Das Leben eines Gezeichneten – Teil 77
Winter des Wolfes - Finale
17 Efferd – 19 Efferd
Auch an den weiteren Tagen fanden wir nur niedergebrannte Weiler und nichts weiter Interessantes. Am 18 Efferd begegnete uns ein großer Haufen Soldaten, die nach einigem Misstrauen – Leowulf konnte sie überzeugen, dass es besser für die Sicherheit wäre, wenn sie mich begleiten würden und nicht mit dem Heer zurückzogen – uns gegenüber erklärten, dass sie das Entsatzheer gegen Ysilia wären.
20 Efferd
Wieder passierten wir ein abgebranntes Dorf und konnten nun auch die Türme von Mendena gegen den östlichen Horizont ausmachen. Spätestens morgen würden wir die Stadt erreichen.
Wir passierten gerade einen großen Felsen, als sich vor uns zwei Berittene aus dem Nebel schälten und ihre Lanzen auf uns anlegten. Hinter ihnen sprangen vier Soldaten auf den Weg und über uns erschienen zwei Bogenschützen. Ein Hinterhalt, denn sie ließen uns nicht mal zu Wort kommen. Ich ritt mit Leowulf zusammen vorne und war dementsprechend im Weg der Lanze. Keine gute Position, und ich wirkte wie damals vor Kurkum einen Horriphobus auf das Pferd vor mir um den Reiter abzuwerfen – funktionierte nur halb, es floh einfach mitsamt dem Reiter. Leowulf hatte weniger Glück und wurde von der Lanze schwer getroffen. Ich wand mich
darauf hin den ankommenden Soldaten zu, endlich wieder eine Möglichkeit an der Hand um sie direkt auszuschalten. Mit gewisser Vorfreude wirkte ich zwei Eigene Ängste auf die beiden nächsten und wand mich dann den Bogenschützen zu. Leowulf hatte seinen Lanzenreiter erledigt und Undu die anderen beiden Soldaten. Kurz vor den Bogenschützen wurden beide von Pfeilen getroffen, die nach einem Blick meinerseits nach hinten von einem Trupp Orks ausgeführt wurden. Noch mehr Gegner. Auch wenn sie auf die Bogenschützen geschossen hatten, entschloss ich mich lieber hinter dem Felsen Deckung zu suchen.
Ich traf auf Adaque, die wohl versucht hatte die Bogenschützen von hinten nieder zumachen und nahm sie mit auf das Pferd in den angrenzenden Wald hinein, nachdem wir mit angehört hatten, dass der Mensch der die Orks begleitete – den ich vorher nicht gesehen hatte – wohl eine Art Widerstandskämpfer wäre, der mit den Orks friedlich in einer Baronie gelebt hatte und jetzt durch einen tollen Geheimgang den er kannte, den Herzog töten wollte. Ja klar. Und angeblich wäre er uns schon seit Tagen gefolgt. Mit den Orks… und von uns erfahren über den Wolfsdruiden… den er getötet hatte… hmmm…
Im Wald fing Adaque an zu quengeln, dass wir doch zu den anderen zurück sollten, und ließ sich durch keines meiner Worte davon abbringen, dass das ganz nicht eindeutig eine Falle war. Wie kann man nur so blind sein. Auch Undu, der später zu uns trat, wollte nicht an eine böse Absicht des Menschen dort draußen denken, und nur Leowulf – der uns ebenfalls suchen gegangen war – war halbwegs davon zu überzeugen. Riet mir aber ihn besser im Auge zu behalten, als irgendwo herumschleichen zu lassen, was natürlich ein Argument war. Außerdem war ich doch
ein kleines bisschen neugierig um welche Art Verrat es sich handeln könnte. Denn uns umzubringen hätte er ja leicht machen können. Das konnte es also nicht sein.
Ich ritt also auch mit zurück zur Straße und wir entschlossen uns den Mann zu fesseln und als Gefangenen mitzuführen. Und das er seine Orks wegschickte, so dass wir weiter in Richtung Mendena reisen konnten ohne von 100 Schritt Entfernung gerochen zu werden. Er tat alles ohne Widerworte, einmal mehr ein Hinweis auf seinen Verrat.
Er führte uns durch das Wäldchen in einem riesigen Bogen um die Stadt herum nach Norden und wir rasteten etwa eine halbe Tagesreise von der Stadt entfernt auf einer Lichtung. Undu hatte eine der Blitzkugeln während des Gefechtes ausgetestet, aber sie hatte nicht funktioniert und so sah ich mir die Kugel an. Er hätte seinen Finger in das kleine Loch stecken müssen – ich teste es drei Mal aus, aber sie hatte nur zwei Ladungen. Aber immerhin hatte ich so die Gewissheit, dass die Mauer gegen Magie bei unserem Verräter ähnlich stark sein musste wie bei mir, da er nicht zusammenzuckte wie die anderen.
