O steht für online

Buchstabensalat mit Caninus

Online. Ist ja inzwischen aus unserem Hobby nicht mehr weg zu denken und es gibt natürlich viele Aspekte, die in diesem Zusammenhang genannt werden können. Ich möchte heute auf den der Spielrunde eingehen, die online gespielt wird. Und das werden ja immer mehr, wie mir scheint.

Grundsätzlich gibt es ja drei Formen von Spielrunden über das Internet. Die früheste Form des ganzen, die sich aus dem Briefspiel entwickelt hat (ja, das wurde tatsächlich mal mit echten Brief gespielt!) und per email durchgeführt wird (und vermutlich heutzutage kaum mehr Verwendung findet), die zweite Form, die der Forenrollenspiele, welche sich entwickelt hat, als die großen Diskussionsforensoftware auf den Markt kamen und praktisch jeder mit ein bisschen Geld oder Werbung ein Forum hosten konnte und die dritte Form, die erst in den letzten Jahren an Beliebtheit gewonnen hat, in der man über skype oder eine andere ähnlich Software mit seinen Mitspielern spricht. Schauen wir uns doch mal diese Formen im einzelnen an:

Briefspiel

Als es noch kein Internet gab, musste man Rollenspiele zwischen weit entfernten Spielern per Brief regeln (daher.. oha, der Name), als dann aber emails aufkamen, wurde das ganze auf die elektronischen Briefe verlagert, denn die kosten zum einen kein Geld und sind zum zweiten relativ fix am anderen Ende. Das im Rollenspielbereich bekannteste Briefspiel dürfte jenes vom schwarzen Auge sein, welches aktiv die Welt mitgestaltet hat wir wir sie kennen (und auch immer noch durchgeführt wird). Die Schwierigkeiten, welche sich bei einer solchen Form des Spiels ergeben, dürften relativ ersichtlich sein: Man hat unter Umständen eine sehr lange Wartezeit auf eine Reaktion und es kann passieren, dass Spieler gleichzeitig handeln und entgegengesetzte Dinge tun. Um dies zu verhindern, müssen zusätzliche Regeln aufgestellt werden, etwa, dass bis zu einem bestimmten Zeitpunkt geschrieben werden muss, und das man immer an alle die email versendet. Der Vorteil liegt natürlich ebenso auf der Hand: Man muss nicht am selben Ort sein.

Ich selber haben in dem halben Jahr die zwischen der Gründung meiner Vampire Domäne und der Gründung des Forums lagen, das ganze per Briefspiel gemanaged. Es hat funktioniert, aber hat etliches an Mehraufwand erfordert, wie etwa alle emails zu sammeln und zu sortieren, zum Beispiel nach Monaten. Würde ich jetzt nicht wieder machen: Foren sind doch die bessere Wahl.

Forenrollenspiele

Diese Form ist mir tatsächlich am geläufigsten, habe ich doch im Grunde eines in meiner Vampire Gruppe seit 2004 laufen. Bei einem Forenrollenspiel muss man allerdings eine Unterscheidung treffen, die manchem Leser hier wohl etwas merkwürdig erscheint und die auch ich erst vor einigen Jahren gefunden habe.

Es existiert dort draußen eine ganze Welt (und massenhaft Leute), die der Meinung ist sie würde die einzige Form von Rollenspiel betreiben: Nämlich Forenrollenspiel in dem man Geschichten in bekannten Welten von Büchern und Fernsehserien nachspielt, mit eigenen oder bekannten Charakteren (ja, im Grunde Fan-Fiction). Diese Spieler wissen nichts vom Ursprung des Begriffs Rollenspiel! Als ich das entdeckte ist mir echt die Kinnlade runter geklappt.Wer in diese Welt mal reinschnuppern möchte: Charakter Search Board (deutsch).

In der Regel halten übrigens solche Systeme ein paar Monate und dann war es das auch wieder. Aber kommen wir zu dem zurück von dem ich eigentlich schreiben wollte, Rollenspiel über ein Forum. Oben genannte Unwissende haben – da sie übrigens mit Sicherheit mehr Menschen sind, als es Rollenspieler gibt – da nette Begriffe für gefunden. Da gibt es zum Beispiel die Begriffe der Ort- und Szenentrennung. Das bedeutet, dass ein Thread entweder einen räumlichen Zusammenhang hat, also alles was in Eckis Eckkneipe spielt, kommt hier rein, oder einen inhaltlichen, also die Befragung des Zeugen innerhalb eines Threads, auch wenn man dabei vom Tatort zum Präsidium wechselt. Beides hat seine Vor- und Nachteile und ist letztlich Geschmackssache. Ebenfalls Geschmackssache sind solche Dinge wie ‚welche Zeitform nutze ich (Gegenwart, Vergangenheit)‘, ‚beschreibe ich meine Charakter in der Ich-Perspektive oder als dritte-Person‘, ‚wie kennzeichne ich wörtliche Rede, wie Gedanken‘, etc. Und dann sind da natürlich noch zwei Dinge, wobei ersteres für unsere Sorte Rollenspieler eher unwichtig ist, aber für die anderen Forenrollenspieler irgendwie das Maß aller Dinge ist: ‚Wie lang sollen meine Beiträge sein?‘ (hier wird oftmals eine Mindestanzahl an Zeichen oder Worten verlangt – meiner Meinung nach ein Unding, gerade wenn man Dialoge schreibt, aber gut) und ‚Wie sehr beschreibe ich andere Dinge außer meinem Charakter‘. Diese letzte Frage empfinde ich als eine der wichtigsten überhaupt. Denn gerade beim Schreiben seiner Handlung kommt man gerne mal in den Bereich, bei dem man gerne auch die Reaktion seines Gegenübers beschreiben möchte – weil es ja gerade so gut passt. Das findet aber ‚Gegenüber‘ in der Regel ziemlich Kacke, und geht auf die Barrikaden. Dürfte nach Desinteresse der häufigste Grund für das Ende eines solchen Spiels sein, oder zumindest für das Ausscheiden eines Spielers.

