Das Leben eines Gezeichneten – Teil 80

Rohals Versprechen - Teil 2

15 Ingerimm
Wir frühstückten nicht in der Cafeteria, da die Zeit zu knapp wurde und schlenderten danach zum großen Saal in dem die Eröffnungsrede stattfinden sollte. Sie war dann auch erwartungsgemäß langweilig und eintönig, im Grunde so als wüssten sie nicht genau was sie hier eigentlich erreichen sollten, oder vielmehr wie sie es erreichen wollten. Danach warf ich eine Blick auf den
Tagesplan für heute dessen dritter Punkt mir so absolut gar nicht behagte… Untersuchung des ersten Zeichens, damit meinte sie wohl mich. Hoffentlich würden sie nicht hinter mein kleines Geheimnis kommen! Wobei der Impersonatrick recht gut zu funktionieren schien…
Vor dem ersten Vortrag war noch ein wenig Zeit, die wir jetzt endlich für ein Frühstück nutzten. Die ersten beiden Vorträge waren weniger reizvoll, zuerst einer über die Lage in Tobrien, die mal so gar nicht dem entsprach, wie ich es erlebt hatte. Aber ich konnte auch schlecht mit den Informationen herkommen, die ich in meiner Zeit in Warunk gesammelt hatte.. würde doch zu unangenehmen Fragen führen. Der danach ging um seine Sprüche, die ich dank gewisser Hilfe
nun ja auch wieder uneingeschränkt nutzen konnte – was ich auch schelmisch gegenüber Silberbraue erwähnte. Im Gegensatz zu allen anderen Personen. Man bat mich an der Leitung des Vortrages teilzunehmen, obwohl ich nun nicht so viel damit zu schaffen hatte. Gut die ein zwei Sachen die ich damals in Mirham ausgetüftelt hatte, aber trotzdem… Und ob die Umwandlung gelungen war, würde sich eh erst in einiger Zeit zeigen, die ich vermutlich nicht hatte.
Auf dem Weg zum Mittagessen trafen wir auf einen recht aufgelösten Elfen der uns mit brüchiger Stimme berichtete, dass es einen Mord im Garten gegeben hätte – wobei er eigentlich bloß den Fund der Leiche meldete, aber für mich war von Anfang an klar, dass es sich nicht um eine natürliche Todesart handeln konnte. Wir liefen ihm also brav hinterher und ich ließ mir die Leiche zeigen, sowie die weiteren Umstände beschreiben. Er hatte in der Cafeteria etwas zu sich genommen und war dann hier draußen einfach tot umgefallen. Ein Glas Wein mit einem
winzigen Rest lag neben der Leiche im Gras.
Vermutlich vergiftet und so nahm ich das Glas hoch und tippte meinen Finger in den mickrigen Rest um ihn mir dann auf die Zunge zu lege. War ne dumme Idee. Eindeutig vergiftet, denn als ich wieder zu mir kam, lag ich auf dem Rasen und mir dröhnte der Kopf, schlimmer als Tempel…
Immerhin hatte ich so meine These bestätigt, auch wenn uns das nicht sonderlich viel weiterhalf und mein Appetit fürs Mittagessen war ebenfalls verschwunden, trotzdem wollten die anderen Essen, aber lieber außerhalb des Geländes.
Wieder zurück in der Akademie bereitete ich mich geistig und körperlich auf die Untersuchung vor, aber sie interessierten sich tatsächlich nur für mein linkes Auge und versuchten jenes zu betasten und mit Zaubern zu untersuchen. Auch Mitglieder der Kirchen waren erschienen, hielten aber recht guten Abstand von mir, so dass ich nicht wirklich Kontakt mit einem Hesindegeweihten zu befürchten hatte, was das zweite Mal an diesem Tag etwas Unerfreuliches bedeutet hätte.
Im Grunde waren sie sich alle recht einig, sofern man das von den Versammelten überhaupt sagen konnte… Es ist nützlich, aber vermutlich trotzdem gefährlich und sollte mit Vorsicht bedacht werden… tolle Untersuchung.
Danach begaben wir uns halbherzig auf die Suche nach unseren Doppelgängern, aber ich hatte später noch eine Verabredung mit Tarlisin und so verabschiedete ich mich relativ früh von den anderen um ihn im kleinen Park zu treffen. Eigentlich wollte ich ihm von meinen Erlebnissen berichten, aber irgendwie brachte ich es nicht heraus, obwohl er mich vermutlich durchaus verstanden hätte… Offensichtlich lagen meine Prioritäten nun woanders.

