The City of Greyhawk

Damals, es ist lange her, schrieb ich meine erste Rezension. Okay, das ist nicht ganz war, ich hatte schon für die Schülerzeitung über mein Hobby geschrieben, und ich habe für ein örtliches Fanzine auch einige Plattenkritiken geschrieben mit meiner scheintoten Schreibmaschine. Aber meine erste Rollenspielrezension habe ich September 2000 auf RPG.net online gestellt. Man kann sie sogar immer noch lesen, es handelte sich um eine Besprechung von The City of Greyhawk, einer Box für AD&D. 2014 habe ich euch auch schon erklärt das es sich bei dieser Box um die beste Städtebeschreibung des Hobbies handelt. Aber wenn ich mir so meine alte Rezension anschaue wird mir klar das ich nicht ausreichend erklärt habe, WARUM dem so ist, und das möchte ich jetzt mal nachholen.

The City of Greyhawk wurde 1989 als schmale, prall gefüllte Box veröffentlicht, mit einem Cover, welches leider nichts mit dem Inhalt der Box zu tun hat. Enthalten sind zwei Bücher, Gem of the Flanaess und Folk, Feuds, and Factions. Darunter befinden sich vier Posterkarten und 24 Pappbögen mit Kurzabenteuern, welche in der Welt von Greyhawk angesiedelt sind. Beide Bücher sind 96 Seiten lang, und im Inneren in Schwarz Weiß gehalten, während die Posterkarten und Kurzabenteuer in Farbe gehalten sind. Vom Layout her wirkt alles aus heutiger Sicht sehr altmodisch, entspricht aber dem Standard, den TSR zu dieser Zeit gehalten hat. Machen wir also die Box auf, und greifen uns das erste was wir in der Box vorfinden.

Wir schauen uns also als erstes das Buch Gem of the Flanaess an, welches die Stadt und ihre engere Umgebung anschaut. Wir haben hier dreizehn Kapitel, zusammen mit einem Anhang. Das erste Kapitel ist dabei im Prinzip eine Einleitung zu der Box, welche erklärt warum Greyhawk als Stadt so wichtig ist, und warum Charaktere die Stadt besuchen sollten wenn man in diesem Setting spielt. Nach dieser Einleitung bekommt der Spielleiter eine kleine Auswahl an Werkzeugen zum Leiten und Präsentieren von urbanen Abenteuern und Kampagnen geboten, zusammen mit Hinwiesen zum erstellen von neuen Charakteren, welche in der Stadt aufgewachsen sind. Die eigentliche Beschreibung der näheren Umgebung beginnt dann mit dem dritten Kapitel . Innerhalb des Kapitels gibt es zwar einen Ausschnitt aus der Hexkarte der ursprünglichen Settingbox, aber eigentlich geht es um die Region welche auf der vierten Posterkarte dargestellt wird, mit einer Auswahl an Siedlungen und Abenteuermöglichkeiten. Den Stadtmauern und -toren widmet sich auch ein ganzes Kapitel, bevor wir uns dann der großen Feste der Stadt zuwenden. Die Zitadelle wird nur kurz beschreiben, vermutlich mit dem Hintergedanken das die meisten Gruppen diese Burg in ihrer Abenteurerkarriere nie aufsuchen werden. Danach werden die einzelnen Viertel der Stadt beschreiben, sowohl in Form einer groben Übersicht, als auch anhand einzelner wichtiger Locations. Dort wo es nötig war wurden entweder Charakterwerte eingefügt, oder ein Verweis auf das zweite Buch in der Box. Es wird nicht jedes einzelne Gebäude der Stadt beschrieben, dafür ist die Box zu klein und die Stadt zu groß, aber es liegt definitv ein Augenmerk darauf, die Atmosphäre des jeweiligen Viertels zu transportieren und die Örtlichkeiten zu beschreiben, welche für Abenteurer von besonderer Bedeutung sind. Selbst die Unterstadt mit der Kanalisation wird kurz beschrieben mit einer kleinen Auswahl an besonderen Locations. Was mir gefällt ist das in fast jedem Viertel auch eine Tabelle mit angegeben wird, mit der die Spielleitung auswürfeln kann, wie viele Geschäfte eines Types jenseits der benannten in dessen Version von Greyhawk existieren, und dort wo es den Autoren nötig erschien gibt es auch eine Tabelle für zufällige Begegnungen.

