Metaplot der große Feind (?)
Reaktion auf Arkanils
Nachdem um Splittermond in der Forenlandschaft und Bloggosphäre erneut die elende Diskussion um den Metaplot wieder angefangen hat, muss ich doch einmal auf Arkanils Post zum Thema reagieren.
Im Kern zusammengefasst ist Arkanil der Meinung, dass sich große Änderungen an der Spielwelt ohne Metaplot nicht richtig machen lassen. Sicher die Spieler können direkt Dinge ändern, aber einerseits wird ihnen da von der gemeinsamen Vorstellung vom Setting einen Riegel vorgeschoben (die der Sl auch durchsetzt) und andererseits spielen sie eben nur einige wenige Personen und nicht den Rest der Welt.
So hab ich Arkanil zumindest verstanden. Man berichtige mich…
Nein? Gut dann mal los warum das nicht in jeder Runde stimmt.
Gehen wir mal direkt auf ein Beispiel aus besagten Post ein:
Manche Spieler dürfen in ihrer Spielwelt vielleicht den König stürzen und sich selbst zum Herrscher küren. Doch die Proklamation einer Republik wird selten geschehen, eine parlamentarische Republik wohl niemals errichtet werden. Ingame ließe sich das alles vielleicht sogar irgendwie erklären. Dennoch wird es nicht gemacht. Warum? Weil die Spieler sich auf das Spiel in einer Fantasy-Welt geeignet haben.
Bewegen wir uns nun mal weg von einem klassischen System wie DSA und hin zu FATE hier in der Dresden Files Geschmacksrichtung. (Arkanil sagt zwar gerade ein paar Zeilen drüber, dass sowas eben nicht jedermanns Sache ist aber dazu gleich noch mehr.)
Das Setting von Dresden Files ist mehr oder minder in einem gewissen Rahmen durch Aspekte definiert. Die Stadt in der gespielt wird (was in einer klassischen Dresden Files Runde der bespielten Welt entspricht) hat diese Aspekte. Beispielweise „In den Wirrungen der Korruption“. Das soll mir sagen, dass die Stadt korrupt ist, dass etwas übertrieben alles und jeder bestechlich ist und das die Mühlen der Bürokratie geölt werden müssen.
Genau dasselbe Beispiel nehmen wir jetzt mal mit in Arkanils Welt. Wir wollen den korrupten König und seine ebenso korrupten Beamten stürzen. Gesagt getan. Ein tolles Abenteuer später haben wir das gemacht. Natürlich könnten sich die Charaktere nun selber zu Herrschern aufzwingen, aber das muss nicht so sein.
Wenn die Kampagne in Dresden Files (FATE CORE hat übrigens eine Ähnliche Mechanik) ein ordentliches Stück weiter fortgeschritten ist, dann kann man die Aspekte der Spielwelt gemeinsam anpassen. In unserem Beispiel würde ich jetzt dank vernichteter Monarchie mit meinen Jungs reden und wir einigen uns darauf, dass der neue Aspekt „Gemeinsam für eine gerechte Zukunft“ heißen soll. Immerhin war das ein riesiger Erfolg! Die Bevölkerung jubelt und siehe da um dem Aspekt zu folgen verändert sich die Spielwelt. Eine parlamentarische Republik formt sich. Da KANN man noch ein Abenteuer drum spielen, das kann aber auch im Hintergrund passieren.
Genauso kann man auch technischen oder magischen Fortschritt mit der Kampagne auftauchen lassen usw. Theoretisch kann das der Sl klassisch auch ohne Gruppenkonsens regeln wenn man sowas nicht mag. Denn ob ich diese Systematik nun auf die Schultern eines Verlags oder des SLs setze ist im Grunde egal, da sich die Gruppe dann „fügen“ muss. Womit auch das Argument, dass das nur in offenen Spielen wie FATE möglich wäre weg ist. Auch in eher klassischen Systemen ist also eigener Metplot ohne Verlag möglich, vorausgesetzt dass der Verlag es einem eben nicht aufzwingt. Ein Beispiel dafür bescheibt Lars auf Lythia.de mit Harnmaster.
Das ist also mal zumindest was mich angeht ein Grund warum ich verlagseigenen Metaplot nicht brauche. Ob das für jeden zutrifft? Wie die Diskussion zeigt: Nein.
Es gibt also Alternativen mit mindestens denselben Ergebnissen. Was also spricht für oder gegen verlagseigenen Metaplot?
Wie durch meine Argumentation klar geworden sein sollte, ist Metaplot eigentlich etwas ganz normales. Fast jede Kampagne hat ihn und das ist auch gut so. Es gibt im Grunde keinen Unterschied ob mir ein Buch sagt die Welt solle sich ändern, ob es mir selber im stillen Kämmerlein als SL in den Sinn kommt oder ob ich es zusammen mit der Gruppe entscheide.