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Und wieder ein Erwachen und besonders tolle Aussichten… Wir gingen zunächst frühstücken und hörten uns danach einen Vortrag über Dragenfeld an, welcher aber im Grunde genauso wenig Inhalt vorzuweisen hatte, wie jener über Tobrien. Danach – wir wollten uns auf den Weg zum Mittagessen machen und Undu hatte sich daher abgesetzt – fiel mir eine große Menge Geweihter in grün vor dem Gasthaus, welches wir aufsuchen wollten, auf. Doch bevor ich mir da näher Gedanken zu mache konnte, ertönte ein Schrei aus der Menge der umgebenen Bürger und ein Arm reckte sich gen Himmel. Diesem folgend erblickte ich mitten über Punin mit der vermutlich größten Anzahl an Magiern und Geweihten zur Zeit einen Karakil. Man glaubt es kaum… Er flog leider für jegliche Übernahmeversuche zu hoch und so konnte ich lediglich zusehen wie sein Reiter etwas in der Luft abwarf und dann den Dämon zurück nach Osten flog. Vorsichtshalber wirkte ich einen Paralysis – man weiß ja nie was so alles kaputtgehen könnte, wenn es von hoch oben abgeworfen wird – aber es lohnte sich nicht wirklich. Was unten aufkam, quasi direkt vor unseren Füßen, stellte sich als Elfenkopf heraus… der mit ziemlicher Sicherheit ohne meinen Paralysis nicht mehr sehr appetitlich ausgesehen hätte, geschweige denn identifizierbar.
Und natürlich musste just in dem Moment in dem ich den Kopf aufgehoben hatte – er war mit einem Zauber belegt worden, der ihn die Wort ‚eure Zeit ist um, Elfen‘ oder etwas ähnlich theatralisches sagen ließ – um ihn näher zu betrachten Eisenkober mit seiner kleine Anhängerschaft von Speichelleckern des Weges kommen. Er besaß natürlich die Frechheit tatsächlich zu behaupten ich hätte den Kopf zu verantworten… also mehr lächerlich machen konnte er sich ja nun nicht. Ohne groß etwas zu entgegnen dreht ich mich um, um in Richtung Borontempel zu wandern… dort wollte Leo den Kopf abliefern und verrückt wie sie manchmal
sind, haben sie ihn ihm dort auch abgenommen.
Dann ging es endlich zum wohlverdienten Mittagessen und natürlich musste uns gerade dort eine Hesindegeweihte über den Weg laufen und darüber informieren, dass wir uns doch bitte direkt mit ihrer Vorgesetzten unterhalten müssten. Warum wollte sie nicht sagen, aber da das Gespräch im Hotel stattfinden sollte hatte ich weniger Bedenken… nur ein kleines ungutes Gefühl… Es stellte sich aber heraus, dass wir uns mit den Anhängern des Nandus unterhalten sollten, die seine Ausweisung aus dem Pantheon für unverantwortlich hielten. Vermittler spielen… sehr nett.
Zurück in der Akademie gifteten sich vor unseren Zimmern zwei Magierinnen an. Unschön wenn man mal ausspannen möchte. Die eine verlangte von der anderen die Rückgabe eines Steins, den sie angeblich gestohlen hatte, was die andere aber vehement abstritt.

Ich warf nochmals einen Blick nach rechts und links auf die beiden Magierinnen, die zornerfüllt alles und jeden anblufften, vor allem sich selbst. Bin mal gespannt was gleich der Praiot sagen wird, falls Leo einen auftreiben kann.
Nach einiger Zeit sah ich wie sich Leowulf einen Weg durch die mittlerweile wirklich zahlreich gewordenen Schaulustigen bahnte und dem Praioten Platz machte. Wer nicht freiwillig einen Schritt zurückwich, den drängt er mit den Worten „`Zzzurück, macht Platzz!“` ein wenig zur Seite.
Ich trat wieder einen Schritt zwischen die beiden Magierinnen, die sich noch immer heftigst beschimpfen, um die Ankunft der beiden Geweihten zu erwarten, die aber auch nur die Aufruhe auflösten.

