Worldbuilding – einige Gedanken

Infernal Teddy denkt darüber nach wie Leute an Worldbuilding herangehen

Irgendwie war ich schon immer ein Weltenschöpfer. Das klingt jetzt glaube ich prätentiöser als es gemeint ist, aber mir fällt kein besserer Begriff dafür ein das ich schon als Kind beim spielen „Welten“ kreiert habe die beständiger waren als von ein paar mal spielen zum nächsten. Was ich diese Woche bei Transformers spiele beeinflusst von dem was letzte Woche war. Legofiguren mit Namen und sich weiter entwickelnden persönlichen Geschichten und Hintergründen (Und weil ich damals schon Lego Space am coolsen fand war die Stadt auf einem fremden Planeten…). Vieles von dem was wir im Spiel tun ist dem was wir als Spielleitende tun sehr ähnlich, eine Form des Worldbuilding. Reden wir also vielleicht mal ein wenig über das Erschaffen, das Formen von Welten? Mir ist natürlich klar das ich auf keinen Fall der Erste oder der Einzige bin der sich zu diesem Thema auslässt, und vermutlich ist nichts von dem was ich zu sagen habe irgendwem „neu“, aber vielleicht kann ich hier als Gedankenstütze oder Anregung aushelfen.

Als Worldbuilding kann man theoretisch jeden Akt bezeichnen mit dem eine „Sekundärwelt“ beschrieben wird, eine phantastische Welt die nicht die unsere ist. Für uns ist aber in erster Linie eine Welt relevant die als Hintergrund für das Rollenspiel dienen soll. Mein Eindruck ist das viele Spielleitenden eine gewisse Angst (mangels eines besseren Begriffs) vor dem Begriff Worldbuilding haben – die Meisten von uns dürften bei dem Wort an Vorbilder wie J.R.R. Tolkien, Frank Herbert, Anne Rice oder um den Bezug zu unserem Hobby zu bilden auch Ulrich Kiesow oder Ed Greenwood vor Augen haben und sich denken das sie selbst niemals Welten erdenken können die solche Tiefen und Weiten aufweisen. Die lassen es dann lieber ganz bleiben. Verständlich – und zugleich falsch. Zum einen Falsch weil niemand sich eine ganze Welt auf einmal ausdenkt und diese dann gleich einen reichen und glaubwürdigen Hintergrund ausweist (Wer sich schonmal die History of Middle-Earth angeschaut hat kann sehr gut sehen und nachvollziehen wie oft und wie sehr sich Professor Tolkiens Schöpfung sich im Laufe der Jahre und Jahrzehnte geändert hat), und zum anderen Falsch weil jede Spielleitung die sich als Spielleitung an den Tisch setzt sich schöpferisch betätigt. Selbst wenn dabei eine gekaufte Spielwelt zum Einsatz kommt. Niemand nutzt Spielwelten oder Abenteuer so wie sie im Buche stehen, es werden immer zusätzliche Details dazu erfunden, man denkt sich immer schnell noch den einen oder den anderen ungeplanten NSC aus, und schon befindet man sich auf dem Pfad des Weltenschöpfers. Stellen wir also mal fest: so schwer und so schmerzhaft ist Worldbuilding also gar nicht, wie man vielleicht gedacht hat, und man kann durchaus innerhalb einer bestehenden Welt eigenes Worldbuilding betreiben. Ich vermute mal, es gibt selbst in Aventurien Städte die aus nicht viel mehr als ein paar Sätze als Beschreibung und einem Flecken auf der Landkarte bestehen. Und die Spielgruppe aus irgendeinem Grund da hin will oder muss? Dann denkt man sich schnell was dazu aus, skizziert vielleicht kurz vorher einen Grundriss einer Stadt oder ein paar Gebäude, und schon ist die eigene Version von Aventurien um ein paar selbst geschaffene Details reicher.

Aber jetzt nehmen wir mal an, jemand hat sich dazu entschlossen eine eigene Welt zu kreieren – wie geht man denn am besten dabei vor? Die gängigen Schulen sind ja „Top Down“ und „Bottom Up“, also entweder mit dem großen Gesamtbild anfangen und sich langsam runterarbeiten, von Kosmos zu Welt zu Kontinent zu Landstrich zu Ort zu… je nachdem wie klein man das ganze runterbrechen möchte; oder mit einem Dorf und dessen nähere Umgebung (oder ein paar Straßenzüge in einem Stadtviertel, falls man urbane Spielwelten bevorzugt) und dann von dort aus weiter und weiter nach Außen bis man einen immer größeren Bereich der Spielwelt „entdeckt“ hat. Ich habe eine Neigung zu ersterem Vorgehen – einen großen Umriss auf ein Blatt A2 oder A3 gekritzelt, und nach und nach die Details ausfüllen, Notizen machen, und immer näher heranzoomen scheint mein „Ding“ zu sein, aber beide Herangehensweisen haben ihre Vor- und Nachteile, und ich bin mir sicher ihr werdet mit einer kurzen Googlesuche nicht nur ausführliche Listen mit Gegenüberstellungen finden, sondern auch leidenschaftliche Befürworter und Gegner die das sehr vehement ausfechten. Aber es gibt auch noch mindestens einen „Mittelweg“ der mir persönlich sehr liegt, einen „thematischen“ Ansatz – als Kern der Weltschöpfung steht eine Idee, ein Konzept das als Kern des Ganzen dienen soll, und von dem aus sowohl Top Down als auch Bottom Up gearbeitet werden kann. Das ist in den letzten Jahren meist mein Ansatz gewesen, aktuell habe ich da als Kern „Steamfantasy-Stadt kurz vor dem Ausbruch der Revolution“, und arbeite da drumherum. Mal sehen was das gibt.

Das sind so die ersten Gedanken die ich zu diesem Thema haben, ich werden hoffentlich in den nächsten Wochen dazu noch ein paar Artikel zusammenstricken. Es gibt ein paar Bereiche des Worldbuildings die ich gerne noch ansprechen möchte. Habt ihr noch dazugehörige Themen zu denen ich mir Gedanken machen sollte? Lasst es mich wissen, und ich teile hier meine Gedanken mit euch.

2 Kommentare zu Worldbuilding – einige Gedanken

  1. Spannendes Thema, freue mich auf die weiteren Artikel dazu!

  2. Spannendes Thema! Können auch gerne mal darüber quatschen.

    Bin aktuell selber im Bereich charakterzentrierten Weltenbau und zufallsbasiertem Weltenbau bzw. Weltenausbau tätig.

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