Ist es min-maxing immer wieder denselben Skill zu nutzen?
Übersetzt aus Robert Hanz G+ Feed
Robert Hanz kommt ebenso wie viele FATE Spieler ursprünglich wohl eher aus der traditionellen Ecke des Rollenspiels und hatte so seine Probleme damit sich in Erzählspiele allgemein und FATE im Speziellen einzufinden. Was Robert allerdings von den meisten unterscheidet: Er hat nicht nur das Talent, sondern auch die Muße seine Erkenntnisse in gute Beispiele und verständliche Worte zu kleiden. In der englischsprachigen FATE CORE Community auf G+ hat er und seine “random thoughts” dementsprechend einen gewissen Ruf.
Genug Grund für mich auch denen, die nicht gern und freiwillig englisch lesen, Zugang zu diesen Texten zu verschaffen.
Robert Hanz über die wiederholte Nutzung von Skills:
Mal einfach so in den Raum geworfen.
Etwas was ich ständig in FATE sehe, sind Spieler, die immer wieder versuchen alles so zu drehen, dass sie ihren besten Skill immer und immer wieder für alles mögliche benutzen können.
Mir hat das immer nach etwas zwischen min-maxing im besten und powergaming im schlimmsten Fall geschmeckt. Mittlerweile habe ich aber meine Meinung dazu um 180 Grad gedreht und halte es für etwas ausdrücklich gutes.
Inzwischen habe ich erkannt, dass Skills weniger einzelne Brocken von Training repräsentieren sondern mehr “wie löst dieser Charakter in der Regel seine Probleme” Hinweise sind. Ein Charakter, der Stealth (Heimlichkeit) als seinen höchsten Skill hat, der neigt eben dazu auch Stealth zu nutzen um seine Probleme zu lösen und gibt sich auch Mühe Wege zu finden sie damit lösen zu können.
Wenn man beispielsweise Informationen über einen bestimmte Person suchen wird, gibt es eine Reihe von Herangehensweisen. Der Charakter mit Heimlichkeit wird ihn beschatten. Der Charakter mit Einfühlungsvermögen (Rapport) wird sich mit ihm anfreunden. Jemand mit Kontakte (Contacts) wird seinen Freundeskreis befragen. Ein Kämpfer (Fight) wird die Antworten einfach aus ihm herausprügeln und ein Betrüger (Deceit) wird einfach lügen.Seine beste Fähigkeit immer wieder zu nutzen ist aus dieser Sicht heraus also ein Vorteil fürs Rollenspielen, der von dem System unterstützt wird.Besonders klar wurde mir das als ich mir die Beschreibungen der Approaches in Fate Accelerated Edition angeschaut habe. Ich könnte falsch liegen, aber vielleicht sind ja auch andere zu so einem Ergebnis gekommen.
Oder wie Robert es kurz darauf in zwei Kommentaren zusammengefasst hat:
1. Eine weitere Inspiration war auch die Episode von Supernatural in der die beiden zu Sams College zurückgehen und Dean darauf besteht sich seinen Weg durch alles einfach durchzulügen, obwohl es immer wieder schiefging.
Da wurde mir klar, dass Dean nicht nur gut im Lügen sein sollte, sondern das es ein wichtiger Teil seines Charakters ist. Wenn er nicht förmlich zwanghaft lügt um seine Probleme zu lösen würde er nicht Dean sein. Ganz besonders wenn dadurch die Probleme in Wirklichkeit entstehen.
2. Natürlich wird der Ninja wann immer möglich Heimlichkeit nutzen. Das ist nun mal das was er am besten kann und viel wichtiger wer er ist.
Disclaimer: Bei dieser Artikelreihe handelt es sich in den gekennzeichneten Bereichen nicht um meine eigenen Worte sondern um eine Übersetzung von ausgewählten Posts und Kommentaren von Robert Hanz. Lob geht bitte an ihn und Kritik ist vermutlich meiner schlechten Übersetzung (die weniger wörtlich sondern mehr sinngemäß gemeint ist) geschuldet.
Ach du meine Güte, er nutzt Dean als Beispiel! Awesome, gleich 100 Sympathiepunkte obendrauf!
Ich kenn ihn jetzt zwar auch nicht wirklich gut, aber was man so von ihm lesen kann (auch die paar persönlichen snippets dazwischen ), deutet darauf hin das der Robert sowieso ein sympathischer Typ ist :D
Ich kenne den Mann nicht. Aber Du bist begeistert davon, dass er Dir erklärt, dass Skills, die zu den “Eigenschaften” eines Charakters zählen (in eigentlich jedem System), dass diese Skills also den Charakter mitdefinieren, und je höher und gewichtiger der Skill ausgeprägt, desto definierender er für den Charakter ist?
