M steht für Moral

Buchstabensalat mit Caninus

Okay, eigentlich wollte ich ja M steht für Mord nehmen, aber nachdem ich jetzt Starship Troopers nochmals gelesen habe, hab ich mich um entschieden (und Mord passt ja immer noch rein).

Moral. In manchen Rollenspielen eine große Sache, in anderen eher eine Erwähnung am Rande oder nur auf bestimmte Gruppen innerhalb des Settings beschränkt. Wikipedia sagt zu Moral erst einmal: “Moral bezeichnet zumeist die faktischen Handlungsmuster, -konventionen, -regeln oder -prinzipien bestimmter Individuen, Gruppen oder Kulturen.” Das hat natürlich jeder, ist aber in der Regel nicht das was man umgangssprachlich unter Moral versteht. Das steht dann ein paar Zeilen darunter auch im Wikipedia Artikel: “Daneben wird mit der Rede von Moral auch ein Bereich von praktischen Urteilen, Handlungen oder deren Prinzipien (Werte, Güter, Pflichten, Rechte) verbunden. Eine so verstandene Unterscheidung von Moral und Unmoral ist nicht beschreibend, sondern bewertend (normativ).”

Bewertend. Es gibt also ganz definitiv ein gut und ein schlecht. Besonders anschaulich haben wir das wohl in den diversen Varianten von Dungeons and Dragons. Vermutlich hat jeder hier vom dortigen Gesinnungsmodell gehört mit dem der Charakter in eine von neun Gruppen einsortiert wird und das dann seine Hauptrichtung in moralischen Fragen treffend beschreibt. Natürlich ist das System nicht starr, sondern flexible in der Hinsicht, dass der Charakter auch seine Position verändern kann. Durch die Benennung der Stufen Gut bzw Böse wird im Spieler natürlich explizit das ‘gut’ oder ‘schlecht’ der Moral erklärt.
Denkt man im Gegensatz dazu an Vampire, so hat man dort die Moral auf eine andere Art und Weise, nämlich in Form der Menschlichkeit. Das ist zwar nicht Moral im eigentlichen Sinne, aber im weiteren natürlich schon irgendwo, wenn man eben die umgangssprachliche Erklärung nimmt, nach der jemand ‘moralisch’ handeln kann – eine unsinnige Aussage eigentlich, aber gut. Jemand der die Dinge tut, die auf den unteren Stufen der Menschlichkeitsskala stehen würde wohl von vielen anderen Menschen als unmoralisch bezeichnet werden (das gilt im übrigen nicht mehr, wenn derjenige einem Pfad folgt – die haben ihre eigenen Gesetze und nehmen daher eine Sonderstellung ein). Im Gegensatz dazu hat etwa Shadowrun praktisch keine Mechanismen um solcherlei Dinge darzustellen. Aber das verwundert wenig, ist doch oftmals das Abenteuer selbst über dem Tellerrand des Gesetzes und damit natürlich schnell mal gerne unmoralisch – man erschießt Wachleute, erpresst Angestellte um an Daten zu kommen usw. Auch nicht gerade was man als ‘moralisch korrekt’ bezeichnen würde. Cthulhu hingegen kennt auch keine Form davon, aber hier liegt es wohl daran, dass es einfach nicht Thema des Spiels ist. Man spielt – in der Regel – gewöhnliche Menschen mit natürlich gewöhnlichen Moralvorstellungen, die aber – ebenfalls in der Regel – selten auf den Prüfstand gestellt werden. Dazu ist man zu beschäftigt mit Wegrennen und Angst haben.

Doch was genau hat das eigentlich im konkreten Spiel für Auswirkungen? Im Grunde kommt es ja nur da zur Sprache, wo zwei Moralvorstellungen aufeinander prallen. Dies mögen die Moralvorstellungen zweier Charaktere sein, aber auch durchaus die eines Spielers/Spielleiters und einer Handlung eines Charakters. Manche Charakter werden extra zu diesem Zweck gebaut. Schaut man sich zum Beispiel den Praiosgeweihten aus dem Schwarzen Auge an, so ist er ein Urbild für denjenigen der Gesetze bei sich und anderen befolgen muss – wegen seiner Moralvorstellungen (und nein, das Fass mit Moral und Recht mach ich hier jetzt nicht auf, nehmt einfach mal für diesen Text an, dass das Recht sich stark an den Moralvorstellungen orientiert hat und beides nun übereinstimmt). Somit ist dieser Charakter, wie auch ein Paladin in DnD, ein Charakter der andere auf ihr (moralisches) Fehlverhalten hinweist und Konsequenzen durchführt (Praiosgeweihter bringt Hexe auf Scheiterhaufen). Ebenso gibt es natürlich die andere Richtung, bei der ein besonders unmoralischer Charakter gespielt wird, der durch seine Taten.. ja.. also ehrlich gesagt weiß ich gar nicht warum man so jemanden spielen sollte (zumindest in DSA). Hab ich auch schon lange nicht mehr gesehen. Ein Grund einen Charakter am unteren Ende der moralischen Leiter zu spielen (etwa mit niedriger Menschlichkeit), ist natürlich um genau diese Konflikte aus zu kosten. Also etwa jemand, der diese Taten begeht und die Folgen erleben möchte, oder auch Reue dafür empfindet. Und natürlich gibt es auch solche Spieler, die einfach gerne einmal unmoralisch handeln müssen ohne für sich selbst Konsequenzen zu erhalten.

Womit wir bei dem mit dem Thema Moral eng verwobenen Thema Strafe sind. Woher nun auch immer die Moral kommt (gibt da ja unterschiedliche philosophische Ansätze), ein Verhalten das der Rest der Umgebung als schlecht ansieht, führt in der Regel zu Konsequenzen für denjenigen der es ausgeführt hat. Welche das sind, hängt natürlich davon ab, wo man sich befindet. Wo in DSA einem Dieb die Hand abgeschlagen wird, wird er in Cthulhu Now vermutlich nur ins Gefängnis wandern, wenn es überhaupt soweit kommt. ABER das sind natürlich bloß Konventionen innerhalb der Spielwelt und leider in den seltensten Fällen das, was auch in der Blase passiert in der sich die Charaktere aufhalten. Denn solche Strafen, welcher Art sie auch immer sein mögen, finden Spieler in vielen Fällen unpassend (und sich bestraft, was ja Sinn der Sache ist). Da aber der Mensch dazu gebaut ist, Strafen aus dem Weg zu gehen (weswegen Strafen ja ein probates Mittel sind um etwas zu erreichen), kommt man als Spielleiter hier in eine Zwickmühle: Der Charakter soll bestraft werden und sein Fehlverhalten in den Augen anderer einstellen, der Spieler soll aber natürlich nur bedingt bestraft werden, denn sonst stellt er sein ‘Fehlverhalten’, welches zur Strafe führte, auch ein und kommt nicht mehr.

Ich selbst bin übrigens ein großer Fan von Charakteren, die auch die Moral mit betrachten und mit denen es Eckpunkte gibt, die dann dieses Thema auch auf den Tisch bringen.

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