Man muss beim Forenrollenspiel natürlich gewisse Abstriche gegenüber jenem am Tisch machen. Der wichtigste davon ist der Zeitfaktor. Denn ich kann einfach noch so schnell die Handlung mit schriftlichen Worten beschreiben, wie ich sie am Tisch darstelle. Meisten ziehen sich Handlungen über Tage und Wochen dahin und Plots, die größer ausgelegt sind, erreichen nie einen Höhepunkt, weil es einfach zu lange dauert. Dem muss man beim Beginn Rechnung tragen und die Geschichte entsprechend schnell zu schaffen halten oder als ein Endlosspiel, bei dem man einfach seinen Charakter darstellt, wie es zum Beispiel in meiner Vampire Gruppe der Fall ist. Der große Vorteil ist natürlich, dass die Spieler schreiben können wann und wo sie Lust dazu haben. Abends vor dem Schlafen gehen, in der Vorlesung, im Bus, oder sonst wo, sofern man ins Internet kommt und tippen kann. Man hat also keinen festen Termin auf den sich alle einigen müssen, sollte sich aber einfach um dem Einschlafen vorzubeugen auf eine Rhythmus, wie ‚einmal am Tag‘ oder ‚alle 3 Tage eine Post‘ einigen.

Die andere Form des Forenrollenspiels ist dann das Chatrollenspiel in dem wesentlich kürzer Beiträge miteinander ausgetauscht werden. Der Vorteil dieser Variante ist, dass man gut etwas schafft, der Nachteil, dass man es in der Regel selbst sichern muss, um es später nochmal nachlesen zu können. Mein Wahl für Ereignisse welche zeitkritisch sind. Dafür ist es wirklich gut geeignet und hat sich bewährt.

Skype und Konsorten

Die neuste Version, dank Skype und vor allem auch googles Hangout Funktion inzwischen recht beliebt. Dabei können die Spielrundenteilnehmer fast wie am Tisch zusammen sitzen, sich sehen und live reden. Nichts mehr mit Schreiben und ewig auf eine Antwort warten, ja sogar coole Tools gibt es inzwischen, die einem die Spielleitertätigkeit erleichtern und eigene Plattform, die genau das als Paket anbieten. Eine goldene Zeit, oder vielleicht doch nicht? Ich muss direkt sagen, dass ich nicht viel Erfahrung in diesem Zusammenhang habe. Bislang habe ich diese Kommunikationsmöglichkeit genutzt um zum Beispiel OT Absprachen zu treffen, die man so schneller machen kann, weil keiner irgendwo hin fahren muss. Meine richtigen Spielerfahrungen berufen sich bislang auf einen Termin. Aber schon an dem wurde klar, dass nicht alles Gold ist was glänzt. Natürlich sind die Möglichkeiten zahlreich und wenn mehr als 500km zwischen den Spielern liegen, bleibt einem kaum eine andere Wahl, aber die Kommunikation ist dennoch eingeschränkt, eingeschränkter selbst, als sie es bei einem Forenrollenspiel ist. Und das liegt einfach an der Art der Übertragung. Bei einem Hangout etwa wird immer der Spieler im großen Bild angezeigt, der gerade ein Geräusch gemacht hat. Grundsätzlich ganz nett, ist das fürs Rollenspiel nicht wirklich zu gebrauchen. Ich möchte als Spieler bei einem Vorschlag sehen, wie dieser ankommt. Kann man aber nicht wirklich. Klar, eine andere Software hat dieses spezifische Problem unter Umständen anders gelöst, aber das Problem bleibt irgendwo dennoch erhalten, da man nun mal bloß ein Bild sieht und die Gesten daraus mehr ableiten muss, da die Übertragungsqualität in den meisten Fällen bescheiden ist.

