Das Leben eines Gezeichneten – Teil 55
Schatten im Zwielicht - Teil 3
20 Boron
Heute haben wir doch tatsächlich unseren ersten Auftrag erhalten. Wir sollen einen Söldner im Horasreich davon abhalten eine Dummheit zu begehen und sich auf seine Seite zu schlagen. Dummerweise sollen wir das innerhalb einer Adelsgesellschaft machen, denn so soll ihn die gegnerische Kontaktperson treffen.
Leider eignen wir uns nicht sonderlich für eine Tarnaktion in einer horasischen Adelsgesellschaft. Eigentlich gar nicht. Aber wir sollen es trotzdem tun und so verkleidete ich mich – mit einer gewissen Ironie im Sinn – als Hesindegeweihter. Leowulf gab sich als einfacher Adliger aus und Taruk wollte er selbst bleiben. Wäre auch schwer zu verstecken gewesen.
Wir erhielten noch einige Gegenstände, die uns nützlich sein sollten, aber mich eher an eine Haufen Plunder erinnerten und bestiegen dann – natürlich hatte man uns erst an dem Tag informiert, an dem das ganze auch stattfinden muss, so dass wir keinerlei Zeit hatten um unsere Rollen wenigstens etwas zu üben – die Limbuskugel.
Beeindruckend so in einer Kugel zu reisen, nicht wirklich unangenehmen, aber mir fehlte das Gefühl des Limbus auf der Haut und am Ziel angelangt mussten wir sie schleunigst verlassen, da sie sich sehr schnell aufheizte und einen kleinen Brand unter sich verursachte, denn wir mit Mühe austreten konnten.
Unsere Kugelfüherin wollte bei der Kugel bleiben und sie bewachen und so liefen wir mit dem einzige anderen Mirhamer Magier los um die Adelsgesellschaft zu finden und unsere dortige Kontaktperson, die uns glücklicherweise entgegen kam und uns dann in die Gesellschaft einführte. Die etwas angestaubten Mitglieder würden auf dem Hügel beim Start warten und reden, aber der Söldner den wir überwachen sollten machte sich bereit auf ein Pferd zu steigen.
Leowulf und ich nahmen ebenfalls eins und Taruk lief zu Fuß weiter. Die erste Zeit passierte von einem Fasan den Taruk erlegte abgesehen überhaupt nichts. Und dann mussten sie natürlich unmittelbar an der Kugel vorbeireiten und unsere Kugeltarnerin hatte doch tatsächlich bloß Äste darauf geklebt! Ästchen! Auf eine vier Schritt große Kugel! Als würde das auch nur irgendetwas tarnen… Glücklicherweise entschied sich just in dem Moment einer der Adeligen Leowulf herauszufordern und ich konnte ungehindert einen Widerwille auf die Kugel wirken. Leowulf gewann den Kampf und der anderen schien einigermaßen sauer auf ihn zu sein, aber hielt sich ab da fern.
Später erreichten wir ein Bauernhaus mitten im Wald und unsere Herr Söldner verschwand mit der Bauerstochter in der Scheune. Leowulf ging ihm nach, Taruk war irgendwo im Wald unterwegs und ich suchte mit einem Odem die Gegend ab, ohne etwas zu finden.
Wir ritten noch den ganzen Nachmittag weiter ohne das irgendjemand auf den Herren zutrat, nur um am Ende wieder am Anfangshügel zu stehen und die Beute der Jagd zu begutachten, welche mich mal überhaupt nicht interessierte.
Aber er verabschiedete sich relativ früh von der Gesellschaft und ritt in Richtung Kuslik zurück und wir folgten natürlich. Das heißt Leowulf und ich folgten und begleiteten ihn schließlich in die Stadt und Taruk blieb irgendwo hinter uns verschwunden.
Er setzte mich am Hesindetempel ab und ich folgte dann in einigem Abstand zu einem großen Herrenhaus, vor dem schon Leowulf stand und versuchte den Diener zu überzeugen uns doch einzulassen. Beherrschungsmagie kann wirklich praktisch sein! Er führte uns darauf sogar zum Zimmer in dem sich der Söldner mit einer fremden Elfe unterhalten soll – welche vermutlich die Person war, die wir suchten und zog hinterher los um die Stadtwache zu alarmieren.
