Shadowrun: Grimdark Edition

Teddy ärgert sich über das neue Shadowrun-Quellenbuch, Storm Front

Ich habe mich gerade durch einen längeren Thread drüben auf RPG.net gelesen in dem es um das auf englisch gerade erschienene Quellenbuch Storm Front geht, mit dem die meisten Plotlinien in Shadowrun 4 mehr oder weniger zum Abschluss gebracht werden sollen während die ersten Storyarcs für SR5 vorbereitet werden. Ich will hier nicht Spoilern oder zu viel verraten, wer es wissen will kann sich drüben den Thread durchlesen oder sich gleich das PDF auf Drivethru holen. Aber eines ist sehr offensichtlich, die Autoren haben als Missionsziel vorgesetzt bekommen die Sechste Welt noch düsterer und noch hoffnungsloser zu machen als sie eh schon ist.

NOCH hoffnungsloser. NOCH düsterer.

Holy mother of fuck.

Ich meine, okay, ja – Als Cyberpunksetting ist Shadowrun schon immer etwas düsterer gewesen als es sagen wir mal Aventurien gewesen ist, aber was SR immer von der Konkurrenz wie Cyberpunk 2020 abgehoben hat (Neben der Magie-und-Elfen Sache) war das die Sechste Welt etwas positiver war. Es gab im Setting von SR immer noch Ideen für die es sich zu kämpfen lohnte, und immer noch Sachen die es wert waren, gerettet zu werden. Es wurde immer impliziert das die Charaktere zwar Berufsverbrecher waren, aber dennoch die meisten von ihnen nach einem Code lebten und Grenzen haben sollten die man nicht überschritt.

Kennt ihr gar nicht, dieses Shadowrun von dem ich spreche, ne? Ich vergesse wie viele der heutigen Shadowrunspieler erst mit der 3. Edition dazugekommen sind.

Und da fing das Ganze eigentlich schon an. Während SR1 und SR2 sehr stark von einer „Attitüde“ geprägt wurden, mit vielen Charakteren die „against the Man“ lebten und predigten, kam schon sehr früh in der Laufzeit von SR3 ein Wechsel, weg von den „not quite good guys“ hin zu den Berufskillern, Exsoldaten und anderen gestörten Persönlichkeiten mit denen wir uns heute in Shadowrun rumschlagen müssen. Aber nicht nur die Art der Charaktere hat sich geändert, auch die Welt wurde zusehens dunkler, und es gibt immer weniger Lichtblicke da draußen. Eine Katastrophe hat die die andere Abgelöst in der fortlaufenden Geschichtsschreibung der Sechsten Welt, von Insektengeister über Kometen und SURGE, dem zweiten Matrixcrash… bis jetzt. Und jetzt scheint die Richtung die vorgegeben wird zu sein „Es gibt da noch irgendwas das noch nicht völlig zerstört und pervertiert worden ist? DAS ändern wir jetzt!“

Mich stört diese Entwicklung (Merkt man, oder?). Es gab und gibt genug Spiele die mit dieser Art Grimdarkness arbeiten – Warhammer 40K an vorderster Stelle, aber auch die Worlds of Darkness (Ob Alt oder Neu ist dabei ziemlich egal), Cyberpunk 2020, CthulhuTech, Delta Green… die Liste liese sich beliebig fortsetzen. Und das ist das Problem in meinen Augen – wenn ich Grimdark will spiele ich auch ein entsprechendes Spiel. Teil dessen was Shadowrun so besonders gemacht hat war doch das es eben NICHT sich dem Grimdark ergeben hat sondern den Chrakteren die Möglichkeit geboten hat dieser dunklen, abgefuckten Zukunft den Mittelfinger zu zeigen und etwas zu ändern und besser zu machen. Und genau das wird dem Spiel jetzt so wie es scheint gerade genommen. Wenn die Entwicklung wirklich so laufen sollte wie sie scheinbar in Storm Front anläuft ist es bei Shadowrun entgültig vorbei mit dem CyberPUNK. Dann spielt man nur noch Cyberpsychopathenkonzernkillern.

Aber dann spielt ihr das ganze ohne mich.

2 Kommentare zu Shadowrun: Grimdark Edition

  1. Mhh ich hab den Thread jetzt nur überflogen und mein erster Eindruck sagt mir zwar dasselbe wie dir ABER nur weil eine Menge 4er Plots schlecht ausgingen heißt das nicht, dass die 5 so düster sein muss. Mein Eindruck war immer das die schlimmsten Sachen zwischen den Editionen passiert sind. In der eigentlichen Spielzeit selber war es dann nie so hoffnungslos. Auch wenn sich viele der Hoffnungen wieder und wieder als falsch erwiesen haben, gab es immer etwas für das man kämpfen konnte.

    Gefühlt hat SR3 auch eine starke Professionalisierung bei den Charakter gemacht. Da waren die Chars wirklich eben DIE Runner. Dementsprechend kam damit auch der Gedanke von Profis ohne Gewissen. Schon in der 4 wurden da ein paar Schritte zurück gemacht. Abegesehen davon. Das Setting hat immer solche “Helden” hergegeben. Das System hat es etwas schwieriger gemacht durch eben diese Professionalisierung. Ich werde mir die 5 bestimmt nicht direkt holen, aber je nachdem was man so hört wenn sie draußen ist… wer weiß. So ganz abgeschrieben habe ich das ganze noch nicht.

  2. Du sagst doch im Prinzip selber, dass es eigentlich gar keinen (neuen) Grund gibt, zu lamentieren.

    Und tatsächlich macht Shadowrun “neutral” betrachtet eigentlich alles richtig. Das Spiel richtet sich am Bedarf eines aktiven (und ausbaufähigen) Spielerkreises aus. Das ist genau die Art von Interaktivität (zwischen Spielerschaft und Verlag), die im Allgemeinen als positiv und wünschenswert für ein Rollenspiel dargestellt wird. Bei Shadowrun (wie bei anderen Spielen auch) ist dies umso ausgeprägter, da die aktuelle Generation an Entwicklern ja streckenweise selbst aus der Spielerschaft herausgewachsen ist. Viel Raum für Vorwürfe lässt das so gesehen also eigentlich gar nicht.

    Die Kehrseite dieser hochgepriesenen Orientierung an der Spielerschaft bekommen nur wir (du und ich und andere) zu spüren, die wir uns andere Entwicklungen wünschen würden…
    …uns damit aber nicht durchsetzen können, weil wir nicht nur “die Minderheit” sondern obenauf auch noch eine zersplitterte Ansammlung von vielen Minderheiten sind (ich wette nämlich, dass zwischen deiner und meiner persönlichen Shadowrun-Vorstellung ebenso Welten liegen, wie zwischen “unserer” und dem, was da ist und nun kommen wird).
    Auf uns Rücksicht zu nehmen ist für den Verlag – und die größere Gemeinde – sinnlos (zumal wir es ja vermutlich nicht einmal zu schätzen wüssten – ein Rant ist am Ende ja doch immer befriedigender als ein Lob oder ein Dankeschön).

    Für mich gilt daher in Sachen Shadowrun-Rants schon lange: Hate the players, not the game. Literally.

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