Méto. Das Haus
Es wird französisch
Mit Méto: Das Haus bringt der dtv-Verlag den Auftakt einer Trilogie des französischen Autors Yves Grevet heraus. Méto, der Protagonist und Ich-Erzähler des Bandes „Das Haus“ erzählt von seiner Welt, die aus eben diesem Titelgebendem Gebäude handelt.
Dieses Gebäude ist eine Art Schule/Internat/Waisenhaus in einem. Zeitgleich sind etwa 65 Jungen die ganze Zeit innerhalb des Hauses beheimatet, die jeweils passend zu ihrer Größe speziellen Farben zugeordnet sind. Keiner dieser Jungen hat eine Vergangenheit. Lediglich Fragmente einzelner Erinnerungen kommen dann und wann hoch.
Der Tagesablauf der Jungen ist die ganze Zeit über bis ins letzte Detail durstrukturiert. Jede Handlungsweise bis ins letzte Detail auf militärische Disziplin ausgerichtet. Wer gegen eine dieser Regeln verstößt wird auf die drakonischste Weise bestraft. Dies müssen die jeweiligen Jungen der Schule entweder selbst aneinander durchführen (in Form eines Ohrfeigenkreises – ja, jeder muss seinem gegenüber reihum eine runterhauen) oder aber durch Einzelhaft in einer Kühlkammer.
Dazu gibt es noch eine Sportart, das sogenannte „Inch“ deren Sinn das Ausleben von Aggressionen zu sein scheint. Und hier herrschen keine Regeln. Die Taktik ist es eher den Gegner so schnell es geht fertig zu machen.
Das dieser Apparat aufrechterhalten wird ist den so genannten Cäsaren zu verdanken. Hierbei handelt es sich um eine Art Direktorium und Gefängnisaufseher. (Je nachdem wie man es betrachten will.) Das kuriose dabei sind die Unterrichtsfächer, respektive deren Fachleiter: Der Inhalt eines Faches wird von Menschen vermittelt die ohne Ausnahme vor Jahren einem Unfall zum Opfer gefallen sind und seitdem zu großen Teilen am Unterkörper Querschnittsgelähmt sind.
Zusätzlich dazu werden wachstumshemmende Spritzen den Jungen verabreicht. Denn wer zu groß wird, dessen Bett zerbricht. Und der dessen Bett zerbricht verlässt das Haus in eine ungewisse Zukunft.
Métos gesamte Welt ist das Haus, etwas anderes kennt er nicht. Wie alle anderen. Und dennoch steht er kurz davor das Haus verlassen zu müssen, als ihm Dinge passieren, die seine Welt auf den Kopf stellen. Gegen allen Wiederstand angehend versucht er das Geheimnis des Hauses zu ergründen.
Ja, der bis hierhin abgehackte Stil ist mit voller Absicht so genutzt worden, um den Inhalt zusammenzufassen. Man bemerkt, dass der Band ein Jugendbuch ist, da er sich einer möglichst einfachen Sprache bedient. Zusätzlich dazu kommen die sehr kurz gehaltenen, abgehackten wirkenden Sätze hinzu. Man kann davon ausgehen, dass dieser Schreibstil genutzt worden ist, um dem Leser die sehr militärisch gehaltene Stimmung und Organisation innerhalb des Hauses wiederzugeben. Dass die Idee hinter dem Haus eben jener militante Ansatz ist erkennt man noch an ein paar anderen Stellen. Sämtliche Jungen, bis auf Méto, wurden mit latinisierten Namen versehen. (Die berühmt-berüchtigte „-us“-Endung.) Die Tatsache, dass die Direktoren mit Caesar angeredet werden. Und die Sportübungen innerhalb der Gruppe.
Warum ausgerechnet dann die Hauptfigur der Geschichte mit einem Mal aus diesem Standard herausspringt ist seltsam. Andererseits: Vermutlich braucht Grevet dies, um den besonderen Faktor eines Rädelsführers unterstrichen zu bekommen. Denn auch wenn es insgesamt nicht danach scheint: Méto dient öfters innerhalb seiner Geschichte als Ansprechpartner für andere Personen. Sie wenden sich Ratsuchend an ihn und scheinen mit seinen Lösungen einverstanden zu sein, ihm geradezu die ganze Zeit über zu vertrauen.
Leider macht dies die gesamte Geschichte in gewisser Weise zu platt, da sich bis auf ein paar unangemessen wirkenden Gewaltdarstellungen wirklich nur wenig im Zwischenspiel zwischen den einzelnen Charakteren zu tun scheint.
Was wir hier haben ist dementsprechend ein distopischer Ansatz für die Jungendbuchliteratur, in dem es (zieht man das Ursprungsland in Betracht) um die gesellschaftliche Kanalisation von bestimmten Tendenzen geht, die bereits beobachtet wurden. Das dabei natürlich letzten Endes eine Art Instrumentalisation der Menschheit als Gedanke im Hintergrund steht muss man mir als Rezensenten an dieser Stelle einfach glauben, weil ich letzten Endes keine vollständige Wiedergabe sämtlicher Plots in diesem Zusammenhang wiedergeben kann. Glaubwürdig macht dies alles die gesamte Geschichte leider dennoch nicht.
Ob es jetzt der Tatsache verschuldet ist, das Grevet seine Geschichte in drei Bücher aufgeteilt hat (was ja zur Zeit extreme Mode zu sein scheint), oder ob es einfach daran liegt, dass die Geschichte rund um Méto einfach nur uninspiriert ist, spielt in dieser Hinsicht keine Rolle. Jedenfalls fehlt bei dieser speziellen Geschichte irgendwo der richtige Kick.
Wer Dystopien mag kriegt mit Méto etwas für den Fast-Food-Hunger zwischendurch. Für alle anderen Leute dürfte der Band allerdings nicht sonderlich Empfehlenswert sein, weil er dafür einfach zu wenig Substanz bietet.
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