The crystal cave
Ein Roman von Mary Stewart
Ursprünglich eine Trilogie, später um einen vierten und noch viel später fünften Teil erweitert, ist dies der erste Band, welcher den legendären Magier Merlin aus der Arthussage von Kindesbeinen an unter die Lupe nimmt. Der Roman erschien 1970 und ist somit schon ein Stückchen älter und inzwischen in einigen Auflagen neu erschienen – ebenso wie es eine deutsche Übersetzung namens „Flammender Kristall“ gibt.
Merlin ist ein Bastard der Tochter des derzeitigen Königs in Wales. Über Merlins Vater hält seine Mutter stillschweigen, auch wenn es Geschichten darüber gibt, dass er der Sohn der Finsternis und des Teufels sein soll. Für diese Geschichten förderlich ist nicht nur seine Entdeckung alter, römischer Anlagen, mit denen er fast ungehindert durch die Burg kriechen und andere belauschen kann, sondern auch die Tatsache, dass er manchmal Visionen von zukünftigen oder derzeitigen Ereignissen an anderen Orten hat. Trotzdem wird er am Hof mit einigem Respekt und vor allem mit wenig Aufmerksamkeit bedacht, so dass es für den jungen Merlin wenig Probleme bereitet durch die Lande zu streifen. Bei einem dieser Ausflüge findet er eine seltsame Höhle in der Kristalle wachsen und dessen Hüter Galapas. Was genau Galapas ist, ist für Merlin nicht ersichtlich, jedoch nimmt er begierig alles Wissen von diesem einem Druiden gleichen Eremiten an.
Gleichzeitig mehren sich im restlichen Land die Gerüchte von einem potentiellen Angriff aus der Bretagne von einem verstoßenen Bruderpaar und auch im eigenen Land ist es alles andere als ruhig.
Als dann noch der alte König durch einen Unfall ums Leben kommt und Merlins eigener Sklave für seine Schuld daran hingerichtet wird, gibt es keinen Grund mehr in Wales zu bleiben. Doch wo er hin muss, weiß Merlin erst, als er zwei Spionen aus dem Süden in die Hände fällt, die ihn für seine Kenntnisse über die politischen Zusammenhänge mit zu ihrem Anführer nehmen wollen.
Doch Merlin befürchtet schlimmes und versucht selbst sein Glück in der Bretagne zu finden.. und findet sogar noch viel mehr bevor er zurück in seine Heimat kehrt.
Zunächst einmal sei gesagt, dass man dem Buch sein Alter und die inspirierenden Autoren durchaus anmerkt. Oftmals sind seitenweise blumige Schilderungen von Örtlichkeiten und Gegebenheiten zwischen tatsächlicher Handlung und Dialogen vorhanden, was beim Leser dann zwar ein sehr genaues Bild des ganzen verschafft, aber dennoch die Handlung nicht weiter voran treibt. Der Roman ist als eine Art Autobiographie von Merlin geschrieben und somit natürlich durch seine Sicht gefärbt, auf der anderen Seite aber dennoch sehr neutral in seiner Bewertung der Ereignisse. Entgegen vieler Adaptionen der Arthussage, ist dieser Band und die gesamte Reihe darauf bedacht möglichst wenig von den übernatürlichen Dingen in die Geschichte einzubringen und so beschränkt sich Merlins Magie hier im Grunde auf das erhalten von Visionen. Zwar wird erwähnt, dass er bei Galapas auch andere Dinge gelernt hat, wie etwas Feuermagie, aber spätere Anwendungen von etwas in dieser Art phantastischem gibt es nicht. Dadurch wirkt es viel mehr wie ein historischer Roman als ein Fantasyroman, gerade auch, weil trotz unklarer Quellenlage zu diesem Thema die Autorin in vielen Punkten sehr konsistent erzählt. Im Nachwort wird zwar darauf hingewiesen, das gerade bei Ortsnamen ein gewisses Maß an Freiheit bezüglich der Wahl des Namens genutzt wurde um den Leser nicht zu verwirren und das die grobe Geschichte auf dem Buch von Geoffrey of Monmouth beruht, der bei heutigen Historikern nicht gerade gut weg kommt, aber dennoch ergibt sich gerade für die eher unkundigen Leser der genauen Quellenlage zur Artussage eine runde Geschichte mit vielen Verweisen auf damalige Ansichten, Religionen und Philosophien.
Fazit
An der Artussage interessierte Leser werden wohl um diese Reihe nicht umhin kommen, aber auch Rollenspieler dürften von der Darstellung einer Welt mit sehr minimalistischem Magieeinsatz profitieren können, gerade wenn es sich um Weltenbauer handelt, die eine eben solche Low Fantasy Welt erschaffen wollen.
Guter Buchtip, Danke!