Das Leben eines Gezeichneten – Teil 78
Die letzten Tage von Ysilia
6 Travia – 14 Travia
Wir kehrten zunächst nach Ysilia zurück und verbrachten dort die nächsten Tage um uns auszuruhen und unser weiteres Vorgehen zu besprechen. Ich hätte Warunk gerne einen Besuch abgestattet fühlte mich aber noch nicht bereit dazu. Leowulf hatte Probleme mit dem kalten Wetter und Undu wollte seine Familie im Norden besuchen. Vielleicht zum letzten Mal…
Am 12 Travia trat Undu an uns heran und berichtete, dass er draußen am Ysilisee den blinden Druiden wieder getroffen hätte, und dieser eine höchst brisante Aufgabe für uns hätte… ah, ja… wir sollten in zwei Tagen auf die kleine Insel im See heraus fahren – ich wusste nicht mal, dass es eine Insel gibt, geschweige denn wo wir sie finden sollten und so brachen wir einen Tag vorher auf, da wir nicht wussten wie weit es sein würde.
Da die anderen keine Erfahrung hatten, ruderte ich das erste Stück in die Richtung in die uns Undu wies. Eine Insel war nicht in Sicht, dann ruderte Leowulf aber noch immer ergab sich nichts in der Richtung. Nachdem dann auch Undu sein Glück versucht hatte und die Praiosscheibe langsam hinter uns versank, taucht bei mir doch leichtes Misstrauen auf, ob überhaupt eine Insel hier irgendwo zu finden sei, oder der Druide uns nur aus der Stadt haben wollte.
15 Travia
Die Nacht hatte Leo zu einer Statue gefrieren lassen und auch ich war entfernt davon, dass angenehm zu finden, immerhin war es noch Winter. Eine Insel war noch immer nicht in Sicht und so beschlossen wir zurück nach Ysilia zu rudern und dort zu warten. Wenn es was Wichtiges wäre, könnte er uns ja abholen.
Auf dem Weg zurück wurde die Luft um uns plötzlich windstill und das Schneetreiben verflüchtigte sich. Seltsam. Dann tauchte eine Art Flirren der Luft auf und huschte auf Undurael zu. Bei längerem Nachdenken kam mir der Gedanke das es sich wohl um ein kleines Luftelementar handeln könnte.
Es hatte wohl den Auftrag uns zur Insel zu bringen und führte diesen dann auch aus. Durch eine Nebelbank erreichten wir das Ufer einer recht großen Insel, die ich dann auch nach Undu betrat. Leowulf konnte sich noch immer nicht rühren und so trug das Windelementar ihn an Land. Auf der Insel herrschte eine wesentlich angenehmere Temperatur und Leowulf taute langsam auf.
Wir liefen den einzigen Weg in Richtung Inselmitte und hörten schon von weiter entfernt die Stimmen von Menschen, vermutlich Druiden. Nach einer weiteren Wegbiegung konnte ich sie dann auch sehen. Sie standen inmitten eines Steinkreises, genauer eins verdammt großen Steinkreises und unterhielten sich. Als sie unserer Gewahr wurden, trat der Blinde von neulich auf uns zu, entgegen einiger geflüsterter Vorwürfe der anderen.
Er informierte uns, dass sie hier heilige Steine zusammengetragen hatten um eine Art Gegenbeschwörung zu unternehmen, aber 3 Steine fehlten ihnen noch, da die entsprechenden Druiden nicht eingetroffen waren. Und die sollten wir jetzt innerhalb der nächsten fünf Tage holen. Für den Weg würde er die Windelementare bereitstellen. Und vielleicht hatte ich die Chance einen der Steine zu ergattern, ohne das es auffallen würde…
Offensichtlich wußten die Elementare wohin sie mussten, waren allerdings nicht sonderlich gut auf mich zu sprechen. Vermutlich roch ich einfach nach Dämon. Er hob mich jedenfalls nicht gerade angenehm am Fuß in die Luft, so dass mir nicht nur auf Grund der Höhe schlecht wurde und ich erst dann wider klar sehen konnte, als wir den Nebelwald erreicht hatten.
Ich erkannte die Hütte, die wir schon einmal besucht hatten direkt wieder. Sie war nun bis auf die Grundmauern abgebrannt und nur noch verkohlte Überreste lagen hier und dort. Leider förderte eine Untersuchung des Hauses keinen Stein zu Tage. Dann erinnerte ich mich des Steinkreises, den wir in der Nähe gefunden hatten und begann den zu suchen… Es dauerte aber ich fand ihn, nur war leider der Stein nicht mehr vorhanden und unser Auftauchen hier somit müßig.
Also hoben uns die Elementare wieder hoch und wir reisten weiter zum nächsten Ort. Leowulf nutzte die Chance etwas gegen meine Höhenangst zu unternehmen.