21 Efferd
Wir erreichten gegen Morgengrauen den Waldrand in der Nähe der Stadtmauern und konnten erkennen wie oben auf der Stadtmauer kleine Katapulte mit Menschen beladen wurden um diese dann über die Mauer in den Wald zu katapultieren. Sollte wohl eine Art Bestrafung sein, aber welche Verbrechen sie begangen hatten, war nicht ersichtlich.
Wir liefen im Schutz des Waldes weiter nach Norden und hielten an einer besonders geschützten Stelle an um auf den Einbruch der Nacht zu warten. Ich sonderte mich etwas ab um für den Notfall einen Karmanthi bei mir zu haben… mussten die anderen ja nicht unbedingt wissen.
Nachdem es endlich dunkel geworden war führte uns der Verräter zu einem geheimen Eingang im Wald vor der Burg. Auf dem Turm, den wir schon vom Wald aus sehen konnten hielt ein Karakil Wache und ich wirkte zur Vorsicht einen Hellsicht trüben auf mich, aber er schien keine weiter Notiz von uns zu nehmen. Beim Baum angelangt ließen wir Undu dort zurück, damit er den Eingang von dieser Seite aus bewachen konnte und wir nicht das Problem bekomme würden in einem Gang von zwei Seiten aus angegriffen zu werden.
Der Gang führte steil abwärts und vermutlich unter der Mauer hindurch bis in einen kleinen Raum auf der Seite des Innenhofes, den man vorher schon durch ein kleines Gitter hatte betrachten können – das heißt vielmehr den Himmel über uns und einen Karakil der landete. Der Kellerraum war voller Vorräte und ziemlich groß. Unser Begleiter führte uns zu einem weiteren Gang durch den wir den Hauptteil der Burg betreten konnten. Dieser wurde von einer Wache bewacht, die an ihrem Platz eingeschlafen zu sein schien. Sein Pech. Ich schnitt ihm die
Kehle durch und wir schlichen weiter. Es ging seltsam glatt, also hatte ich wohl tatsächlich recht mit meiner Vermutung, aber mal sehen was noch passieren würde…
Wir trafen auf einen Quergang durch den wir laufen mussten um zu einem weiteren Geheimgang zu gelangen, der zum Thronsaal führte. Ich hatte bevor wir losgegangen waren einen Widerwille auf mich gewirkt und konnte die anderen so ohne Gefahr der Entdeckung durch den Gang bis zum Wandteppich lotsen. Dort hinter war wieder ein dunkler Gang der über einige Treppenstufen anstieg und dann nach links kleine Gucklöcher besaß durch die man in den Thronsaal sehen konnte.
Irgendeine große Versammlung war einberufen worden, denn ich konnte einige mir schon bekannte Gesichter erkennen, ebenso wie den gesuchten Untoten. Worüber sie geredet hatten, war unersichtlich, denn gerade als ich durch das kleine Loch schaute wurde die Tür auf der Gegenseite geöffnete und ein Bediensteter kündigte eine Frau an, die direkt nach ihm den Raum betrat. An ihrer Stimme erkannte ich, dass es sich um jene Person handelte, die neulich nachts auf dem Karakil in unser Lager gekommen war und von den beiden Magiern aus Drakonia vertrieben wurde.
Sie wollte seine Nachricht uns bezüglich überbringen. Wir seien nämlich erst zu töten und dann mitzunehmen und nicht wie es wohl Arngrimm vorhatte, erst mitnehmen und dann was weiß ich mit uns anstellen. Er schien auch nicht erfreut über die Nachricht zu sein, obwohl wir ihn natürlich so nicht sehen konnten, da der Thron direkt hinter der Wand stand. Ja er ging sogar so weit, dass er die Versammlung auflöste und dann mit allen anderen den Raum verließ, so dass ich durch die Tür hinter dem Thron huschen, die Hauer – die offen auf einem Beistelltisch lagen – an Leowulf übergeben konnten und dann mit der Laterne der Golgariten dem Untoten zu Leibe rücken konnten. Und natürlich fing diese kräftig an zu Leuchten, was sicherlich auf der ganzen Burg zu sehen war. Wir hatten es also nun eilig wieder zu verschwinden, was sich als ebenso einfach wie das hereinkommen gestaltete – und mich in meinem Verdacht natürlich noch mehr
bestätigte.
Unter dem Burghof konnten wir hören wie seine Botin ihren Karakil bestieg und los flog. Unser Begleiter wollte sich aufmachen um Arngrim zu töten und ich schickte ihm dem Karmathi hinterher.
Draußen wartete noch immer Undu und zusammen machten wir uns eiligst auf nach Nordwesten.
22 Efferd – 1 Travia
Gegen Mittag des nächsten Tages flog ein riesiger Schatten über uns, aber was es war konnte ich nicht genau feststellen, da noch immer eine dicke Nebelschicht über dem Land lag.
Wir kamen gut voran und begegneten nur wenigen Leuten, denen wir ausweichen konnten. Ein Trupp hatte es auf arme Bauern abgesehen, die sie zu Tode folterten um etwas über uns zu erfahren – was natürlich völlig dämlich war, da sie schlecht etwas wissen konnte. Vermutlich hatten sie bloß Spaß an der Sache.
