Das Leben eines Gezeichneten – Teil 92
Rohals Versprechen - Teil 14
2 Praios – 4 Praios
Die nächsten Tage verliefen für mich relativ ereignislos. Am dritten Praios kehrten die anderen von ihrer Rettungsmission mit dem Ei zurück und ab da wurde sofort wieder das geschäftige Treiben aufgenommen, dass zum Großteil geruht hatte, während das Ei in ungewissen Händen lag. Am nächsten Morgen brachen wir dann wieder auf zum Krater um das Ei dort hin zu bringen und der Vogel erschien tatsächlich. Allerdings verschwand er nicht direkt sondern sprach zu uns, was wohl nur ein, zwei Mal in der Geschichte vorgekommen war. Äußerst seltsam. Und natürlich lauter kryptisches Zeug mit dem man nicht direkt etwas anfangen konnte. Außer das jetzt eine neue Rasse herrschen würde, welche auch immer das sein mag – natürlich fiel bei der Beschreibung, die er gab, gleich der Blick auf die Menschen, aber auch Orks sind kurzlebig und Goblins ebenso.
Wieder zurück in Drakonia machten wir uns endlich auf, die Sache mit dem Kind zu erledigen. Wir fanden zunächst nur die Rahjageweihte im kleinen Garten am Brunnen, die uns erklärte, dass sie selbst nicht genau wusste wo es sich herumtrieb – das nennt man Mutter – naja, da wir sonst nichts besseres vor hatten begaben auch wir uns auf die Suche durch die verschiedenen Hallen, die ich zu einem kleinen Teil schon selbst in den vergangenen Tagen begutachtet hatte. Unser Weg führte uns zunächst durch eine große Halle in der für jedes der sechs Elemente ein riesiger Schrein stand und in der ich ein interessantes Schriftbild entdeckte in dem sieben Echsenwesen gezeigt waren, die alle ebenso gezeichnet waren wie wir. Bevor wir uns weiter Gedanken darum machen konnten, tauchte eine der Eismagierinnen auf und erklärte das bisschen was sie darüber wusste. Offensichtlich tauchten diese Zeichen immer bei Ungleichgewichtslagen auf und versuchten diese zu ändern. Was das nun für uns bedeutete war mir unklar. Immerhin ließ sich so eindeutig sagen, dass es nichts mit den heute bestehenden Göttern zu tun hat – obwohl ich das bei meinem Zeichen eh schon wusste.
Die Magierin verriet uns zudem, dass wir das Kind im Spärenraum finden könnten, der einige Hallen weiter war. Dort angelangt fanden wir frei schwebend aus duzenden Streben bestehend eine Kugel in der Mitte vor in der sich das Kind befand – zumindest konnte man Teile einer Person durch die Streben erkennen, auf denen auch noch kleine Kugeln umherwanderten.
Ich begab mich unter die Kugel und versuchte es mit einem wörtlichen Befehl uns rauf zu bringen, aber es passierte nichts. Konnte auch nicht wie ich im nach hinein feststellte, da ja schon jemand oben war, so dass die Platte erst herunter musste um uns ebenfalls hoch zu bringen. Leo war etwas unaufmerksam und so wurde er beinahe von der Platte zerquetscht, wenn ich ihn nicht zur Seite gerissen hätte. Glücklicherweise lenkte mich der potenzielle Anblick dessen was ich im Inneren finden würde dermaßen ab, dass ich an die Höhe gar nicht mehr
dachte.
Oben angelangt erkannte ich das Kind in wenigen Schritt Entfernung, dass mit geschlossenen Augen da saß und zunächst auf unsere Fragen mit für mich eher nervenden Antworten reagierte. Ich wurde das Gefühl nicht los, dass das hier irgendwie nicht so war wie es sollte und wollte auch nicht einfach diesen Gegenstand, den Rohal uns gegeben hatte einem wildfremden Geist anvertrauen. Andererseits war es hier und angeblich ein Kind eines Dämons und einer Göttin.
Ich konnte mich nicht recht entscheiden und um ein bisschen nachzudenken wollte ich zunächst wieder runter fahren, aber die Platte funktionierte nicht mehr. Leo machte den Vorschlag doch eine Seelenprüfung durchzuführen um nachzusehen, und ich willigte wenn auch widerwillig ein, dass Ergebnis zu akzeptieren.
Leos Prüfung dauerte erstaunlich kurz was zumindest dafür sprach, dass das Kind tatsächlich die Zeit verändern konnte. Und er konnte auch nichts böses – eine blöde Formulierung, aber mir fällt nichts besseres ein – entdecken, so dass ich ihm die Kappe letzlich überreichte. Die Abschlußworte, die es aussprach, brachten mich indess noch mehr zum grübeln, da es zumindest für meine Ohren klang als hätte es den Namen Iribaar ausgesprochen.
