Erdenstern – Annwn
Eine vertonte Geschichte
Erdenstern ist in den letzten Jahren in der Rollenspielszene vor allem wegen vieler themenspezifischer Soundtracks bekannt geworden, von denen ihr auch einige hier auf dem Blog finden könnt. Doch dieser Soundtrack ist etwas ganz besonderes. Er ist nämlich jene Idee, die eigentlich überhaupt erst zu dieser ganzen Geschichte vom Soundtrack machen geführt hat. Das aller erste Projekt. Kenner der keltischen Mythologie werden beim Namen vielleicht schon wissen um was genau es geht – Annwn ist der Name der Unterwelt in der walisischen Sagenwelt – das Ganze spricht sich übrigens Annun aus, mit langem „u“, in Lautschrift [anʊn]. Und genau um diese Sagenwelt geht es hier musikalisch. Das Wort ist bekannt aus einer Legendensammlung, dem Mabinogion, dessen Geschichten hier vertont wurden. Das Cover selbst verrät mit seinem einsamen Baum und dem nur im Wasser zu sehenden Schatten eines Wesens schon ein bisschen von der Thematik der Geschichte.
Auf der CD sind 22 Stücke mit einer Gesamtspielzeit von 79:56 Minuten. Auch hier gibt es, wie bei Erdenstern üblich, Adjektive neben den eigentlichen Namen der Stücke um dem Hörer schon vorab zu sagen, in welche Richtung das Lied denn gehen wird und für was er dieses einsetzen kann. Wie meist üblich wird die CD in einem Hardcase zusammen mit einem Booklet verkauft, in dem ein paar Hintergründe zu den Stücken zu finden sind. Wer mehr Informationen haben möchte, ist wohl am besten mit dem Buch selbst bedient (wobei die Rezensentin das nicht so toll fand).
Folgende Lieder sind auf der CD enthalten:
1. Annwn
2. The Lands of Ancient Tales
3. The Hunter and the Hunted
4. Meeting With the Grey One
5. The Bird of Death
6./7. The Never-ending Fight
8. The Birds of Rhiannon
9. Pryderi’s Adventure
10. Tara – The Pride of the Irish
11. Branwen’s Suffering
12. Bran the King
13. Resurrection of the Dead
14. Blood and Bones
15. Death and Destruction
16. The Journey of the Dying Bran
17. Like Father and Son
18. The Endless Journey
19. Isle of the Mighty
20. Made of Flowers
21. The Curses
22. Seven Years
Die Stücke selbst verbindet natürlich nicht nur die Geschichte dahinter, sondern auch die gewählte Form der Musik. Wie sich das für eine walisisch/keltische Geschichte gehört, werden hier vornehmlich solche Instrumente verwendet, die auch in die Region, bzw das musikalische Genre passen (etwa Flutes, Fiddels oder auch passende Trompeten). Je nach Stück natürlich zu unterschiedlichen Anteilen, so dass es sowohl ruhige, dahin plätschernde Lieder, wie etwa „The Birds of Rhiannon“ oder „Like Father and Son“, als auch welche mit viel Energie und Spannung gibt, wie etwa „Bran the King“ oder „Isle of the Mighty“.
Das letzte Stück ist noch einmal etwas besonderes, da dies ein Song komplett mit durchgehendem Gesang ist (und sich daher weniger dafür eignet etwa im Hintergrund einer Rollenspielrunde gespielt zu werden, da man ja vielleicht hören möchte, was gesungen wird).
Die beiden Lieder „The Never-ending Fight“ sind trotz selben Titels zweigeteilt. Zwar geht es hier um ein und denselben Teil einer Geschichte, aber Erdenstern verriet uns auf der RPC, dass es einen ganz besonderen Hintergrund hat. Und zwar ermöglicht diese Zweiteilung, dass man einen großen Kampf im Rollenspiel auf angemessene Art und Weise aufbauen kann, ohne entweder auf ein komplett anderes Lied zu wechseln, dass dann zwar von der Stimmung passt, aber einen Bruch darstellt, oder die ganze Zeit schon im Voraus die Kampfmusik laufen lassen muss. Mit diesen beiden Liedern hat man zunächst eine beginnende Steigerung der Spannung und dann eine passende Kampfmusik für den Hintergrund, die auch nicht zu aufdringlich ist.
Muss man nun das Buch gelesen haben um die Zusammenhänge zu verstehen? Das muss mit einem ganz klaren „Jein“, beantwortet werden. Wie schon erwähnt gibt es im Booklet ein paar kurze Worte zu den einzelnen Geschichten, die aber natürlich vom Umfang her nicht richtig ausführlich sind. Dennoch geben sie einen Kontext unter dem das Ganze verstanden werden kann – die Feinheiten der Lieder allerdings, kommen mit weiteren Kenntnissen über die Geschichte noch mehr in den Vordergrund, während sie ohne das man einen Blick hinein wirft, nicht zu erkennen sind. So sind es einfach gute Stücke, aber eben ohne große Geschichte. Wer übrigens mal rein hören möchte, der kann das mit diesem Medley von der Erdenstern Webpage tun: Annwn-Medley.
Fazit:
Natürlich ist die Vertonung einer Geschichte, bzw mehrerer Geschichten etwas, dass nicht ganz dasselbe ist wie Musik als Hintergrundberieselung für das Rollenspiel oder ein Computerspiel zu machen. Dennoch eignen sich die Stücke dazu, im Hintergrund gespielt zu werden, aber man muss sie mit bedacht einsetzen und bedenken, welche Geschichte sie erzählen – im Zweifelsfall kann man sie natürlich immer benutzen um einfach im Spiel die Geschichte zu erzählen. Fans von Soundtracks werden aber so oder so auf ihre Kosten kommen.
Bin ich der einzige, der bei dem Titelstück die Vision einer aus dem Boden wachsenden Modell-Landschaft bekommt, unterbrochen von wirbelnden Metallbändern, die um eine Sonne kreisen?
Japp ;)