J steht für Ja

Buchstabensalat mit Infernal Teddy

Einer der am Häufigsten zitierten Spielleitertipps der letzten… ooooh, sagen wir mal 15 jahre war “Sag’ Ja, oder würfle es aus”. Die Idee dahinter war, das der Spielleiter dem Spielspaß seienr Gruppe nicht im Weg stehen sollte. Wenn sie etwas machen wollten sollte der Spielleiter dem nachgeben, oder würfeln (lassen) um zu sehen ob es funktioniert. Das “Ja” in dem Satz durfte auch ein “Ja, aber…” oder ein “Ja, und…” sein, aber das Wort “Nein” sollte nach Möglichkeit sehr selten, besser noch, nie, als Antwort kommen. Und das erstreckte sich auch auf die Charakterschaffung: Wenn etwas in einem Regelwerk steht und ein Spieler es nutzen möchte, sei es eine Charakterklasse, eine Sonderfertigkeit, oder ein Ausrüstungsgegenstand, dann durfte der Spieler es verdammt nochmal nehmen, und wehe dem Spielleiter der dem widersprechen wollte. Schließlich handelt es sich doch um ein Grundrecht des Spielers, verdammt, und der Spielleiter hat doch gefälligst “Ja!” zu sagen, und den Spielspaß seiner Gruppe nicht auszubremsen.

Bullshit.

Die Fähigkeit, “Ja” zu sagen, ist natürlich wichtig. Natürlich ist es wichtig zu wissen wann man seinen Spielern nachgeben soll, wann man die verrückten Ideen dieser irren Psychopathen einfach übernehmen sollte und seine eigenen über Bord werfen kann. Aber zu “Ja-Sagen Doktrin” gibt es meiner Meinung nach eine wichtige Kehrseite, eine zweite Doktrin ohne die das Ja-Sagen nicht funktioniert: Man muss wissen wann man Nein sagen muss. Nein, ihr könnt das nicht machen. Nein, du kannst das nicht spielen. Nein, du kannst das nicht haben. Warum? Zwei Gründe. Der erste Grund ist der, welcher eher die Spielleiter da draußen eher anspricht: wenn man zu allem Ja und Amen sagt verliert man sehr schnell an Kohärenz wenn es um die Spielwelt geht. Wenn jeder Shadowrunner eine Railgun hat, wenn jeder Schwarzmagier ein Buch voller Dämonennamen besitzt, und jeder neugezeugter Kainit in fünf Diszipline fünf Punkte hat – kann da wirklich die Spielwelt zuhalten? Ja, ich weiß, extreme Beispiele, extreme Beispiele, ich übertreibe wieder, bla bla. Aber es fängt schon mit den kleinen Dingen an. Man gibt als Spielleiter bekannt das man eine Go-Ganger Kampagne leiten möchte, die Spieler legen eine Gruppe schwer bewaffneter Söldner vor, und das Geschrei ist groß wenn der Spielleiter verkündet das er die Charaktere nicht haben will – schließlich haben die Spieler doch das Recht zu spielen was sie wollen. Aber wenn der Spielleiter nachgibt ist die Kampagne die er geplant hat, in die er viel Zeit und Energie gesteckt hat, und damit sind wir auch schon beim zweiten Grund – der Spielleiter ist auch ein Spieler.

Der Spielleiter ist auch ein Spieler. Dieser Punkt ist etwas, das von den meisten Spielern gerne vergessen wird. Für viele, viele Spieler ist der Spieler der Typ der zwei mal im Monat sie verdammt noch mal bespaßt. Aber der Spielleiter ist auch auch ein Spieler, und die “Sag’ Ja”-Regel ist dazu da das die Spieler Sapß haben- auch der Spielleiter. Auch der Spielleiter hat sein Recht auf Spaß, und manchmal gehört zu seinem Spaß auch das Recht zu sagen wo es lang geht.

3 Kommentare zu J steht für Ja

  1. Ein guter Punkt – immerhin hat der Spielleiter auch “ja” gesagt als es um die Frage ging: Wer macht den Spielleiter? Sucht man eine neue Spielgruppe dann findet man immer wieder Spieler die sagen, ja, aber nur wenn sie nicht den Spielleiter machen müssen. Dann hat der Spielleiter imho auch jedes Recht mal nein sagen zu dürfen.

    Natürlich sollte jede Entscheidung angemessen sein; ein “nein” oder “ja” sollte letzten Endes dazu führen, dass alle am Tisch auf ihre Kosten kommen und nicht nur die Spieler und nicht nur der Spielleiter. Ein Doktrin aus dem folgt, daß Spielleiter grundsätzlich alles ermöglichen sollten, halte ich genauso für falsch. Wenn jeder Spieler so verwöhnt wird, daß er alles kriegt, was passiert denn wenn er mal wirklich mit einem “nein” konfrontiert wird? Umgekehrt wird ein pauschales “nein” dazu führen, daß man als Spielleiter irgendwann keine Gruppe mehr hat. Es ist also mal wieder der goldene Mittelweg gefragt.

  2. Wer A sagt, muss auch B sagen -> Wer JA sagt, muss auch NEIN sagen können. Ich kann es weder ausstehen, wenn man gute Ideen der Spieler nicht annimmt – wenn sie zur Situation passen, aber auch nicht, dass man es mir zu einfach macht. Ein schmaler Grad ;)

  3. Schöner Beitrag, gehe völlig d’accord.

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  1. P steht für Passiv | Neue Abenteuer

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