Ooookay…. Man muß wohl Fate-Spieler um da Erkenntnisgewinn raus zu ziehen. Die Anwendung des besten Skills bzw. die Suche nach Anwendungsmöglichkeiten als “Power-Gaming” zu bezeichnen ist hirnrissig. Ich freue mich für den unbekannten Robert, dass er diesen Schwachsinn hinter sich gelassen hat. Immerhin.
Naa so stimmt das nicht. Betonung liegt hier auf Artikelreihe. Was der Robert schreibt, wird mit der Zeit durchaus noch ein wenig tiefgreifender. Hätte er NUR das hier geschrieben.. ich hätte mir die Mühe vermutlich nicht gemacht es zu posten. Allerdings will ich da chronologisch vorgehen und sozusagen dabei sein Reinwachsen in Erzählspiele auf deutsch dokumentieren, weil sich da seeehr viel wiederfindet was auch andere traditionelle P&P Spieler mitmachen.
Aber nichts desto trotz. Ganz ohne ist die Erkenntnis, die er hier getroffen hat nicht.
Wenn ich in Rollenspiel XY Fight auf 4 habe, dann ist die Hauptaussage einfach nur das meine Spielfigur ein guter Nahkämpfer ist. Nebenher habe ich natürlich den rollenspielerischen Gewinn, dass mein Charakter offensichtlich kein Problem damit hat zu kämpfen, dies vermutlich auch irgendwie gelernt hat und aller Wahrscheinlichkeit nach auch öfter kämpft.
In FATE (ich vergleiche hier mal mit einer Fernsehserie, die ähnlichen narrativen Strukturen folgt) sagt mir Fight auf einem hohen Wert erstmal etwas anderes. Der Charakter wurde als der Kämpfer in die Serie geschrieben. Wenn es große Kämpfe gibt sollte er sozusagen als Showrunner Anweisung dabei sein, oder andersrum absichtlich fehlen um Dramatik zu erzeugen. Wenn es ein Problem gibt und dieser Charakter damit konfrontiert wird sollte von Anfang an Bedacht werden, dass er das Problem vermutlich durch Kampf löst usw. Und ganz nebenher ist er um diese narrative Rolle erfüllen zu können auch gut im Kämpfen. Das ist aber ein Nebeneffekt, der nicht stimmen MUSS.
In FATE würde ich auch einen Charakter zulassen, der im Kampf einfach nur Glück hat. Er bückt sich um eine Münze aufzuheben und der Gegner schlägt in die Wand. Sowas passiert im ständig und somit ist der Fight Wert auf 4 gerechtfertigt. Das ist seine narrative Rolle. Der Trottel mit Glück.
Natürlich liegt das alles nahe beieinander und ich kann auch DSA, D&D und Shadowrun so spielen. Gedacht ist das aber nicht so. Bei FATE? Ich denke schon.
Insoweit so trivial finde ich das nicht.
“In FATE würde ich auch einen Charakter zulassen, der im Kampf einfach nur Glück hat. Er bückt sich um eine Münze aufzuheben und der Gegner schlägt in die Wand. Sowas passiert im ständig und somit ist der Fight Wert auf 4 gerechtfertigt. Das ist seine narrative Rolle. Der Trottel mit Glück.”
Das nennt man bei SaWo z.B. Ausprägung, gehört auch zu den Eigenschaften, definiert also ipse facto den Char. Hamwer in D&D schon so gemacht: “Du bist also gut im Kämpfen – was heisst das genau?”. Prinzipiell haste natürlich Recht, ich seh halt nur das Novum in dieser Erkenntnis nicht. Wer sich wirklich mit RSP befasst, kriegt recht schnell den Dreh raus, dass Eigenschaften über die Mechanik hinaus auch den Char als Person definieren.
Alles durchaus richtig hier, aber eben nicht neu.
Dann freu dich :)
Für mich war das damals zu FATE2 Zeiten neu und ich weiß, dass auch heute noch der ein oder andere damit hapert.
Das gehört wohl einfach zu den Dingen, von denen man eigentlich weiß aber sobald sie jemand offen ausspricht macht es irgendwie Klick und viele Dinge ergeben plötzlich einfach Sinn.
Und gerade unser Hobby ist voll von solchen unausgesprochenen Offensichtlichkeiten.