Dieses Mal mache ich alles anders!
Ein Friday Five mit Infernal Teddy
Während ich diese Worte schreibe ist seitens Ulisses verkündet worden, sie würden eine Reihe von Spielleiterratgebern veröffentlichen wollen, Crowdfunding macht es möglich. Passt. Die meisten meiner Spielleitertipps gebe ich eigentlich so zum Besten, wie ich es in diesem Artikel hier auch mache – “Ich mache das so, ich probiere jenes, vielleicht funktioniert das für euch auch”. Mal davon abgesehen das sich sowieso keiner meine Tipps antut, versteht sich.
Aber gut, worum geht es mir denn heute? Mir ist aufgefallen das ich meine Kampagnen immer auf dieselbe Weise plane, aufbaue und leite, und zwar egal was ich leite oder mit wem ich spiele. Und ich möchte diesen Prozess ein wenig ändern, meine Herangehensweise mal wieder etwas anpassen. Sollte ich also wirklich demnächst eine Mage: the Ascension, Mage: the Awakening oder Numenera Kampagne leiten, dann werde ich es mal mit folgenden Ansätzen probieren.
I.) Staffeln. Alles in Staffeln.
Die Idee hier ist, statt meinem üblichen vor sich hin improvisierten Abenteuern, die mal hierhin und dann mal dorthin springen, auch mal einfach das Ganze zu organisieren. Ein Thema suchen, das ich innerhalb dieses Spiels untersuchen möchte, und es intensiv beleuchten. Eine britische Staffel lang, also zwölf Abenteuer lang. Dazu noch die “Pilotfolge” um die Spieler in die Kampagne (und vielleicht auch das Spielsystem) einzuführen. Und wenn das letzte Abenteuer fertig ist, dann ist die ganze Sache abgeschlossen – wenn die Spieler Lust haben, eine weitere Staffel zu spielen kann man eine schreiben, aber wenn nicht, dann gibt es wenigstens keine (oder kaum) lose herumhängende Enden, über die man sich ärgert.
II.) Music was my first love
Darauf aufbauend: ich habe ja ein paar mal an dieser Stelle geschrieben das ich gerne beim Leiten mit Musik arbeite. Wenn natürlich mehr Struktur an der Sache dran ist, lässt sich das sehr viel besser machen. Ein “Theme Song” für die ganze Kampagne, für jedes Abenteuer noch ein eigenes Theme (nachdem man die einzelnen Abenteuer auch benennen kann), und natürlich kann man für die einzelnen Szenen auch sehr viel gezielter Playlists erstellen. Das mag ja für einige von euch da draußen schon ein alter Hut sein, aber wie schon gesagt, ich bin eigentlich ein Improvisateur, da ist das für mich ein eher ungewöhnlicher Ansatz. Auf jeden Fall möchte ich in der Lage sein, meinen Spielern am Ende der Kampagne einen Soundtrack mitzugeben. Am Besten sogar für jedes Abenteuer eine ganze CD, als Erinnerungsstück.
III.) Beschränkte Auswahlen
Gut, zugegeben, das ist etwas, dass ich bei den meisten Kampagnen mache, und zwar seit der zweiten Edition von Shadowrun – nämlich von Anfang an sagen, welche Optionen, welche Bücher zur Charaktererschaffung zugelassen sind. Aber meistens wird man doch schwach, weil einer der Spieler etwas aus einem anderen Buch gerne hätte, ist ja nur eine Kleinigkeit, sollte also nicht so schlimm sein… und dann ruiniert es doch die ganze Kampagne. Bei Pathfinder würde das zum Beispiel bedeuten, nur das Grundregelwerk und die Expertenregeln, bei Mage: the Ascension nur Traditionsmagi und keine Vor- oder Nachteile, und so weiter. Diese Beschränkung der Auswahl bezieht sich dann aber auch auf mich als Spielleiter. Ich leide gelegentlich unter “Oh, neues Buch… gleich mal verwenden”-Syndrom, und das möchte ich abstellen. Sprich, bei meiner Kampagnenplanung einen (kleinen) Stapel an Bücher machen, auf den ich mich beziehen darf, und sonst nichts dazu nehmen (Es sei denn, und da baue ich mir wieder einen Fluchtweg, ich komme an einen Punkt an dem ich das zusätzliche Buch wirklich brauche). Der Stapel darf dann nur zu Beginn einer neuen Staffel geändert werden.
IV.) Keine Handouts
Ich mache immer wieder den Fehler, und erstelle für meine Kampagnen nette kleine Handouts, ein oder zwei Seiten Text damit die Spieler sich zu Beginn zurechtfinden können. Und was war ohne Ausnahme das Ergebnis? Richtig, hat nie jemand gelesen. “Öhm… hätten wir das lesen sollen? So im Voraus?” war die Antwort, oder “Ähm… habe ich vergessen, hab ich verloren, hat der Hund gegessen.” Die Ausreden haben wir alle schon mal gehört, richtig? Deshalb, bei der nächsten Kampagne gerne Bilder, gerne Musik, von mir auch haptische Hilfen und stimmiges Essen, aber ich werde mir ganz bestimmt nicht die Mühe machen, Handouts vor oder während der Kampagne zu erstellen.
V.) Entspannen
Ich mache mir als Spielleiter viel zu viele Gedanken. Ich kann schlecht loslassen und einfach Spaß haben. Zu viele Sorgen darum, ob meine Spieler alle Spaß haben, ob ich jedem genug Spotlights gebe, ob ich nichts vergessen habe, ob ich vor lauter mir den Mund fusselig reden noch ein paar der auf dem Tisch liegenden Gummitiere abbekomme, oder ob meine Spieler auch wirklich alle Spaß haben. Das hatte ich früher so nicht. Ich habe einfach geleitet, und wenn jemand nicht genug Spaß hatte, oder das Gefühl hatte, er käme beim Spielen zu kurz, dann hat er oder sie mir das am Ende der Session gesagt. Da will ich wieder hin, wieder entspannter sein beim Leiten, dann macht das Ganze auch wieder für alle Beteiligten mehr Spaß.
So lange ich auch meine Gummitiere bekomme.
Gott, das hasse ich auch, wenn sie mir während der Szenenbeschreibung die leckeren Snacks wegfuttern ! :)
Und wiedermal wird mir beim lesen einer deiner Artikel klar: Ich bin mit meinen Problemen und Überlegungen nicht allein
Vielen Dank für deine SL Selbsthilfegruppe!
Hallo, ich bin Marcus aus K. und bin Spielleiter…
Hallo Marcus.