Kurz vor Eslamsbrück konnte wir einem kleine Trupp Soldaten nicht mehr rechtzeitig ausweichen und mussten uns mit ihnen beschäftigen. Da sie seltsam schnell durch unsere Tarnung geblickt hatten sah ich sie mir etwas genauer an. Der Anführer besaß eine Art Amulett, das auf Leowulf reagierte. Vielleicht auf die Hauer… oder auf Echsen… ohne Analyse schwer zu sagen. Was mich wieder darauf brachte die Hauer mal näher anzusehen… und sie hatten tatsächlich einen Zauber auf sich. Eine Balsam, Gardianum und einen Reversalis… sowie noch etwas anderes was ich nicht entziffern konnte. Bestimmt nichts Gutes. Dafür waren wir einfach zu gut an allem vorbei gekommen…
Gegen Mittag des ersten Travia erreichten wir Eslamsbrück, dass gerade mit einem Floß Nahrungsmittel gebracht bekam, übergaben den Golgariten ihre komische Laterne und ließen uns mit dem Floß übersetzten.
2 Travia – 5 Travia
Der Weg zurück nach Ysilia war recht unspektakulär, sah man einmal davon ab, dass wir die Stadt gar nicht erst erreichten. In Viereichen lagerte das Heer um seine Truppen aufzuhalten, dass wir gegen Morgen des fünften Travia erreichten. Leowulf überreichte die Hauer nach einer Ewigkeit, die wir durch die Reihen brauchten an den zukünftigen Herzog und ich richtete ihm meine Warnung bezüglich der Zauber aus. Er ließ sie darauf hin von den Bannmagieren
untersuchen, die vermutlich nicht mal das große Schild mit ‚hier ich bin böse‘ finden würden, wenn man sie damit auf den Kopf schlägt… Teppiche… also wirklich.
Dann trat Ayla auf uns zu und bat uns darum eine Art alte Grabstätte während der kommenden Schlacht zu verteidigen um so die Moral der Kämpfenden zu stärken. Allerdings befand sich die Stätte nicht einmal in der direkten Nähe des auserkorenen Schlachtplatzes und ich fragte mich, wie es die Kämpfenden wohl mitbekommen sollten, dass sie geschützt wäre. Sollte jemand auf der Gegenseite auf die Idee kommen einfach ein entsprechendes Gerücht zu verbreiten wäre der Moral schon genüge getan. Aber dort war es vermutlich sicherer als wo anders und
daher wies ich zwar auf diesen Fehler hin, aber eben nicht mit aller Nachdrücklichkeit.
Wir mussten kurz vor den Gegnern hergezogen sein, die von Warunk aus gegen Ysilia zogen, denn bald schon begann die Schlacht. Wie vereinbart versuchten wir zum Grab durchzubrechen und erreichten es nach einigen Scharmützeln durch einen Zufall, da Leowulf an einem steilen Hang ausglitt und ins Tal direkt vor die Grabstätte rutschte. Leider blieb unsere Entdeckung nicht unerkannt und auf halbem Weg nach unten konnte ich den großen Schatten eines Karakils erkennen, der dann direkt vor Leowulf landete. Auf ihm saß jene Frau, die schon bei Arngrimm aufgetaucht war. Sie durchbohrte meinen Oberschenkel mit ihrem Speer und ich sank zu Boden. Leowulf stellte sich zwischen uns und Undu schoss vom oberen Ende des Hanges, als der weiße Wolf aus dem nichts auf den Karakil losging und sich in ihm verbiss. Jetzt genügend Zeit, nahm Leowulf alle vier Bannkugeln auf einmal und schickte den Karakil zurück in die siebte Spähere, bevor er die Reiterin erschlug. Der Wolf jedoch wuchs zu einer erstaunlichen Größe an und der Schneefall, der am Morgen begonnen hatte und sich bis jetzt als nicht weiter tragisch erwiesen hatte, wuchs zu einem Sturm heran. Das riesige Tier führte uns über das Schlachtfeld auf das eine seltsame Ruhe eingekehrt war zurück zum Herzog, der wie tot da lag, die Hauer um den Hals. Die Magier mussten ihm wohl geraten haben das sie ungefährlich wären… Narren! Und jetzt meinte ich mich auch daran zu erinnern, dass ich etwas entfernt Rufe über den Tot des Herzogs vernommen hätte, aber im Schlachtenlärm kann man vieles falsch verstehen.
Der Wolf wandelte sich in einen sehr viel kleineren Mann, der sich als jener vorstellte, dessen Grab wir geschützt hatten, und eigentlich er selbst geschützt hatte. Der erste der Anspruch auf Tobrien erhoben hatte und den Eber erschlug, dessen Hauer seinen Nachfahren nun getötet hatten. Als Firunsheiliger brachte er den Winter seines Gottes um für einen Ausgleich zu sorgen und nahm dem Toten die Hauer ab um ihn dann mit ihnen wieder zum Leben zu erwecken. Muss ja wirklich ein wichtiger Mann sein, dass die Götter sich um ihn kümmern. Na dann liegt
weniger Aufmerksamkeit auf mir.
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