16 Travia – 17 Travia
Wir brauchten fast zwei ganze Tage um den nächsten Ort zu erreichen. Einen kleinen Bauchlauf mitten im Wald an einem Hang. Ich wirkte einen Occulus um zu sehen ob es vielleicht eine Kraftlinie geben könnte, immerhin war der erste Stein den ich in meinem Leben gesehen hatte auf einer gewesen und Flüsse folgen diesen ebenfalls oft. Und tatsächlich befand sich eine Kraftlinie über dem Fluss, aber ich entschied mich leider für die falsche Richtung. Undu machte uns darauf aufmerksam, dass er weiter oben einen Steinkreis erblickt hatte und wir begaben uns in diese Richtung.
Da Undu etwas Vorsprung hatte erreichte er zuerst den Steinkreis und wurde prompt von einem kleinen Wirbelsturm zurück geworfen. Ein Odem und Analys offenbarte druidische Magie dahinter, als musste der Druide noch irgendwo hier sein. Undu rief den Druiden, und er antwortete tatsächlich, allerdings nicht gerade freundlich und schon gar nicht kooperativ. Also machte sich Leo auf die Suche nach ihm… und fand ihn auch, hörbar an einem lauten Krachen, als er gegen einen Baum geworfen wurde. Immerhin war der Druide jetzt abgelenkt und wir machten uns dran, den Stein aus seiner Verankerung zu holen.
Nachdem die Windelementare den Stein hielten, begaben wir uns auf die Suche nach Leowulf, der an einem Baum hing und versuchte dem Druiden hinterher zu klettern. Reichlich albern. Aber offensichtlich hatte der Druide ihn verärgert. Wir hatten es trotzdem eilig und so pflückte eines der Elementare Leo vom Baum und wir zogen weiter.
18 Travia
Auf dem Weg zurück hielten die Elementare mehrmals an um Karakilim über uns auszuweichen und erst gegen Nachmittag erreichte wir eine Art Moor wo sich der letzte Stein befinden sollte. In einiger Entfernung standen rot-schwarze Söldner herum und unterhielten sich. Ein Glück das sie uns nicht gesehen hatten. Sie erwähnten den Stein in ihrem Gespräch und vor allem, dass er schon abtransportiert sei. Mist. Immerhin konnten wir der Straße so folgen.
Wir erreichten ein kleines Dorf, dass noch nicht niedergebrannt worden war – vielleicht war ihnen mal aufgefallen, dass die Wege viel einfacher waren, wenn man ab und an in einem Gasthaus einkehren konnte. Jedenfalls stand vor eben einem solchen eine Kutsche auf der der Stein lag. Darum herum standen fünf Söldner.
Ich schlich mich näher an sie heran und wirkte einen Somnigravis auf alle zusammen, was auch wunderbar funktionierte. So hatten wir wenige Probleme den Stein zu entwenden und zur Insel zurück zu kehren.
19 Travia – 20 Travia
Wir erreichten die Insel am Morgen des 20 Travia, und die Steine wurden uns von den Druiden freundlich abgenommen und ihrem Kreis hinzugefügt. Das eigentliche Ritual sollte abends stattfinden und so verbrachte ich den Tag damit auszukundschaften, ob ich danach die Möglichkeit haben würde, einen der Steine mitzunehmen.
Wir durften dem Ritual in einiger Entfernung zusehen und es begann in etwa so wie man sich das vorstellte. Viele Leute im Kreis, die singen. Dann aber zerriss ein Blitzschlag die Luft und einer der Druiden fiel getroffen zu Boden. Über uns erschienen Karakilim aus den Wolken und nebenher noch ein großer anderer Dämon, den ich zunächst nicht einsortieren konnte, da es zu dunkel war um ihn genau sehen zu können.
Immer mehr Druiden wurden von Blitzschlägen getroffen und ich begab mich dann doch in Richtung Anleger nur um dort neun Feuerdämonen zu erblicken, die auf die Insel zu kamen, und in der Ferne einige Bote, die mit Sicherheit nicht von freundlichen Helfern besetzt waren. Dann begann die Erde zu beben und es bildeten sich einige kleine Risse. Keine gute Situation. Warum hatte ich mich nur darauf eingelassen?
Als im Grunde letzten Ausweg versuchte ich eine der Karakilim zu übernehmen. Und dieses Mal mit Erfolg. Es warf seinen Reiter ab und landete bei uns. Undu wollte natürlich nicht mit und so steigen nur ich und Leo auf den Dämon um mit ihm in Richtung Ysilia zurück zu fliegen, die Todesschreie der Druiden hinter uns lassend.
Undu hatte einen anderen Weg gewählt und lief über das Wasser davon.
Wir erreichten Ysilia ungefähr zur gleichen Zeit und traten erschöpft in unser Gasthaus. Da die Dämonen aber gar nicht gekommen waren um die Druiden auf zu halten, zumindest nicht nur, hatten wir von Ysilia nicht sonderlich lange etwas…
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