Was würdest du eigentlich gerne spielen?
Ein Gastartikel von Sternwanderer
„Welches Rollenspiel möchtest du denn einmal ausprobieren?“ Eine Frage, mit der sich viele Rollenspielerinnen und Rollenspieler konfrontiert sehen, jeder wird sie mit seinen Favoriten und speziellen Wünschen beantworten können. Was aber möchte jemand ausprobieren, der so gut wie keine Spielerfahrungen hat und dessen aktive Spielkarriere aus einer einmaligen Teilnahme bei „Vampire: The Masquerade LIVE“ besteht?
1.) Wraith: The Oblivion
Eines der schwierigsten Konzepte der „World of Darkness“ und eines der ersten Rollenspiele, welches ich als stiller Zuhörer erlebt habe. Hervorragend interpretiert in der Tagline der 1st Edition „A Storytelling Game of Death and Damnation“, behandelt „Wraith“ doch weniger Themen wie die Suche nach heiligen Gegenständen oder Schätzen oder aber die Zerstörung möglichst vieler Monster, sondern die unausweichliche, wichtige, aber emotional und physisch belastende Frage, wie geht der Charakter nach seinem Ableben damit um, sich in einem „Zwischenstadium“ des Todes zu befinden, sich selbst zu fragen, welche Verbindung noch zum alten (gelebtem) Leben bestehen und sich in einer Welt der Hierarchien, Renegades und Herectics zurecht zu finden. Niemals allein, ein Feind schon in hörbarer Nähe. Immer in eurem Kopf, dich umschmeichelnd, beredend, vexierend, dich verstörend; so sind sie, die Schatten. Und es kann sogar schlimmer kommen…
„Wraith“ fasziniert mich aufgrund des Konzeptes, aufgrund des Settings und, weil es dem Spieler direkt einbezieht, „konzentriertes“ Spielen für den Erfolg von Nöten ist, schließlich agiert ein Rundenteilnehmer nicht nur seine Figur, er oder sie spielt den Schatten eines Mitspielers bzw. bei guter Dynamik auch einen Gegenspieler. Ein weitere erwähnenswerte Punkt: meine emotionale Seite findet Gefallen an einem Konzept, welches eine emotionale und spielerische Herausforderung ist.
2.) Mage: The Ascension
Bezeichnet als „A Storytelling Game of Philosophical Knife-Fights“, hat „Mage: The Ascension“ (Teil der Old World of Darkness) eine Welt zu bieten, in der nichts so ist, wie es scheint. Stell’ dir vor, die Realität ist ein Traumgebilde (Ich höre sie schon, die Rufe, die sagen: „Hallo, Matrix! Neo, take the blue one…“), ein Konzept, welches durch die fundamentalen Regeln des Zusammenlebens bestimmt wird, ein Konsens, an den alle Menschen, „Sleepers“, glauben und so ein Realitätssystem am Leben erhalten. Und was ist, wenn du eines Tages aufwachst und feststellst, dass du mithilfe deiner inneren Kraft Dinge bewegen kannst? Ein Tier triffst, was mit dir spricht? Stimmen hörst, Geister, Spirits, die dir eine neue Weltsicht erklären?
Ich zitiere TV-Tropes: „Mage: The Ascension is a game of mad, beautiful ideas.“ Und ich habe so viele Ideen! Wie wäre es mit einer Dame mit dem hübschen Namen Iluak Bllsalyowaq, die durch Trommeln und Berühren von Gegenständen die Geister ihrer Ahnen beschwören kann, die sie auf eine Reise schicken? Oder ein junger Physiker, der schmerzhaft feststellen muss, dass Atomkraft und Magnetismus nicht unbedingt zusammen gehören?
Die Welt hinterfragen, die Dichotomie und Doppelbödigkeit sehen, eine fremde, bekannte Welt kennen lernen und sie zu meinem Vorteil verändern, das sind die Ziele von „Mage“ und die sowohl philosophische als fantastische Ausrichtung und Orientierung sind für mich ein interessantes Phänomen.
3.) Scion
Ich könnte „The Wicked + The Divine“ lesen, ein Comic, der auf einem ähnlichen Konzept beruht, wie Scion: „Every ninety years, twelve gods incarnate as humans. They are loved. They are hated. In two years, they are dead.“ Oder aber ich begebe mich selbst in die Welt von Göttern und Halbgöttern, in die Welt der Kinder von Zeus oder Neptun, Odin oder Kali. Fantastisch, verrückt, wild, aber auch voller Spannung. Möchte ich lieber Nachkomme von Sif sein, Vanin und Göttin des wogenden Getreides und der Ernte (Obwohl David Beckham diese Rolle fantastisch übernimmt?) oder doch lieber Sohn von Tsuki-Yomi, aufgewachsen in Tokio als Kind armer Eltern, der schon früh ein Talent zum Mode-Design zeigte? Dreizack oder doch lieber Pferde-Statue? Fragen über Fragen, Ideen über Ideen. Und bisher leider keine Gruppe, um sie alle umzusetzen…
4.) D&D 5
Ich habe die Starter Box rezensiert und plane derzeit sowohl meine Gedanken zum „Player’s Handbook“ (Inklusive Character Creation) als auch zu den ersten beiden Kampagnenbänden „Hoard of the Dragon Queen“ sowie „The Rise of Tiamat“ auszuformuleren. (Die zwei weiteren Bände, „Out of the Abyss“ bzw. „Princess of the Apocalypse“ werden später rezensiert.) Nur soviel sei gesagt: Ich hatte selten soviel Motivation und Passion einfach ein Charakterblatt auszudrucken und zwei, drei Leute einzuladen (Sie mit guter Kochkunst überreden bzw. sie freundllich dazu „zu zwingen“), um Charaktere für einen Crawl zu basteln. Die Abenteuerlust wurde also definitiv geweckt…
5.) Pathfinder (vor allem der Abenteuerpfad: „Die Winterkönigin“)
Angefangen hat alles mit einer Beginner Box. „Pathfinder“ hat ein auf „Dungeons and Dragons 3.5.“-basierendes System, mit sehr vielen Erweiterungen, Abenteuerpfaden und Kampagnen, ist es wahrscheinlich eines der Rollenspiele, zu dem sich bestimmt auch in so einem kleinen Dorf wie Österreich zwei oder drei Spieler finden lassen. Besonders der Abenteuerpfad „Die Winterkönigin“ hat mich fasziniert, habe ich doch eine tiefe Verbindung zu russischen (auch polnischen) Märchen bzw. ist die russische (Zaren-)Historie Teil meines Interessensgebietes. Kämpfen gegen Baba Yaga oder Rasputin? Aber gerne doch! Hauptsache Spiel, Spaß und Monster stehen auf dem Programm. „Pathfinder“ ist das RPG, was den 13jähigrigen Fantasyleser in mir befriedigt und an einen Diskurs anknüpft, den Wolfgang Hohlbein und Marion Zimmer Bradley in meiner Fantasie bereits begonnen haben.
D&D5?..sag Bescheid, ich komm vorbei.*GG*
Also ich würde gerne mal Deadlands Classic und Contact spielen wollen.