5 Praios – 22 Praios
Die nächsten Wochen – die Magier hatten Leo versprochen einen Rüstung zu fertigen die seinen Veränderungen gewachsen ist und das sollte etwas dauern – verbrachte ich viel Zeit damit die Texte an den Wänden zu lesen und zu übersetzten. Teils alleine, teils mit der Magierin oder dem Kind, dass sich irgendwie immer wieder in die Gänge stahl, in denen ich analysierte. Bei einem
weiteren neuen Gang stieß ich wiederum auf das Kind das mir die Hand hin hielt und meinte es hätte etwas für mich gefunden. Dort zu sehen waren sechs kleine rote Steine und ein großer. Die Steine begannen sich zu bewegen, als das Kind die Hand auf mich zu streckte. Ich nahm den großen Stein auf und warf einen Odem und einen Analys darüber. Augenscheinlich war es ein Verständigungsartefakt, so dass der Träger des großen Steins Botschaften an die der kleinen senden konnte. Mit Sicherheit sehr nützlich, wenn man den Zauber beherrschte, für mich jetzt aber unmöglich zu gebrauchen. Aber auch da wollte das Kind weiterhelfen – angeblich weil ich
ihm die Kappe gegeben hatte, aber ich dachte an einen anderen Grund.
Also lernte ich in den weiteren Tagen den Verständigungszauber um das Artefakt auch nutzen zu können und ließ mir parallel von den Magiern einen hübschen Stirnreif dafür anfertigen.
23 Praios – 24 Praios
Etwa gegen die vierte Stunde am Nachmittag erreichte das Konzil ein Dschinn mit der dringenden Bitte um Hilfe bei einer Schlacht bei der das kaiserlicher Heer eingekesselt worden war. Das konnten sowohl Leo als auch Darken nicht einfach so auf sich beruhen lassen und so musste ich wohl oder übel auch mit, obwohl mir so große feinlich gesinnte Menschenansammlungen ja gar nicht liegen. Die Magier beschworen uns Luftelementare und bevor wir aufstiegen, übergab ich noch drei der kleine roten Steine inklusive Armreifen in die diese eingefügt werden konnten an die anderen.
Es dauerte den Rest des Tages, die ganze Nacht sowie einen guten Teil es neuen Tages bis wir das Schlachtfeld erreichten und schon früh kam mir der Gedanken, dass wir so wohl nichts mehr ausrichten würden können und als ich dann das Schlachtfeld sah, war es ziemlich eindeutig. Wenngleich auch das kaiserliche Banner als Sieger stehen geblieben war, lagen Berge von Leichen über den Boden verstreut zum Teil mit seltsamen Verrenkungen und in mehrere Einzelteile zerlegt.
Die Elementare ließen uns nahe der kleinen Ansammlung von Zelten zu Boden gleiten und verschwanden gerade als Leomar eine Rede anstimmte um die Toten aufzuzählen, welche in der Schlacht gefallen waren. Nachdem er geendet hatte – irgendwie interessierte sich niemand dafür wer von den Feinden gefallen war – verschwanden er und seine Zuhörer – Brin, Ayla, Nahema! und eine mir unbekannte Frau – in einem der großen Zelte. Leowulf wartet einige Augenblicke und folgte ihnen dann mit uns im Schlepptau. Drinnen erneuerte Darken seinen Schwur für das
Reich zu streiten und Ayla wies uns darauf hin, dass sie einen Auftrag hätte, diesen aber erst auf der Zwölfgöttertjoste benennen könnte. Aber dorthin wollte sie morgen aufbrechen und da wir nicht weiter stören wollten, verließen wir das Zelt wieder.
Ich sah mich den Rest des Tages ein wenig auf dem Schlachtfeld um, konnte aber außer einigen sehr merkwürdigen goßen Abdrücken und den wirklich arg verstümmelten Leibern nichts außergewöhnliches entdecken.
25 Praios – 28 Praios
Früh am morgen brachen wir zu Pferde auf nach Vallusa um dort ein Schiff zu besteigen. Ayla berichtete ein bisschen von der Schlacht. Augenscheinlich hatte sich Karmoth persöhnlich gezeigt, war aber von den Rondrianern niedergerungen worden, was die Schlacht entschieden hatte. In Vallusa, inzwischen war es früher Nachmittag, bestiegen wir die Seeadler – das beste Schiff der Rondrianer, deren Kapitän jene Frau war, die damals erster Maat auf dem Schiff war, mit dem wir nach Maraskan gereist waren. Wir mussten jedoch am nächsten Tag einen Halt in Ilsur machen, da der Mann, welcher für die Befreiung der Stadt verantwortlich war auf der Zwölfgöttertjoste erscheinen sollte und Ayla befand, dass er so am besten hingelangen konnte. Glücklich sah der Mann jedenfalls nicht aus, als er vor dem in der Ferne sichtbaren Pfeilbeschuß aufs Schiff stieg.
Die weiteren Tage blieben eintönig wie Reisen auf See nunmal sind.
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