Vermächtnis der Kai

Legends of Lone Wolf 1

Nachdem es der „Einsame Wolf“ vom Spielbuch auch auf Tablet und an den Rollenspieltisch geschafft hat, war es eigentlich nur eine Frage der Zeit bis es auch eine Romanreihe zum Hintergrund geben würde. Mit „Legends of Lone Wolf“ – wie es auch in der deutschen Übersetzung heißt – hat John Grant zusammen mit dem Lone Wolf Schöpfer Joe Dever eben eine solche Romanreihe begonnen…

Wo?

Die Saga des Einsamen Wolfes spielt auf dem Planeten Magnamund, der von Joe Dever mit einer recht tiefen Mythologie, Schöpfungsgeschichte und politischen Konfliktlinien versehen hat. Ursprünglich der Hintergrund für Devers private D&D Runde hat der Hintergrund einiges zu bieten das in den Spielbüchern nur am Rande vermittelt werden kann und in Vermächtnis der Kai zum Tragen kommt.
Wodurch zeichnet sich Magnamund aus? Magnamund ist eine etwas dunklere Fantasywelt die weitgehend die klassischen Elfen-Zwerge-Orks Klischees vermeidet und im Kern auf einen Konflikt von mehr oder minder guten Menschen und wesensbösen Gegenspielern setzt. Konkret werden die freien Lande von Sommerlund von den Armeen der finsteren Länder bedroht. Während die einfachen Sommerlendinge mehr mit den Launen der Fürsten oder wilden Bestien zu kämpfen haben, sind die Kai-Priester auserkoren das „Gute“ gegen die finsteren Länder zu verteidigen. Dieser Orden der nach der Gottheit „Kai“ benannt ist stellt den Fokuspunkt der Einsame Wolf Serie dar. Der Kai-Orden kann grob als ein Paladinorden verstanden werden der die begabtesten Kinder der Länder versammelt und in den Kampfkünsten und der Magie schult. Der Einsame Wolf den wir in der Spielbuchreihe verkörpern entwickelt sich mit der Zeit immer stärker zu einem übermenschlichen Helden der problemlos über Magie und Kampfkünste verfügt und stellenweise fast an einen einsam kämpfenden Ninja erinnert.
Der Widerpart sind die finsteren Länder die man sich etwas wie die Karikatur der Industrialisierung vorstellen kann. Über schwere, tote Maschinerie verfügend ist diese dunkle Kraft mit allem liiert was als „böse“ gilt. Finsternis, Schwefel, extreme Hitze, kalter Verstand und Lust an Brutalität zeichnen die dunklen Lande und ihre Bewohner und Lords aus, allen voran die zahlreichen Geschöpfe des Bösen denen wir in Spielbuch und Roman immer wieder begegnen. Giaks – gewissermaßen die orkischen Fußtruppen – fliegende Kraan oder kalte Drakkarim stellen blutrünstige Gefahren für die Sommerlendinge dar.
Dieser zugegebenermaßen Klischeehafte Kontrast gewinnt etwas Schärfte dadurch, dass der zugrunde liegenden mythologischen Konflikt stimmig und stimmungsvoll ist. Einzelne Artefakte aus lang vergangener Zeit haben es bis in das „heutige“ Magnamund geschafft und es gibt passende Entstehungsmythen für immer noch aktive Orden. So haben wir es in dem Roman beispielsweise mit dem Orden des Kristallsterns zu tun, die mit den Kristallsternen zusammenhängen und sich der Magie verschrieben haben.
Der mythologische Hintergrund kommt im Roman stärker durch als in den Spielbüchern und kann stellenweise etwas abgehoben wirken, hilft aber den Hintergrund Magnamunds (seit Erschaffung von Raum und Zeit) zu verstehen. Viel Raum wird aber auch für einfache Alltagsszenen verwendet, wobei es dabei durchaus etwas rauer zugehen kann. Nicht nur das viele der Gestalten denen man im Roman begegnet verunstaltet sind, auch sind Beleidigungen und Raufereien an der Tagesordnung. Entgegen des klaren Gut und Böse Schemas ist der Alltag Magnamund eine Welt von stinkendem Grau.

