Die Katzen von Montmartre
Ein Roman von Tessa Korber
In dem kleinen Viertel Montmartre, welches nach dem sich dort befindlichen Hügel benannt wurde und welches eine der schillerndsten Gegenden in ganz Paris ist, leben nicht nur Einheimische (und vor allem Künstler und Kunstliebhaber), sondern auch einige Katzen. Auf dem weltweit für seine besonderen Gräber bekannten Friedhof haben viele Straßenkatzen ihr Zuhause gefunden. Doch die vermeintliche Ruhe auf dem Friedhof wird jäh gestört als etwas schreckliches passiert. Zuerst wird die Leiche eines jungen Mädchens an einem Grab gefunden – eines Mädchens, welches immer so schön aus einem Gedichteband vorgelesen hat, und dann verschwindet auch noch Grisette – die graue Katze der Kioskbesitzerin, welche sich selbst zwar für etwas adeliges hält und dafür von denen anderen Katzen Montmartres meist etwas schräg angesehen wird, aber dennoch – die Katzen können nicht einfach das Verschwinden einer der ihren dulden. Denn wo eine Katze verschwunden ist, verschwinden ja vielleicht auch mehr. Und dann ist da noch der junge Kater Matisse, der ein anderes Kind auf dem Friedhof findet, welches ebenfalls aus einem Buch Gedichte vorliest und den er daher Poesie tauft. Doch warum dieser rabenschwarze Junge auf dem Friedhof ist? Auch das ist eines der Rätsel, welches gelöst werden will.
Katzen, welche Krimigeschichten lösen, sind ja nun beileibe kein neues Phänomen. Davon gibt es sogar eine gewisse Menge, allen voran vermutlich der hierzulande bekannteste Vertreter dieser Literaturgattung – Felidae mit dem “Ermittler” Francis von Afrik Pirincci, welcher es ja sogar zu einer Verfilmung gebracht hat. Dennoch ist diese Geschichte anders. Ja, es geht um einen Mordfall und auch um eine verschwundene Katze, aber die Schilderungen der Katzenhandlungen (und auch jene der Menschen) sind so geschrieben, wie es vielleicht eine Katze denken würde – wenn sie so etwas tun würde. Da wird gerne mal mitten in der Handlung von einem Thema zum nächsten gesprungen und allgemein eher lasziv an die Erzählung herangetreten. Das ist ein Punkt, an den sich der Leser definitiv gewöhnen muss – ein quer lesen, wie es viele Romane ermöglichen, bei dem man auch mal drei, vier Zeilen überspringen kann ohne etwas zu verpassen, ist mit dieser Autorin nicht möglich, denn drei, vier Zeilen weiter kann man in den Gedanken der Katzen schon ganz woanders sein und sich als Leser, der jene zwischen drin nicht gelesen hat, fragen, wie man denn nun auf dieses Thema gekommen ist. Hat man sich aber an den Stil gewöhnt, bekommt man eine spannende und unterhaltsame Geschichte über interessante Katzenpersönlichkeiten in einem Künstlerviertel, die sich trotz ihre Humanisierung (sie unterhalten sich untereinander mit Worten, etc.) noch kätzisch verhalten (und die Autorin hat einen guten Blick für Katzengewohnheiten!). Aber nicht nur die Katzen sind die Helden dieses Buches, auch deren Besitzer spielen eine weit größere Rolle als man vielleicht meinen könnte – und als es die Katzen vermutlich zugeben würden. So schafft es die Autorin neben dem Mordfall und der verschwundenen Katze auch noch das Leben in einem für sich doch abgegrenztem Großstadt-Künstlerviertel zum Leben zu erwecken und nebenbei auch tagesaktuelle Themen wie etwa die Einwanderung afrikanischer Menschen mit in die Geschichte zu weben.
Für all jene, die noch nicht dort im Viertel waren – es leben tatsächlich viele wilde und halbwilde Katzen auf diesem Friedhof.
Fazit:
Wer sich auf den eher ungewöhnlichen Schreibstil der Autorin einlassen kann, bekommt eine schöne und spannende Geschichte über eine Gruppe Katzen und deren Besitzer präsentiert, die mit viel Leben und Herz den Leser in die ruhigen oder belebten Gassen des Pariser Künstlerviertels Montmartre zieht.
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