrößerte und ein Loch sich im Limbus bildete, von dort sah ich den Raum mit dem Altar in dem ich mich vorher befunden hatte.
Ich werde über dich wachen, mein Jünger.
„Habt Dank.“
Ich versuchte mich auf den Raum zu zu bewegen.
Der Kinderreigen wurde lauter und ich sah wie die Kinder die mich umrundet hatten, aber von mir nicht wargenommen worden waren, sich wieder anfingen zu drehen. Ich sah mich als kleiner Junge, meine damaligen Freunde, Baharany, der Sohn/die Tochter Rajas, und ein bandagiertes Kind, aber dann verlor ich den Kreis der Kinder aus den Augen und wurde in die Wirklichkeit gezogen und schlug etwas unsanft auf dem Fußboden auf.
„…Dreh dich nicht um. Denn der Dämon geht rum, wer sich umdreht oder lacht…… Connar?? Dreh dich nicht um…. Connar? Denn der Dämon geht rum… Connar! Er lebt, den Zwölfen sei Dank,“ erklang eindeutig die Stimme Leowulfs.
Oh je… außgerechnet Leowulf. Hoffentlich seh ich nicht zu schlimm verändert oder so etwas aus… wobei er wird mich vielleicht noch aktzeptieren, aber Adaque? Besser erstmal nicht reagieren…
Ich ließ mich einfach auf dem Boden zusammensacken.

Die anderen kümmerten sich gleich um meine Wunden, aber ich hielt es für besser, zunächst nicht zu reagieren und fühlte mich auch nicht wirklich in der Lage etwas sinnvolles zu tun. Dann hörte ich Geräusche aus dem Gang und aus Richtung Treppe. Adaque war schon aus dem Raum gelaufen, und der Dieb hob mich hoch um mich ebenfalls hinterher zu tragen. Draußen auf dem Gang musste ich mit Erschrecken feststellen, dass unsere Fluchtmöglichkeiten arg begrenzt waren, da sowohl durch den rechten Gang als auch über die Treppe, welcher wir gefolgt waren, Schritte und das Tapsen von Pfoten zu hören waren, die sich dann als
Karmanthi entpuppten. Da uns ja nur eine weitere Richtung blieb, liefen wir – ich für meine Teil wurde ja getragen – in diese, über eine weitere Barikade hinweg auf der dieses Mal auch Leichen lagen, die ich mittels Skelettarius – man glaubt nicht was herunterhängende Arme so alles berühren können – erweckte und gegen die Verfolger schickte. Unsere Flucht endete in einem großen Raum, dessen weiterer Ausgang durch eine weitere Barriere verstellt war hinter der sich einige Zwerge verschanzt hatten. Die uns nicht durchlassen wollten, so dass Adaque erst einen Ring vorzeigen musste, den sie wohl von den anderen Zwergen erhalten hatte.
Nachdem sie ihn gezeigt hatte, schoben die Zwerge die Barriere etwas auf, so dass wir passieren konnten – ich immer noch auf der Schulter des Diebes und langsam wurde das unangenehm. Die Zwerge übergaben Adaque einen weiteren Kelch und meinten wir sollten weiter dem Gang folgen und die Schienen nehmen. Sie würden hier die Stellung halten und den Berserker versuchen auf zu halten, der just in dem Moment um die Ecke des großen Raumes gelaufen kam und wütend auf die Barriere zurannte.
Wir liefen darauf hin weiter dem Gang folgend, seltsame Schreie hinter uns lassend, bis wir auf einen großen Gang stießen, der tatsächlich ein paar Schienen besaß. Inklusive fünf Dreisinen, zwei auf dem einen Strang und drei auf dem anderen. Wir beschloßen uns aufzuteilen und beide Spuren zu belegen und so landete ich in einem großen Korb, der an der Dreisine festgemacht war und der Dieb und Darken beganen das Gefährt zu bewegen. Leowulf und Adaque würden das andere nehmen, aber Leowulf wollte noch unbedingt das vordere Gefährt hinter uns zerstören, damit uns nur auf einer Spur gefolgt werden konnte. Ich richtete mich etwas im Korb auf um hinaussehen zu können, aber sowohl vor, als auch hinter uns blieb es dunkel. Ich hatte zwar noch immer mein Licht an, aber wirklich erhellend wirkte es nicht. Etwas später zogen die beiden Geweihten an uns vorbei und noch etwas später – ich hatte überhaupt kein Gefühl für Zeit in dem Moment – ein weitere Wagen, auf dem sich der Krieger von vorhin und ein Armbrustschütze befand, der jedoch beim Schuß unglücklich nach hinten flog und im Dunkel verschwand – Depp. Der Krieger versuchte nach nicht mal nach Darken zu schlagen, aber dafür erwischte Darken ihn als er ein kurzes Stück weiter vorne war – er fuhr mit etwas der dreifachen Geschwindigkeit und würde mit Sicherheit eine böse Überraschung für die anderen beiden sein – konnte ihn aber nicht mal ansatzweise stoppen.
Da er nun an uns vorbei war, bremsten wir den Wagen und fuhren langsamer weiter, nur um etwas später auf einen fast entgleisten zweiten Wagen zu trefen, von dem Leowulf halb begraben lag und auf dem noch immer der Berserker stand um ihm den Rest zu geben. Zu sehr darauf konzentriert, konnte er jedoch Darkens Schlag nicht ausweichen und wurde, da wir noch immer eine gewisse Geschwindigkeit hatten, von seiner Ochsenherde mehrere Meter mitgeschleift bis wir angehalten hatten. Ich kletterte sofort aus dem Korb heraus um nach Leowulf zu sehen, der wohl mal wieder an der Grenze schwebte, die ich schon mehrmals überschritten hatte. Ich wirkte einen Reversalis Fulminictus um ihm halbwegs zu helfen und sorgte so dafür, dass ich schon wieder zusammen brach.

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