Ein paar spezielle Vorteile hat verlagseigener Metaplot aber schon:
- Trotz sich verändernder Spielwelt bleiben die einzelnen Gruppen im Land miteinander kompatibel. Im Notfall genügt der Satz „wie spiele noch vor XY“ und alle die das Spiel kennen sind auf demselben Stand.
- Jemand anderes macht sich die Arbeit. Wenn die eigene Runde möglichst nah an den Voraussetzungen des Metaplot ist, hat man direkt was man braucht vor sich.
- Jemand anderes macht sich die Arbeit… und zwar mehr als eine Person. Zudem noch Leute, die das zumindest halbprofessionell machen. Je nach der Qualität der eigenen Überlegungen, ist also der fertige Metaplot evtl. einfach qualitativ höherwertiger.
Es gibt aber genauso auch Nachteile. Eine paar davon habe ich oben schon genannt, aber ich wiederhole mich lieber einmal zu oft als zu wenig:
- Man spielt dasselbe wie alle anderen Runden. Man kann also nur mit Anpassungen auf die Geschmäcker der Runde eingehen. Was man spielt ist immer das Setting in vanilla.
- Da man auf die zukünftige Arbeit der anderen nur wenig Einfluss oder auch nur Einblick hat, muss man vorsichtig sein. Wenn spätere Metaplot Elemente nicht gekennzeichnet sind, dann geht man bei jeder Änderung am Setting durch die Kampagne Risiken ein inkompatibel zu sein. Das klingt jetzt erstmal genauso wie der erste Punkt. Gemeint ist aber etwas anderes. Wichtige NSCs sind plotimmun. Egal wie viele Messer meine Spieler dem König in den Rücken stoßen… ich KANN ihn nicht sterben lassen (oder wenn ersetze ich den Tyrann Johann durch den Tyrann Jahonn). Desto weniger genau die Autoren ihren Metaplot Jahrzehnte im voraus geplant haben (und wer macht das schon…) und wichtige Elemente als auch als metplot wichtig kennzeichnen, desto mehr bin ich paralysiert.
- Man muss Zeit und Geld investieren um mit den Runden der anderen kompatibel zu bleiben und nicht in einer statischen Welt stecken zu bleiben. Der nächste Quellen und Abenteuerband lockt immer. Aus Verlagssicht toll, aber nicht jeder hat die Zeit jeden Monat ein neues Produkt zu lesen oder es sich auch nur vorher anzuschaffen.
- Es liegt in Natur von unveränderlichen Metaplot Ereignissen unveränderlich zu sein. Meine Runde läuft also entweder auf Schienen und ich zwinge meine Spieler die Entscheidungen zu treffen, die im Abenteuer vorgesehen sind, oder sie läuft an den wichtigen Ereignissen vorbei und die großen NSCs regeln alles, während meine Spieler Schafe retten dürfen oder ähnlich wichtige Sachen.
Der von Arkanil aufgegriffene Erklärungsnotstand den wohl Praesil auf seinem Blog erwähnte, ist übrigens kein zwingendes Argument. Dabei ging es darum, dass der Metaplot einfach immer komplex wird, wenn man ihn sehr umfassend macht und dass der Rattenschwanz dann mit jedem Element noch länger wird. Stimmt schon, aber das ist kein prinzipielles Argument, dann ein verlagseigener Metaplot kann ja auch sehr einfach sein. (z.B. es gibt zwei feste NSCs, die ihre Königreiche gegeneinander in den Krieg schicken und der Metaplot sagt, dass einer gewinnt.)
Man merkt klar auf welcher Seite der Debatte ich stehe. Man verstehe mich nicht falsch. Ein gutes Spiel wird durch einen Metaplot nicht schlechter. Überhaupt nicht. Ich kann ihn ja ignorieren und meinen eigenen Kram spielen. Es wird für mich aber auch nicht besser dadurch.
Ich berichtige mal ein Detail. ;-)
Auch ohne Metaplot lassen sich große Veränderungen vornehmen. Allerdings nicht durch den Verlag. Der braucht für Änderungen an der Spielwelt einen Metaplot. Darum ging es mir.
Ohne Metaplot können offizielle Abenteuer keine weltverändernden Handlungen haben. Und da ich ganz gern mal offizielle Abenteuer kaufe, fände ich das schade…
Das sehe ich irgendwo ein.
Ich habe das Problem allerdings nicht, da ich noch nie ein Abenteuer so gespielt habe wie ich es gekauft habe, sondern immer anpasse (und sei es manchmal durch Improvisation).
Metaplot muss allerdings nicht immer so ineinandergreifend sein.