Ich goss etwas Säure auf das Schloss und als Taruk eintraf trat er die Tür auf. Leider hatte die Elfe mit uns gerechnet und setzte an uns vorbei in Richtung Treppe, Taruk und Leowulf hinterher. Ich blieb im Raum stehen um den Söldner im Auge zu behalten und beschloss meine Künste im Erinnerungen manipulieren zu nutzen auf das dieser Söldner in Zukunft nicht mehr so leichtfertig eine Einladung der anderen Seite annehmen würde.
Es dauerte ein wenig, und ich nahm dann lieber den Ausweg aus dem Fenster, denn den aus der Tür – man weiß ja nie wie Wachen reagieren – und schlich mich dann zurück in die Stadt um dort mit den anderen zusammen zu treffen. Leowulf trug Taruk, der offensichtlich unter den Auswirkungen eines Zaubers litt und unsere Begleiterin trug die Elfe, die ebenfalls bewusstlos war.
Zurück bei der Kugel luden wir die Personen ein und reisten zurück zur Akademie.
21 Boron – 25 Boron
Die nächsten Tage verbrachten wir wieder mit den unterschiedlichsten Tätigkeiten. Leowulf trieb sich draußen herum, ich bei einigen Lehrveranstaltungen, Taruk erholte sich nur schwer von seinem Zusammenbruch und was Greifwin trieb interessierte mich nicht mal besonders. Am Morgen des 25 trat seine Spektabilität wieder an uns heran und wies uns an nach Fasar zu reisen um dort fest zu stellen, wer eine große Menge an Edelsteinen gekauft hatte, die als Liste bei der Elfe gefunden worden waren. Edelsteine für Beschwörungen… Und wenn wir schon mal da waren, sollten wir auch direkt Atherion mit nach Mirham für den geplanten Gildenrat zurücknehmen.
Da sich Taruk noch immer nicht besser fühlte, brachen wir ohne ihn und auch nur mit einem weiteren Schatten auf. Das Tor durch das wir die Fasarer Akademie betraten hatte ich vorher nur ein Mal kurz betrachtet. Immerhin war ich dort nicht wegen Dämonenbeschwörungen gewesen. Auch die etwas erstaunte Studiosi die uns argwöhnisch beim schnellen Aussteigen beobachtete kannte ich nicht. Sie bot uns jedoch an uns direkt zu seiner Spektabilität zu geleiten, trotz oder vielleicht wegen der 4 Schritt großen Kugel in der Mitte ihres Beschwörungsraumes.
Den Weg hatte ich bisher noch nicht auf mich genommen – jene Gelegenheiten bei denen ich mich mit Atherion unterhalten hatte, waren in anderen Räumlichkeiten gewesen – und er endete vor einer recht großen Tür mit einem sehr unhöflichen Türknauf. Äußerst merkwürdig… vor allem weil mal wieder so hilfreiche Vorschlage auftauchen wie ‘schlag ihn doch einfach ab’ von Seiten Greifwins
natürlich… Ich aber bediente mich einer subtileren Methode und versuchte den Türknauf durch geschicktes befingern dazu zu bringen die Tür zu öffnen, und im Grunde entgegen all meiner Erwartungen funktionierte es tatsächlich.
Atherion war allerdings nicht sonderlich gut drauf… irgendetwas mit seinem Gemälde, dass ihn wohl unter den Augen der Götter auszeichnete – was mich verwunderte, denn immerhin hing er durchaus auch der Magierphilosophie an – war plötzlich verschwunden. Er würde uns begleiten, hatte aber keinerlei Interesse an dem Auftrag den wir hier erledigen sollten, obwohl es natürlich nach wie vor
seinen Idealen entsprach etwas gegen ihn zu unternehmen.