Das wesentlich größere Problem ist aber die Sprache. Wollen zwei Spieler gleichzeitig sprechen, so geht das zwar, aber keiner versteht mehr irgendetwas. Das führt zwangsläufig dazu, dass man weniger Geräusche von sich gibt und nur das nötigste äußert – man will das Spiel ja nicht stören. Das hat aber leider den Nachteil, dass im ersten Moment belanglose Aussagen gar nicht nach draußen kommen und so das gesamte Spielgefühl verrutscht. Man bringt eben nicht den einen kurzen erklärenden Satz oder auch einfach bloß Seufzer an. Ebenfalls nicht möglich ist das kurze Unterhalten von zwei Spielern, während der Rest mit dem Plot fort fährt. Das müsste man dann doch wieder per Chatfunktion machen und das dauert, wenn man viel sagen will. Also lässt man auch das bleiben.

Somit ist natürlich diese Form des Rollenspielens nicht unfähig oder unbrauchbar, aber man muss sich schon im Vorfeld darüber Gedanken machen, wie man die Runde umsetzen will und das es zu oben genannten Problematiken kommen wird. Ich persönlich würde inzwischen tatsächlich ein Forum vorziehen, auch wenn es da länger dauert, oder nur mit richtig guten Bekannten spielen, bei denen man abschätzen kann, wie sie reagieren und man diese kleinen Hinweise nicht unbedingt braucht.

8 Kommentare zu O steht für online

  1. Tantauralus // März 2, 2015 um 11:41 // Antworten

    Ich bin (noch) bei allen drei Arten ohne jegliche Erfahrung.
    Als Briefspiel will ich aber eigentlich schon länger „De Profundis“ ausprobieren.

    Als Virtual Tabletop Software will ich demnächst mal endlich die zu Weihnachten während der Rabattaktion erworbene Ultimate Lizenz von Fantasygrounds einweihen. Stimmen laufen dann über Teamspeak, da können idR zwei Leute gleichzeitig was sagen und es ist trotzdem noch gut unterscheidbar( es sei denn es ist ein Shout-Match), zudem kann man da unterschiedliche „Räume“ nutzen und so auch mal 4-Ohrengespräche zwischen GM und Spieler ermöglichen. Die Face2Face-Interaktion wird dabei aber auf der Strecke bleiben, da FG keine Webcam-Unterstützung hat.

    • Hmm das klingt interessant. Bei Teamspeak ist also die Audioquali so weit, dass man da echt weniger Probleme hat, wenn dann doch zwei gleichzeitig sprechen? Das wäre ja dann echt eine Alternative, die man mal testen müsste.

  2. Ah… Caninus: Hangout bietet durchaus eine Lösung darauf, wenn du gezielt die Reaktion einer bestimmten Person sehen willst. Du klickst einfach unten das entsprechende „Bild“ des Spielers im Fenster an und sorgst auf diesem Weg dafür, dass das gewünschte Bild des angespielten Spielers in Groß vorerst in deinem Sichtbereich festgemacht wird. (das setzt zwar dann einen gezielten Klick in der gesammten Konferenzschaltung mehr dann fest, sorgt aber direkt dafür, dass du siehst, was du brauchst.)

    • Das behebt aber nicht das Problem. Es ist ja so, dass jeder mal eine Geste macht, die man sehen möchte. Nicht nur einer alleine.

  3. Briefrollenspiel habe ich gemacht bei einem Star Trek Play-by-Email (UCIP) das über eine Mailingliste lief. Erwünscht war da eine Mail die Woche und Dinge wie „In welcher Person schreibe ich?“ und wie man NSCs oder andere Spieler in den eigenen Posts behandelte war genau geregelt. Es gab dort zwar einen guten Anteil von Leuten die nach ein paar Wochen nichts mehr von sich hören ließen, aber andererseits auch Leute die dort jahrelang spielen. Mir hat es Spaß gemacht, vor allem weil man – wenn man es wollte – neben dem Plot auch ausgiebigst den eigenen Char bespielen konnte, ihm Hintergrund geben und Privatleben etc., was bei normalem Rollenspiel ja so nicht möglich oder von allen Spielern der Gruppe gewünscht ist. Andererseits kann man bei Zeitmangel auch mal eine Woche ausfallen lassen, bekommt aber trotzdem alles mit oder man schreibt nur kurz etwas wo man den Plot vielleicht nicht voran bringt aber zumindest daran teil nimmt.

    Online spiele ich jetzt seit einiger Zeit, mittels Teamspeak. Wenn man sich einmal gelöst hat davon die anderen Spieler sehen zu müssen vermisst man das auch nicht. Und seien wir ehrlich – um über Skype oder Hangout wirklich die Reaktionen in den Gesichtern anderer abzulesen, da muss man schon eine gewisse Monitorgrösse und Datenübertragungsrate haben. Es benötigt eine Etikette mit „Nur einer spricht“ etc., aber auch beim Rollenspiel am Tisch sollte man ja ab + zu schauen ob vielleicht jemand anders etwas sagen möchte. Unterstützend dazu gibt es einen virtuellen Spieltisch mittels Programmen wie dem oben genannten Fantasy Grounds oder anderen.

    Es ist ein etwas anderes Rollenspiel als das am Tisch – aber kein schlechteres. Einfach mal ausprobieren!

  4. Mein Online-RP-Highlight ist das Chatrollenspiel. Ich habe es geliebt! Und ist wesentlich dynamischer als das Forenrollenspiel. Aber das nur am Rande ;)

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