Beispiel: Der gesamte Metaplot wird im Grundbuch geliefert. (z.B wie bei den Plotpointkampagnen von SW). Alternativ kann auch im GRW nur eine Zusammenfassung stehen und die einzelnen Kapitel werden dann in Publikationen aufbereitet. Dadurch das man als SL also vorher schon genau weiß wohin der Verlag will, kann man besser abschätzen wo und ob man den Metaplot verwenden will.
So oder so.. ich brauche das nicht wirklich, kann aber akzeptieren, dass anderen der Tradeoff (siehe Vor und Nachteile) die Sache wert ist. Allerdings gibt es eben schon weitaus mehr Nachteile als du auf deinem Blog erwähnt hattest :D
Irgendwie geht dieser ganze Blogeintrag amThema vorbei und hinterlässt den Eindruck schnell und ohne Konzept verfasst worden zu sein. Was ist jetzt die Grundaussage? Etwa „Ein gutes Spiel wird durch einen Metaplot nicht schlechter. Überhaupt nicht. Ich kann ihn ja ignorieren und meinen eigenen Kram spielen. Es wird für mich aber auch nicht besser dadurch.“? Wieso dann „Metaplot der große Feind“?
Metaplotist viel mehr als eine Veränderung des Settings. Metaplot macht aus einem Setting zwei Settings. Am Beispiel DSA: Ich kann mit meinen Freunden eine Heldengruppe „in den guten alten Hal-Zeiten“ spielen lassen, sie in den „Dunklen Zeiten“ spielen lassen, sie im geteilten Mittelreich, in den Erbfolgekriegen, in der Priesterkaiserzeit oder zu jedem anderen Zeitpunkt spielen lassen. Und wer sagt denn, dass man mit jeder Gruppe in der selben Welt spielen muss? Ich kann mittwochs in den Dunklen Zeiten mit meinem Tulamiden-Magier ein Tulamidisches Großreich errichten und am Samstag mit meinem Söldner die Schlacht der 1000 Oger schlagen.
Der Metaplot bei DSA schafft mit jeder Wendung eine größere oder kleinere Änderung, aber zu welchem Zeitpunkt ich spiele ist mir überlassen. Wenn ich das neue Setting besser finde, spiele ich da, aber wenn mir das alte besser gefällt, dann eben dort – und dann kann ich auch alles so abändern wie ich will und den Metaplot ignorieren. Das ist viel umfangreicher als ein einziges Setting mit „korruptem Dresden“. Und dass es dann keine Kaufabenteuer zu „meinem“ Setting gibt ist schade, aber das betrifft auch Welten ohne Metaplot, denn wer da das Setting ändert, erhält auch keine passenden Abenteuer mehr.
Und was hier gedankenlos als Nachteile aufgeführt werden, sind eher Vorteile:
„Man spielt dasselbe wie alle anderen Runden.“ => 1/ ist nicht direkt wahr, denn wie oben ausgeführt kann ich auch bei Metaplot mir alle Freiheiten nehmen 2/ solange nichts groß geändert wird, hat man immer eine gemeinsame Basis auf Cons oder in einer neuen Spielrunde
„Man muss Zeit und Geld investieren um mit den Runden der anderen kompatibel zu bleiben und nicht in einer statischen Welt stecken zu bleiben.“ => das hat nichts mit Metaplot zu tun: für alle nachvollziehbare (aka offizielle) Veränderungen zu bisher Publizierten kann es immer nur durch neue Produkte geben: Würdest du in eine neue Spielrunde eintreten könntest du nicht in „deinem“ gegenwärtigen Dresden spielen. Im Gegensatz dazu haben Metaplot-verwöhnte Spieler die Möglichkeit zu sagen „Lass uns zum Zeitpunkt Soundso spielen.“
„Es liegt in Natur von unveränderlichen Metaplot Ereignissen unveränderlich zu sein.“ => wieder ein Denkfehler, denn das ist kein Nachteil des Metaplots: Erst durch einen Metaplot sind überhaupt offizielle Veränderungen an einem Setting möglich; d.h. ohne Metaplot sind offizielle Abenteuer immer darauf eingeschränkt das Setting unverändert zu lassen, wenn man nicht die gemeinsame Basis verlieren will. Ergo fährt man auf noch viel engeren Schienen, denn hier ist gar keine Veränderung möglich.
Gerade der letzte Punkt macht deutlich: Beim Auflisten von (augenscheinlichen) Nachteilen darf man den Vergleichswert nicht außer Acht lassen, d.h. die Frage darf nicht lauten „Was sind die Nachteile eines Metaplots?“ sondern „Welche Nachteile hat ein Metaplot im Vergleich zu keinem Metaplot?“ denn schlussendlich geht es doch um die Frage „Metaplot oder kein Metaplot“ und da sind nunmal zwei Seiten zu vergleichen.
