Meine Freunde die Roboter
Die gesammelten Robotergeschichten
Bevor Asimov für seine Foundation-Trilogie berühmt wurde war er bereits durch andere Geschichten zu Ruhm gekommen – seine Kurzgeschichten um Roboter. Ursprünglich in verschiedenen Zeitschriften erschienen wurden diese Geschichten erstmals 1950 als I, Robot (Deutsch: Ich, der Robot) zusammengefasst. Was war denn das revolutionäre an diesen Geschichten? Vor Asimovs Geschichten waren künstliche Menschen immer etwas böses – egal wie gut der Wissenschaftler es meinte, es kam immer ein Monster dabei heraus das zerstört werden musste, ein Erbe von Mary Shellys Frankenstein, or the modern Prometheus. Asimovs Roboter dagegen hatten kaum eine Wahl – ihr freier Wille wurde durch die drei Gesetze der Robotik eingeschränkt:
- Ein Roboter dar einem Menschen weder Schaden zufügen, noch darf er durch Untätigkeit zulassen das ihm Schaden zugefügt wird.
- Ein Roboter muss Befehlen die ihm von einem Menschen gegeben werden gehorchen, es sei denn, die Befehle widersprechen dem 1. Gesetz
- Ein Roboter muss seine eigene Existenz schützen, es sei denn es entsteht ein Konflikt mit dem 1. oder 2. Gesetz.
Klingt ja eigentlich ganz einfach, oder? Nun, wenn das tatsächlich der Fall wäre, wäre es langweilig, und wir hätten hier nichts zu lesen…
Meine Freunde die Roboter erschien wie auch schon die vor kurzem hier besprochene Foundation-Trilogie in der Reihe Meisterwerke der Science Fiction, und ähnelt ihr auch von der Aufmachung her. Der Band ist 746 Seiten lang, und umfasst neben I, Robot auch die Sammlungen Earth is room enough (Geliebter Roboter) und The Bicentennial Man (Der Zweihundertjährige), zusammen mit einem Vorwort von Greg Bear.
I, Robot: Die in dieser Sammlung enthaltenen neun Geschichten erschienen ursprünglich zwischen 1940 und 1950 in den Magazinen Super Science Stories und Astounding Science Fiction und wurden 1950 für die Buchfassung zusammengefasst und mit einer sehr rudimentären Rahmengeschichte versehen. Die Roboterpsychologin Dr. Susan Calvin, die erste dieses Fachs und langjährige Angestellte der Firma US Robotics & Mechanical Men wird kurz nach ihrer Pensionierung von einem Reporter interviewt, der auf interessante Geschichten über Roboter hofft. Dr. Calvin erzählt ihm dann von Vorfällen bei denen es nicht trotz sondern wegen den drei Gesetzen Probleme mit Robotern gegeben hatte – Ein Roboter der durch einen technischen Defekt in der Lage war Gedanken zu lesen und deswegen lügen musste um niemanden Schaden zuzufügen, oder einem Roboter mit stark ausgeprägtem 3. Gesetz der vor der Wahl steht seine Existenz zu gefährden oder einen Befehl zu missachten. Die Probleme die auftauchen entstehen oft dadurch das die Menschen nicht genug über die Konsequenzen dessen nachdenken was sie den Robotern auftragen. Die Kernaussage ist das Roboter auch nur Werkzeuge sind und das es am Menschen liegt damit das Richtige zu tun. Und bevor jemand fragt: Nein, der gleichnamige Film von 2004 hat außer dem Namen, den drei Gesetzen und der Grundfrage nicht wirklich etwas mit dem Buch zu tun.
Earth is room enough: Die Geschichten in dieser Sammlung enthalten sind entstanden zwischen 1951 und 1957, allerdings hat der Heyne-Verlag hier nur zehn der fünfzehn Geschichten übernommen. Nicht alle Geschichten in diesem Band haben direkt mit Robotern zu tun (Ein paar Geschichten sind eher komischer Natur, es tauchen auch mal Aliens auf, und nicht alles passt in Asimovs „Großvision“ der Roboter-Imperium-Foundation-Sage.) und es ist auch keine große Rahmenhandlung vorhanden. Neben Geschichten über Roboter sind hier auch Erzählungen vorhanden die das Christentum zum Thema haben, Zeitbetrachtungen und ähnliches. Warum fünf Manuskripte nicht mit abgedruckt wurden ist mir allerdings schleierhaft.
The Bicentennial Man: Diese letzte Sammlung erschien 1976, und fasst eine Reihe von Geschichten und Gedichte die zwischen 1966 und 1976 entstanden. Im Gegensatz zu Earth is room enough ist diese Sammlung vollständig erhalten. Ähnlich wie schon beim Vorgänger drehen sich hier nicht alle Geschichten um Roboter, die namensgebende Geschichte ist allerdings sehr wohl Teil der Robotergeschichten, und wurde sogar verfilmt (Ziemlich mies und mit Robin Williams in der Hauptrolle, aber immerhin…) Diese Geschichte dreht sich um die durchaus nicht uninteressante Frage ob ein Roboter nicht ein Mensch werden kann, bzw. was denn wirklich einen Roboter von einem Menschen unterscheidet.
Fazit:
Ähnlich wie schon bei der Foundation-Trilogie sind die Robotergeschichten von Isaac Asimov ein wichtiges Kernstück der modernen Science Fiction, und sollten von jedem gelesen werden der mehr in diesem Genre sieht als sinnlose und dumpfe Raumschlachten und Star Wars-Klone. Asimovs Roboter haben die Science Fiction entscheidend geprägt und die „Asimovs“ sind daraus nicht mehr wegzudenken. Aber auch die AI-Forschung beschäftigt sich mit diesen Gesetzen und damit einhergehend eine Ethik der Robotik. Wenn es einen „Canon der SF“ gibt, so ist dieser Band eindeutig weit oben auf dieser Liste.
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