Nachdem wir uns ausführlich mit der Stadt beschäftigt haben wird es Zeit für dessen Bewohner, und damit dem Buch Folk, Feuds and Factions. Das Buch eröffnet mit einer kurzen Übersicht über Wirtschaft, Politik, Recht und dem Militär – zusammen mit den wichtigen NSCs, bevor es an die Bewohner der Stadt geht. Diese sind in thematische Kapitel unterteilt, und reichen von den weltbewegenden Größen wie Mordenkainen und dem Zirkel der Acht bis hin zu kleinen Dieben und dem Gildenmeister der Bestatter. Dort wo es nötig ist werden die Charaktere von entsprechenden Werten begleitet, und zu jedem Charakter gibt es innerhalb seiner Beschreibung auch eine Auswahl an Plotaufhängern sollte man schnell eine entsprechende Idee benötigen. Nach den thematischen Kapiteln folgt eine Auswahl an Charaktere, welche sonst nirgends in das Buch gepasst hätten, wie beispielsweise eine Abenteurergruppe, einen Pseudodrachen, und drei NSCs die sich als Antagonisten Parallel zu den Charakteren entwickeln können. Abgeschossen wird der Band durch vier Abenteuer für verschiedene Stufen, welche in der Stadt selbst angesiedelt sind, und nur ein wenig ausgearbeitet werden müssten.

Machen wir mit den Posterkarten weiter. Hierbei handelt es sich um vier Poster wie sie TSR damals liebend gerne den Boxen hinzugefügt hat. Sie sind alle einseitig bedruckt, und auf festem Papier gedruckt. Als erstes hätten wir eine isometrische Draufsicht auf die Stadt, welche nicht zum navigieren taugt, aber dafür einen guten Eindruck vom Gefühl der einzelnen Viertel vermittelt. Für die eigentliche Navigation eignet sich die zweite Karte, ein richtiger Stadtplan. Und nachdem hier auch die Unterstadt beschrieben wurde gibt es hier auch eine Karte der Kanalisation und der unterirdischen Dungeons. Die letzte Karte präsentiert die nähere Umgebung der Stadt, der “Plain of Greyhawk”. Die letzten Komponenten sind 24 Bögen aus dünner Pappe, auf der sich kurze Abentuer… besser, kurze Abenteuergrundrisse befinden. Diese sind in der Mehrzahl in oder um Greyhawk angesiedelt, sind aber in der Regel relativ unabhängig von der Stadt als solches.

Fazit:
Ich schleppe The City of Gryhawk seid ca. 1994 mit mir rum als ich es im hinteren Regal eines Rollenspielladens in Bonn entdeckt habe, und in der Zeit habe ich die Box nie aus den Händen gegeben. Das einzige Rollenspielprodukt das sich länger in meinem Besitz befindet ist meine erste Edition von Mage: the Ascension (Es sei denn, wir zählen jetzt doch Advanced Fighting Fantasy mit…). Für mich ist und bleibt diese Box eines der besten Präsentationen einer lebenden Fantasy-Stadt, neben Blacksand! und Ptolus. Wer also für seine Fantasywelt eine Städtebeschrebung sucht, die darauf ausgelegt ist bespielt zu werden ist hier goldrichtig. Die Box eignet sich aber ebenso als “Einstieg” in die mittlere Phase der Entwicklung der World of Greyhawk, und ist auch als eigenständige Spielwelt sehr gut nutzbar. Alles in allem ein sehr schönes Produkt.