Vielen Dank für die lange und konstruktive Kritik. Ich gehe das alles mal der Reihe nach durch.
Grundaussage:
Der von Arkanil geschriebene Post setzt meiner Meinung nach falsche Grundannahmen warum viele gegen den Metaplot sind. Dies wollte ich korrigieren. Jemand zu irgendetwas missionieren wollte ich nicht, sondern einfach ein paar weitere für mich so wirkende Fakten auf den Tisch legen.
Titel:
Das war eine eher sarkastische Reaktion darauf, dass oft (so auch im verlinkten Blogpost) impliziert wird, dass man den Metaplot entweder liebt oder hasst. Bei mir ist beides nicht der Fall. Ich brauche ihn nicht aber er stört mich nicht.
Mehrere Phasen anspielen:
Das habe ich durchaus angesprochen. „Im Notfall genügt der Satz “wie spiele noch vor XY” und alle die das Spiel kennen sind auf demselben Stand.“. Das das nicht geht war also gar nicht gemeint. Egal wie du es aber drehst und wendest sind diese Settings alle halt in einem relativ engen Rahmen gespannt um evtl. späteren Metaplot nicht zu widersprechen.
Das man jederzeit vom Metaplot abkehren kann ist vollkommen klar. Das ist aber kein Vorteil des Metaplots, da dieser spätestens ab der Stelle ja keine Rolle mehr für mich spielt.
Beim Metaplot Freiheiten nehmen:
Korrekt. SOLANGE NICHTS GROSS GEÄNDERT WIRD. Denk mal drüber nach.
Offizielle Änderungen nachvollziehen:
Ja das war wie oben gecshrieben einer der Vorteile „Im Notfall genügt der Satz “wie spiele noch vor XY” und alle die das Spiel kennen sind auf demselben Stand.“. Jede einzelne Runde die ich spiele selbst wenn es dasselbe Setting per se sein soll, spielt in einem anderen Universum wo sich die Umstände oft massiv unterscheiden. Das empfinde ich als etwas positives denn so passt das Setting immer zu der Runde und nicht umgekehrt.
Übrigens: Es gibt zu vielen Spielen auch Fansettings und/oder Abenteuer. Die kann man genauso nutzen und hat dann eine für andere Runden nachvollziehbare Veränderung (wenn man so etwas denn will)
Erst durch den Metaplot sind offizielle Änderungen möglich.
Richtig Offizielle Abenteuer. Eine Ausspruch gegen den Metaplot ist immer auch ein Ausspruch gegen fertige Abenteuer. Korrekt. Es gibt allerdings auch den Weg Subsettings zu publizieren. Beispielsweise bei DSA könnte man Sandboxige Regionalpublikationen machen in denen der MEtaplot nicht weiter geführt wird. Diese können aber genug Anreize un Inspirationen für EIGENE Abenteuer bieten.
Mein Vergleichswert ist der den ich oben aufgebaut habe. Und dieser ist nicht „kein Metaplot (lies: keine Veränderung der Spielwelt)“ sondern „MEIN Metaplot (lies: Veränderungen in der Spielwelt ohne Einfluss des Verlages)“
Hmmmm…..
ich habe den vorgegebenen metaplot immer nur als hintergrund bei gruppenstart gesehen.
als beispiel, wir hatten mal eine shadowrun gruppe, die durch einen eklatanten meisterfehler in massiven besitz von high end militär tech gekommen ist und sich dadurch seatlle unter den nagel gerissen hat. nun gab es 3 optionen, 1) gruppe töten, 2) abenteuer endsprechend anpassen, da wir z.b. in detroit bei weitem nicht so viel einfluß hatten oder 3) die gruppe in rente schicken.
nach einigen lustigen intermetzos in diversen teilen der usa, europa und asiens haben wir uns für option 3 entschieden und die gruppe in rente geschickt, ohne aber unseren metaplot zu verlassen, da es für die neue gruppe keinen unterschied gemacht hat, ob jetzt irgendein megacon oder unsere alten helden die stadt in der hand hatten, es ging wieder ganz normal um das alltägliche überleben und vorwärtskommen in den straßen und schatten von seattle.
…ach ja, was conventions betrifft, keiner von uns hatte auch nur die geringsten probleme einen der „OP herscher von seatle“ in anderen gruppen zu spielen, solange wir uns darauf eingelassen haben, das wir nicht mit einem panzer zum treffen fahren. ist halt dann auch immer wichtig „wie wichtig ist mir das was der held schon alles ‚erreicht‘ hat“, oder bin ich bereit zu sagen „okay, dieses abenteuer hat vor der übernahme seattles stattgefunden.“ ;)