Und selbst meine Nachtruhe konnte ich nicht ungestört verbringen, da mitten drin Undu ins Zimmer trat und etwas von einer großen Eule faselte, die aus dem Zimmer zwei Türen weiter geflogen sei und ihn sehr an eine gewisse Elfe erinnert hatte. Also erhob ich mich von meiner Schlafstatt, ging zwei Türen weiter und öffnete ihm die Tür mit einem Foramen, da unser neuer Dieb – wenn ich ihn mal so bezeichnen darf – keine Lust hatte erwischt zu werden von irgendwelchen magischen Fallen. Eigentlich ganz überlebenssichernde Einstellung.
Natürlich befand sich im Zimmer nichts wirklich interessantes, außer einem versiegelten Brief an einen Unbekannten. Und auch als wir uns dafür entschlossen die Nacht wachend im Zimmer zu verbringen, erwies es sich als wenig hilfreich da einfach rein gar nichts passierte.

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Wieder ein Frühstück – dieses mal eines mit sehr müden Leuten am Tisch – und danach nur langweilige Vorträge, die wir dann einfach mal ausfallen ließen und statt dessen Undu zum Borontempel begleiteten, der nämlich nachdem wir ihm vom Elfenkopf beim Frühstück erzählt hatten, meinte doch lieber mal nachzufragen ob er auch anständig untergebracht worden ist um es notfalls lieber selber zu erledigen.
Beim Tempel hieß es, dass er schon beerdigt sei und zwar auf dem Boronanger. Wir planten schon nette Einbrüche ins Gelände um bei Nacht und Nebel den Kopf wieder auszubuddeln, als sich herausstellte, dass er im Elfenteil und somit für Undu vernünftig untergebracht worden war… Schade eigentlich. Undu suchte also diesen Platz auf um Abschied zu nehmen und wir gingen in die Cafeteria. Dort trafen wir auf Adaque, die es endlich auch hierher geschafft hatte.
Da im Anschluss die Untersuchung von Leo angesetzt war, meinte er unbedingt seine Schuppen waschen und polieren zu müssen – wie eitel und überflüssig! Die Untersuchung war äußerst unspektakulär und enthielt auch absolut nichts neues – bis auf das Versprechen Leos später am Abend für einige Schwarzmagier noch mal zu Verfügung zu stehen – so dass wir direkt danach zum Hotel aufbrachen um mit den Vertretern der Nanduskirche zu sprechen,… ich hielt mich wohlweislich zurück mit Meinungen und Thesen und ließ die anderen sprechen, die aber nicht
wirklich Überzeugungsarbeit zu leiste vermochten, da sie wohl selber nicht recht an das bevorstehende Ereignis glauben wollten.
Zurück in der Akademie wollte man Adaque noch untersuchen, die ja erst verspätet eingetroffen war und auch hier zeigte sich das gleiche Bild – nämlich das sie alle eigentlich keine Ahnung hatten.
Der nächste Vortrag handelte von Rohal und war so gut besucht, dass mehrmals der Raum gewechselt werden musste. Interessant war es trotzdem nicht. Was interessiert mich ein Magier, der vor 500 Jahren gelebt hat? Und dann diese These dass er absichtlich Hinweise gestreut hat um im Falle seiner Rückkehr auch zurückzukommen, und das dafür die Onxysplitter, die hier ständig Grund zu Mord und Totschlag waren, gebraucht wurden – meinen würden sie schon
mal nicht bekommen – alles total gewagt. Erstaunlicherweise schien Eisenkober derselben Meinung, denn er wollte seinen Stab dafür auch nicht hergeben.
Wieder draußen aus dem Raum gingen wir zurück zum Hotel um vom Misserfolg unserer Unterhaltung mit den Nandusanhängern zu berichten, aber es schien die Hesindegeweihte nicht wirklich zu stören. Vermutlich hatte sie noch andere Möglichkeiten oder Optionen und solange ihr Fokus auf dieser Sache lag, lag er nicht auf mir.
Draußen trafen wir auf Tar mit dem wir dann erst zu Abend aßen und uns dann wieder zur Akademie begaben um Leos zweiter Untersuchung beizuwohnen, die auch Tar, der die erste verpasst hatte, brennend interessierte. Irgendwie war Leo der Meinung es sei eine gute Idee möglichst viel von seinen persönlichen Sachen – und damit meine ich die wirklich persönlichen – unter die Leute, in diesem Fall Schwarzmagier – zu bringen und gab breitwillig Blut und Hautstücke an die Umstehenden – ich muss hier ja nicht erwähnen wie dämlich diese Handlung
ist…
Um mich von dieser ganzen Sache etwas abzulenken schlug ich Tar vor einen weiteren Besuch in der Terme zu unternehmen, dem auch Leo und Adaque zustimmten, so dass zumindest der Abend angenehm ausklang.

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