Was?

Das „Vermächtnis der Kai“ kann gewissermaßen als Einstiegsroman in die Welt Magnamunds gelesen werden. Wie bereits gesagt wird einige Zeit darauf verwendet die Erschaffung und Geschichte der Welt darzustellen und auch die Erklärung der politischen Relationen hat ihren Platz. Viele Szenen dienen außerdem dazu ein Gefühl für die Welt zu gewinnen und helfen dabei in Magnamund einzutauchen.
Die eigentliche Handlung beschreibt die Vorgeschichte der Spielbuchreihe wobei interessanterweise aus verschiedenen Perspektiven geschrieben wird, die schnell wechseln und so einen schönen Lesefluss ergeben.
Zuerst wäre da Vonotar, ein Magiekundiger der Bruderschaft des Kristallsterns der in Konflikt mit dem Rest des Ordens steht und sich sein eigenes Bild von den Armeen der Finsternis machen möchte. Dann wäre da der Schwarze Lord Zargarna, der mit eben dieser Armee droht Sommerlund zu überfallen und in dessen Festung (und Gewaltexzesse) wir direkten Einblick gewinnen.
Auf der guten Seite begleiten wir „Lautloser Wolf“, einem eher erfolglosen Novizen des Kai Ordens, der am Ende für einige Überraschungen sorgen wird und den jungem Banedon. Banedon, den wir auch später in den „Einsame Wolf“-Spielbüchern begegnen werden hat den Auftrag eine Botschaft zum Orden zu überbringen, was wir übrigens auch bereits selber als Spielbuch erleben konnten.
Die vier Fäden – und ein paar weitere Einschübe – laufen natürlich zusammen und drehen sich allesamt um den drohenden Einfall der Armee des schwarzen Lords, was durchgehend spannend bleibt, selbst wenn man das Ergebnis aus dem Spielbüchern schon kennt…

Wie?

Der Stil des Buches ist schnell und modern. Statt auf altertümlich anmutende Satzkonstruktionen setzt das Buch auf eine frische Sprache die eher zu locker als zu umständlich wirkt. Kleine amüsante Kommentare des Erzählers lockern die Welt und die recht lebensnahen, aber zugegebenermaßen nicht allzu tiefen Charaktere auf.
Zusammen mit den vielen Perspektivenwechseln und einem lockeren Textsatz verfliegen die 325 Seiten fast wie im Flug. Das drohende Ende hält unser Interesse wach und auch die Stimmungsszenen bleiben in guter Erinnerung. Einzig schade sind ein paar Lektoratsfehler die dem Buch aber nicht nachhaltig schaden und bei einem Kleinverlag verkraftbar sind.

Fazit!

Das Vermächtnis der Kai liest sich gut und ist Unterhaltungsfantasy im besten Sinne. Wer die Welt des Einsamen Wolfes mag und in den Hintergrund eintauchen will, oder wer schon immer mal wissen wollte was es mit dem Lone Wolf auf sich hat ist bei dem Buch bestens aufgehoben. Gerade für Neulinge die das Spielbuch im Blick haben ist der Roman passend, da das Ende fast nahtlos mit dem Beginn der Reihe zusammenfällt.
Spannend ist dabei wie es weitergehen wird. Die beschriebene Handlung stellt die relativ unbekannte Vorgeschichte dar, aber bereits mit Banedons Auftrag haben wir eine Überschneidung von Roman und (ergänzendem) Spielbuch. Als eine Randgeschichte stören mich hier kleinere Widersprüche zwischen meinen Entscheidungen und der offenen Handlung nicht, sollte aber in Zukunft die Perspektive des Einsamen Wolfes den Kern ausmachen und bloß die Spielbuchreihe nacherzählen dürfte das weitaus problematischer werden und wäre auch nicht sonderlich kreativ. Ich bin optimistisch, dass auch im zweiten Band ein guter Weg gefunden wird um eine spannende Geschichte zu erzählen, ansonsten lässt sich Band 1 auch abgeschlossen lesen und mit der Spielbuchreihe als Fortsetzung leben.

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