Wir begaben uns also dann nach draußen und in Richtung der etwa eine halbe Stunde entfernt liegenden Edelsteinminen um dort einen ersten Eindruck zu gewinnen. Vor zwei Jahren hatte ich sie einmal kurzfristig besucht, war aber von ihrer Unübersichtlichkeit leicht verstört wieder in die Stadt zurückgewandert. Und sie hatten in der Zeit nichts davon verloren. Viele dutzend Stände standen
an den Ausgängen der Minen, jeweils von einer einigen Anzahl Söldner bewacht und versuchten sich gegenseitig die Kundschaft abzujagen.
Wir beschlossen getrennt nach dem Verkäufer der Steine zu suchen und dank meiner Fähigkeiten fand ich ihn doch recht schnell. Nur leider wollte er nicht wirklich helfen und so ging ich erst los um Leowulf und Greifwin zu suchen und mit diesen Gemeinsam dem Händler nahe zu rücken. Wieder in der Nähe seines Standes sahen wir allerdings, dass diese Idee schon jemand anderes gehabt hatte und gerade einige Armbrustschützen auf ihn anlegten. Sie waren aber nicht wirklich eine
Herausforderung und der Händler war uns sogar so dankbar, dass er uns das Geschäft verriet an das er die Steine verkauft hatte.
Auf dem Rückweg zu eben jenem Laden trafen wir doch tatsächlich auf Adaque. Äußerst merkwürdig und ungewöhnlich… und ich offenbarte ihr zunächst jene Veränderung, die sie sowieso früher oder später entdeckt haben würde… vermutlich eher früher. Immerhin hatte sie eine gewisse Nase für Veränderungen in meinem Umfeld. Außerdem klärte ich sie über unseren Auftrag auf – sie war hier, weil sie es sich in den Kopf gesetzt hatte Aves Geweihte zu werden und es hier einen von zwei Tempeln zu geben scheint – und sie schien durchaus bereit sich daran zu beteiligen.
Das Geschäft hatte geschlossen und der Diener, der uns die verschlossene Tür öffnete, war nicht in der Lage uns zu verraten wer die Steine gekauft hatte oder wo seine Herrin weilte, damit uns diese die benötigte Information geben konnte. So beschlossen wir nachts dort einzubrechen in der Hoffnung einen Hinweis zu finden.
Etwa 3 Stunden nach Einbruch der Dämmerung begaben wir uns wieder zum Haus. Adaque würde auf den umliegenden Dächern nach dem Rechten sehen, Leowulf ebenso aber auf der Straße. Greifwin und ich würde uns das Haus vornehmen. Greifwin konnte die Türen öffnen, benötigte aber jemanden der mehr lesen konnte als er.
Im Haus war alles ruhig und ich versetzte die beiden Diener, die Greifwin schlafend vorfand in einen etwas tieferen Schlaf bevor wir uns weiter auf die Suche machten, wobei mir Greifwin eher an einem Besuch zwecks Eigentumsbereichung interessiert schien und weniger nach Schriftstücken suchte. Oben im Hause fanden wir nur offene Bestellungen, aber in einem kleinen Seitenraum unten neben dem Verkaufsraum fand ich was wir suchten. Einen Brief der sogar den Zeitpunkt der Übergabe nannte. Und diese sollte sogar erst in der Zukunft stattfinden. Wir hatten also noch Chancen die Sache zu beobachten.
Ich verlies als erster das Gebäude, Greifwin mit vermutlich vollen Taschen etwas später und dann begaben wir uns auf direktem Weg zurück zur Akademie um mit dem Schatten über einen möglichst schnellen Weg nach Rashdul zu sprechen.
Er schlug uns vor den Sphärentunnel zwischen den Akademien zu nutzen, aber das würde einige Stunden dauern bis er vorbereitet und offen wäre. Die Kugel wollte er nicht verwende, weil in einem dringenden Fall jene dann nicht schnell zurückreisen konnte.
So traten wir also etwa zwei Stunden später durch das Portal in den Limbus und eine unbekannte Zeit später auf der anderen Seite wieder hinaus.
Kommentar hinterlassen