J steht für Japan
Buchstabensalat mit Caninus
Irgendwie hab ich mir bevor mit ‘Japan’ als Wort mit J eingefallen ist, nie so viele Gedanken darum gemacht, wie man wohl drüben auf der anderen Seite der Welt mit unserem Hobby umgeht… ist aber schon erstaunlich was man da so findet. Wir kennen Japan ja meist in Bezug auf Fantasy durch irgendwelche Manga, Anime oder eben Computerspiele, wobei gerade letztere ja eine irre Bandbreite auch als Rollenspiel aufweisen und dort große Tradition haben. Mir ging es hier aber ja darum wie das mit den PnP aussieht, oder vielleicht sogar mit LARP.. schauen wir also mal was ich so gefunden habe.
Zunächst einmal scheint es wohl in Japan große Tradition zu haben sich Spielrunden nachzuerzählen und dies dann auch zu veröffentlichen (gut.. zumindest ersteres ist ja auch bei uns deutschen, wenn man mal zusammen kommt nicht unüblich ala: “Weißt du noch.. damals als ich die Jungfrau erschlagen habe” und schon geht es los und man kommt nicht weg). In Japan allerdings ist das ganze wohl eben ein großer Markt geworden. Die Ursprungsidee des auch hier bekannten Record of Lodoss War war tatsächlich DnD und Consorten, die dann eben nacherzählt wurden und sich offensichtlich echt gut verkauft haben. So richtig lange Tradition hat das allerdings noch nicht, offensichtlich sind die Japaner erst durch ihre Videogames mit ähnlichen Themen auf den Geschmack gekommen – verzeichnet doch Wikipedia die ersten Produkte auf Mitte der 80er. Und dann auch nur für etwa 5 Jahre, denn nach Aufstieg der ganzen TCGs, die ja auch etwas später hier herüber geschwappt sind, hatte da wohl nur noch eine kleine erlesene Gruppe Interesse an Rollenspielen (als würden wir da etwas anderes kennen.. aber gut). Diese Pause hat aber wohl nicht lange gehalten und heutzutage verzeichnet die Wiki eine schier unüberschaubare Menge von in Japan entstandenen Rollenspielen – da kann man fast neidisch werden wenn man sich so anschaut was hier auf dem deutschen Markt an deutschen Rollenspielen zu bekommen ist oder war..
Natürlich wurden auch englische Titel ins japanische übersetzt und dort verkauft, allen voran DnD. Aber es gibt auch japanische Versionen von Shadowrun, Call of Cthulhu, Gurps (das sogar eigene japanische Quellenbücher und Themen erhalten hat), Warhammer, Traveller und die Welt der Dunkelheit. Und auch etwas weniger bekannte System wie etwa Hârnmaster oder Torg wurden verkauf – wie gut, konnte ich allerdings nicht herausfinden. In der anderen Richtung sind allerdings deutlich weniger Produkte gewechselt. Ich hab nur die Referenz zu zwei Produkten gefunden, die von japanischen Markt ins englische übersetzt wurden: Maid RPG (man scheint genau das zu spielen was der Name besagt – glaub nicht, dass das sich gut verkauft hat) und Double Cross (ein Superhelden RPG, da könnte ich mir schon eher vorstellen, dass sich das verkauft).
Werfen wir zum Abschluss doch noch einen kurzen Blick auf die japanische LARP Szene – immerhin ist Japan das Land in dem sich die Leute wie die Helden aus ihren Anime oder Mangaserien verkleiden und dafür Stunde um Stunde Bastelarbeit aufwenden. Da muss es doch eigentlich auch eine entsprechende Szene fürs Rollenspiel geben? Okay, das erste was man zu dem Thema findet sind eine Powerpoint Präsentation und ein Artikel von Leuten, die wohl meinten was zu dem Thema sagen zu müssen. Zweiterer erklärt, warum man in Japan keine LARPs hat mit folgendem Grund: Fehlende Erfahrung (und offensichtlich glaubt man, dass einem das einer zeigen muss), fehlendes Vertrauen in Narikiru (japanisch für Immersion – sieh auch meine Anmerkungen dazu zum letzten Buchstaben) und fehlende Zeit und Platz dafür (offensichtlich sind japanische Polizisten schneller an der Waffe..). Aber irgendwo.. ich weiß nicht, dass klingt alles nicht wirklich nach Gründen keine LARPs zu haben, oder? Und zumindest auf meetup habe ich eine japanische LARP Seite gefunden. Ein japanisches Vampire Live hab ich allerdings nicht finden können – auch nicht bei den großen internationalen Chroniken (die so international auch bloß gerne wäre und sich in der Regel auf den amerikanischen Raum beziehen).
Maid schien damals ganz gut zu gehen. (Der Verlag meldet sich noch dann und wann über den Newsletter, den es zusätzlich gab.)
Außerdem arbeiten sie noch an der Übersetzung von einem D&D-Artigem Fantasy System (Ich glaube “Tenja Bansho Zero” heißt das.)
Allerdings muss man sich bei Maid der Tatsache stellen, dass das Spiel eher in Richtung eines “Power, Plüsch und Plunder” von der Ernsthaftigkeit her geht, als in Richtung eines langen Kampagnen-Spiels der Marke Pathfinder. (Das kann es aber wirklich gut und unterstützt Spieler wie Spielleiter mit einigen Zufallstabellen, auf denen beide Würfeln können, um neue Elemente in die Handlung zu bringen.)
Ich habe mir damals, als Maid gerade aktuell war, das PDF gekauft.
Wir wollen Rezi!^^
“offensichtlich sind japanische Polizisten schneller an der Waffe”
Äh, nein. Da hast Du offensichtlich etwas falsch eingeordnet. Dass Polizisten ihre Waffen einsetzen, ist in Japan noch erheblich seltener als in Deutschland, wo es auch schon extrem selten vorkommt. Wie in dem von Dir verlinkten Artikel ja auch gesagt, würde allerdings die Polizei insbesondere bei etwas wie einem urbanen Vampire-LARP schnell mal von der Minipolizeiwache um die Ecke herkommen und Dich dann entweder nach mit der Aufforderung, die öffentliche Ordnung nicht weiter zu stören, nach Hause schicken oder Dich auf besagte Wache mitnehmen und Dich dort eine Weile befragen und eventuell rechtliche Schritte wegen irgend einer Ordnungswidrigkeit einleiten.
Der Rahmen akzeptablen Verhaltens im öffentlichen Raum ist in Japan (oder sagen wir mal, in japanischen urbanen Großräumen) sozial einfach enger gesteckt als in Deutschland.